Robert E. Howard
Teil 1: Die Anfänge
Heute vor 85 Jahren starb der US-Schriftsteller Robert E. Howard im Alter von 30 Jahren. Ein sehr guter Grund an dieser Stelle an den vielseitigen Autor sowie den Vater und Erfinder von "Conan" zu erinnern...
Ende der 1970er Jahre kam ich durch die Taschenbuch-Reihe "TERRA FANTASY" (1974-1982) des Pabel Verlages, die 1982 leider nach 94 Bänden eingestellt wurde, zum ersten Mal mit den Geschichten des Autors ROBERT E. HOWARD in Berührung, und tauchte in die Abenteuer von Helden wie BRAN MAK MORN, KULL VON ATLANTIS, SOLOMON KANE und EL BORAK ein.
Die Faszination von Howards Werken ließen mich seitdem nicht mehr los. Seine Geschichten wurden zudem nie langweilig, obwohl ich sie seitdem immer und immer wieder gelesen habe.
Ab den 1980er Jahren machte ich dann durch die "CONAN"-Reihe des Heyne Verlages auch die Bekanntschaft mit dem Barbaren aus Cimmerien, die wohl bekannteste Figur Robert E. Howards.
Doch es waren letztendlich vor allem Howards Abenteuer-Geschichten zur Zeit der Kreuzzüge, die mein Herz höher schlagen ließen, und eine nicht zu definierende Faszination auf mich ausübten...
ROBERT E(rvin) HOWARD wurde am 22. Januar 1906 als Sohn des Landarztes Dr. Isaac Mordecai Howard und der Hester Jane (Ervin) Howard in Peaster (etwa 45 Meilen westlich von Forth Worth), in Texas, USA, geboren.
Howards erste Lebensjahre waren durch die ständige Wanderschaft seiner Eltern geprägt, die ihn durch ganz Texas führte.
Durch die Erzählungen seiner Großmutter hatte Robert E. Howard bereits als Kind seine ersten Kontakte mit dem Phantastischen gemacht.
"Ich erinnere mich, dass mir als Kind die Haare zu Berge standen, wenn sie von dem Wagen erzählte, der im Dunkel der Nacht über die Wege in der Wildnis rollte, ohne dass Pferde vorgespannt waren; der Wagen, der voll von abgetrennten Köpfen und Gliedern war.
Dann gab es das gelbe Pferd, das grässliche AIptraumpferd, das die Verandastufen eines der alten Herrenhäuser auf und ab raste, in dem eine böse Frau im Sterben lag; die Geisterhände, die an den Türen kratzten, während sich niemand zu öffnen getraute, aus Furcht, den Verstand zu verlieren beim Anblick dessen, was draußen lauerte.
Und in vielen ihrer Geschichten kam auch das alte und verlassene Herrenhaus vor, das vom Unkraut überwuchert war, und von deren Verandageländern geisterhafte Tauben aufflogen." (1)
Als Howard dreizehn Jahre alt war ließen sich seine Eltern im September 1919 in Cross Plains, Texas, nieder, einem kleinen Ort mit 1.500 Einwohnern.
Cross Plains liegt etwa 32 nord-nordwestlich von Brownwood und 43 Meilen südöstlich von Abilene, im Südosteck von Callahan County, etwa im geographischen Zentrum von Texas.
Cross Plains selbst liegt in einer flach gewellten Landschaft, deren Erscheinungsbild von Feldern, Weidegründen und kleinwüchsigen Pfosteneichen geprägt ist. Dort verbrachte Howard den größten Teil seines restlichen Lebens.
Robert E. Howard ging dort zur Grundschule. Ab 1922 besuchte er die High School in Brownwood und besuchte danach auf die Howard Payne Handelsschule, einer Unterabteilung des Howard Payne Colleges in Brownwood, wo er Kurse in Maschinenschreiben, Stenographie und Buchhaltung belegte. Zuvor hatte er sich ein Jahr mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen und nebenher geschrieben.
