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Dienstag, 19. März 2024

Das Vampir-Mannequin

Gespenster-Krimi Band 127

Das Vampir-Mannequin

von Earl Warren (Walter Appel)

Der als Modeschöpfer weltberühmte Comte Antoine d'Argont will gerade ein traumhaft weißes Kleid durch das wunderschöne Starmannequin Clarisse Lassoult mittels eines fahrenden Aston Martin der Öffentlichkeit präsentieren.

Ganz davon abgesehen will Antoine auch Clarissa in Kürze heiraten. Doch dann verfängt sich der lange Schal in einer Speichenradfelge des Wagen und ehe Clarissa überhaupt bremsen kann, wird ihr das Genick gebrochen.

Hilfe kommt daher in jedem Fall zu spät. Doch Antoine wird mit dem Verlust und der Trauer wegen der verstorbenen Clarissa auch wenige Monate danach nicht wirklich fertig, weshalb sein Freund Dr. Victor Messan sich um ihn ernsthaft Sorgen macht. 

Besonders dann, als es Anoine zurück in sein Familienschloss in den Pyrenäen zieht und er Messan mitteilt, das er und Clarissa bald doch noch zusammen glücklich werden können. Könnte Antoine etwa nun über die nicht bewältigte Trauer hinweg völlig den Verstand verloren haben?

Doch Comte Antoine d'Argont meint es wohl wirklich ernst, zudem er längst den Kontakt zu dem verufenen Einsiedler und Okkultisten Pere du Mal aufgenommen hatte, der ihm helfen soll, mit dunkler Magie Clarissa wieder zum Leben zu erwecken.

Und so lässt er alle Bediensteten im Schloss frei nehmen bis auf den Buckligen und eher missgestalteten Diener Martin Joffe, um mit ihm die heimlich ausgegrabene Leiche von Clarissa mittels einer Vorrichtung wieder zum Leben zu erwecken. Dabei benötigt er das Unwetter mit ihren Blitzen ebenso wie schwarzmagische Elemente.

Und tatsächlich, es gelingt und Clarissa wird hierdurch wieder zum Leben erweckt. Doch  die Freude beim Comte währt eher nur kurz, denn seine ehemalige Geliebte ist nun ein kaltblütiger weiblicher Vampir, welche selbst ihn nur noch als Mittel zum Zweck benutzen will.

Sichtlich besorgt hat sich allerdings auch Dr. Victor Messan samt seiner Lebensgefährtin Jeanne Richard auf die lange Reise zum Schloss des Comte gemacht, weil sie sich große Sorgen um den Geisteszustand ihres Freundes machen. Aber auch die Reaktion der von Messan alamierte Polizei vor Ort stimmt sie mehr als bedenklich.

Dort angekommen, treffen sie erst einmal nur auf den Schlossverwalter samt dessen Frau und den zwei Dienstmädchen. Denn Antoine hat sich am Morgen bereits auf die Rückreise nach Paris begeben und über eine Schwester von Clarissa, welche die Polizei beim Comte gesehen haben will, wissen diese auch nichts.

Da es aber schon recht spät ist und Messan noch einmal intensiver mit dem Schlossverwalter reden will, beschließt man die Nacht trotzdem im Schloss zu verbringen. Doch dies könnte ein gewaltiger Fehler gewesen sein, denn in der Nacht schallt ein schauriges Geheul durch das Schloss und späterhin findet man sogar den Schlossverwalter zu Tode gefoltert in den Kellergewölben.

Aber Messan und Jeanne machen auch die Bekanntschaft einer wunderschönen Frau, die Clarissa fasst wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht, wären da nicht diese kalten, fasst dämonischen Züge in ihrem Verhalten.

Und dann überschlagen sich die Ereignisse. Dem Diener Martin Joffe gelingt es, den durch geistige Einflussnahme seitens der Vampirin bewusstlosen Messan zu wecken. Doch kann Messan wirklich diesem verkrüppelten Joffe trauen oder wird er durch ihn eher in eine Falle gelockt?

Und wohin hat diese teuflische Blutsaugerin seine geliebte Jeanne im Schloss gebracht? Kann er sie wirklich noch retten und der Vampirin das Handwerk legen? Und dann taucht auch noch der Einsiedler und Okkultist Pere du Mal im Folterkeller des Schloss auf.

