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Samstag, 6. Januar 2024

The Black Stone Magazine # 1

The Black Stone Magazine # 1

Darkstone

 Vorwort

Ab den 1990er Jahren begann ich mit dem Schreiben von Kurzgeschichten aus den Spannungsbereichen Fantasy und Horror. Später kamen auch Kriminalerzählungen hinzu.

Ende der 1990er Jahre entstand auch die Figur des Schattenritters Darkstone, die in der Kurzgeschichte „Darkstone“ im Jahr 2002 ihr Debüt gab.

Inspiriert wurde ich dabei von einem Bild des Fantasy-Künstlers Ken Kelly mit dem Titel „Death’s End“.

Kurze Zeit später entstand auch eine Comic-Version zu meiner Fantasy-Kurzgeschichte „Darkstone“, die ich Euch, den Lesern des Online-Magazins „The Black Stone Magazine“, ebenfalls nicht vorenthalten möchte…

 

Inhalt

  • Kapitel 1: Die „Darkstone“-Kurzgeschichte
  • Kapitel 2: Der „Darkstone“-Comic


Darkstone

von Ingo Löchel

Im Glorreichen Zeitalter kamen die Vorfahren der Menschen – vertrieben von den Dämonenheeren des Schwarzen Lords - aus dem Westen in den Osten Alwions.

Hunderte von Jahren lebten die Menschen friedlich mit ihren Nachbarn den Elfen, Trollen, Minotauren und Zwergen zusammen und  vergaßen in dieser Zeit des Wohlstandes ihren alten Feind.

Doch am Ende des Glorreichen Zeitalters überrannten die Heere des Bösen unter Führung des Schwarzen Lords die Grenzen der Ostreiche.

Der darauffolgende Krieg, der das Dunkle Zeitalter einleiten sollte, veränderte  das Antlitz Alwions für immer.

In der letzten Schlacht des Dunklen Zeitalters, der Schlacht der Blutigen Tränen, besiegte das Heer des Lichtes aus Menschen, Elfen, Minotauren und Zwergen unter großen Verlusten die Heere der Finsternis.

Nach vielen Jahren des Wiederaufbaus der Ostreiche kehrte für einige Zeit wieder der Friede in Alwion ein. Doch dies sollte nicht für immer sein.

Denn Horden von Orks und ihrer Verbündeten aus der Großen Steppe überrannten die Grenzen und  brachten Tod und Verderben über die Bewohner der Grenzländer.

Während dieser kriegerischen Wirren erhält der Zwerg Thorgrim, einer der überlebenden Helden der Schlacht der Blutigen Tränen, den Auftrag, die Zwillingssöhne des Minotaurenkönigs Mandrakon vor den marodierenden Orkhorden in Sicherheit zu bringen.

Begleitet wird er von einer Abteilung der Elfengarde des Königs unter Führung Gildors. Doch bevor die Gruppe ihr Ziel erreicht, geraten sie in eine Falle der Orks und ihrer Verbündeter…

****

Der Angriff kam völlig unerwartet. Und bevor die Elfengarde ihre gefürchteten Langbogen einsetzen und in Formation gehen konnte, waren sie bereits von ihren Feinden umzingelt.

Die Orks, Kobolde und Gnome schauten die Elfenkrieger hasserfüllt an und warteten nur auf ein Zeichen ihrer Anführer, um sich auf ihre Feinde zu stürzen und sie niederzumachen.

Neben Gildor, dem Führer der Elfengarde, stand ein stämmiger Zwerg, der in seiner rechten Hand eine mächtige Streitaxt hielt, die vom stählernen Griff bis zur ihrer tödlichen Schneide aus einem einzigen Stück Metall gefertigt war. Ein Meisterstück der alten Zwergenkunst.

Der muskulöse Körper des Zwergs war von einem Kettenhemd geschützt. Auf seinem Kopf saß ein gehörnter Helm, der ihn noch grimmiger aussehen ließ.

„Das sieht gar gut aus, Gildor“, murmelte der Zwerg grimmig.

Der Elf nickte, wurde aber abgelenkt als er auf einen naheliegenden Hügel eine Gestalt in pechschwarzer Rüstung auf einem riesigen schwarzen Hengst entdeckte. Inzwischen war auch der Zwerg auf die Gestalt aufmerksam geworden.

