Gespenster-Krimi Band 127
Das Vampir-Mannequin
von Earl Warren
(Walter Appel)
Der
als Modeschöpfer weltberühmte Comte Antoine d'Argont will gerade ein traumhaft
weißes Kleid durch das wunderschöne Starmannequin Clarisse Lassoult mittels
eines fahrenden Aston Martin der Öffentlichkeit präsentieren.
Ganz davon abgesehen will Antoine auch Clarissa in Kürze heiraten. Doch dann verfängt sich der lange Schal in einer Speichenradfelge des Wagen und ehe Clarissa überhaupt bremsen kann, wird ihr das Genick gebrochen.
Hilfe kommt daher in jedem Fall zu spät. Doch Antoine wird mit dem Verlust und der Trauer wegen der verstorbenen Clarissa auch wenige Monate danach nicht wirklich fertig, weshalb sein Freund Dr. Victor Messan sich um ihn ernsthaft Sorgen macht.
Besonders
dann, als es Anoine zurück in sein Familienschloss in den Pyrenäen zieht und er
Messan mitteilt, das er und Clarissa bald doch noch zusammen glücklich werden
können. Könnte Antoine etwa nun über die nicht bewältigte Trauer hinweg völlig
den Verstand verloren haben?
Doch
Comte Antoine d'Argont meint es wohl wirklich ernst, zudem er längst den
Kontakt zu dem verufenen Einsiedler und Okkultisten Pere du Mal aufgenommen
hatte, der ihm helfen soll, mit dunkler Magie Clarissa wieder zum Leben zu
erwecken.
Und
so lässt er alle Bediensteten im Schloss frei nehmen bis auf den Buckligen und
eher missgestalteten Diener Martin Joffe, um mit ihm die heimlich ausgegrabene
Leiche von Clarissa mittels einer Vorrichtung wieder zum Leben zu erwecken.
Dabei benötigt er das Unwetter mit ihren Blitzen ebenso wie schwarzmagische
Elemente.
Und
tatsächlich, es gelingt und Clarissa wird hierdurch wieder zum Leben erweckt.
Doch die Freude beim Comte währt eher
nur kurz, denn seine ehemalige Geliebte ist nun ein kaltblütiger weiblicher
Vampir, welche selbst ihn nur noch als Mittel zum Zweck benutzen will.
Sichtlich
besorgt hat sich allerdings auch Dr. Victor Messan samt seiner Lebensgefährtin
Jeanne Richard auf die lange Reise zum Schloss des Comte gemacht, weil sie sich
große Sorgen um den Geisteszustand ihres Freundes machen. Aber auch die
Reaktion der von Messan alamierte Polizei vor Ort stimmt sie mehr als
bedenklich.
Dort
angekommen, treffen sie erst einmal nur auf den Schlossverwalter samt dessen
Frau und den zwei Dienstmädchen. Denn Antoine hat sich am Morgen bereits auf
die Rückreise nach Paris begeben und über eine Schwester von Clarissa, welche
die Polizei beim Comte gesehen haben will, wissen diese auch nichts.
Da
es aber schon recht spät ist und Messan noch einmal intensiver mit dem
Schlossverwalter reden will, beschließt man die Nacht trotzdem im Schloss zu
verbringen. Doch dies könnte ein gewaltiger Fehler gewesen sein, denn in der
Nacht schallt ein schauriges Geheul durch das Schloss und späterhin findet man
sogar den Schlossverwalter zu Tode gefoltert in den Kellergewölben.
Aber
Messan und Jeanne machen auch die Bekanntschaft einer wunderschönen Frau, die
Clarissa fasst wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht, wären da nicht diese
kalten, fasst dämonischen Züge in ihrem Verhalten.
Und
dann überschlagen sich die Ereignisse. Dem Diener Martin Joffe gelingt es, den
durch geistige Einflussnahme seitens der Vampirin bewusstlosen Messan zu
wecken. Doch kann Messan wirklich diesem verkrüppelten Joffe trauen oder wird
er durch ihn eher in eine Falle gelockt?
Und
wohin hat diese teuflische Blutsaugerin seine geliebte Jeanne im Schloss
gebracht? Kann er sie wirklich noch retten und der Vampirin das Handwerk legen?
Und dann taucht auch noch der Einsiedler und Okkultist Pere du Mal im
Folterkeller des Schloss auf.