  • Erschienen am 22. August 2023

„Doch über ihnen erscholl ein schrilles Kreischen. Gleich darauf flog eine übergroße schwarze Fledermaus mit rotglühenden Augen vor ihrem Fenster vorbei, flatterte vor ihnen auf und nieder. Die Fledermaus starrte sie an.“ (Gespenster-Krimi/Band 127: "Das Vampir-Mannequin"/Seite 21)

Spannend und durchaus atmosphärisch recht finster ist der Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“ des Autor Earl Warren (Walter Appel) und hatte mir beim Lesen auch recht viel Vergnügen bereitet. Allerdings war Earl Warren für mich eh schon immer der beste Autor in Sachen Grusel- und Abenteuerromane (siehe in Sachen Abenteuer hierzu z.B. meine Rezensionen zu den ROBERTA LEE Romanen des Kelter Verlag) gewesen.

Allerdings sollte man sich hier nicht wirklich auf die Suche nach der Logik innerhalb der Handlung machen. Denn noch auf Seite 23/Spalte 2 versichert uns der Autor z.B., dass Victor Messan jede Form von Humbug und Aberglauben verachtet.

Dafür fährt er aber mit seiner Lebensgefährtin Jeanne mit allen Utensilien in Richtung Schloss, die man für die Bekämpfung von Vampiren ebenso benötigt. Also vom Weihwasserfläschchen über Kruzifixe bis hin zur Taschenausgabe einer Bibel ist da im Vorfeld schon alles dabei.

Da fehlt nur noch der Eichenpflog im Hosengürtel und der Knoblauch um die Schultern. Und da wollen die ernsthaft immer noch jeglichen Aberglauben echt ablehnen?

Aber auch die wiedererweckte und zum Vampir mutierte Clarissa wird vom Autor als kaltblütige wie mörderische Kreatur beschreiben. Da könnte sie sich auf dem Schloss bei dieser Menge an potentiellen menschlichen Opfern mit jeder Menge Blut geradezu feierlich besaufen.

Am Ende jedoch bleibt zumindest dort schon mal die Zahl der getöteten Mitbürger eher sehr überschaubar bis mager - und das gerade für einen blutrünstigen Vampir. Und so schreibt der Autor zum Beispiel dann auf Seite 38/Spalte 2 folgenden Satz:

„Die Beweggründe und das Denken des Vampirs blieben dem Arzt unerforschlich.“ (Gespenster-Krimi/Band 127: "Das Vampir-Mannequin)

Was die minimale Opferzahl durch die Vampirin auf dem Schloss angeht, blieb sie allerdings auch mir als Leser eher unerforschlich. Es könnte aber ja auch sein, dass unsere Vampirin gerade eine Diät durchzieht. Das kann man im Vorfeld eventuell auch bei dämonischen Frauen eben nie gänzlich ausschließen. So sind Frauen eben ...irgendwie oder ähnlich.

Aber Scherz bei Seite, wenn man an solchen Stellen im Roman mal schnell beide Augen wohlwollend zudrückt, dann ist der Roman durchaus atmosphärisch stimmig und spannend geschrieben.

Ein aktueller, also neuer Roman ist dieser Band 127 in der Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ allerdings auch nicht. Denn hier handelt es sich um einen eher älteren Roman des Autor Earl Warren, weshalb auf dem Cover über der rechten Zinne des Bastei-Logo auch nicht "Neuer Roman" sondern eben nur "Grusel-Klassiker" steht. Man hat im Verlag also mal wieder in die Mottenkiste gegriffen, weil wohl gerade nichts neues zur Hand war.

Das ist nicht unbedingt schlecht, solange man darauf achtet, das man keine alten Schinken wieder hervorkramt, die man den Leserinnen und Lesern besser nicht mehr unter die verwöhnte Nase schiebt, da sie eventuell kaum noch ernsthaft als lesbar gelten dürften.

Allerdings können in diesem Punkt die Romane von Earl Warren/Walter Appel eher selten als brutaler Griff in die Tonne gelten. Denn wenn es auch bei der Logik schon mal hapert (wo passiert das denn nicht?), so sind die Romane dieses Autor trotzdem immer noch spannend und mit Genuss lesbar.

Aber auch sonst findet man im Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“ durchaus so manche Szene wieder, die z.B. dem Fan gruseliger Klassiker im Roman und Film durchaus sehr bekannt vorkommen dürften. So erinnert z.B. die Szene der Erweckung von Clarissas Leiche enorm stark an die Erweckung des Monster aus dem Filmklassiker „FRANKENSTEIN“ von 1931 mit Boris Karloff in der Rolle eben des Monsters.

Der größte Unterschied liegt halt nur darin, dass hier kein Monster aus Leichenteilen zusammengebastelt wird, sondern man gleich auf eine vollständige Leiche zurückgreift. Und die erwacht eben nicht als zuerst eher stumpfsinniges Monster, sondern gleich als eiskalt berechnender Blutsauger.

