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Dienstag, 28. November 2023

Die Lanze des Gellius

Gespenster-Krimi Band 118

Die Lanze des Gellius

von Chris Steinberger

Jerusalem, ca 35 nach Christus: Auf dem Berg Golgatha werden drei Menschen durch die Römer gekreuzigt. Der eine ist Dismas, der sich im Angesicht von Jesus Christus in Reue übt.

Der andere ist Jesus Christus selbst, dem man vorwirft, sich als König der Juden und Sohn des einzig wahren Gottes zu bezeichnen.

Der Dritte jedoch heißt Gestas und hat selbst jetzt noch Spott und Hohn hinsichtlich Jesus übrig. Doch Gestas ist eigentlich kein Mensch, sondern ein äußerst gefährlicher Dämon.

Doch auch für Gestas schein am Kreuz bald die letzte Stunde geschlagen zu haben, auch wenn er selbst von hier aus die Menschen noch weiter mit Schmähungen und Flüchen gegen sich aufbringt. Und in diesem Augenblick macht der Legionär Novatus Romus Gellius einen entscheidenden Fehler.

Denn mit einem Stich in den Körper des gekreuzigten Gestas versucht er später festzustellen, ob dieser überhaupt noch lebt. Doch damit geht der dämonische Geist direkt eine unheilige Symbiose  mit der Lanze ein, die bald auch Gellius selbst immer mehr in ihren unheiligen Bann zieht, bis das er nach Jahren in Britannien die Grundlage legt, damit das Böse irgendwann wieder über die Erde wandeln kann.

„Mit einem hämischen Lachen bemerkte Gestas die Dornenkrone auf dem Haupt des Mannes. Jetzt erinnerte er sich wieder, wer er war. Dieser Mann sollte der König der Juden sein. Ein Prophet und der Sohn Gottes.“ (Gespenster-Krimi/Band 118: "Die Lanze des Gellius"/Seite 2)

Im späten 19. Jahrhundert erhält Pater Pius im Vatikan die ersten Hinweise zu einem Artefakt, welches eines der größten dämonischen Gefahren darstellen soll und welches er nun unbedingt finden will, um es in die Obhut der Kirche zu legen. Dabei handelt es sich um die Lanze des Gellius, den er laut den frühen Aufzeichnungen nur in Großbritannien finden dürfte. Nur wo sollte er hier zuerst suchen und wie gelingt es ihm das Böse darin für immer zu bannen?

Auch Mason Armstrong ist aus der Gegenwart heraus im viktorianischen London gestrandet (siehe hierzu den Roman: „GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR“, Band 2280 mit dem Titel „HOTEL ZUR HÖLLE“ von den Autoren Rafael Marques & Chris Steinberger) und lebt nun notgedrungen bei Inspektor Arthur Winston, was nicht immer ganz einfach ist.

Weiß Mason doch so vieles, was es in der Zukunft geben wird, was aber auf seine Mitmenschen in dieser Epoche eher sehr verwirrend bis utopisch klingt. Mit dafür Verantwortlich das Mason in der Vergangenheit gestrandet ist, ist Lady Gwendolyn Carmine, die Mason sogar bei einem satanischen Ritual das Herz aus der Brust reißen und opfern wollte. Dies gelang ihr jedoch nicht. Doch dafür kam Mason späterhin auch nicht mehr in seine eigene Zeit zurück.

Doch an Langeweile dürfte Mason Armstrong an der Seite von Inspektor Winston auch hier im viktorianischen London nicht sterben. Denn bald zieht der offensichtlich kriminelle Bertram Lodge die aufmerksamkeit von Inspektor Winston und Armstrong auf sich, als dieser seinen früheren Arbeitgeber, den Hutmacher Nolik Starova entführt.

Doch hierbei handelt es sich nicht um ein normales Verbrechen durch Lodge, dem durch einen Arbeitsunfall mit einer gefährlichen Chemikalie eine Gesichtshälfte völlig entstellt wurde. Denn die Entführung wurde ihm offenbar auf telepathischem Wege von Lady Carmine befohlen und Starova soll offensichtlich sogar für ein neues satanisches Blutopfer herhalten. Für Mason heißt dies aber auch, dass er wieder in die Villa der Lady Carmine gelangen kann,  wo er sich eventuell auch Informationen erhofft, die ihn eventuell in seine Zeit zurückbringen könnten.

