Gespenster-Krimi 157
Die Wasser-Teufelin
von Camilla
Brandner
Das späte 19. Jahrhundert am Sitwell Park Institut bei den Ruinen von Old Tower House.
Ein Sturm setzt etwas grausiges in Gang, denn er entfernt in seinem
wüten nicht nur Moose, Efeu und üppige Ranken, welche die kleine Schlosskapelle
von Old Tower House viele Jahre faktisch überwucherte, sondern auch eine Tafel
mit einem Bannspruch.
Und als dieser Schutz zerbrach, war der Weg frei für eine mächtige, teuflische Kreatur, welche hier im Wassergraben haust und nun nach neuen menschlichen Opfern giert.
Und
diese Opfer wurden ihr regelmäßig in früheren Jahrzehnten seitens der Familie
und früheren Bewohnern von Old Tower House, den Sitwells geliefert, welche
hierdurch im Gegenzug immer mehr Macht und Reichtum anhäufen konnten.
Dabei
war es ihnen auch schlicht egal, wenn sie dafür als finstere Okkultisten
gefürchtet aber selbst nur willige Marionetten des Bösen wurden.
Doch
längst hatte sich die Familie von diesem Ort zurückgezogen und das Böse in der
Tiefe wurde danach gebannt. Und nun hat genau hier Professor Baruch Löwelyn
seine Irrenanstalt, in der von ihren Familien abgeschobene, heranwachsende
Jungen umsorgt und nach allen Möglichkeiten gefördert werden.
Hierzu
gehört auch der nunmehr zwanzigjährige Joannis, welcher unter dem Namen Black
Jack (oder auf Gälisch Iain Dhub genannt), bereits fasst dem Bösen völlig
verfallen wäre (siehe GK, Band 154).
Nun,
sonderbar ist er immer noch, nun aber auch durch Adoption der geliebte Sohn von
Professor Löwelyn, welcher dem Bösen entsagte. Aber auch John Roy Douglas, der
Oberwärter und sein Hund Tarnhelm, wie auch der Seelsorger des Instituts,
Father Eammon McFall, sind nach wie vor hier tätig.
Dabei
liegt auch besonders die Aufmerksamkeit auf dem Hund Tarnhelm, welcher sich
neben der geistigen Hellsichtigkeit von Professor Löwelyn als eine Art
übernatürlicher Schutzgeist gegen das Böse entpuppt hatte.
Doch
nun wird nach dem Sturm mitten in der Nacht Douglas fasst zum Opfer einer
grässlichen Kreatur. Zum Glück schlief Tarnhelm im selben Zimmer und konnte
diese Kreatur vernichten, indem er ihr dunkles Herz herausbiss und verschlang.
Doch damit beginnt der Schrecken erst, welcher in den unergründlichen Tiefen
des finsteren Wassergrabens lauert.
Denn
die Kreatur, die dort haust und die man als "Hydra" bezeichnet,
ähnelt einer schrecklichen Wasserdämonin mit drei Gesichtern (das einer
Schönheit, einer Wasserleiche und einem Schädel mit gewaltigen Reißzähnen) und
zwei Fischschwänzen, welche nun beständig immer neue schreckliche Kreaturen der
Finsternis zu gebären scheint. Seien es nun hässliche Würmer, so groß wie
Würgeschlangen, blutigierige Meeresspinnen oder teuflische Hunde.
Und
über allem scheint das scharlachrote Sigill von drei obszön in sich windenden,
giftigen Tausendfüßlern zu stehen. Da das Böse jederzeit mit Macht aus der
Tiefe hervorzubrechen droht, erhält Professor Löwelyn weitere Hilfe durch
einige ältere Mönche eines nahen Klosters.
Und
dann braut sich ein neuer gewaltiger Sturm zusammen, welcher nicht einem
normalen Ursprung des Wetters zu folgen scheint und die Kreaturen des Bösen
drängen nach oben. Nun mag es aber vielleicht nur noch an Douglas und seinem
Schutzgeist in Form des Hundes Tarnhelm liegen, den Ausbruch der Hölle zu
verhindern.
- Erschienen am 31. August 2024
- Von Camilla Brandner
-
Ein
weiterer Roman um das Sitwell Park Institut
„Mitten in dem fahlen, borstigen Gras lag ein toter Mann, ein Landstreicher offenbar, mit ausgerenkten Gliedern und vor allem einem grässlich auf den Rücken verdrehten Gesicht.“ (Gespenster-Krimi/Band 157, "Die Wasser-Teufelin"/Seite 10)
Nun, als ich am Ende des Romans „PAKT DER BLUTSÄUFER“
(Gespenster-Krimi Band 154) davon ausging, dass hier die Autorin Camilla
Brandner einen "Einzelroman" vorgelegt hatte, war ich wohl auf dem
Holzweg. Und so sehen wir hier einen weiteren Roman um Professor Löwelyn,
Joannis, Father McFall, Oberwärter Douglas und seinem seltsamen Hund mit Namen
Tarnhelm.
Das der Professor durchaus in der Lage ist, geistig das
Böse und seine Ziele zu erfassen, ist hier ebenso eine gewisse Randerscheinung
wie der junge Joannis, der im GK 154 noch mit seiner dämonischen Besessenheit
im Mittelpunkt der Handlung stand. Dafür nimmt nun Douglas neben seinem Hund
Tarnhelm eine gewichtigere Rolle ein.
Denn hier müssen sie nicht nur einer dämonisch eher
niederen Kraft bzw. einer solchen Kreatur entgegentreten. Denn im
ölig-schwarzen Wasser der unergründlichen Tiefe des Wassergrabens tummelt sich
eine weitaus schrecklichere Kreatur der Finsternis, welche nun nicht mehr
gebannt zu sein scheint. Und sie ist wahrlich nicht alleine, denn sie zeugt
immer neues Höllengezücht.
Das am Ende natürlich die meisten gut davon kommen,
dürfte im Romanheft nun hier kein wirklich unerwarteter Spoiler sein. Jedoch
ein fröhliches Happy End serviert uns die Autorin hier auch nicht unbedingt.
Denn ihre bisherigen Romane kennen keine ausgemachten
Helden, die von einem Monster der Woche zum nächsten schreiten. Und so hat ein
Sieg über das Böse hier auch seine Opfer zu beklagen.
Und genau dieses Herangehensweise macht den Roman von
Camilla Brandner gerade so spannend. Denn sie lässt ihre Figuren nicht durch
Action glänzen oder entwickelt sie bis hin zu völligen Unbesiegbarkeit, auch
wenn sie wie etwa im Fall des angeblichen Hundes Tarnhelm insgeheim ein
mächtiges Wesen des Lichts einbaut.
Und so entwickelt sich der Roman „DIE WASSER-TEUFELIN“ zu
einem wirklich atmosphärisch-düsteren Schauerroman, der einen mit jeder
weiteren Seite immer mehr zu fesseln weiß, bevor er in einem Finale aus Sieg,
aber auch traurigem Verlust mündet.
Und so liefert Camilla Brandner hier wieder einen „GESPENSTER-KRIMI“
ab, der sich nicht nur mit jeder Seite in der Spannung weiter steigern kann,
sondern auch seine Leser sicherlich wieder zu fesseln weiß.
© by Konrad Wolfram
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