Nicht vom trostlosen, von Krankheiten gequälten Leben James Allisons träume ich, sondern von all den strahlenden Gestalten heldenhafter Abenteuer, die ihm vorausgingen und die nach ihm kommen werden.
Denn auf wundersame Weise sehe ich, wenn auch verschwommen, nicht nur alle, denen er folgte, sondern auch jene, die noch sein werden. Es ist wie eine riesige Parade, in deren Mitte ich marschiere, und deren vorderste und hinterste Reihen sich als kaum noch erkennbare Silhouetten am fernen Horizont abheben.
Ich bin all diese Gestalten, die waren, die sind und die die sichtbaren Manifestationen jenes so unfaßbaren, aber doch lebensvollen Geistes sein werden, der jetzt unter dem Namen James Allison vegetiert.
Ich hieß Hunwulf, Hialmar, Tyr, Bragi, Bran, Horsa, Erik und John. Mit blutgefärbten Händen schritt ich hinter dem gelbmähnigen Brennus durch die verlassenen Straßen Roms.
Ich stapfte mit Alarich und seinen Goten durch die geschändeten Dörfer, während die brennenden Häuser die Nacht zum Tag verwandelten und ein Weltreich unter unseren Sandalen zerstampft wurde.
Durch die schäumenden Wellen watete ich von Hengists Galeere an Land, um mit Blut Englands Grundstein zu legen.
Als Leif den weiten weißen Strand einer ungeahnten Welt entdeckte, stand ich neben ihm am Bug seines Drachenschiffes, und der Wind zerzauste meinen goldfarbenen Bart.
Und als Gottfried von Bouillon sich zum Kreuzzug bereitmachte und seine Ritter über die Mauern von Jerusalem führte, war ich im Kettenhemd und eiserner Haube unter ihnen.
Aber nicht davon möchte ich euch erzählen. Ich will euch in eine Zeit führen, mit der verglichen die Tage Brennus und Roms wie gestern erscheinen.
Nicht Jahrhunderte, Jahrtausende, sondern in eine Zeit von solcher Größe, dass selbst verwegenste Geister sie nicht erträumen. Ja, weit, unsagbar weit werdet ihr mich in die dunkle Vergangenheit begleiten, zurück zum Anfang meiner Rasse, den blauäugigen, gelbhaarigen, ruhelosen Wanderern, die groß im Kampf, im Plündern und Brandschatzen und in der Liebe waren.
Vom Abenteuer Niord Wurmbezwingers erzähle ich euch – der Wurzel, dem Anfang des Heldenzyklus, der sein Ende noch nicht erreicht hat. Von der grauenvollen Wahrheit, die den von der Zeit verzerrten Sagen der Drachen- und Ungeheuertöter zugrunde liegt.
Eine fremdartige Welt war es, in der Niord lebte und liebte und kämpfte, und sie liegt so weit zurück, dass nicht einmal meine Äonen überbrückende Erinnerung noch irgendwelche Vergleichspunkte mit der jetzigen finden könnte.
Denn seit damals hat sich die Oberfläche der Erde nicht nur ein-, sondern dutzendmal verändert. Kontinente sind im Ozean versunken, und andere haben sich daraus erhoben. Die Meere haben ihr Bett gewechselt, und die Flüsse ihre Richtung. Gletscher bildeten sich und schmolzen. Ja selbst die Sterne standen damals anders als jetzt..."
Mit diesen Zeilen beginnt die Fantasy-Erzählung "VALLEY OF THE WORM" von ROBERT E. HOWARD, die im Februar 1934 im Pulp-Magazin "WEIRD TALES" erschien.
Sie war die erste Geschichte von Howard mit JAMES ALLISON, einen dahinsiechenden und hilflosen Krüppel aus dem 20. Jahrhunderts, der sich an seine vergangenen Inkarnationen und heldenhaften Abenteuer erinnert.
Unter dem Titel "DAS TAL DES HÖLLENWURMS" wurde die Geschichte 1980 in Deutschland in der Taschenbuchausgabe "TERRA FANTASY Band 55: Gespenster der Vergangenheit" des Pabel Verlages veröffentlicht.
2013 erschien sie unter dem Titel "DAS TAL DES WURMES" in der Anthologie "Der schwarze Hund des Todes" des Festa Verlages.
In "DAS TAL DES HÖLLENWURMS" erzählt Robert E. Howard die Geschichte von Niord, der mit seinem Stamm, den Asen, in ein Dschungelland eindringt und gegen die Pikten kämpfen muss, die sie aus dem Bergland aus angreifen.
Bei der siegreichen Schlacht lässt Niord den piktischen Krieger Grom am Leben, den er im Kampf besiegt hat, der von seinem Stamm Gesund gepflegt wird. Nach seiner Genesung gelingt es Grom, Frieden zwischen die Pikten und Asen zu stiften.
Nachdem er mit Grom Freundschaft geschlossen, geht Niord zusammen mit dem Pikten des Öfteren auf die Jagd. Bei einem Kampf mit einem Säbelzahntiger wird der Ase verletzt.
Während Niord von seinem Volk Gesund gepflegt wird, ziehen fünfundvierzig Krieger der Asen mit ihren Gefährtinnen unter Führung von Bragi ins Tal der Zerborstenen Steine, vor das der Pikte Niord gewarnt hat.
Als Niord nach seiner Genesung den Asen Bragi und seine Leute besuchen will, muss er feststellen, dass alle im Tal von einem unbekannten Wesen getötet wurden.
Grom erzählt ihm von den einstigen Bewohnern der Ruinenstadt, die einen Gott angebetet haben, den Höllenwurm.
Um dieses Monster zu besiegen, tötet Niord die Riesenschlange Satha, um an deren tödliches Gift zu gelangen. Nachdem er seine Pfeile mit dem Gift Sathas getränkt hat, stellt er sich dem Höllenwurm zum Kampf...
Mit seiner Fantasy-Erzählung "DAS TAL DES HÖLLENWURMES" präsentiert der Autor Robert E. Howard eine interessante und abwechslungsreich gestaltete Kurzgeschichte, in denen auch das Volk der Pikten wieder mitspielen, an denen der Autor anscheinend ein besonderes Interesse hatte, denn sie tauchen in vielen seiner Fantasy-Geschichten auf .
So unter anderem in seinen Erzählungen mit BRAN MAK MORN. Aber auch in vielen anderen seiner Geschichten wird das Volk der Pikten erwähnt.
Das Tal des Höllenwurms
(Originaltitel: The Valley of the Worm)
von Robert E. Howard
Original-Veröffentlichung in "Weird Tales, Februar 1934
Deutsche Übersetzung
"Das Tal des Höllenwurms" in "Terra Fantasy # 55: Gespenster der Vergangenheit", Pabel Verlag 1980
"Das Tal des Wurmes" in "Der schwarze Hund des Todes", Festa Verlag, 2013
© by Ingo Löchel
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