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Samstag, 22. April 2023

Ein Interview mit dem Zeichner Angelo Boog

Ingo Löchel: Herr Boog, können Sie den Lesern des Online-Magazins kurz etwas über Ihre Person erzählen. Wie sind Sie zum zeichnen gekommen, was waren bzw. sind ihre Vorbilder, was machen Sie beruflich etc.?

Angelo Boog: Nun, ich erinnere mich dass meine Eltern, damals als wir in diesem kleinen Bauerndorf Kaltbach im Kanton Luzern wohnten, den "Beobachter" abonniert hielten (dieses Magazin gibt es noch  heute) wo das Titelbild immer eine  Kunstreproduktion war.

Und das besondere daran war, dass diese Titelbilder ohne Titelschrift waren, also nur das Kunstwerk an sich. Im Heftinnern gab es dazu von einer Kunsthistorikerin eine Rezension über dieses Kunstdruck-Cover (für's Volk) und über dieser Kombination verschwand ich als neujähriger Bub in eine andere Welt.

Ich las z.B. (da erinnere ich mich noch genau)  was vom "Künstlersein", und da wurde mir klar, dass ich das auch mal werden wollte, "so einer".

Paralell gab es  noch ein anderes Familienmagazin, das meine Eltern damals bezogen und  sich darin im Heftinnern ein A3-grosses  Kunstdruckposter  befand. So gelangte Albrecht Altdorfers "Alexanderschlacht" an die Wand meines Schlafzimmers.

Und  mein Vater manipulierte meine schulischen Bestnoten mit dem Comic "Bessy" (bei schlechten Noten gäbe es kein Bessy!). Und ich las heimlich die Westernhefte meines Vaters:"Frank Trenton zog schneller", dessen Cover ich unlängst  im Google suchte und tatsächlich fand!!

Man sagt, dass wer über die Pubertät hinaus zeichnet und malt, dass das die Voraussetzungen sind um ein späteres Künstlerdasein zu haben, und so war es auch mit mir. Das Zeichnen und Malen war mein kontinuierlicher Begleiter.

Später entdeckte ich über die Kioskauslagen meine Vorbilder. Hal Foster, Frank Frazetta, Allen St.John, Jeff Jones, Roy Krenkel usw. Ich begann meine ersten Arbeiten in Fanzines zu publizieren und fast täglich erhielt ich einen Brief aus Deutschland.

Heute bin ich hauptberuflich als Freelance-Illustrator tätig und mache (da ich an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich im Fach "Wissenschaftlicher Illustrator" studierte und diplomierte) sogenannte "high-end"-Illustrationen, also sehr aufwendige und realistische Arbeiten, meist für Werbeagenturen. Derzeit bin ich an einem Auftrag der Schweizerischen Post, wo ich drei Briefmarken entwerfen darf.

Vor etwa drei Jahren habe ich wieder zu meinen Wurzeln zurück gefunden  und male wieder Fantasybilder.

Ingo Löchel: Wann und wo wurden Ihre ersten Zeichnungen veröffentlicht?

Angelo Boog: Wenn es mir recht ist, so war das in „“Follow“. Zeitgleich auch in „Exodus“ und in „Magira“ natürlich.

Ingo Löchel: In den 1970er Jahren haben Sie Innenillustrationen für die Taschenbuchreihe „TERRA FANTASY“ gezeichnet. Ich erinnere mich da an die Bilder zu „“HORDE AUS DEM MORGENLAND““ (TF 37) und „“DIE BESTIE VON BAL-SAGOTH““ (TF 42). Wie sind Sie zum Pabel Verlag gestoßen?

Angelo Boog: Nicht nur Innenillustrationen für „Terra Fantasy“, sondern auch ein paar Covers. Hubert Strassl (Hugh Walker) sah als „“Magira“-Herausgeber meine Qualitäten steigen und platzierte mich beim Pabel Verlag als jungen Nachwuchs. Er setzte einige meiner Öllbilder als Cover für seine Terra-Fantasy-Romane ein. Allerdings nicht ganz uneigennützig wie ich bald darauf feststellen musste, als er quasi "als Dank für die Vermittlung" die Originale nicht mehr an mich zurückschickte und sie für sich behielt. Man darf nicht vergessen dass ich damals noch ein junger und unerfahrener Newecomer war der die ersten Schritte im Profigeschäft tätigte.

Solche Erfahrungen, auch dass bei einem anderen Fanzine-Herausgeber einige meiner original Ölgemälde gestohlen worden, und die Einsicht dass der Lebensunterhalt doch nicht im deutschsprachigen Raum bestritten werden konnte (es gab ja damals weit und breit keinInternet!}, beschleunigten meinen Ausstieg aus dieser Szene.

Ach ja: Einmal wurde ich sogar durch den Pabel Verlag nach München eingeladen. Da empfing mich ein Herr Sowieso, alte Schule, Kriegsveteran, Lebemann, der konnte es aber mit mir jungem Talent offensichtlich nicht recht, fand nicht den richtigen Ton, den Zugang zu mir, und ich zu ihm erst recht nicht...

