Gespenster Krimi Band 122
Leichenfresser in London
von Chris
Steinberger
Und wieder einmal führt uns der Autor Chris Steinberger in das viktorianische London, wo durch die Zeit einmal der junge Mason Armstrong an der Seite des Geisterjäger John Sinclair gestrandet war, nun allerdings alleine nicht mehr zurück in seine Zeit gelangt.
Dafür hat ihn Oberinspektor Arthur Winston unter seine Fittiche genommen. Besonders auch deshalb, weil es offenbar immer mehr übernatürliche Fälle zu lösen gilt.
Und hier kommt dann Reverend Francis ins Spiel, welcher Agnes Hollyworth die Sterbesakramente zuteilwerden lassen will. Denn seit die blutjunge Tochter von Simon und Agnes Hollyworth von einigen rauen Kerlen überfallen und missbraucht wurde, bevor man sie dann tötete, scheint sich Agnes Hollyworth nicht mehr wirklich von diesem Schrecken erholt zu haben.
Doch
wo der Reverend eigentlich den Ritus des Sterbesakraments vorgesehen hatte,
griff die ausgemerkelte Agnes vor ihrem Tod zu einem eher teuflischen Ritus um
die Schuldigen am Tod ihres Kindes nun auf grausame Weise durch die Mächte des
Bösen rächen zu lassen.
Und
nun kann sich selbst Reverend Francis seines Lebens nicht mehr wirklich sicher
sein. Denn auch er hatte damals mit einigem Entsetzen mit angesehen, wie sich
diese Ganoven über die junge Tochter von Simon und Agnes Hollyworth hergemacht
hatten. Doch hatte er wohl aus Angst nichts dazu beigetragen, diesen
gewaltsamen Übergriff zu unterbinden und so auch das Leben des Mädchen zu
retten.
Indessen
hat Arthur Winston von Scotland Yard samt seinem Schützling Mason Armstrong und
den etwas seltsamen Polizisten Clay Sheppards und Keith Groom ein Auge auf den
Kleinkriminellen Pete Gamble geworfen, den man auch wegen einer fehlenden Hand
"One-Hand-Pete" nennt.
Und
der gerät hierdurch mal wieder ein paar Tage ins Gefängnis. Allerdings auch
Pete Gamble gehörte zum Kreis derer, die gegenüber der Hollyworth-Tochter
übergriffig wurden. Als Gamble den Knast aber schon bald wieder verlässt, ahnt
er noch nicht, dass er bereits sehnsüchtig von einem Albert Swift erwartet
wird.
Doch
Swift ist kein wirklicher Mensch, wie es vielleicht zuerst den Anschein haben
könnte. Dafür verfolgt er ein klares Ziel im Auftrag seines dunklen Meisters um
grausame Rache nehmen. Und genau deshalb muss Gamble vorher sterben, denn als
Ghoul frisst Swift eben lieber bereits totes Fleisch.
Ein
verschwundener Kleinkrimineller, von dem man später nur noch das säuberlich
abgenagte Skelett vorfindet und ein halb zerfetzter Priester im Beichtstuhl
lassen gerade für Mason Armstrong, aber auch Arthur Winston keinen Zweifel
daran aufkommen, dass es bei diesen offensichtlich kannibalistischen Morden nicht
mit rechten Dingen zugeht.
Ein Vampir könnte es allerdings nicht sein, denn der würde nur das noch pulsierende Blut trinken, aber nicht gleich das gesamte Opfer fressen. Und für einen Zombie scheint dieses Ungeheuer schlicht zu intelligent und planmäßig vorzugehen.
Daher könnte es sich bei dem Täter um einen Leichenfresser, also einem
sogenannten Ghoul handeln. Doch wie kann man überhaupt einen Ghoul endgültig
ausschalten, noch bevor er ein blutiges Massaker unter den aufgebotenen
Polizeikräften auslöst?
Doch
genau hier erhalten Winston und Armstrong im Vorfeld einen wichtigen Hinweis,
der sie direkt zu dem Inder Jadoo Korab führt, der sich durchaus mit den
okkulten Mächten auszukennen scheint.
Allerdings
ahnen Oberinspektor Winston und Mason Armstrong nicht, dass in London gerade
mehr als nur ein Ghoul umgeht und sie wissen auch nicht, welche dunkle Macht
dafür sorgt, dass die Rachegelüste von Simon Hollyworth und seiner bereits
verstorbenen Frau Agnes auf gnadenlose Weise in London umgesetzt werden.
„Wenige
Augenblicke später verwandelte er sich wieder in seine menschliche Gestalt. Er
säuberte sich, wischte seinen blutverschmierten Mund an der Soutane des Toten
ab und ließ den angefressenen Leichnam achtlos im Beichtstuhl zurück. Dann
verließ er grinsend die Kirche durch den Seiteneingang.“ (Gespenster-Krimi/Band
122: "Leichenfresser in London"/Seite 18)
- Erschienen am 13. Juni 2023
- Ein Roman mit Mason Armstrong und Arthur Winston
-
Neuer
Roman
Gut, das Cover von Band 122 mit dem schönen Titel „LEICHENFRESSER
IN LONDON“ ist nun auch nicht gerade der Heuler. Es wirkt eher auf mich, wie
ein Alleinunterhalter auf dem Rückweg von einem Kindergeburtstag, wo jede Menge
Rahmspinat als lustiges Wurfmaterial entfremdet wurde. Für das offensichtliche
Opfer allerdings wohl auch nicht lustig.
