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Dienstag, 15. Oktober 2024

Die Wasser-Teufelin

Gespenster-Krimi 157

Die Wasser-Teufelin

von Camilla Brandner

Das späte 19. Jahrhundert am Sitwell Park Institut bei den Ruinen von Old Tower House.

Ein Sturm setzt etwas grausiges in Gang, denn er entfernt in seinem wüten nicht nur Moose, Efeu und üppige Ranken, welche die kleine Schlosskapelle von Old Tower House viele Jahre faktisch überwucherte, sondern auch eine Tafel mit einem Bannspruch.

Und als dieser Schutz zerbrach, war der Weg frei für eine mächtige, teuflische Kreatur, welche hier im Wassergraben haust und nun nach neuen menschlichen Opfern giert.

Und diese Opfer wurden ihr regelmäßig in früheren Jahrzehnten seitens der Familie und früheren Bewohnern von Old Tower House, den Sitwells geliefert, welche hierdurch im Gegenzug immer mehr Macht und Reichtum anhäufen konnten.

Dabei war es ihnen auch schlicht egal, wenn sie dafür als finstere Okkultisten gefürchtet aber selbst nur willige Marionetten des Bösen wurden.

Doch längst hatte sich die Familie von diesem Ort zurückgezogen und das Böse in der Tiefe wurde danach gebannt. Und nun hat genau hier Professor Baruch Löwelyn seine Irrenanstalt, in der von ihren Familien abgeschobene, heranwachsende Jungen umsorgt und nach allen Möglichkeiten gefördert werden.

Hierzu gehört auch der nunmehr zwanzigjährige Joannis, welcher unter dem Namen Black Jack (oder auf Gälisch Iain Dhub genannt), bereits fasst dem Bösen völlig verfallen wäre (siehe GK, Band 154).

Nun, sonderbar ist er immer noch, nun aber auch durch Adoption der geliebte Sohn von Professor Löwelyn, welcher dem Bösen entsagte. Aber auch John Roy Douglas, der Oberwärter und sein Hund Tarnhelm, wie auch der Seelsorger des Instituts, Father Eammon McFall, sind nach wie vor hier tätig.

Dabei liegt auch besonders die Aufmerksamkeit auf dem Hund Tarnhelm, welcher sich neben der geistigen Hellsichtigkeit von Professor Löwelyn als eine Art übernatürlicher Schutzgeist gegen das Böse entpuppt hatte.

Doch nun wird nach dem Sturm mitten in der Nacht Douglas fasst zum Opfer einer grässlichen Kreatur. Zum Glück schlief Tarnhelm im selben Zimmer und konnte diese Kreatur vernichten, indem er ihr dunkles Herz herausbiss und verschlang. Doch damit beginnt der Schrecken erst, welcher in den unergründlichen Tiefen des finsteren Wassergrabens lauert.

Denn die Kreatur, die dort haust und die man als "Hydra" bezeichnet, ähnelt einer schrecklichen Wasserdämonin mit drei Gesichtern (das einer Schönheit, einer Wasserleiche und einem Schädel mit gewaltigen Reißzähnen) und zwei Fischschwänzen, welche nun beständig immer neue schreckliche Kreaturen der Finsternis zu gebären scheint. Seien es nun hässliche Würmer, so groß wie Würgeschlangen, blutigierige Meeresspinnen oder teuflische Hunde.

Und über allem scheint das scharlachrote Sigill von drei obszön in sich windenden, giftigen Tausendfüßlern zu stehen. Da das Böse jederzeit mit Macht aus der Tiefe hervorzubrechen droht, erhält Professor Löwelyn weitere Hilfe durch einige ältere Mönche eines nahen Klosters.

Und dann braut sich ein neuer gewaltiger Sturm zusammen, welcher nicht einem normalen Ursprung des Wetters zu folgen scheint und die Kreaturen des Bösen drängen nach oben. Nun mag es aber vielleicht nur noch an Douglas und seinem Schutzgeist in Form des Hundes Tarnhelm liegen, den Ausbruch der Hölle zu verhindern.       

  • Erschienen am 31. August 2024
  • Von Camilla Brandner
  • Ein weiterer Roman um das Sitwell Park Institut

„Mitten in dem fahlen, borstigen Gras lag ein toter Mann, ein Landstreicher offenbar, mit ausgerenkten Gliedern und vor allem einem grässlich auf den Rücken verdrehten Gesicht.“ (Gespenster-Krimi/Band 157, "Die Wasser-Teufelin"/Seite 10)

Nun, als ich am Ende des Romans „PAKT DER BLUTSÄUFER“ (Gespenster-Krimi Band 154) davon ausging, dass hier die Autorin Camilla Brandner einen "Einzelroman" vorgelegt hatte, war ich wohl auf dem Holzweg. Und so sehen wir hier einen weiteren Roman um Professor Löwelyn, Joannis, Father McFall, Oberwärter Douglas und seinem seltsamen Hund mit Namen Tarnhelm.

Das der Professor durchaus in der Lage ist, geistig das Böse und seine Ziele zu erfassen, ist hier ebenso eine gewisse Randerscheinung wie der junge Joannis, der im GK 154 noch mit seiner dämonischen Besessenheit im Mittelpunkt der Handlung stand. Dafür nimmt nun Douglas neben seinem Hund Tarnhelm eine gewichtigere Rolle ein.

Denn hier müssen sie nicht nur einer dämonisch eher niederen Kraft bzw. einer solchen Kreatur entgegentreten. Denn im ölig-schwarzen Wasser der unergründlichen Tiefe des Wassergrabens tummelt sich eine weitaus schrecklichere Kreatur der Finsternis, welche nun nicht mehr gebannt zu sein scheint. Und sie ist wahrlich nicht alleine, denn sie zeugt immer neues Höllengezücht.

Das am Ende natürlich die meisten gut davon kommen, dürfte im Romanheft nun hier kein wirklich unerwarteter Spoiler sein. Jedoch ein fröhliches Happy End serviert uns die Autorin hier auch nicht unbedingt.

Denn ihre bisherigen Romane kennen keine ausgemachten Helden, die von einem Monster der Woche zum nächsten schreiten. Und so hat ein Sieg über das Böse hier auch seine Opfer zu beklagen.

Und genau dieses Herangehensweise macht den Roman von Camilla Brandner gerade so spannend. Denn sie lässt ihre Figuren nicht durch Action glänzen oder entwickelt sie bis hin zu völligen Unbesiegbarkeit, auch wenn sie wie etwa im Fall des angeblichen Hundes Tarnhelm insgeheim ein mächtiges Wesen des Lichts einbaut.

Und so entwickelt sich der Roman „DIE WASSER-TEUFELIN“ zu einem wirklich atmosphärisch-düsteren Schauerroman, der einen mit jeder weiteren Seite immer mehr zu fesseln weiß, bevor er in einem Finale aus Sieg, aber auch traurigem Verlust mündet.

Und so liefert Camilla Brandner hier wieder einen „GESPENSTER-KRIMI“ ab, der sich nicht nur mit jeder Seite in der Spannung weiter steigern kann, sondern auch seine Leser sicherlich wieder zu fesseln weiß.

 © by Konrad Wolfram

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