„Ein Schattenritter?“, murmelte dieser mit einem Anflug des Erstaunens. „Aber ich dachte, diese Bastarde wären alle in der Schlacht der Blutigen Tränen vernichtet worden.“

„Ja, bis auf einen...“

Bevor Gildor den Satz zu Ende sprechen konnte, bohrte sich ein Speer in seine Brust.

Die Tötung des Elfs schien das Zeichen zum Angriff für die übrige Meute zu sein. Denn mit einem wilden Heulen stürzten sich die Gnome, Orks und ihre Verwandten, die Kobolde, auf die kleine Schar.

****

Vom Hügel aus beobachtete der Ritter in pechschwarzer Rüstung mit großem Interesse den Angriff der Orks und ihrer Verbündeten.

„Das geht uns nichts an, Raven“, murmelte Darkstone zu seinem mächtigen Streitross, das seinen Kopf zur Seite drehte und ihn mit seinen roten Augen fragend anzublicken schien.

Denn der Hengst schien aber ganz anderer Meinung zu sein und verzog seinen Kiefer zu einer Grimasse.

„Vielleicht hast du Recht, Raven. Wenn ich es mir genauer überlege, mag ich die Orks und ihre Verbündeten noch weniger als die Elfen, Menschen und Zwerge, die Schuld am Untergang meiner Rasse sind. Also, was meinst du, alter Freund?“

Raven schnaubte als Antwort.

Darkstone, der letzte der Schattenritter Alwions, nickte und zog sein mächtiges Breitschwert, dessen Knauf ein schwarzer Rubin zierte. Der einzige seiner Art.

Sekunden später begann die schwarze Klinge an zu glühen, als spürte sie die bevorstehende Schlacht.

****

Von Anfang an standen die Verteidiger auf verlorenem Posten. Die Übermacht der Feinde war einfach zu groß.

Die überlebenden Elfen unter Führung Thorgrims hatten sich schließlich um die Sänfte geschart, um die Minotaurenzwillinge Gog und Magog, die Söhne des Königs der Minotauren, darin zu schützen.

Nach und nach wurden die Elfen niedergemacht. Der Hass und die Wut der Feinde waren einfach zu groß.

Neben den beiden Minotauren saß deren Leibwächterin C‘Nedra, die jedoch vom ewigen Sitzen in der Sänfte genug hatte, ihre beiden Kurzschwerter zog und mit einem Kriegsschrei auf den Lippen die Sänfte verließ und sich auf die Feinde stürzte.

Wie ein Wirbelwind brachten ihre beiden Elfenklingen Tod und Verderben über die Feinde.

Doch auch  die beiden jungen Minotauren standen ihr in nichts nach. Denn die beiden jungen Krieger griffen ebenfalls in den Kampf ein.

Mit ihren Streitkolben schlugen sie eine blutige Bresche durch die Reihen der Feinde. Doch selbst das nutzte nichts.

Während C‘Nedra mehrere Hiebe mit ihren beiden Kurzschwertern abwehrte und einem ihrer Gegner den Kopf vom Rumpf trennte, schlich sich von hinten ein Ork an sie heran und stieß mit seiner Waffe zu.

Der Speer bohrte sich in den Rücken der Kriegerin C‘Nedra, die  gerade zwei weitere Feinde erledigt hatte.

Die Elfe schrie auf  und glotzte für Sekunden auf die blutige Speerspitze, die aus ihrer Brust ragte.

Mit letzter Kraft drehte sie sich herum und stieß dem hinterhältigen Ork beide Kurzschwerter in den Bauch, der sterbend zu Boden stürzte.

Danach fiel C’Nedra auf die Knie. Sie spürte, wie das Leben aus ihrem Körper floss. Dann brach sie zusammen und rührte sich nicht mehr.

Während die Kriegerin zu Boden fiel, scharrten sich  Zwerg Thorgrim und die beiden Minotaurenzwillinge um die Kriegerin, um sie vor weiteren Hiebe zu schützen, mussten aber erkennen, dass sie zu spät gekommen waren.

Und obwohl alle übrigen Verteidiger inzwischen von den Feinden niedergemacht worden waren, setzten sich diese Krieger gegen die Übermacht verzweifelt zu Wehr

Es war aber nur noch eine Frage der Zeit, bis auch ihre Kräfte  erlahmen und sie C’Nedra und den Übrigen in die ewige Dunkelheit folgen würden.