- Erschienen
am 22. August 2023
„Doch über ihnen erscholl ein schrilles Kreischen. Gleich darauf flog eine übergroße schwarze Fledermaus mit rotglühenden Augen vor ihrem Fenster vorbei, flatterte vor ihnen auf und nieder. Die Fledermaus starrte sie an.“ (Gespenster-Krimi/Band 127: "Das Vampir-Mannequin"/Seite 21)
Spannend und durchaus atmosphärisch recht finster ist der
Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“ des Autor Earl Warren (Walter Appel) und hatte mir
beim Lesen auch recht viel Vergnügen bereitet. Allerdings war Earl Warren für
mich eh schon immer der beste Autor in Sachen Grusel- und Abenteuerromane
(siehe in Sachen Abenteuer hierzu z.B. meine Rezensionen zu den ROBERTA LEE
Romanen des Kelter Verlag) gewesen.
Allerdings sollte man sich hier nicht wirklich auf die
Suche nach der Logik innerhalb der Handlung machen. Denn noch auf Seite
23/Spalte 2 versichert uns der Autor z.B., dass Victor Messan jede Form von
Humbug und Aberglauben verachtet.
Dafür fährt er aber mit seiner Lebensgefährtin Jeanne mit
allen Utensilien in Richtung Schloss, die man für die Bekämpfung von Vampiren
ebenso benötigt. Also vom Weihwasserfläschchen über Kruzifixe bis hin zur
Taschenausgabe einer Bibel ist da im Vorfeld schon alles dabei.
Da fehlt nur noch der Eichenpflog im Hosengürtel und der
Knoblauch um die Schultern. Und da wollen die ernsthaft immer noch jeglichen
Aberglauben echt ablehnen?
Aber auch die wiedererweckte und zum Vampir mutierte
Clarissa wird vom Autor als kaltblütige wie mörderische Kreatur beschreiben. Da
könnte sie sich auf dem Schloss bei dieser Menge an potentiellen menschlichen
Opfern mit jeder Menge Blut geradezu feierlich besaufen.
Am Ende jedoch bleibt zumindest dort schon mal die Zahl
der getöteten Mitbürger eher sehr überschaubar bis mager - und das gerade für
einen blutrünstigen Vampir. Und so schreibt der Autor zum Beispiel dann auf
Seite 38/Spalte 2 folgenden Satz:
„Die Beweggründe und das Denken des Vampirs blieben dem Arzt unerforschlich.“ (Gespenster-Krimi/Band 127: "Das Vampir-Mannequin)
Was die minimale Opferzahl durch die Vampirin auf dem
Schloss angeht, blieb sie allerdings auch mir als Leser eher unerforschlich. Es
könnte aber ja auch sein, dass unsere Vampirin gerade eine Diät durchzieht. Das
kann man im Vorfeld eventuell auch bei dämonischen Frauen eben nie gänzlich
ausschließen. So sind Frauen eben ...irgendwie oder ähnlich.
Aber Scherz bei Seite, wenn man an solchen Stellen im
Roman mal schnell beide Augen wohlwollend zudrückt, dann ist der Roman durchaus
atmosphärisch stimmig und spannend geschrieben.
Ein aktueller, also neuer Roman ist dieser Band 127 in
der Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ allerdings auch nicht. Denn hier handelt es sich
um einen eher älteren Roman des Autor Earl Warren, weshalb auf dem Cover über
der rechten Zinne des Bastei-Logo auch nicht "Neuer Roman" sondern
eben nur "Grusel-Klassiker" steht. Man hat im Verlag also mal wieder
in die Mottenkiste gegriffen, weil wohl gerade nichts neues zur Hand war.
Das ist nicht unbedingt schlecht, solange man darauf
achtet, das man keine alten Schinken wieder hervorkramt, die man den Leserinnen
und Lesern besser nicht mehr unter die verwöhnte Nase schiebt, da sie eventuell
kaum noch ernsthaft als lesbar gelten dürften.
Allerdings können in diesem Punkt die Romane von Earl
Warren/Walter Appel eher selten als brutaler Griff in die Tonne gelten. Denn
wenn es auch bei der Logik schon mal hapert (wo passiert das denn nicht?), so
sind die Romane dieses Autor trotzdem immer noch spannend und mit Genuss
lesbar.
Aber auch sonst findet man im Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“
durchaus so manche Szene wieder, die z.B. dem Fan gruseliger Klassiker im Roman
und Film durchaus sehr bekannt vorkommen dürften. So erinnert z.B. die Szene
der Erweckung von Clarissas Leiche enorm stark an die Erweckung des Monster aus
dem Filmklassiker „FRANKENSTEIN“ von 1931 mit Boris Karloff in der Rolle eben
des Monsters.
Der größte Unterschied liegt halt nur darin, dass hier
kein Monster aus Leichenteilen zusammengebastelt wird, sondern man gleich auf
eine vollständige Leiche zurückgreift. Und die erwacht eben nicht als zuerst
eher stumpfsinniges Monster, sondern gleich als eiskalt berechnender
Blutsauger.
