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Dienstag, 3. Oktober 2023

Der Fluch der Maresfield-Villa

Gespenster-Krimi, Band 114

Der Fluch der Maresfield-Villa

von Camilla Brandner

Nun hatte mir ja bereits Band 112 der Bastei-Serie „GESPENSTER-KRIMI“ recht gut gefallen, so das ich hierzu dann auch eine Rezension zum Roman „MAMA?“ von Michael Blihall verfasst hatte.

Aber wie das so ist, einen „GESPENSTER-KRIMI“ bei uns im Städtchen in die Finger zu bekommen, grenzt durchaus an einen Glücksfall. 

Aber wozu hat man denn seine verlässlichen Dealer im Zeitschriftenhandel. Und so bekomme ich seit kurzem auch diese Reihe nun druckfrisch zwischen meine Fingerchen.

Nur Band 113 ist mir so leider noch durch die Lappen gegangen. Aber gut, man kann halt nicht alles haben und übergroße Käfer, wie in der Handlung von EIN HÖLLISCHES KÄFERPROBLEM angekündigt, finde ich jetzt auch nicht unbedingt so gruselig. Zumindest nicht so lange, wie sie sich nicht auf meinem Essen breitmachen.

Dafür ist nun Band 114 mit dem Erscheinungsdatum vom 21. Februar 2023 noch in meine Hände geglitten und wurde verfasst von Camilla Brandner. Und auch der Titel passt irgendwie so richtig in mein persönliches Beuteschema in Sachen Horrorromane. Doch schauen wir mal kurz etwas in die Handlung rein:

Die Handlung beginnt recht formschön mit einer Eintragung aus einer alten Chronik aus der Ortschaft Wutterholme aus Indiana, USA. Und manche waren schön 1860 der festen Meinung, das Adam Leversham mit dem Teufel im Bunde gewesen sein muss, als er auf einer Hügelkuppe die Maresfield-Villa im typischen American Queen Style erbauen ließ.

Doch irgendwie blieb es in Sachen Teufel und einem bösen Ende doch noch recht ruhig in dieser Villa. Zumindest bis zum Jahr 1912. Denn an diesem Abend zu Halloween streckte das Böse seine knochigen Finger nach dem Hausmädchen Trudy Penwick und den elf Kindern aus, die sich zuerst noch an diesem Abend bei Apfelmost und Kürbiskuchen vergnügten.

„Die Hexen, die Brut aus der Unterwelt, die treiben's dort oben, wie's ihnen gefällt. Sie drehen sich widdershins johlend im Tanz und küssen den Ziegenbock unter den Schwanz. Sie schleifen das Messer, es schneid't schon viel besser. sie blecken die Zähne, sie dürsten nach Blut."

(Gespenster-Krimi/Band 114: "Der Fluch der Maresfield-Villa"/Seite 1)

Übrigens, das Wörtchen "widdershins" ist ein Begriff für eine ältere Beschreibung, wenn sich etwas oder jemand entgegen dem Uhrzeigersinn dreht. Man kennt dies z.B. aus dem Okkultismus, wo man z.B. hinsichtlich des Christentum vom "rechten Glauben" spricht, während Satan seinen Anhängern den Weg "zur linken Hand" weist. Doch nun weiter im Überlick der Handlung:

Doch während man die Kinder im unterschiedlichen Alter später grausam entstellt und blutig zugerichtet vorfand, hatte das Hausmädchen sich offenbar selbst erhängt. Dies allerdings sah man als Schuldeingeständnis seitens einer offensichtlichen Kindermörderin, weshalb man den toten Körper der jungen Trudy aus dem Haus zerrte und ihre Leiche aus Rache öffentlich verbrannte, bevor man ihre Überreste irgendwo verscharrte. Die elf Kinderleichen jedoch wurden auf dem Friedhof von Wutterholme in weißen Särgen bestattet.

Statt diese Stätte des Grauens jedoch nun zu verlassen, lebte die Familie Leversham weiterhin in der Villa, wo man nun allerdings die Zimmer des mittleren Gebäudes, in dem das blutige Grauen passierte, für immer verschloss. Doch selbst als das Anwesen schon lange nicht mehr bewohnt wurde, schien die Zeit nicht an diesem Haus zu nagen. So übernahm im Jahre 1980 der National Heritage Trust dann das Gebäude, um es als historisches Gebäude zu schützen.

Seit dem geleitet man auch Touristengruppen und Historiker mittels mehrerer Fremdenführerinnen durch die Maresfield-Villa. Doch auch das Böse scheint immer wieder in diesem Gebäude seine Krallen nach den Menschen auszustrecken, was daher auch bald eine ganze Reihe von Forschern des Okkulten, Parapsychologen und selbsternannte Geisterjäger auf den Plan ruft.

