Der Mann, der den Agenten "James Bond" erfand
Ian Fleming wurde am 28. Mai 1908 in London geboren. Ab 1914 besuchte er die "Durnford School", eine vorbereitende Schule auf der Isle of Purbeck in Dorset.
Sein Lebensstil in Eton brachte ihn in Konflikt mit seinem Hauslehrer, E. V. Slater, der Flemings Verhalten, seinen Autobesitz und seine Beziehungen zu Frauen missbilligte.
Slater überredete schließlich Flemings Mutter, ihn ein Semester früher aus Eton zu entlassen, damit er das "Royal Military College" in Sandhurst besuchen konnte, das er aber 1927 wieder verlassen musste, da er sich mit Gonorrhöe angesteckt hatte.
Um Fleming auf einen möglichen Eintritt in das Außenministerium vorzubereiten, schickte ihn seine Mutter 1927 auf den Tennerhof in Kitzbühel, Österreich, eine kleine Privatschule, die von dem ehemaligen britischen Spion Ernan Forbes Dennis und seiner Frau, der Schriftstellerin Phyllis Bottome, geleitet wurde.
Nachdem er dort seine Sprachkenntnisse verbessert hatte, studierte er kurz an der Universität München und der Universität Genf. Im September 1931 kehrte Fleming nach London zurück, um die Prüfung für das Außenministerium abzulegen. Er bestand zwar die Prüfung, bekam aber keine Stelle.
Stattessen setzte sich seine Mutter bei Sir Roderick Jones, den Leiter der Nachrichtenagentur Reuters, ein, so dass Ian Fleming im Oktober 1931 eine Stelle als Unterredakteur und Journalist für das Unternehmen erhielt.
Im April 1933 hielt sich Fleming in Moskau auf, wo er über den stalinistischen Schauprozess gegen sechs Ingenieure der britischen Firma Metropolitan-Vickers berichtete.
Nach seiner Rückkehr aus Moskau löste er die Verlobung mit Monique Panchaud de Bottens auf, die er 1931 während seines Aufenthaltes in Genf kennengelernt hatte, nachdem seine Mutter gedroht hatte, ihm die Zuwendungen aus dem Treuhandfonds zu streichen.
Im Oktober 1933 beugte sich Fleming erneut dem Druck der Familie und wechselte ins Bankwesen, wo er eine Stelle bei der Finanzgesellschaft Cull & Co. antrat. 1935 wechselte er als Börsenmakler zu Rowe and Pitman in der Bishopsgate. In beiden Postionen war Fleming jedoch kein Erfolg beschieden.
Im Mai 1939 wurde Fleming von Konteradmiral John Godfrey, dem Direktor des Marinenachrichtendienstes der Royal Navy, als sein persönlicher Assistent eingestellt. Im August 1939 trat er unter dem Codenamen "17F" als Vollzeitkraft in der "Naval Intelligence Division" ein..
Godfrey setzte Fleming häufig als Verbindungsmann zu anderen Bereichen der Kriegsverwaltung der Regierung ein, wie dem "Secret Intelligence Service", der "Political Warfare Executive", der "Special Operations Executive" (SOE), dem "Joint Intelligence Committee" und dem Stab des Premierministers.
Fleming arbeitete auch mit Colonel "Wild Bill" Donovan zusammen, dem Sonderbeauftragten von Präsident Franklin D. Roosevelt für die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit zwischen London und Washington.
Im Mai 1941 begleitete Fleming Godfrey in die Vereinigten Staaten, wo er an der Ausarbeitung eines Entwurfs für das "Office of the Coordinator of Information" mitwirkte, die Abteilung, aus der später das "Office of Strategic Services" und schließlich die CIA hervorgingen.
Admiral Godfrey beauftragte Fleming zwischen 1941 und 1942 mit der Operation Goldeneye, einem Plan zur Aufrechterhaltung eines nachrichtendienstlichen Rahmens in Spanien für den Fall einer deutschen Übernahme des Territoriums.
Flemings Plan sah vor, die Kommunikation mit Gibraltar aufrechtzuerhalten und Sabotageaktionen gegen die Nazis zu starten.
1942 bildete Ian Fleming eine Kommandoeinheit, bekannt als No. 30 Commando oder 30 Assault Unit (30AU), die sich aus spezialisierten Geheimdienstlern zusammensetzte.
Die Aufgabe der 30AU bestand darin, sich in der Nähe der Frontlinie eines Vormarsches - manchmal sogar davor - aufzuhalten, um feindliche Dokumente aus zuvor anvisierten Hauptquartieren zu beschlagnahmen. Die Einheit basierte auf einer deutschen Gruppe unter der Leitung von Otto Skorzeny, der ähnliche Aktivitäten in der Schlacht um Kreta im Mai 1941 unternommen hatte.
Fleming kämpfte nicht mit der Einheit im Feld, sondern wählte Ziele aus und leitete die Operationen von hinten. Vor der Landung in der Normandie 1944 fanden die meisten Operationen der 30AU im Mittelmeer statt.
