Dorian Hunter 88
Flitterwochen mit dem Tod
von Hivar
Kelasker (Hans Kneifel)
Als
Hunter erfährt, dass Magnus Gunnarsson sich bei einem Institut für
Ehevermittlung hat eintragen lassen, beschließt Coco, nach München zu fahren,
um mehr über seine Absichten herauszufinden.
Hunter folgt ihr und quartiert sich in einem Hotel in der Nähe ein. Als er sie zusammen mit Gunnarsson sieht, wartet er, bis der Isländer das Hotel verlässt und folgt ihm zu einem verlassenen Haus, wo Gunnarsson eine Leiche wiedererweckt, welche anschließend von grünlichen Schuppen bedeckt ist und das Haus mit unbekanntem Ziel verlässt.
Coco
hat derweil entdeckt, dass sich Dämonen im Hotel befinden, welche offenbar ein
vom Institut veranstaltetes Fest infiltrieren wollen. Hunter ist weiterhin
Gunnarsson auf den Fersen, der noch weitere Leichen wiedererweckt, welche sich
in der Nähe des Schlosses versammeln, in dem das Fest stattfinden soll.
Dort
taucht neben Olivaro auch die Vampirin Sappho auf, welche sich in Hekates
Auftrag um Gunnarsson kümmern soll. Diesem gelingt es, die menschlichen Gäste
nach und nach gegen seine modifizierten Untoten auszutauschen, welche deren
Aussehen annehmen, zum Fest zurückkehren, und die Dämonen einen nach dem
anderen ausschalten.
Nur
Sappho gelingt noch die Flucht bis zu ihrer Herrin Hekate, allerdings nur, um
dieser noch eine Nachricht von Hermes Trismegistos zukommen zu lassen.
Als
Hunter Gunnarsson zur Rede stellt, weicht dieser aus und warnt den
Dämonenkiller erneut davor, sich in die Auseinandersetzung zwischen Hermes und
der schwarzen Familie einzumischen.
- Titelbild: Mark Freier
- Erschienen am 11. Januar 2022
-
Erstveröffentlichung:
Am 6. April 1974 als „Dämonenkiller Band 85“
Mit diesem Band liegt nun der letzte Roman von Hans Kneifel vor, welcher wohl damals wie heute nicht gerade zu den beliebtesten
Autoren der Serie zählte. Zwar hat er mit diesem letzten Beitrag nicht
unbedingt seinen schlechtesten Roman abgeliefert, das dürfte eher sein Erstling
gewesen sein, aber auch nicht den besten.
Während er in dem durchaus beachtlichen “Trip in die
Unterwelt” die Handlung aus der Sicht einer Nebenfigur schildern durfte, müssen
im vorliegenden Roman wieder die Hauptfiguren an vorderster Front agieren, was
den Autor dann auch vor die üblichen Probleme stellt.
So ist eine Coco Zamis hier während der Hypnose plötzlich
in der Lage, Gedanken zu lesen, was wohl eher keiner ihrer magischen
Fähigkeiten entsprechen dürfte. Dafür wird das Manipulieren des Zeitablaufs
doch etwas überstrapaziert, wobei diesbezüglich immer ausgesagt wurde, dass
dann Erholungsphasen nötig sind.
Ein Dorian Hunter befürchtet hier gar, dass seine
Gefährtin “verloren” wäre, wenn sie einen Alleingang unternimmt. Da hat der
Autor wohl die diversen, durchaus erfolgreichen Alleingänge vergessen, die Coco
bereits absolviert hat. Überhaupt kann Hunter hier die meiste Zeit über nur
zuschauen und nicht wirklich aktiv ins Geschehen eingreifen.
Über Olivaros Auftauchen könnte man sich zwar freuen,
allerdings wird er hier eher wie ein stinknormaler Dämon dargestellt, der sich
in keinster Weise von den anderen anwesenden Dämonen abhebt oder unterscheidet.
Wobei man sich auch fragt, warum Coco ihn nicht erkennt
oder warum sie sich überhaupt nicht wundert, dass der “junge Mann“, den sie
gerade vor einer Dämonin gerettet hat, diesen Umstand einfach so hinnimmt und
sie gar noch um ein Date bittet.
Hunter dagegen reagiert nicht einmal, als Gunnarsson am
Ende den Namen seines Erzgegners Olivaro erwähnt, so dass hier insgesamt der
Eindruck entsteht, als wäre die Figur erst im Nachhinein in die Handlung
eingebaut worden, was aber gar keinen Sinn machen würde, weil ihr Auftritt für
den Handlungsverlauf völlig unnötig ist.
Überhaupt gibt es in diesem Roman viel zu viele kleine
und größere Fehler, Ungereimtheiten und Widersprüche, welche insgesamt dafür
sorgen, dass der im Grunde gar nicht schlecht geschriebene, temporeiche Roman
unterm Strich einfach nicht überzeugen kann.
Kneifel fehlt einfach das Talent eines Davenport oder Warren, die Figuren authentisch darzustellen und scheint sich mit ihrem Background so überhaupt nicht befasst zu haben, was auch in Bezug auf die aktuelle Handlung und auf frühere Ereignisse oft spürbar ist.
Etwas verwirrend ist hier auch der ständige
Perspektivwechsel innerhalb der Kapitel. Da wird gerade noch aus Sicht Hunters
geschildert, ein paar Zeilen später dann aus Sicht einer Nebenfigur, dann gibt
es wieder einen Wechsel zu einer anderen Hauptfigur. Das zumindest wäre mit
etwas mehr Sorgfalt vermeidbar gewesen.
Einzig die Darstellung des ach so geheimnisvollen Magnus
Gunnarsson kann hier einigermaßen überzeugen, auch wenn es doch langsam etwas
überhand nimmt mit der Geheimnistuerei. Zumal sein Plan, Leichen stehlen zu
lassen, diese zu präparieren und sie gegen die Gäste auszutauschen, um sie dann
die Dämonen beseitigen zu lassen (von einem Kampf kann hier nicht die Rede
sein) wieder einmal übertrieben aufwändig und kompliziert erscheint, was natürlich
auf das Konto des Expose - Autors geht.
Am Ende seines letzten Romans lässt der Autor den Helden
dann noch schnell seine frühere Bettgefährtin “Mata” anrufen, da er sich ja nun
mal in München befindet, allerdings erreicht er sie nicht und somit wird der
Leser wohl auch nie wieder etwas von dieser Figur hören, welche schließlich nur
einmal bei Kneifel vorkam.
Stilistisch und sprachlich hat der Roman dem Verfasser dieser Zeilen übrigens wesentlich besser gefallen, als der letzte Palmer, um jetzt abschließend noch etwas positives zu vermerken. Hätte Kneifel sich ein bisschen intensiver mit der Serie befasst, hätte er durchaus noch ein paar annehmbare Romane abliefern können.
Aber letzten Endes war es nicht seine
Baustelle und er konnte den Helden nicht ausstehen, was natürlich keine gute
Voraussetzung für eine kreative Mitarbeit ist…
© by Ingo Löchel
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