Zuletzt jedenfalls traf es die junge Greta Macaulay, die im Mai 2020 das letzte mal in diesem gefürchteten Spukhaus gesehen wurde. Danach verschwand sie ohne auch nur die kleinste Spur zu hinterlassen. Trotzdem fanden - wohl auch wegen der guten Einnahmen - weiterhin Führungen und spiritistische Seancen in dem Gebäude statt.

Aber auch der 23 jährige Security-Mann Edgar Devon versucht in diesem Gebäude sein Glück zu machen, indem er diverse Utensilien aus dem Spukhaus entwendet, um diese auf zwielichtigen Märkten gewinnbringend zu verkaufen.

Doch einerseits hätte er sich wohl besser diese Geldquelle erspart und andererseits hätte er wohl auch sonst besser nie einen Fuß in diese verfluchte Villa setzen sollen. Denn als man ihn fand, hatte er sich offenbar die Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt, so das ihm der halbe Schädel wegplatzte und sein Hirn sich an den Wänden verteilte.

Doch die offensichtlich grausamen Geister der ehemals verstorbenen Kinder lassen auch dann erst von den zu Tode gekommenen armen Opfern ab, wenn deren Leichen über die Stadtgrenze geschafft werden.

Der neue Security-Mann Floyd Everly jedenfalls hält bei Dienstantritt nichts von dem ganzen Jenseitsquatsch und den ganzen Typen des Paranormalen. Allerdings setzt sich Allan Wölfling, der Pfarrer von Wutterholme mit Everly in Verbindung, um ihm die gesamte und ungeschminkte Wahrheit über den Fluch der Maresfield-Villa zu erzählen, bevor dieser selbst eventuell genau diesen Fluch auf die tödliche Art kennenlernt.

Doch was passierte wirklich damals mit den elf Kindern und welche Rolle spielte ein Ouijabrett in dieser unheiligen Nacht zu Halloween? Und war das Kindermädchen etwa doch keine grausame Mörderin?

  • Erschienen am 21. Februar 2023
  • Neuer Roman

Der Roman von Camilla Brandner wusste mich durchaus zu fesseln. Zumindest über den größten Teil der Handlung hinweg, bis zum Eintreffen eben der Figur Floyd Everly, bei dem man zuerst das Gefühl hatte, hier tritt endlich der betreffende "Held" auf den Plan und nimmt - eher etwas unwillig - den Kampf gegen das Böse auf.

Allerdings entpuppt sich Everly nicht wirklich als der erwartete Held. Vielmehr ist er ein mitunter mürrischer Mann, der sich fest vorgenommen hatte, hier nur Dienst nach Vorschrift zu verrichten, was ihm dann auch schnell wieder eine Kündigung einbringt. Dafür nehmen die nicht uninteressanten Schilderungen des Pfarrer einen größeren Raum ein.

Insgesamt mag ich aber hier noch nicht meckern, weil mir die Schreibe der Autorin wirklich gefallen hat und sie auch ein paar richtig gute gruselige Szenen beschreibt, die es irgendwie in sich haben. Und ihr gelingt es auch, den Ort selbst recht nett als Wallfahrtsstätte für jede Art von Okkultisten und Sensationsreportern zu beschreiben. Doch leider macht sie innerhalb der Handlung auch einen eigentümlichen Fehler bei der Figur des Edgar Devon.

Denn erst einmal liest man auf Seite 21, das von ihm nur eine "kopflose Leiche" vorgefunden wurde, um dann gleich auch den Tatbestand des Selbstmord ins Spiel zu bringen. Allerdings ... wer hat schon mal etwas von einem Selbstmord gehört, bei dem sich die Person selbst den Kopf säuberlich vom restlichen Körper abgetrennt hat? Das ganze hörte sich also nicht wirklich logisch an.

Auf Seite 22 bis 25 wurde aus der "kopflosen Leiche" dann eine  Leiche mit einem "halben Kopf", bzw. "halbgeköpften Leiche". Gut, das sieht zumindest noch einen guten Zacken gruseliger im Kopfkino aus, als eine Leiche so ganz ohne Kopf. Aber wer bitte schön "köpft" sich selbst zur Hälte?

Erst kurz darauf erfährt man dann auch als Leser, dass hier niemand geköpft wurde, sondern das Devon sich mit der eigenen Dienstwaffe selbst den halben Schädel weggeblasen hatte, indem er den Lauf seiner Waffe in den Mund steckte und abdrückte. In Sachen nachvollziehbarer Logik hätte die Autorin also das Pferd etwas von hinten aufzäumen sollen, indem man den "Selbstmord" gleich mit der eigenen Dienstwaffe in Verbindung bringt und auf solche Wörtchen wie "geköpft" am besten gleich vezichtet hätte.