Während seiner Zeit in Brainwood traf er auch zum ersten mal auf Gleichgesinnte in seinem Alter. Die wichtigsten wurden seine beiden langjährigen Freunde Trevis Clyde Smith and Truett Vinson
In jungen Jahren machte ihn sein frühreifer Intellekt zum frühzeitigen Außenseiter. Eine zeitlang blieb es ihm dadurch nicht erspart, dass er herumgestoßen wurde. Doch dann verschrieb er sich dem Sport und der körperlichen Ertüchtigung.
Dadurch wurde Robert E. Howard ein bemerkenswerter Boxer, so dass danach keiner mehr versuchte, sich mit ihm anzulegen.
"Vater, als ich zur Schule ging, musste ich eine Menge einstecken, weil ich allein war und niemand meine Partei ergriff. Ich trainiere meinen Körper, damit ich, sollte mich irgend jemand angreifen, ich ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen, zusammenfalten und ihm das Genick brechen kann." (2)
Als Erwachsener war Howard über 1,80 Meter groß und wog 90 Kilo, davon der größte Teil Muskeln, neigte aber ein bisschen zur Fettleibigkeit.
Er war introvertiert, unkonventionell, launenhaft, hitzköpfig, neigte zu emotionalen Extremen, als auch zu heftigen Zu- und Abneigungen.
Wie fast alle jungen Schreiber, las er, was ihm in die Hände viel. So unter anderem auch die Werke von Sax Rohmer, Talbot Mundy und Harold Lamb, die Howard mit Interesse und Bewunderung verschlang.
Im "TATTLER", der Schülerzeitschrift der Brownwood High School, erschienen am 22. Dezember 1922 – im Rahmen eines Kurzgeschichtenwettbewerbes – Howards erste Amateur-Veröffentlichungen "WEST IS WEST" und "GOLDEN HOPE CHRISTMAS".
Howard setzte sich mit diesen beiden Geschichten an die Spitze des Wettbewerbes und gewann für die erste Story den 10-Dollar-Preis in Form einer Goldmünze, und für die zweite Geschichte einen Fünf-Dollar-Preis.
In der Schülerzeitschrift wurden danach auch noch seine Werke "UNHAND ME, VILLAIN" (15. Februar 1923), "AHA! OR THE MYSTERY OF THE QUEEN’S NECKLACE" (1. März.1923), "THE SHEIK" (15. März 1923) sowie das Gedicht THE "KISSING OF SAL SNOOBOO" (6. Januar 1925) und der Artikel "THE IDEAL GIRL" (6. Januar 1925) veröffentlicht.
Am 29. Juni 1923 erschien mit dem Gedicht "THE SEA" in der Ausgabe der lokalen Zeitung "THE CROSS PLAINS REVIEW" seine erste professionelle Veröffentlichung.
Zwei Jahre später gab Howard mit den beiden Kurzgeschichten "SPEAR AND FANG" ("Speer und Fang") im Juli 1925, und "IN THE FOREST OF VILLEFERE" ("Im Wald von Villefere"), im August 1925, sein Debüt als professioneller Schriftsteller im Pulp- Magazin "WEIRD TALES".
"WEIRD TALES", das im März 1923 startete und bis 1954 lief, war das wesentliche Pulp-Magazin für Abenteuer, Horror und Fantasy, mit Betonung auf übernatürliche Elemente.
Viele der großen Autoren des phantastischen Genres veröffentlichten den Hauptteil ihrer Stories in diesem Magazin. Neben Robert E. Howard waren dort u. a. auch H. P. Lovecraft, Clark Ashton Smith, Seabury Quinn, Henry S. Whitehead, H. Warner Munn, C. L. Moore, Henry Kuttner, Robert Bloch, Ray Bradbury, Edmund Hamilton, August Derleth sowie Fritz Leiber vertreten.
1926 folgte in der April-Ausgabe des Pulp-Magazins Howards nächste Kurzgeschichte "WOLFSHEAD" ("Wolfsgesicht"), eine weitere Horror-Geschichte mit DE MONTOUR, der schon "IM WALD VON VILLEFERE" ein unheimliches Abenteuer erlebt hatte.
