Robert E. Howard
Teil 6: Seine historische Abenteuergeschichten
Ende der 1970er Jahre kam ich durch die Taschenbuch-Reihe "TERRA FANTASY" (1974-1982) des Pabel Verlages, die 1982 leider nach 94 Bänden eingestellt wurde, zum ersten Mal mit den Geschichten des Autors ROBERT E. HOWARD in Berührung, und tauchte in die Abenteuer von Helden wie BRAN MAK MORN, KULL VON ATLANTIS, SOLOMON KANE und EL BORAK ein.
Die Faszination von Howards Werken ließen mich seitdem nicht mehr los. Seine Geschichten wurden zudem nie langweilig, obwohl ich sie seitdem immer und immer wieder gelesen habe.
Ab den 1980er Jahren machte ich dann durch die "CONAN"-Reihe des Heyne Verlages auch die Bekanntschaft mit dem Barbaren aus Cimmerien, die wohl bekannteste Figur Robert E. Howards.
Doch es waren letztendlich vor allem Howards Abenteuer-Geschichten zur Zeit der Kreuzzüge, die mein Herz höher schlagen ließen, und eine nicht zu definierende Faszination auf mich ausübten...
Im Jahre 1930 stand Robert E. Howard bereits fest im schriftstellerischen Sattel. Seine Erzählungen erschienen regelmäßig in "WEIRD TALES" und eine Serie von Boxer-Geschichten wurden in "FIGHT STORIES" veröffentlicht.
Im Juni 1930 schrieb Robert E. Howard einen Brief an Farnsworth Wright, dem Herausgeber von "WEIRD TALES", der nicht nur sein, sondern auch das Leben eines anderen Schriftstellers verändern und prägen sollte.
"Ich habe mich schon lange darauf gefreut, Mr. Lovecrafts DIE RATTEN IM WALD zu lesen, und es erfüllt sicherlich alle Erwartungen. Ich war erstaunt über den Umfang seiner Vorstellungskraft - nicht so sehr wegen des Ausmaßes seiner Ausdehnung in die Bereiche der Vorstellungskraft, die er, obwohl sie in dieser Geschichte kosmisch genug ist, meiner Meinung nach in anderen Erzählungen übertroffen hat, sondern wegen der seltsamen und undenkbaren Nebenpfade, in die er in dieser Geschichte gewandert ist ....
Der Höhepunkt der Geschichte allein stellt Mr. Lovecraft in eine Klasse für sich; zweifellos muss er das ungewöhnlichste und am wunderbarsten konstruierte Gehirn von allen Menschen auf der Welt haben ..." (1)
Farnsworth leitete Robert E. Howards Brief an H P. Lovecraft weiter und dieser antwortete Howard nach kurzer Zeit. Der Rest ist Geschichte.
Aus dem regen Schriftverkehr entwickelte sich zwischen den beiden Autoren eine langjährige, intensive, und doch ungewöhnliche Brieffreundschaft, denn Howard und Lovecraft lernten sich persönlich nie kennen.
Robert E. Howard mochte H. P. Lovecraft auf anhieb. In einem Brief an seinen Freund Clyde Smith im September 1930 schrieb er über Lovecraft:
"Ich bekam einen langen Brief von Lovecraft. Der Junge ist sehr klug. Und auch sehr belesen. Er beginnt damit, dass ihm die meisten meiner Argumente logisch genug erscheinen und dass er kurz davor ist, meine Ansichten zu akzeptieren - und dann folgen etwa drei oder vier eng beschriebene Seiten, auf denen er praktisch alle meine Theorien in Stücke reißt ..." (2)
Auch bei Lovecraft, der Robert E. Howard scherzhaft TWO-GUN BOB nannte, schien die Chemie von Anfang an gestimmt zu haben. Zumal beide Autoren eine Art Seelenverwandtschaft verband, die schwer zu beschreiben ist.
Durch H. P. LOVECRAFT kam Robert E. Howard auch mit CLARK ASHTON SMITH, AUGUST DERLETH und vielen anderen aus Lovecrafts Zirkel in Kontakt.
1931 begann Robert E. Howard auch mit dem Schreiben einer Reihe von Abenteuergeschichten ohne Fantasy-Elemente.
In den kurzlebigen Pulp-Magazinen "ORIENTAL STORIES", "THE MAGIC CARPET MAGAZINE" und "THE GOLDEN FLEECE", hatte Howard Raum für diese rein historischen Abenteuer-Geschichten, die vorwiegend zur Zeit der Kreuzzüge spielten.