Aber auch was die im Roman beschriebenen Stärken und Schwächen eines Vampir betrifft, kam mir gleich irgendwie der eine oder andere Filmklassiker um Vampire z.B. des britischen Hammer-Studio in den Sinn. Allerdings passt dies auch irgendwie, denn die Handlung treibt einen beim lesen zwangsläufig im Kopfkino in die 70er bis 80er Jahre des letzten Jahrhundert zurück.

Leider hatte ich allerdings bei der Beschreibung des Modeschöpfer Antoine d'Argont es sehr schwer, an einen attraktiven Mann irgendwo zwischen 30 bis 40 Jahre zu denken. Denn bei der optischen Beschreibung des Autors für diese Figur brannte sich mir gleich das Bild des greisen Karl Lagerfeld ein, der stammelnd und mit der Hand wedelnd zu irgendwelchen Reportern spricht.

Da hätte Eral Warren wohl besser bei der Beschreibung neben der Sonnenbrille auch zumindest den charakteristischen Zopf weglassen sollen. Und bei der Beschreibung von Jeanne Richard mit dem streichholzkurzen blonden Haar hatte ich gleich das Bild der Schauspielerin Jean Seberg aus der Filmkomödie „DIE MAUS, DIE BRÜLLT“ von 1959 vor Augen. Allerdings in diesem Punkt trifft Earl Warren schon eher meine sündig-erotische Geschmacksrichtung, wehalb ich beim gruseligen Lagerfeld-Zopf von Antoine daher noch mal gerne ein Auge zudrücke.

Mein Fazit

Im Prinzip kann ich es kurz machen, denn mit einem Roman von Earl Warren/Walter Appel fällt es eher schon schwer, hier mal einen Roman des Genre zu erwischen, welcher qualitätsmäßig locker unter jedem Teppich herlaufen könnte. In der Hinsicht ist die Wahl eines "Grusel-Klassikers" statt eines völlig neuen Romans vom Verlag durchaus gut gelungen.

Stören sollte man sich allerdings auch nicht daran, dass die Sprache der Figuren mitunter etwas altbacken wirkt, als befinde man sich gerade irgendwo in der Handlung zwischen 1960 bis 1970 (allerdings war da der längst verstorbene Karl Lagerfeld wirklich noch jünger gewesen ... glaube ich zumindest).

Stimmig wusste hier auch endlich mal das Cover des Romans zur Handlung zu passen und machte auch sonst neugierig auf den Roman selbst. Denn man kann in Sachen Cover der „GESPENSTER-KRIMIs“ durchaus schon mal locker vom Hocker sagen, dass gerade die selbst etwas veränderten Cover der Krimiserie „BUTLER PARKER“ für den „GESPERNSTER-KRIMI“ optisch eher einen Griff ins Klo bedeuten. Hier muss der Bastei Verlag also wirklich noch am Fingerspitzengefühl hinsichtlich der Auswahl üben.

Allerdings passt das Cover beim Band 127 mal schön wie die Faust aufs Auge, weshalb ich hier eigentlich rundum zufrieden war und den Roman somit auch in einem Zug gelesen hatte. Da wünsche ich den entsprechenden Mitarbeitern bei Bastei auch weiterhin genauso viel Glück bei der Auswahl der Romane, die als Klassiker hier aus der typischen Mottenkiste des Heftromans gezogen werden.

Der Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“ ist jedenfalls ein paar lauschige wie ungestörte Lesestunden wert. In diesem Sinne viel Spaß denen, die sich den aktuellen „GESPENSTER-KRIMI“ erst noch vornehmen wollen.

© by Konrad Wolfram

4 Kommentare:

Matthias Glombik hat gesagt…

Klar, ein alter GK-(Nr. 524)! Aber warum steht dann auf dem gezeigten Cover "Neuer Roman"?

The Black Book Magazine hat gesagt…

Da scheinen wohl die zuständigen Leute vom Bastei Verlag nicht aufgepasst zu haben!

Rainer Schmidt hat gesagt…

Der Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi Nr. 524: Das Vampir Mannequin (27.09.1983) und als Geister-Schocker Nr. 21: Die Vampir-Lady (Oktober 2004). Das Titelbild stammt von Dämonenkiller (1. Auflage) Nr. 138: Herrin der Fledermäuse.

Konrad Wolfram hat gesagt…

Würde hier auch mal behaupten, dass der Fehler bei der Bezeichnung "Neuer Roman" beim Verlag liegt. So etwas kann aber, wenn auch eher extrem selten, mal passieren.