Nach seinem Studium arbeitete Robert E. Howard in zahllosen Berufen, so war er unter anderem Privatsekretär eines Rechtsanwaltes, Postbeamter, Hilfsarbeiter und vieles mehr.
"Ich habe verschiedene Arbeiten gehabt, doch brachte keine den richtigen Erfolg. Ich habe Baumwolle gepflückt, geholfen, Rinder mit Brandzeichen zu versehen, bei der Müllabfuhr gearbeitet, in einem Gemüseladen, in einer Anwaltskanzlei, einer Tankstelle und für Zeitungen, für die ich Neuigkeiten über die Erdölfelder schrieb, etc., etc." (3)
Doch lange hielt er es in den verschiedenen Jobs nicht aus und verlor sie wieder, auch weil er sich mit seinen Vorgesetzten nicht verstand.
"Dann versuchte ich in einem Postamt zu arbeiten, verstand mich jedoch nicht mit dem Vorsteher, und dadurch war diese Sache erledigt. Danach arbeitete ich eine Zeitlang in einem Gaswerk, verlor jedoch auch diese Stellung, weil ich vor meinem Vorgesetzten nicht den ganzen Tag Kotaus machen und ja sagen wollte.
Das ist einer der Gründe, warum es mir nie gelang, für jemanden zu arbeiten. Die meisten halten einen Angestellten für eine Art Diener. Ich bin gutmütig, und man kommt mit mir leicht aus; ich verabscheue jede Art von Streit und weiche ihm aus, aber es hat keinen Sinn, alles zu schlucken.
Ich nahm verschiedene Gelegenheitsarbeiten an, und eines Tages erhielt ich Probeabzüge von Wolfshead, das eben erscheinen sollte. Als ich die Geschichte wieder las, wurde ich so deprimiert und entmutigt, dass ich einen Job in einem Ausschank annahm.
Der Besitzer war kein heiliger Nikolaus, aber nachdem ich ihm angeboten hatte, er solle mir den rechten Arm auf den Rücken binden, und ich würde ihm mit der Linken den Schädel einschlagen, kamen wir gut miteinander aus." (4)
Die Arbeit in dem Ausschank war sehr anstrengend und kräfteraubend. Howard arbeitete sieben Tage in der Woche und stets bis nach Mitternacht, wodurch seine Gesundheit litt. Aus diesem Grund gab er den Job auf und besuchte wieder das College, wo er im Jahre 1927 Buchhaltung lernte.
Nachdem er den Kurs mit einem Diplom abgeschlossen hatte, widmete er sich ganz dem freiberuflichen Schreiben.
"Ich hatte ohnehin nicht als Buchhalter arbeiten können. Nach dem Kursende stellte die Buchhaltung für mich ein größeres Rätsel dar als zuvor.
Seit dem Sommer 1927 tue ich fast nichts außer Geschichten schreiben. Ich verkaufe nur einen kleinen Teil davon, doch kann ich davon leben. Vielleicht könnte ich mit etwas anderem mehr Geld verdienen, aber dann hätte ich nicht dieselbe Freiheit, und die Freiheit ist der größte Vorteil der Schreiberei." (5)
© by Ingo Löchel
- Robert E. Howard
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Bibliographie
In the Forest of Villefere (Weird Tales, August 1925)
Deutsche Übersetzungen
- Im Forst von Villefère (Vampir Taschenbuch # 52, Pabel Verlag, 1977)
- Im Wald von Villefère (Der Lovecraft-Zirkel, Festa Verlag, 2006)
- Im Wald von Villefere (Kinder der Nacht, Festa Verlag, 2015)
Wolfshead (Weird Tales, April 1926)
Deutsche Übersetzungen
- Der Wolfsdämon (Vampir Taschenbuch # 52, Pabel Verlag, 1977)
- Wolfsgesicht (Volk der Finsternis, Festa Verlag, 2012)
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