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Dienstag, 23. Januar 2024

Leichenfresser in London

Gespenster Krimi Band 122

Leichenfresser in London

von Chris Steinberger

Und wieder einmal führt uns der Autor Chris Steinberger in das viktorianische London, wo durch die Zeit einmal der junge Mason Armstrong an der Seite des Geisterjäger John Sinclair gestrandet war, nun allerdings alleine nicht mehr zurück in seine Zeit gelangt.

Dafür hat ihn Oberinspektor Arthur Winston unter seine Fittiche genommen. Besonders auch deshalb, weil es offenbar immer mehr übernatürliche Fälle zu lösen gilt.

Und hier kommt dann Reverend Francis ins Spiel, welcher Agnes Hollyworth die Sterbesakramente zuteilwerden lassen will. Denn seit die blutjunge Tochter von Simon und Agnes Hollyworth von einigen rauen Kerlen überfallen und missbraucht wurde, bevor man sie dann tötete, scheint sich Agnes Hollyworth nicht mehr wirklich von diesem Schrecken erholt zu haben.

 Doch wo der Reverend eigentlich den Ritus des Sterbesakraments vorgesehen hatte, griff die ausgemerkelte Agnes vor ihrem Tod zu einem eher teuflischen Ritus um die Schuldigen am Tod ihres Kindes nun auf grausame Weise durch die Mächte des Bösen rächen zu lassen.

Und nun kann sich selbst Reverend Francis seines Lebens nicht mehr wirklich sicher sein. Denn auch er hatte damals mit einigem Entsetzen mit angesehen, wie sich diese Ganoven über die junge Tochter von Simon und Agnes Hollyworth hergemacht hatten. Doch hatte er wohl aus Angst nichts dazu beigetragen, diesen gewaltsamen Übergriff zu unterbinden und so auch das Leben des Mädchen zu retten.

Indessen hat Arthur Winston von Scotland Yard samt seinem Schützling Mason Armstrong und den etwas seltsamen Polizisten Clay Sheppards und Keith Groom ein Auge auf den Kleinkriminellen Pete Gamble geworfen, den man auch wegen einer fehlenden Hand "One-Hand-Pete" nennt.

Und der gerät hierdurch mal wieder ein paar Tage ins Gefängnis. Allerdings auch Pete Gamble gehörte zum Kreis derer, die gegenüber der Hollyworth-Tochter übergriffig wurden. Als Gamble den Knast aber schon bald wieder verlässt, ahnt er noch nicht, dass er bereits sehnsüchtig von einem Albert Swift erwartet wird.

Doch Swift ist kein wirklicher Mensch, wie es vielleicht zuerst den Anschein haben könnte. Dafür verfolgt er ein klares Ziel im Auftrag seines dunklen Meisters um grausame Rache nehmen. Und genau deshalb muss Gamble vorher sterben, denn als Ghoul frisst Swift eben lieber bereits totes Fleisch.

Ein verschwundener Kleinkrimineller, von dem man später nur noch das säuberlich abgenagte Skelett vorfindet und ein halb zerfetzter Priester im Beichtstuhl lassen gerade für Mason Armstrong, aber auch Arthur Winston keinen Zweifel daran aufkommen, dass es bei diesen offensichtlich kannibalistischen Morden nicht mit rechten Dingen zugeht.

Ein Vampir könnte es allerdings nicht sein, denn der würde nur das noch pulsierende Blut trinken, aber nicht gleich das gesamte Opfer fressen. Und für einen Zombie scheint dieses Ungeheuer schlicht zu intelligent und planmäßig vorzugehen. 

Daher könnte es sich bei dem Täter um einen Leichenfresser, also einem sogenannten Ghoul handeln. Doch wie kann man überhaupt einen Ghoul endgültig ausschalten, noch bevor er ein blutiges Massaker unter den aufgebotenen Polizeikräften auslöst?

Doch genau hier erhalten Winston und Armstrong im Vorfeld einen wichtigen Hinweis, der sie direkt zu dem Inder Jadoo Korab führt, der sich durchaus mit den okkulten Mächten auszukennen scheint.

Allerdings ahnen Oberinspektor Winston und Mason Armstrong nicht, dass in London gerade mehr als nur ein Ghoul umgeht und sie wissen auch nicht, welche dunkle Macht dafür sorgt, dass die Rachegelüste von Simon Hollyworth und seiner bereits verstorbenen Frau Agnes auf gnadenlose Weise in London umgesetzt werden.

„Wenige Augenblicke später verwandelte er sich wieder in seine menschliche Gestalt. Er säuberte sich, wischte seinen blutverschmierten Mund an der Soutane des Toten ab und ließ den angefressenen Leichnam achtlos im Beichtstuhl zurück. Dann verließ er grinsend die Kirche durch den Seiteneingang.“ (Gespenster-Krimi/Band 122: "Leichenfresser in London"/Seite 18)

  • Erschienen am  13. Juni 2023
  • Ein Roman mit Mason Armstrong und Arthur Winston
  • Neuer Roman

Gut, das Cover von Band 122 mit dem schönen Titel „LEICHENFRESSER IN LONDON“ ist nun auch nicht gerade der Heuler. Es wirkt eher auf mich, wie ein Alleinunterhalter auf dem Rückweg von einem Kindergeburtstag, wo jede Menge Rahmspinat als lustiges Wurfmaterial entfremdet wurde. Für das offensichtliche Opfer allerdings wohl auch nicht lustig.