Ingo Löchel: Mit dem Heft 4 “"DER WAHNSINNIGE XANDOR"  gaben Sie Ihr Mythor-Debüt. Wie stießen Sie zu der Fantasy-Serie?

Angelo Boog: Bestimmt durch Hubert Strassl oder gar Helmut Pesch. Kann aber sein dass mich eine andere Person anfragte die mir nicht mehr in Erinnerung  geblieben ist.

Ingo Löchel: Warum waren die Innenillustrationen Ihre einzige Arbeit für die Fantasy-Serie? Was war der Grund dafür?

Angelo Boog: Da bin ich überfragt. Das ist auch so lange her. Man darf nicht vergessen dass es damals eine richtige Fandomszene gab die anders strukturiert war als heute. Und ich war eben in der fernen Schweiz was damals sowieso eine exotische Situation war!

Ingo Löchel: Was war Ihre bevorzugte Technik bei der ‚Herstellung‘ der Illustrationen für „TERRA FANTASY“ und „MYTHOR“? Öl, Blei oder Tusche bzw. Tinte?

Angelo Boog: Damals bevorzugte ich es hauptsächlich in Tusche mit Pinsel zu arbeiten aufgrund einer genauen Bleistiftvorzeichnung. Dann natürlich meine Gemälde die fast ausschließlich in Öl auf Leinwand waren. Ich habe mir eigentlich alles autodidaktisch selber beigebracht mit einem ausgeprägt Willen besser zu werden.

Ingo Löchel: Haben Sie heute noch Kontakte zu Autoren oder Zeichner aus der Mythor-Zeit?

Angelo Boog:  Nicht direkt. Ja, ich hatte einmal Helmut Pesch per Mail kontaktiert weil ich seine Website entdeckt hatte. Aber es hat sich leider kein dauerhafter Kontakt mehr ergeben. Man muss wissen, dass gerade Helmut Pesch auch eines meiner ganz frühen Vorbilder war. Leider zeichnet er heute kaum noch.

Zu Autoren hatte ich eigentlich nie einen Kontakt in dem Sinne dass er über die Projekte hinaus gegangen wäre. Selbst zu Hubert Strassl nicht.

Ingo Löchel: Was machten Sie nach „TERRA FANTASY“ und „MYTHOR“? Sind Sie immer noch als Zeichner tätig?

Angelo Boog: Wie ich vorhin schon erwähnt habe, kam die Zeit wo ich aus der Szene ausgestiegen war. Wie sich herausstellte löste sich kurz darauf sowieso alles auf, verschwanden viele Fanzines und mit ihnen auch die Menschen die dahinter standen. Ich war wohl einer der ersten die von Bord gingen und meine eigene Insel erreichte, so wie Robinson Crusoe.

Ja, als Zeichner bin auch aus Nostalgiegründen wieder bei „Exodus“ dabei, wo ich unentgeltlich hin und wieder ein Cover oder eine Illustration beisteuere. Ansonsten beteilige ich mich bei einigen Foren, hauptsächlich bei „ImagineFX“, wo ich auch einige wenige meiner Gemälde (neue und ältere) unter "Portfolio" gehortet habe.

Ich bin dabei mit der Zeit immer mehr auch im Web wieder bekannter zu werden, pflege wieder mein "Pierangelo"-Image, nicht zuletzt indem ich neue Arbeiten schaffe, die qualitativ sichtlich besser sind als das was ich damals schon bieten kannte.

Ingo Löchel: Was sind Ihre derzeitigen Projekte?

Angelo Boog: In der Zeit die mir übrig bleibt, neben den kommerziellen Arbeiten als wissenschaftlicher Zeichner, wenn nicht ein Auftrag vorhanden ist, male ich neue Fantasygemälde, hauptsächlich in Öl.

Aber auch das digitale beherrsche ich, also „Corel Painter“ oder „Photoshop“. Ich hoffe mit der Zeit vieleicht wieder einen Coverauftrag für ein Taschenbuch zu erhalten oder dass ein Verleger findet dass ein neueres meiner Werke gut zu einem Roman passen würde.

Ich bin ja noch nicht lange zurück in meinem ursprünglichen Feld und es dauert seine Zeit. In erster Linie habe ich die phantastische Illustration für mich selber wieder entdeckt. Und ich habe mehr Bildideen als Zeit um sie zu malen.

Ingo Löchel: Herr Boog, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Angelo Boog: Gerne geschehen!

2 Kommentare:

Matthias Glombik hat gesagt…

Gefällt mir nicht! Lehnt sich zu sehr an Frazetta an

Matthias Glombik hat gesagt…

Muss meine Aussage etwas abmildern. Im Netz findet man schon tolle ARbeiten von Angelo Bogg. Aber das Titelbild von Terra Fantasy 32, das gefällt mir nicht!