Im März 1944 überwachte Fleming die Verteilung nachrichtendienstlicher Informationen an die Einheiten der Royal Navy zur Vorbereitung der Operation Overlord. Am 6. Juni 1944 wurde er als Leiter der 30AU abgelöst, blieb aber weiterhin beteiligt.
Im Dezember 1944 wurde Fleming im Auftrag des "Director of Naval Intelligence" zu einer nachrichtendienstlichen Erkundungsreise in den Fernen Osten entsandt. Ein Großteil der Reise diente der Ermittlung von Einsatzmöglichkeiten für die 30AU im Pazifik. Doch aufgrund der japanischen Kapitulation kam die Einheit dort kaum zum Einsatz.
Der Erfolg der 30AU führte im August 1944 zu der Entscheidung, eine "Target Force" (T-Force) aufzustellen. Ihre Hauptaufgabe der Einheit war dieBewachung und Sicherung von Dokumenten, Personen, Ausrüstung, mit Kampf- und Geheimdienstpersonal, nach der Eroberung großer Städte und Häfen in befreiten und feindlichen Gebieten
Fleming wurde im Mai 1945 demobilisiert, blieb aber noch mehrere Jahre in der RNVR und wurde am 26. Juli 1947 zum Oberleutnant (Special Branch) befördert. Er beendete seinen Dienst am 16. August 1952, als er mit dem Rang eines Oberleutnants aus der aktiven Liste der RNVR gestrichen wurde.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst im Mai 1945 wurde Fleming Auslandsmanager der Kemsley-Zeitungsgruppe, zu der damals die Sunday Times gehörte. In dieser Funktion beaufsichtigte er das weltweite Korrespondentennetz der Zeitung. Sein Vertrag erlaubte ihm jeden Winter einen dreimonatigen Urlaub, den er auf Jamaika verbrachte.
Fleming arbeitete bis Dezember 1959 hauptberuflich für die Zeitung, schrieb aber weiterhin Artikel und nahm bis mindestens 1961 an den wöchentlichen Dienstagstreffen teil.
1946 erwarb er ein Strandgrundstück auf Jamaika, entwarf ein Haus und nannte es Goldeneye.
Nachdem Ann Charteris' erster Ehemann im Krieg gefallen war, erwartete sie, Fleming zu heiraten, doch dieser beschloss, Junggeselle zu bleiben.
Am 28. Juni 1945 heiratete sie den zweiten Viscount Rothermere. Dennoch setzte Charteris ihre Affäre mit Fleming fort und reiste unter dem Vorwand, seinen Freund und Nachbarn Noël Coward zu besuchen, zu ihm nach Jamaika.
Im Jahr 1948 brachte sie Flemings Tochter Mary zur Welt, die jedoch eine Totgeburt war. 1951 ließ sich der Viscount Rothermere. wegen ihrer Beziehung zu Fleming von Charteris scheiden.
Am 24. März 1952 heiraten Ian Fleming und Ann Charteris auf Jamaika, wenige Monate bevor im August ihr Sohn Caspar geboren wurde.
Anfang der 1950er Jahre machte Ian Fleming schließlich Ernst mit seinen schriftstellerischen Ambitionen und begann im Januar 1952 (andere Quellen sprechen von Februar) in seinem Haus Goldeneye auf Jamaica mit "CASINO ROYALE", seinem ersten Bond-Roman.
Den Namen seines ‚Helden‘ entlieh er dem Buch "BIRDS OF THE WEST INDIES", dessen Autor der Ornithologe JAMES BOND war.
Ende 1952 war Fleming mit dem Buchmanuskript fertig und bot es dem Verleger JONATHAN CAPE an, der erst nicht so begeistert von dem Werk war. Doch Flemings Bruder Peter, dessen Bücher bei Cape erschienen, überredete den Verleger schließlich, den Roman "CASINO ROYALE" zu veröffentlichten, der 1953 dort erschien.
Der erste Bond-Roman "CASINO ROYALE" bekam zwar gute Kritiken, war aber Anfangs ein nur mäßiger Erfolg, da nur wenige Tausend Exemplare von dem Buch verkauft wurden.
Ein Jahr später erwarb Ratoff die abgelaufenen Rechte für den Bond-Roman erneut. Diesmal ohne zeitliche Option. Eine geplante Serie mit James Bond kam jedoch in den 1950er Jahren nicht zu Stande, so dass Ian Fleming einige der Entwürfe zu den geplanten TV-Episoden zu Kurzgeschichten verarbeitete, die später in Buchform erschienen.
Später verkaufte der Produzent Ratoff seine Rechte an das Filmstudio MGM, die schließlich 1967 die Bond-Parodie "CASINO ROYALE" drehte.