Das Chris Steinberger mit seinen Romanen im „GESPENSTER-KRIMI“ dabei quasi auch ein eigenes Spin-off zur Serie „GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR“ auf seine Leserschaft loslässt, dürfte hierbei auch sicherlich kein Problem sein, solange er so gut durchdachte und spannende, aber eben auch mitunter irgendwie lustige Abenteuer abliefert, die im viktorianischen London angesiedelt sind. Und hier bekommt Arthur Winston dann sogar eine Art Wunderdolch "geliehen", um endlich dem Ghoul die Runzeln aus dem Hintern zu entfernen.

Doch bitte, lieber Steinberger, mache bitte nicht den gleichen Fehler wie ehemals Jason Dark (Helmut Rellergerd) und zaubere plötzlich immer mehr und zudem noch völlig übermächtige Superwaffen aus der weißmagischen Wundertüte. Die waren nämlich damals nicht gerade selten bei Jason Dark eher kontraproduktive Spannungskiller.

Oder anders gesagt, wenn Herr Rellergerd aus welchem Grund auch immer, nicht mehr weiterwusste (oder wollte?), zückte sein "Oberinspektor" z.B. sein Kreuzchen und die Spannung stürtzte augenblicklich ins Bodenlose ab. Und ob du in Zukunft den Dämon "Xorron" (Herrscher der Zombies und Ghouls) auch ins viktorianische London holen musst, wage ich auch mal zu bezweifeln, allerdings hast du ihn in diesem Roman zumindest auch schon mal kurz benannt.

Allerdings war der bei JOHN SINCLAIR auch nicht unbedingt der schaurigste Bringer. Aber gut, vielleicht weiß Chris Steinberger auch aus dieser Figur mehr herauszukitzeln als unser ehemaliger Vielschreiber Jason Dark.

Unbestritten konnte mich allerdings der Roman „LEICHENFRESSER IN LONDON“ wieder richtig spannend packen und hatte auch wieder mit den an Intelligenz nicht gerade strotzenden zwei Polizisten Groom und Sheppards die ideal-witzige Auflockerung, die der Handlung irgendwie auch eine passende Würze verpasst. Irgendwie erinnern mich diese zwei Beamten auch netter Weise etwas an Schulze und Schulze aus „TIM UND STRUPPI“.

Da wird z.B. eine umkämpfte volle Tüte mit Fish 'n' Chips zu einem kleinen aber lustigen Ereignis und wir werden auch einen kleinen Einblick darin erhalten, warum menschliche Schädel auch ohne einen Witz grinsen können. Das hat einfach etwas und lockert die durchweg spannende Handlung an den richtigen Stellen recht positiv auf.

Und im Finale blitzt dann auch nochmals ein wenig JOHN SINCLAIR auf, wenn der junge Mann aus der Zukunft, Mason Armstrong, endlich in den Polizeidienst eintreten darf und Arthur Winston bei Scotland Yard mit dem Segen von Chief Inspector Andrew Pettigrew nun im Yard eine eigene "Spezialabteilung" auf die Beine stellen darf, um auch den finsteren Mächten im viktorianischen London ordentlich Paroli bieten zu können.

Mein Fazit

Als ich im „GESPENSTER-KRIMI“, Band 118 mit dem Titel „DIE LANZE DES GELLIUS“ erfuhr, dass unsere Helden im viktorianischen England sich quasi (nur eben zeitlich versetzt) im gleichen Universum tummeln, wie der gute wie auch alte JOHN SINCLAIR, war meine Begeisterung nicht unbedingt gleich auf einem hohen Level.

Denn ich wusste ja nur zu gut, wie der Autor HELMUT RELLERGERD als Jason Dark hier in seiner eigenen Heftromanserie nicht selten einiges versaubeuteln konnte und dann planlos an jeder Form von Spannung glatt vorbeilief. Da war natürlich auch bei ihm nicht immer alles schlecht gewesen, allerdings nahm mit den Jahren die Qualität seiner Romane dann doch rapide ab, was nur seine strammen Fans ihm ohne Probleme noch freudig abzukaufen vermochten.

Allerdings, als ich eben „DIE LANZE DES GELLIUS“ einmal angefangen hatte zu lesen, kam ich so flott nicht mehr von dem Heftchen los. Und wirklich konnte mich der Autor Chris Steinberger schon hier richtig gut packen. Ob ihm das aber auch im nächsten Roman nochmals gelingen würde, war ich mir noch nicht wirklich so sicher.

Und genau hier belehrte mich Steinberger nun mit „LEICHENFRESSER IN LONDON“ durchaus eines Besseren, der seit dem 13. Juni 2023 erhältlich ist.

Ich könnte daher hier noch ein paar blutige Jubelfontänen zum vorliegenden Roman von Chris Steinberger vom Stapel lassen, aber warum soll ich mich denn wiederholen, zumal ihr ihn auch selbst mal lesen könntet? 

In jedem Fall bin ich schon wieder sehr gespannt auf die nächsten Abenteuer aus dem viktorianischen London, irgendwo zwischen Gaslaternen, Pferdedroschken, alten Grabsteinen im Nebel und höllischen Hafenhuren ... oder so ähnlich. Ihr wisst schon was ich meine.

© Konrad Wolfram

2 Kommentare:

Rainer Schmidt hat gesagt…

Info zum Titelbild: Der Hintergrund (Haus, Zaun, Laterne) stammt - spiegelverkehrt - von Larry Brent Nr. 8 (Die Pest fraß alle) und das zerfließende Wesen stammt von Macabros Nr. 91 (Die Pestreiter).

The Black Book Magazine hat gesagt…

Hallo Rainer, vielen Dank für die Infos. Gruß Ingo.