Aber auch Pater Pius ist bereits in London eingetroffen und nach einem kurzzeitigen Zwischenstopp bei Pater Bigelow in der Warwick Street Church macht auch er sich zur düsteren Villa seitens der offiziell als verschwunden gemeldeten Lady Carmine auf.

Und auch er vernimmt bereits düstere Stimmen, die ihn eventuell auch völlig auf den Pfad des Bösen führen könnten. Doch kann Pater Pius den Einflüsterungen des Dämonen in der Lanze des Gellius wirklich noch widerstehen und können Inspektor Arthur Winston und Mason Armstrong das Leben des Hutmacher Starova noch retten?

  • Erschienen am 18. April 2023
  • Ein Roman mit Mason Armstrong und Arthur Winston
  • Neuer Roman

Gut, bei dem Namen JOHN SINCLAR kriege ich noch immer erst einmal bedenkliche Zuckungen am linken Auge. Das hat allerdings nichts mit den aktuellen Romanen verschiedener Autoren zu tun, welche nun den Handlungsbogen in der Serie „JOHN SINCLAIR“ bestimmen, sondern durchaus mit einer ganzen Reihe von älteren Romanen (von ca. Band 1730 - 1780) aus der Feder eben von Jason Dark/Helmut Rellergerd selbst, die sich bei mir zu einem gewissen Teil noch ungelesen in einem Karton stapeln. Und so ab und an greife ich mir da (aus wohl masochistischen Gründen) immer noch mal wieder zwei bis drei Hefte wahllos heraus, um sie doch mal zu lesen. 

Aber spätestens danach brauche ich wirklich wieder Monate der Ruhe vor den Romanen vom guten Jason Dark, denn sonst laufe ich Gefahr, völlig die Lust am lesen zu verlieren. Aber andererseits weiß ich auch irgendwie nie, was ich so schlimmes angestellt haben könnte, um mich mit diesen zum  großen Teil recht spannungsarmen Romanen ohne jegliche Höhen übermäßig zu quälen.

Dabei war Rellergerd zu Beginn seines JOHN SINCLAIR durchaus auch für mich mal richtig gut (oder ich eventuell noch zu jung und unerfahren in Sachen gruseliger Literatur). Aber gut, damals hatte er wirklich noch einige gute Romane und Taschenbücher geschrieben, die ich mit Bgeisterung gelesen hatte. Aber irgendwann in grauer Vorzeit war bei Rellergerd in Sachen gruselige wie spannende Romane dann doch entgültig für mich die Luft raus. Und so landeteten damals wie gesagt einige seiner Romane (ca. 40 Stück) bei mir ungelesen in einem Karton auf einem Schrank.

Das die Autoren, welche nun bei „JOHN SINCLAIR“ das Zepter schwingen, auch einige Interessante Charaktere entwickeln, bei denen man sich gerne auch mal mehr vorstellen könnte als eben nur diese Nebenrolle, kann ich mir indessen recht lebhaft vorstellen. Und mitunter kann sich so etwas sogar zu einem wirklich lohnenden Objekt entwickeln.

Das also in den Figuren des Inspektor Arthur Winston und dem zeitlich gestrandeten Mason Armstrong im viktorianischen Empire durchaus eine Menge Potential steckt, beweist uns hier der Autor Chris Steinberger mit seinem Roman „DIE LANZE DES GELLIUS“ sehr eindrücklich.

Der Roman fängt fängt jedenfalls richtig spannend gleich bei der Kreuzigung auf dem Berg Golgatha (auch Golgota oder Golgotha) an und kann dieses hohe Niveau auch durchgehend bis zum vorläufigen Ende problemlos halten. Denn der Roman ist eigentlich nur der Auftakt eines Mini-Zyklus (siehe hierzu die Infoseite des Autor im Roman des GESPENSTER-KRIMI/Band 118), der im „GESPENSTER-KRIMI“ hoffentlich bald weitergeführt werden wird.

