Gespenster-Krimi 154
Pakt der Blutsäufer
von Camilla
Brandner
Eigentlich
ist Johannis Baptista Cunningham sogar ein recht hübscher junger Bursche mit
seinem schwarzen Haar und seiner noch immer hohen, ja manchmal auch geradezu
lüsternen weiblichen Stimmlage.
Und seit dem frühen Tod seiner Eltern wächst er in der Verwandtschaft auf, bei denen es ihm an nichts mangelt, außer an der fürsorglichen Zuwendung und Liebe.
Ja, man nennt ihn hier auch eher Iain Dhub, was wiederum die gälische Form von "Black Jack" ist.
Und
genau genommen sehen in ihm seine Verwandten sogar eine zunehmende Gefahr, seit
man ihn dabei erwischt hatte, das Blut einer von ihm getöteten Taube zu
trinken.
Und
so werden seine Tanten bei Dr. Baruch Löwelyn, einem Nervenarzt in Edinburgh
vorstellig, um von ihm Hilfe zu erbitten, er möge sich des Jungen annehmen und
ihn am Besten gleich in seiner Klinik verschwinden lassen.
Doch
würde man ihn dann für Unzurechnungsfähig erklären, so würde statt ihm der
Verwandtschaft sogar einmal ein beträchtlich hohes Erbe zufallen.
Und
dieses Erbe käme nicht einmal von einem anderen Verwandten des jungen Burschen,
sondern von Baron Cornelis de Rochhay, welcher im Herrenhaus Woolgrate Manison
mit seinem Mündel Umna residiert aber mit Johannis in keinster Weise familiär
verbunden ist.
Dafür
aber scheint dieser Baron ein Mann der finsteren Künste zu sein, der an
Johannis/Iain Dhub ein ganz besonderes und überaus düsteres Interesse hegt. Als
Beweis führen die Tanten hier ein grünes Büchlein an, welches aus dem Besitz
des dunklen Baron stammt und als Inhalt für den Leser die Sage um den
"Pakt der Blutsäufer von Trolls Bottom" bereithält.
Diese
Sage ist zwar abstoßend und finster und doch eigentlich laut Löwelyn nur eine
Art Märchen, wie es sie häufig in Schottland zu lesen und hören gibt. Doch
spätestens, als der Doktor dann mit Johannis selbst ins Gespräch kommt, muss er
seine Meinung hierzu mehr und mehr revidieren.
Zwar
scheint der junge Mann sehr redegewandt und höflich, doch er verströmt dabei
eine Aura der Finsternis und des Bösen, wie Löwelyn sie noch nie zuvor erlebt
hatte. Denn was selbst Johannis nicht ahnt, ist der Umstand, das Löwelyn selbst
durchaus über mediale Fähigkeiten verfügt, die ihn die Verschlagenheit und das
Böse in einem Menschen erblicken lassen.
Und
was Löwelyn in dem jungen Burschen sieht, ist wirlich alles andere als ein
verwirrter Geist in einem jungen Menschen. Vielmehr ist es das pure Böse,
welches sich des jungen Körpers immer mehr bemächtigt um ihn endgültig in die
Finsternis zu zerren.
Und
so nimmt sich Dr. Löwelyn denn auch des Jungen in seiner Anstalt an, der ihn
auf seltsame Weise einerseits anzieht, andererseits aber gleichzeitig auch
abstößt. Dabei greift er aber auch auf die Hilfe von Father McFall zurück,
welcher für den christlichen Beistand im Kampf gegen das Böse in dem Jungen
Sorge trägt.
Aber
auch der Hund eines guten Mitarbeiter von Dr. Löwelyn - der Malteser mit Namen
Tarnhelm - wächst hierbei offenbar über sich hinaus um dem Bösen die Stirn zu
bieten, welches sich wie gieriges Ungeziefer in dem doch noch recht jungen
Körper von Johannis eingenistet hat.
Erschienen am 31. August 2024
Ein Roman von Camilla Brandner
Ein
Einzelroman
"Oh
ja. Man könnte natürlich auch denken, dass Tante Margaret plötzlich Appetit
bekäme, ihrer fetten Zofe ein Steak aus dem Hintern zu schneiden und es zu
braten. Aber ... das ist alles ziemlich weit hergeholt, nicht wahr?" (Gespenster-Krimi/Band
154, "Pakt der Blutsäufer"/Seite 20)
Wie ich schon einmal sagte, ich liebe durchaus auch
Romane, die in sich abgeschlossen sind und keinen Helden oder eine Heldin
aufweisen, welche sich in Serie dem Bösen entgegen stellen. Und die Autorin
Camilla Brandner hat eben für solche Romane durchaus ein recht gutes Händchen.
Wer allerdings auf etwas Action mit wilden Verfolgungen
und blutigen Auseinandersetzungen steht, der dürfte hier bei „PAKT DER
BLUTSÄUFER“ wohl eher an die falsche Lektüre geraten sein. Was allerdings
absolut nicht bedeutet, dass der vorliegende Roman nicht lesenswert wäre.
Eher das Gegenteil ist hier der Fall, denn die Autorin
Camilla Brandner legt mit diesem Roman durchaus ein Glanzlicht der
Schauerliteratur vor, bei dem man jede Seite wirklich genießen sollte.
Selbst das Cover des Romans fängt diese düstere Atmosphäre gekonnt ein, auch wenn es die Leserschaft im Verbund mit dem Titel wohl zuerst fälschlicher Weise eher auf einen Vampir-Roman schließen lassen könnte. Dem ist allerdings nicht so, auch wenn Blut hier in der Handlung sicherlich keine unwesentliche Rolle spielt.
Sehr gut gefallen hatte mir auch das mehrseitige Gespräch
zwischen Dr. Löwelyn und dem jungen Johannis/Iain Dhub, welches für mich in
dieser Form auch noch viel länger hätte gehen können.
Denn die Dialoge und die allgemeine Schilderung des
Gespräch hinsichtlich dieser sich gegenseitig belauernden Figuren, weiß durch
eine düstere wie sehr eindringliche Atmosphäre zu punkten, die einem schon ein
wenig die Gänsehaut im Nacken sprießen lässt. Das war durchaus, wie man so
schön sagt, ganz großes Kino (im Kopf).
Aber die Autorin weiß hier auch mit zwei weiteren Elementen innerhalb der Handlung voll zu punkten. So haftet ihren Beschreibungen des Bösen eine mitunter märchenhafte und gleichsam auch nicht gerade herkömmliche, ja gefühlsmäßig sogar abstoßende Komponente an.
Zum
anderen hat hier im Roman das Thema Ungeziefer durchaus seinen schaurigen Klang
nicht unberechtigt, denn die Autorin greift hier auch gekonnt in die Trickkiste
des Body-Horror, wenn das eigentliche Böse sich in äußerst destruktiver Weise
auf bzw. im Körper des jungen Burschen zu offenbaren beginnt.
Aber ich möchte hierzu auch nicht zu viel verraten und
kann eigentlich nur jedem Freund guter Schauerliteratur anraten, selbst diesen
Roman zu lesen und damit in diese einzigartige Atmosphäre einzutauchen, welche
den Leser oder die Leserin schnell umgibt, wie die dunklen Nebel der
schottischen Hochmoore.
© by Konrad Wolfram
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