Die erste von diesen Erzählungen erschien unter dem Titel "HAWKS OF OUTREMER" ("DIE FALKEN ÜBER ÄGYPTEN") im April bis Juni 1931 in "ORIENTAL STORIES". In ihr spielt der halbirische Ritter CORMAC FITZGEOFFREY die Hauptrolle, der ausreitet um den Tod an seinen Kameraden zu rächen.
Im Herbst 1931 folgte mit "THE BLOOD OF BELSHEZZAR" ("DAS BLUT VON BELSHEZZAR" die zweite Geschichte mit CORMAC FITZGEOFFREY.
"Wow! Was ist THE BLOOD OF BELSHAZZAR von Robert E. Howard, erschienen in der Herbstausgabe von Oriental Stories, für eine tolle Geschichte. Wenn ich gute Belletristik beurteilen kann, ist dies eine der besten Geschichten, die dieses Jahr in irgendeinem Magazin erschienen sind. Sie ist das, was wir Leser wollen. Lasst uns mehr von Howards Zeug haben." (3)
Die dritte und letzte Kurzgeschichte mit CORMAC FITZGEOFFREY, das Story Fragment THE SLAVE PRINCESS ("DIE SKLAVENPRINZESSIN"), erschien nicht mehr zu Howards Lebzeiten, sondern wurde vom Autor Richard L. Tierney zu Ende geschrieben und erst im Januar 1979 in der Buchausgabe "HAWKS OF OUTREMER" veröffentlicht.
Von 1931 bis 1932 erschienen im Pulp-Magazin "ORIENTAL STORIES" weitere historische Erzählungen Howards ohne wiederkehrenden Charaktere. So in der Februar/März-Ausgabe die Story "RED BLADES OF BLACK CATHAY", die Howard zusammen mit seinem Freund Tevis Clyde Smith geschrieben hatte sowie im Frühling 1931 "LORD OF SAMARCAND" ("HERR VON SAMARKAND") und im Winter 1932 THE SOWERS OF THE THUNDER ("DIE DEN WIND SÄEN"), die alle eine begeisterte Leserschaft fanden.
“Howard begeisterte sich für Geschichtswissenschaft und die Erzählungen, die er an ‚Oriental Stories’ verkauften, gehören zu seinen besten.” (4)
Im Juli 1933 erschien im Pulp-Magazin "THE MAGIC CARPET MAGAZINE" die Story THE LION OF TIBERIAS“ ("DER LÖWE VON TIBERIAS").
Erst nach Howards Tod wurde 1939 in "GOLDEN FLEECE" seine Kurzgeschichten "GATES OF EMPIRE" ("DIE TORE ZUM KÖNIGREICH") veröffentlicht.
Auch "TWO AGAINST TYRE" ("ZWEI GEGEN TYRUS")ist eine von Howards historischen Abenteuergeschichten, die ohne Fanasy- Elemente auskam.
Die fragmentarisch wirkende Fassung der Story lässt darauf schließen, das Howard weitere Abenteuer mit EITHRIALL plante, jedoch durch seinen Tod nicht mehr dazu kam.
"ZWEI GEGEN TYRUS" erschein erstmals 1975 in einer halbprofessionellen Liebhaberausgabe, in "THE HOWARD COLLECTOR" von Glenn Lord.
Die meisten von Howards historischen Abenteuer-Geschichten, die zur Zeit der Kreuzzüge spielen, erschienen erst Jahrzehnte nach seinem Tod in der Buchausgabe "THE LORD OF SAMARCAND AND OTHER STORIES".
© by Ingo Löchel
- (1) Robert E. Howard
- (2) Robert E. Howard
- (3) Leserbrief, Cross Plains Review
- (4) Patrice Louinet
Howards historische Abenteuergeschichten in deutscher Übersetzung
1) Pabel Verlag
Terra Fantasy # 42
- Der Löwe von Tiberias (The Lion of Tiberias)
- Die den Wind säen (The Sowers of the Thunder)
Terra Fantasy # 50
- Herr von Samarkand (Lord of Samarkand)
Terra Fantasy # 55
- Zwei gegen Tyrus (Two Against Tyre)
Terra Fantasy # 93
- Die Straße Azraels (The Road of Azrael)
2) Festa Verlag
Der Löwe von Tiberias - und andere historische Erzählungen (2017)
- Die Tore zum Königreich (Gates of Empire)
- Die Falken über Ägypten (Hawks of Outremer)
- Das Blut von Belshazzar (The Blood of Belshezzar)
- Der Löwe von Tiberias (The Lion of Tiberias)
- Die Straße von Azrael (The Road of Azrael)
- Die Sklavenprinzessin (The Slave Princess)
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