Aber gut, die Handlung war trotzdem richtig spannend und im Eifer des Gefecht (bzw. beim schreiben) kann so was ja mal passieren. Ein Helmut Rellergerd (Jason Dark) hatte bei seinem Geisterjäger JOHN SINCLAIR ja schon (und nicht einmal so selten) ganz andere Schoten verbrochen. Von daher hätte ich auch das also verschmerzen können, weil der Roman an sich ja doch richtig gut war.

War, wenn man dann auch vom finalen Ende eimal absieht. Denn wie gesagt, Floyd Everly entpuppt sich nicht als der etwas spät eintreffende unfreiwillige Held in der Not. Und selbst die junge Greta Macaulay taucht (über ein Jahr später) plötzlich wieder aus dem Spukhaus auf und gibt dem Ganzen damit auch noch ein weiteres ungelöstes Rätsel auf.

Doch statt hier nun genau diese Rätsel aufzulösen und das Finale mit einer sich steigernden Spannung in Angriff zu nehmen, geht der Handlung plötzlich, aber durchaus merklich, die Luft aus.

Die Villa verfällt am Ende plötzlich recht flott und in Wutterholme scheint irgendwie wieder Friede, Freude Eierkuchen eingekehrt zu sein, obwohl zum Beispiel dem Pfarrer Wölfling irgendwie schwant, das damit das Böse längst noch nicht besiegt wurde (um hier nun nicht zu viel zu verraten).

Und da man das Böse vielleicht auch nicht völlig bannen kann, so ist man doch froh, dass die National Heritage Trust mit dem Spukhaus nun keine dicken Geschäfte mehr machen kann. Und überhaupt, wir haben gerade auch Seite 63 erreicht und unter dem letzten Satz taucht so auch schon das schöne Wort "Ende" auf.

Mein Fazit:

Nun mal ehrlich, die Handlung war recht interessant, wusste die Spannung langsam aber erfrischend zu steigern und verfügte auch über eine gewisse schaurige Atmosphäre wie in einem Horrorfilm der 80er Jahre. Auch gelingt es der Autorin hier recht gut, einige Szenen einzubauen (ich sage hier nur Leichenwagen mit dem man versucht das verstorbene Opfer über die Grenze der Gemeinde zu bringen), die man mit Recht als wirklich gruselig bezeichnen darf.

Da ändert auch der Umstand nichts dran, dass man die eigentlich richtige Todesursache von Devon z.B. erst nur bröckchenweise serviert bekommt, bis das sich dann doch ein schlüssiges wie nachvollziehbares Bild des Todes für die Leserschaft ergibt. Aber dass kann man irgendwie als kleines Logikloch verbuchen, bei dem man aber noch locker ein Auge zudrücken kann, weil es die Spannung und den Gruselfaktor nicht wirklich schmälert.

Das der Handlung aber in Sachen Finale so überaus intensiv die Luft entweicht, kann man dann doch nicht unkritisch betrachten. Zwar fehlten hier bald jede Menge Seiten, um die Handlung wirklich noch spannend wie auch rund zu bekommen, aber das hätte man hier auch als Zweitteiler innerhalb der Romanreihe durchaus gut lösen können.

Schade eigentlich, denn eigentlich hatte ich hier zu über zwei Drittel einen wirklich recht gut verfassten und aufgebauten Roman in der Hand der mich überzeugt hätte. Und mit einem Finale auf einem recht spannenden Niveau wäre ich sogar begeistert gewesen.

Aber leider war dem dann doch nicht so und ich hatte irgendwie das Gefühl, die Autorin hätte hier zu spät gemerkt, dass die verbliebene Seitenanzahl wirklich zu knapp für ein gut wie spannend verfasstes Finale wurde.

So allerdings kommt der Roman „DER FLUCH DER MARESFIELD-VILLA“  in meiner Bewertung wegen dem recht schwachen Finale nur noch auf recht knappe drei von insgesamt fünf geisterhaft-blutige Kinderhände mit der Gewissheit, dass da für ein gutes Finale hier sicherlich noch wesentlich mehr drin gewesen wäre.

Das Titelbild von Rudolf Sieber-Lonati passt hier indessen recht gut, auch wenn im Roman nur zwei statt wie im Bild drei Wachhunde in Erscheinung treten und diese in der Handlung nun wirklich nicht als aggressiv durchgehen.

© by Konrad Wolfram

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