Das Chris Steinberger mit seinen Romanen im „GESPENSTER-KRIMI“
dabei quasi auch ein eigenes Spin-off zur Serie „GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR“
auf seine Leserschaft loslässt, dürfte hierbei auch sicherlich kein Problem
sein, solange er so gut durchdachte und spannende, aber eben auch mitunter
irgendwie lustige Abenteuer abliefert, die im viktorianischen London
angesiedelt sind. Und hier bekommt Arthur Winston dann sogar eine Art
Wunderdolch "geliehen", um endlich dem Ghoul die Runzeln aus dem
Hintern zu entfernen.
Doch bitte, lieber Steinberger, mache bitte nicht den
gleichen Fehler wie ehemals Jason Dark (Helmut Rellergerd) und zaubere
plötzlich immer mehr und zudem noch völlig übermächtige Superwaffen aus der
weißmagischen Wundertüte. Die waren nämlich damals nicht gerade selten bei
Jason Dark eher kontraproduktive Spannungskiller.
Oder anders gesagt, wenn Herr Rellergerd aus welchem
Grund auch immer, nicht mehr weiterwusste (oder wollte?), zückte sein "Oberinspektor"
z.B. sein Kreuzchen und die Spannung stürtzte augenblicklich ins Bodenlose ab.
Und ob du in Zukunft den Dämon "Xorron" (Herrscher der Zombies und
Ghouls) auch ins viktorianische London holen musst, wage ich auch mal zu
bezweifeln, allerdings hast du ihn in diesem Roman zumindest auch schon mal
kurz benannt.
Allerdings war der bei JOHN SINCLAIR auch nicht unbedingt
der schaurigste Bringer. Aber gut, vielleicht weiß Chris Steinberger auch aus
dieser Figur mehr herauszukitzeln als unser ehemaliger Vielschreiber Jason
Dark.
Unbestritten konnte mich allerdings der Roman „LEICHENFRESSER
IN LONDON“ wieder richtig spannend packen und hatte auch wieder mit den an
Intelligenz nicht gerade strotzenden zwei Polizisten Groom und Sheppards die
ideal-witzige Auflockerung, die der Handlung irgendwie auch eine passende Würze
verpasst. Irgendwie erinnern mich diese zwei Beamten auch netter Weise etwas an
Schulze und Schulze aus „TIM UND STRUPPI“.
Da wird z.B. eine umkämpfte volle Tüte mit Fish 'n' Chips
zu einem kleinen aber lustigen Ereignis und wir werden auch einen kleinen
Einblick darin erhalten, warum menschliche Schädel auch ohne einen Witz grinsen
können. Das hat einfach etwas und lockert die durchweg spannende Handlung an
den richtigen Stellen recht positiv auf.
Und im Finale blitzt dann auch nochmals ein wenig JOHN
SINCLAIR auf, wenn der junge Mann aus der Zukunft, Mason Armstrong, endlich in
den Polizeidienst eintreten darf und Arthur Winston bei Scotland Yard mit dem
Segen von Chief Inspector Andrew Pettigrew nun im Yard eine eigene
"Spezialabteilung" auf die Beine stellen darf, um auch den finsteren
Mächten im viktorianischen London ordentlich Paroli bieten zu können.
Mein Fazit
Als ich im „GESPENSTER-KRIMI“, Band 118 mit dem Titel „DIE LANZE DES GELLIUS“ erfuhr, dass unsere Helden im viktorianischen England sich
quasi (nur eben zeitlich versetzt) im gleichen Universum tummeln, wie der gute
wie auch alte JOHN SINCLAIR, war meine Begeisterung nicht unbedingt gleich auf
einem hohen Level.
Denn ich wusste ja nur zu gut, wie der Autor HELMUT RELLERGERD als Jason Dark hier in seiner eigenen Heftromanserie nicht selten
einiges versaubeuteln konnte und dann planlos an jeder Form von Spannung glatt
vorbeilief. Da war natürlich auch bei ihm nicht immer alles schlecht gewesen,
allerdings nahm mit den Jahren die Qualität seiner Romane dann doch rapide ab,
was nur seine strammen Fans ihm ohne Probleme noch freudig abzukaufen
vermochten.
Allerdings, als ich eben „DIE LANZE DES GELLIUS“ einmal
angefangen hatte zu lesen, kam ich so flott nicht mehr von dem Heftchen los.
Und wirklich konnte mich der Autor Chris Steinberger schon hier richtig gut
packen. Ob ihm das aber auch im nächsten Roman nochmals gelingen würde, war ich
mir noch nicht wirklich so sicher.
Und genau hier belehrte mich Steinberger nun mit „LEICHENFRESSER
IN LONDON“ durchaus eines Besseren, der seit dem 13. Juni 2023 erhältlich ist.
Ich könnte daher hier noch ein paar blutige Jubelfontänen zum vorliegenden Roman von Chris Steinberger vom Stapel lassen, aber warum soll ich mich denn wiederholen, zumal ihr ihn auch selbst mal lesen könntet?
In
jedem Fall bin ich schon wieder sehr gespannt auf die nächsten Abenteuer aus
dem viktorianischen London, irgendwo zwischen Gaslaternen, Pferdedroschken,
alten Grabsteinen im Nebel und höllischen Hafenhuren ... oder so ähnlich. Ihr
wisst schon was ich meine.
© Konrad Wolfram
2 Kommentare:
Info zum Titelbild: Der Hintergrund (Haus, Zaun, Laterne) stammt - spiegelverkehrt - von Larry Brent Nr. 8 (Die Pest fraß alle) und das zerfließende Wesen stammt von Macabros Nr. 91 (Die Pestreiter).
Hallo Rainer, vielen Dank für die Infos. Gruß Ingo.
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