Aber auch was die im Roman beschriebenen Stärken und
Schwächen eines Vampir betrifft, kam mir gleich irgendwie der eine oder andere
Filmklassiker um Vampire z.B. des britischen Hammer-Studio in den Sinn.
Allerdings passt dies auch irgendwie, denn die Handlung treibt einen beim lesen
zwangsläufig im Kopfkino in die 70er bis 80er Jahre des letzten Jahrhundert
zurück.
Leider hatte ich allerdings bei der Beschreibung des
Modeschöpfer Antoine d'Argont es sehr schwer, an einen attraktiven Mann
irgendwo zwischen 30 bis 40 Jahre zu denken. Denn bei der optischen
Beschreibung des Autors für diese Figur brannte sich mir gleich das Bild des
greisen Karl Lagerfeld ein, der stammelnd und mit der Hand wedelnd zu
irgendwelchen Reportern spricht.
Da hätte Eral Warren wohl besser bei der Beschreibung
neben der Sonnenbrille auch zumindest den charakteristischen Zopf weglassen
sollen. Und bei der Beschreibung von Jeanne Richard mit dem streichholzkurzen
blonden Haar hatte ich gleich das Bild der Schauspielerin Jean Seberg aus der
Filmkomödie „DIE MAUS, DIE BRÜLLT“ von 1959 vor Augen. Allerdings in diesem
Punkt trifft Earl Warren schon eher meine sündig-erotische Geschmacksrichtung,
wehalb ich beim gruseligen Lagerfeld-Zopf von Antoine daher noch mal gerne ein
Auge zudrücke.
Mein Fazit
Im Prinzip kann ich es kurz machen, denn mit einem Roman
von Earl Warren/Walter Appel fällt es eher schon schwer, hier mal einen Roman
des Genre zu erwischen, welcher qualitätsmäßig locker unter jedem Teppich
herlaufen könnte. In der Hinsicht ist die Wahl eines
"Grusel-Klassikers" statt eines völlig neuen Romans vom Verlag
durchaus gut gelungen.
Stören sollte man sich allerdings auch nicht daran, dass
die Sprache der Figuren mitunter etwas altbacken wirkt, als befinde man sich
gerade irgendwo in der Handlung zwischen 1960 bis 1970 (allerdings war da der
längst verstorbene Karl Lagerfeld wirklich noch jünger gewesen ... glaube ich
zumindest).
Stimmig wusste hier auch endlich mal das Cover des Romans
zur Handlung zu passen und machte auch sonst neugierig auf den Roman selbst.
Denn man kann in Sachen Cover der „GESPENSTER-KRIMIs“ durchaus schon mal locker
vom Hocker sagen, dass gerade die selbst etwas veränderten Cover der Krimiserie
„BUTLER PARKER“ für den „GESPERNSTER-KRIMI“ optisch eher einen Griff ins Klo
bedeuten. Hier muss der Bastei Verlag also wirklich noch am Fingerspitzengefühl
hinsichtlich der Auswahl üben.
Allerdings passt das Cover beim Band 127 mal schön wie
die Faust aufs Auge, weshalb ich hier eigentlich rundum zufrieden war und den
Roman somit auch in einem Zug gelesen hatte. Da wünsche ich den entsprechenden
Mitarbeitern bei Bastei auch weiterhin genauso viel Glück bei der Auswahl der
Romane, die als Klassiker hier aus der typischen Mottenkiste des Heftromans
gezogen werden.
Der Roman „DAS VAMPIR-MANNEQUIN“ ist jedenfalls ein paar
lauschige wie ungestörte Lesestunden wert. In diesem Sinne viel Spaß denen, die
sich den aktuellen „GESPENSTER-KRIMI“ erst noch vornehmen wollen.
© by Konrad Wolfram
4 Kommentare:
Klar, ein alter GK-(Nr. 524)! Aber warum steht dann auf dem gezeigten Cover "Neuer Roman"?
Da scheinen wohl die zuständigen Leute vom Bastei Verlag nicht aufgepasst zu haben!
Der Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi Nr. 524: Das Vampir Mannequin (27.09.1983) und als Geister-Schocker Nr. 21: Die Vampir-Lady (Oktober 2004). Das Titelbild stammt von Dämonenkiller (1. Auflage) Nr. 138: Herrin der Fledermäuse.
Würde hier auch mal behaupten, dass der Fehler bei der Bezeichnung "Neuer Roman" beim Verlag liegt. So etwas kann aber, wenn auch eher extrem selten, mal passieren.
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