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Dienstag, 3. September 2024

Pakt der Blutsäufer

Gespenster-Krimi 154

Pakt der Blutsäufer

von Camilla Brandner

Eigentlich ist Johannis Baptista Cunningham sogar ein recht hübscher junger Bursche mit seinem schwarzen Haar und seiner noch immer hohen, ja manchmal auch geradezu lüsternen weiblichen Stimmlage.

Und seit dem frühen Tod seiner Eltern wächst er in der Verwandtschaft auf, bei denen es ihm an nichts mangelt, außer an der fürsorglichen Zuwendung und Liebe. 

Ja, man nennt ihn hier auch eher Iain Dhub, was wiederum die gälische Form von "Black Jack" ist.

Und genau genommen sehen in ihm seine Verwandten sogar eine zunehmende Gefahr, seit man ihn dabei erwischt hatte, das Blut einer von ihm getöteten Taube zu trinken.

Und so werden seine Tanten bei Dr. Baruch Löwelyn, einem Nervenarzt in Edinburgh vorstellig, um von ihm Hilfe zu erbitten, er möge sich des Jungen annehmen und ihn am Besten gleich in seiner Klinik verschwinden lassen.

Doch würde man ihn dann für Unzurechnungsfähig erklären, so würde statt ihm der Verwandtschaft sogar einmal ein beträchtlich hohes Erbe zufallen.

Und dieses Erbe käme nicht einmal von einem anderen Verwandten des jungen Burschen, sondern von Baron Cornelis de Rochhay, welcher im Herrenhaus Woolgrate Manison mit seinem Mündel Umna residiert aber mit Johannis in keinster Weise familiär verbunden ist.

Dafür aber scheint dieser Baron ein Mann der finsteren Künste zu sein, der an Johannis/Iain Dhub ein ganz besonderes und überaus düsteres Interesse hegt. Als Beweis führen die Tanten hier ein grünes Büchlein an, welches aus dem Besitz des dunklen Baron stammt und als Inhalt für den Leser die Sage um den "Pakt der Blutsäufer von Trolls Bottom" bereithält.

Diese Sage ist zwar abstoßend und finster und doch eigentlich laut Löwelyn nur eine Art Märchen, wie es sie häufig in Schottland zu lesen und hören gibt. Doch spätestens, als der Doktor dann mit Johannis selbst ins Gespräch kommt, muss er seine Meinung hierzu mehr und mehr revidieren.

Zwar scheint der junge Mann sehr redegewandt und höflich, doch er verströmt dabei eine Aura der Finsternis und des Bösen, wie Löwelyn sie noch nie zuvor erlebt hatte. Denn was selbst Johannis nicht ahnt, ist der Umstand, das Löwelyn selbst durchaus über mediale Fähigkeiten verfügt, die ihn die Verschlagenheit und das Böse in einem Menschen erblicken lassen.

Und was Löwelyn in dem jungen Burschen sieht, ist wirlich alles andere als ein verwirrter Geist in einem jungen Menschen. Vielmehr ist es das pure Böse, welches sich des jungen Körpers immer mehr bemächtigt um ihn endgültig in die Finsternis zu zerren.

Und so nimmt sich Dr. Löwelyn denn auch des Jungen in seiner Anstalt an, der ihn auf seltsame Weise einerseits anzieht, andererseits aber gleichzeitig auch abstößt. Dabei greift er aber auch auf die Hilfe von Father McFall zurück, welcher für den christlichen Beistand im Kampf gegen das Böse in dem Jungen Sorge trägt.

Aber auch der Hund eines guten Mitarbeiter von Dr. Löwelyn - der Malteser mit Namen Tarnhelm - wächst hierbei offenbar über sich hinaus um dem Bösen die Stirn zu bieten, welches sich wie gieriges Ungeziefer in dem doch noch recht jungen Körper von Johannis eingenistet hat.

Erschienen am 31. August 2024

Ein Roman von Camilla Brandner

Ein Einzelroman

"Oh ja. Man könnte natürlich auch denken, dass Tante Margaret plötzlich Appetit bekäme, ihrer fetten Zofe ein Steak aus dem Hintern zu schneiden und es zu braten. Aber ... das ist alles ziemlich weit hergeholt, nicht wahr?" (Gespenster-Krimi/Band 154, "Pakt der Blutsäufer"/Seite 20)

Wie ich schon einmal sagte, ich liebe durchaus auch Romane, die in sich abgeschlossen sind und keinen Helden oder eine Heldin aufweisen, welche sich in Serie dem Bösen entgegen stellen. Und die Autorin Camilla Brandner hat eben für solche Romane durchaus ein recht gutes Händchen.

Wer allerdings auf etwas Action mit wilden Verfolgungen und blutigen Auseinandersetzungen steht, der dürfte hier bei „PAKT DER BLUTSÄUFER“ wohl eher an die falsche Lektüre geraten sein. Was allerdings absolut nicht bedeutet, dass der vorliegende Roman nicht lesenswert wäre.

Eher das Gegenteil ist hier der Fall, denn die Autorin Camilla Brandner legt mit diesem Roman durchaus ein Glanzlicht der Schauerliteratur vor, bei dem man jede Seite wirklich genießen sollte.

Selbst das Cover des Romans fängt diese düstere Atmosphäre gekonnt ein, auch wenn es die Leserschaft im Verbund mit dem Titel wohl zuerst fälschlicher Weise eher auf einen Vampir-Roman schließen lassen könnte. Dem ist allerdings nicht so, auch wenn Blut hier in der Handlung sicherlich keine unwesentliche Rolle spielt.

 Sehr gut gefallen hatte mir auch das mehrseitige Gespräch zwischen Dr. Löwelyn und dem jungen Johannis/Iain Dhub, welches für mich in dieser Form auch noch viel länger hätte gehen können.

Denn die Dialoge und die allgemeine Schilderung des Gespräch hinsichtlich dieser sich gegenseitig belauernden Figuren, weiß durch eine düstere wie sehr eindringliche Atmosphäre zu punkten, die einem schon ein wenig die Gänsehaut im Nacken sprießen lässt. Das war durchaus, wie man so schön sagt, ganz großes Kino (im Kopf).

Aber die Autorin weiß hier auch mit zwei weiteren Elementen innerhalb der Handlung voll zu punkten. So haftet ihren Beschreibungen des Bösen eine mitunter märchenhafte und gleichsam auch nicht gerade herkömmliche, ja gefühlsmäßig sogar abstoßende Komponente an. 

Zum anderen hat hier im Roman das Thema Ungeziefer durchaus seinen schaurigen Klang nicht unberechtigt, denn die Autorin greift hier auch gekonnt in die Trickkiste des Body-Horror, wenn das eigentliche Böse sich in äußerst destruktiver Weise auf bzw. im Körper des jungen Burschen zu offenbaren beginnt.

Aber ich möchte hierzu auch nicht zu viel verraten und kann eigentlich nur jedem Freund guter Schauerliteratur anraten, selbst diesen Roman zu lesen und damit in diese einzigartige Atmosphäre einzutauchen, welche den Leser oder die Leserin schnell umgibt, wie die dunklen Nebel der schottischen Hochmoore.

 © by Konrad Wolfram 

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