Am 5. April 1954 erschien mit "LEBEN UND STERBEN LASSEN" der zweite James Bond-Roman des britischen Autors Ian Fleming, dessen erste Buchauflage, etwa 7.500 Exemplare betrug.
Danach folgten die Bond-Romane
- 1955: MOONRAKER
- 1956: DIAMANTENFIEBER
- 1957: LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU
Als 1958 "DR. NO", Flemings sechster Bond-Buch erschien, hagelte es zum ersten Mal harsche Kritik, aber dafür verkaufte sich der Roman sehr gut.
Nachdem HARRY SALTZMANN (1915-1994) 1960 die Filmrechte an den "JAMES BOND"-Büchern (mit Ausnahme von "CASINO ROYALE" und "FEUERBALL") von IAN FLEMING (1908-1964) gekauft hatte, machte er durch Wolf Mankowitz die Bekanntschaft mit ALBERT R. ROCCOLI (1909-1996), der ebenfalls sehr interessiert an den Filmrechten war.
Durch Wolf Mankowitz kam es zum Treffen zwischen den beiden Männern. Saltzmann stellte aber gleich klar, dass er nicht beabsichtige die Rechte an den James Bond-Büchern zu verkaufen. Stattdessen wurden Broccoli und Saltzmann Partner.
Da auch United Artists in Gestalt des Vizepräsidenten David Picker Interesse an der Verfilmung der "JAMES BOND"-Bücher zeigte, flogen Broccoli und Saltzmann nach New York, wo die Verhandlung nach kurzer Zeit insoweit ihren Abschluss fanden, dass United Artists sich einverstanden erklärte, die Bond-Filme zu finanzieren.
Der Name der Firma entstand aus den beiden Vornamen der Ehefrauen von Broccoli und Saltzmann. Einmal aus DANA, Broccolis, und aus JAQUI, Saltzmanns Frau. Danach folgte die Gründung von EON FILM PRODUCTIONS LIMITED, die die Bond-Filme produzieren sollte.
DAVID PICKER, der Vizepräsident von United Artists, war davon überzeugt, dass sich der Bond-Roman "DR. NO" am besten verfilmen ließe. Und da "DR. NO" auch einer der Favoriten von Albert R. Broccoli war, wurde die Verfilmung des Romans in Angriff genommen.
Nach dem Erfolg des Bond-Films folgten die Bond-Verfilmungen "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" (1963), GOLDFINGER (1964), "FEUERBALL" (1965) und "MAN LEBT NUR ZWEIMAL" (1967), alle mit dem Schauspieler SEAN CONNERY als Agent 007.
1964 erschien Kinderbuch "TSCHITTI-TSCHITTI-BÄNG-BÄNG", das Fleming für seinen Sohn Casper geschrieben hatte, das 1968 mit Dick Van Dyke und Sally Ann Howes in den Hauptrollen verfilmt wurde.
Zwischen Januar und Februar 1964 hatte Ian Fleming in seinem Haus auf Jamaica seinen letzten Bond-Roman "DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT" geschrieben.
Aufgrund seiner gesundheitlicher Probleme konnte er den Bond-Roman allerdings erst im März 1964 beenden und danach keine Überarbeitungen mehr an seinem Werk vornehmen.
Aus diesem Grund wurde das Roman-Manuskript nach Flemings Tod von Lektoren des Verlags Jonathan Cape redigiert und erst danach veröffentlicht.
Ian Fleming verstarb am 12. August 1964 an den Folgen eines Herzinfartkes in Canterbury, England.
© by Ingo Löchel
Bibliographie
James Bond
- 1953: Casino Royale
- 1954: Leben und sterben lassen (Live And Let Die)
- 1955: Mondblitz/Moonraker (Moonraker)
- 1956: Diamatenfieber (Diamonds Are Forever)
- 1957: Liebesgrüße aus Moskau (From Russia With Love)
- 1958: Dr. No. (Dr. No)
- 1959: Goldfinger (Goldfinger)
- 1961: Feuerball (Thunderball)
- 1962: Der Spion, der mich liebte (The Spy Who Loved Me)
- 1963: Im Geheimdienst ihrer Majestät (On Her Majesty's Secret Service)
- 1964: Man lebt nur zweimal (You Only Live Twice)
- 1965: Der Mann mit dem goldenen Colt (The Man With The Golden Gun)
Bond - Anthologien
- 1960: In tödlicher Mission (For Your Eyes Only)
(Fünf Kurzgeschichten: "From a View to a Kill", "For your Eyes Only", "Risico", "Quantum of Solace" und "The Hildebrand Rarity")
- 1966: Octopussy (Octopussy and the Living Daylights)
(Drei Kurzgeschichten: "Octopussy", "The Living Daylights”, "The Property of a Lady" sowie "007 in New York")
Sonstige Romane
- 1964: Tschitti-tschitti-bäng-bäng (Chitty Chitty Bang Bang)
Sachbücher
- 1957: The Diamond Smugglers
- 1963: Thrilling Cities
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