****

Als der Zwerg Thorgrim und die beiden Minotaurenzwillige Gog und Magog bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatten, sprangen die Feinde plötzlich ängstlich zur Seite, als ein riesiges pechschwarzes Streitross und ein Ritter in schwarzer Rüstung, der ein riesiges Breitschwert führte, einfach durch die Reihen der Orks  hindurchritt.

Schon beim Anblick des Schattenritters ergriffen die meisten Orks, Gnome und Kobolde die Flucht. Zu groß war die Furcht vor dem Ritter.

Nur einige hünenhafte Orks stellten sich dem Schattenritter entgegen, der von seinem Reittier abgestiegen war,  wurde aber von dem Schattenritter erbarmungslos niedergemacht.

„Darkstone“, murmelte der Zwerg und griff mit den beiden Minotauren die fliehenden Feinde an.

****

„Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen,  Thorgrim Blutaxt, Sohn des Harkon.“

„Ihr kennt mich?“, erwiderte der Zwerg erstaunt.

„Wer würde nicht den Held von Abakon kennen?“

Thorgrim fuhr sich zweifelnd über seinen Bart.

„Lasst die Schmeicheleien, Schattenritter.“

„Höre ich da einen Schwall von Unmut in eurer Stimme“, erwiderte Darkstone sarkastisch.

Der Zwerg wollte etwas erwidern, wurde aber durch das Auftauchen der beiden Minotauren Gog und Magog darin gehindert.

„Thorgrim. Die Feinde formieren sich erneut. Sie werden bald erneut angreifen. Selbst der Anblick des Schattenritters wird sie diesmal nicht aufhalten können.“

„Dann ist es Zeit, dass ihr von hier verschwindet!“, erwiderte Darkstone

Thorgrim wollten seinen Ohren nicht trauen und blickte den Schattenritter erstaunt an.

„Wer hat etwas von fliehen gesagt, Darkstone? Ein Zwerg flieht vor keiner Gefahr!“

„Oh, ihr kennt also doch meinen Namen.“

„Natürlich, wer sollte nicht den Namen des letzten der Schattenritter kennen.“

„Dann wisst ihr auch, dass ich keinen Widerspruch dulde!“

Der Schattenritter hob sein riesiges Breitschwert.

„Ihr und die beiden Prinzen werdet von hier verschwinden. Ich werde sie so lange aufhalten, wie ich kann. Es ist nicht nötig, dass wir alle hier sterben!“

„Nichts da. Bei meiner Ehre. Ich werde an eurer Seite gegen das Orkgezücht kämpfen und wenn es das letzte ist, was ich vermag!“, erwiderte Thorgrim erbost.

„Streitet nicht mit mir, Zwerg“, ermahnte ihn Darkstone. „Du wirst die beiden Minotrauenprinzen in Sicherheit bringen und mit Verstärkung zurückkehren. Ich verlasse mich auf dich!“

Thorgrim Blutaxt sah ein, dass es die einzige Möglichkeit war und nickte schließlich verbissen.

„Bei meiner Ehre, du hast Techt, Schattenritter. Ich werde aber mit der Verstärkung nicht rechtzeitig zurück sein, um deine dunkle Seele vor der ewigen Verdammnis zu retten.“

„Dann werde ich endlich bei meinen Brüdern und Schwestern sein“, erwiderte Darkstone und  ging zu seinem Streitross Raven, streichelte es zärtlich und murmelte ihm etwas ins Ohr.

Das Pferd spitzte die Ohren und schien die Worte des Schattenritters mühelos verstanden zu haben, denn es erhob seinen Kopf zu eine Art Nicken. Danach wandte sich Darkstone wieder dem Zwerg zu.

„Nimm mein Streitross Raven, Thorgrim Blutaxt. Es wird dir treu dienen und dich und die beiden Prinzen sicher und ohne Mühe zu den Elfen bringen. Und nun geht!“

****

Der Schattenritter sah den dreien noch einige Zeit lang nach, bevor er sich zum Kampf rüstete.

Die Orks versuchten den Ritter zu überrumpeln, doch Darkstone ergriff seine schwarze Klinge und zog bereits eine blutige Spur durch die Feinde, bevor sie überhaupt wussten, wie ihnen geschah.