Und laut eigenen Aussagen wurde Steinberger durch seinen Freund Isaak Siavan auf das Potential dieser Figuren und dem zeitlichen Setting erst so richtig gestoßen und Alexander Weisheit von den OJSFC-Magazinen konnte Steinberger dann auch zusätzlich zur Mitarbeit an den zukünftigen Arthur-Winston-Geschichten gewinnen (ebenfalls nachzulesen auf den Inforseiten in Band 118). Das die Romane an sich besser im „GESPENSTER-RIMI“ aufgehoben sind, ist durchaus nachvollziehbar, da unser guter Geisterjäger von Scotland Yard mit seinem "hau-einfach-alles-weg-Kreuz" bei dieser Handlungsebene wohl keine Rolle (mehr) spielt.

Mein Fazit 

Nach dem eher enttäuschenden Roman „DER BUNKER“ im „GESPENSTER-KRIMI“ (Band 117) konnte es ja nun eigentlich nur wieder aufwärts gehen. Allerdings schafft es Chris Steinberger mit seinem Roman „DIE LANZE DES GELLIUS“ (GK-Band 118) sogar, gleich wieder ein verdammt hohes Niveau zu erreichen, was dann auch mein Herz für die Gruselheftchen gleich wieder heftiger schlagen ließ.

Das liegt aber nicht nur an der recht gut durchdachten Handlung, die mich als Leser problemlos mit ordentlich hohem Spannungslevel von einem Kapitel zum nächsten trieb, ohne irgendwann Langeweile aufkommen zu lassen, sondern auch an einigen gut platzierten Stellen, in denen der Autor eine gehörige wie gelungene Portion Humor einsetzte, um die Handlung hiermit perfekt aufzulockern.

Dies gelingt ihm z.B. besonders gut mit Konstabler Clay Sheppards, "einem Schotten wie im Bilderbuch" und seinem Kollegen Konstabler Keith Groom, einem gebürtigen Londoner mit religiös-katholischen Wurzeln. Und diese zwei können nicht so wirklich miteinander, aber auch nicht ohne den jeweils anderen. Und wenn dann noch gutes Essen und Alkohol im Spiel ist, dann hält diese zwei kauzigen Gesetzeshüter nichts mehr auf der Straße.

Und dann ist da ja eben auch noch der junge Mason Armstrong, der ja hier unfreiwillig in der Vergangenheit gestrandet ist und im vorliegenden Roman Sheppards und Groom z.B. die Vorzüge einer Termoskanne erklärt (Seite 52), die nur leider in dieser Zeit der Pferdedroschken und Gaslichtlaternen noch nicht erfunden worden war. Ein herzhafter Lacher mit Schenkelklopfer war hier jedenfalls garantiert.

Auf der anderen Seite punktet der Roamn aber auch mit recht düsteren und spannenden Elementen, bei denen man schön früh nie wirklich sicher sein kann, ob die Guten auch wirklich am Ende noch alle auf der Seite des Guten stehen werden, oder ob der Dämon in der Lanze eben auch seine Erfolgsmomente genießen kann.

In jedem Fall ist das Ende aber auch kein wirkliches Ende, zumal dieser Roman eigentlich auch der Auftakt ist für einen kleinen, in sich abgeschlossenen Zyklus. Da kann man dann nur hoffen, dass es nicht zu lange dauert, bis es mit Inspektor Arthur Winston, dem in dieser Epoche gestrandeten Mason Armstrong und den vielen anderen Figuren auf der guten wie auch der bösen Seite weitergeht. Potential hat die Handlung jedenfalls eine Menge und die Epoche des viktorianischen Großbritannien bietet durchaus innerhalb der Handlung auch die nötige perfekte Atmosphäre für düstere wie richtig gruselige Handlungen.

Bei einem schaurigen Punktesystem erreicht dieser Roman mit dem Titel „DIE LANZE DES GELLIUS“ von Chris Steinberger jedenfalls bei mir wieder die vollen fünf von insgesamt fünf Nägeln seitens der Kreuzigung als Höchstbewertung.

Schade ist allerdings nur, dass dieser Roman der Reihe „GESPENSTER-KRIM“I eben mit seinen 63 Seiten auch einfach zu schnell gelesen ist, wenn er mich, wie hier auf ganzer Linie richtig zu fesseln weiß. Und wenn das also mal keine positive Empfehlung ist, dann weiß ich allerdings auch nicht mehr wirklich weiter.

© by Konrad Wolfram

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