Keiner der Feinde der ersten Angriffswelle überlebte lang genug, um die nachfolgenden  Kameraden zu warnen.

Sein Schwert badete schier in ihrem Blut und schnitt durch Knochen und Sehnen, als wären sie gar nicht vorhanden und ließ die Todesschreie der Angreifer schnell verstummen.

Angriff auf Angriff wehrte der Schattenritter mit seinem schwarzen Schwert ab und der dunkle Rubin am Knauf der Klinge leuchtete dabei in einem nie da gewesenen und  unheimlichen Licht. Doch schließlich kam auch für den Schattenritter das Ende. Er wurde von der Übermacht der Feinde zu Boden gedrückt und kam danach nicht wieder auf die Beine.

****

Unterdessen verließ auch den Zwerg das Glück. Während Darkstone einen aussichtslosen Kampf führte, ritt Thorgrim Blutaxt in eine Falle.

Eine Gruppe Orks hatte sie bereits erwartet und als der Zwerg den Hinterhalt endlich bemerkte, war es bereits zu spät.

Ein Pfeil traf ihn in die Schulter und schleuderte ihn zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb. Die Schreie der beiden Prinzen, um die sich die Orks kümmerten, hörte er schon nicht mehr.

Stunden später wurde der Zwerg unsanft geweckt, als ihm jemand Wasser ins Gesicht schüttete. Er öffnete mit einem schmerzverzerrten Gesicht die Augen und sah in das Gesicht seines Elfenfreundes Silberauge.

„Wir hatten schon gefürchtet, du wärst tot, alter Freund“, bemerkte der Elfenkrieger mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen.

****

Als Thorgrim mit der Schar Elfen und einigen Dutzend Minotauren unter Führung von Silberauge endlich zum Ort des Gemetzels zurückkehrte, fanden sie unter den vielen Leichen der Feinde nur noch Darkstones dunkles Schwert und dessen schwarzen Helm. Von dem Schattenritter selbst war keine Spur zu entdecken.

Der Zwerg fuhr sich mit der Hand über seinen Vollbart und sah Silberauge fragend an.

„Hat der Schattenritter überlebt und konnte er seinen Feinden entkommen?“, murmelte er vor sich hin. „Aber welcher Ritter lässt sein Schwert zurück?“

„Wahrscheinlich hat sich Darkstones Körper wie der seiner Artgenossen nach seinem heldenhaften Tod aufgelöst“, erwiderte Elf Silberauge.

Der Zwerg nickte, ergriff das Schwert und den Helm des Schattenritters und säuberte sie vom Blut der Feinde.

Er würde beide Waffen in Ehren halten. Im Andenken an Darkstonoe, den letzten Schattenritter Alwions. Doch nun galt es erst einmal Gog und Magog aus den Klauen der Orks zu retten…

©  by Ingo Löchel 

 



















7 Kommentare:

Stefan Robijn hat gesagt…

Hat mir sehr gut gefallen. Auch der Comic.
Gut geschrieben, Hut ab!
Von wem ist denn der Comic?

The Black Book Magazine hat gesagt…

Vielen Dank, Stefan. Den Comic hat vor über 20 Jahren ein Fan der Kurzgeschichte gezeichnet. Den Namen weiß ich aber leider nicht mehr.
Am 20. Januar wird übrigens die nächste Ausgabe von "The Black Stone Magazine" erscheinen.

Anonym hat gesagt…

Ja, sehr gut geschrieben. Anders als Ingo heute schreibt. Die Comic Zeichnungen sehen vom Stil nach dem Zeichner „Yakup Yalcinkaya“ aus. Kann das sein?

The Black Book Magazine hat gesagt…

Nein, Yakup Yalcinkay war es nicht.

Anonym hat gesagt…

Hallo Ingo. Eine schöne Idee, aus der Geschichte auch einen Comic zu machen. Viele Grüße, Torsten

DerErnstFall hat gesagt…

Da ist mir aufgefallen, wir waren mal gemeinsam in einem Buch vertreten:
https://defms.blogspot.com/2024/01/ingo-lochel-hrsg-avalon-1-lacrima-verlag.html

The Black Book Magazine hat gesagt…

Stimmt. Ist auch schon wieder fast 20 Jahre her.