Translate

Samstag, 30. Juli 2022

Frankenstein - Der Schöpfer

Frankenstein 4 - Der Schöpfer

von Dean R. Koontz

Zwei Jahre ist es her, dass Victor Frankenstein gestorben ist. Und dennoch setzt jemand namens »Victor Leben« sein Zerstörungswerk fort: In einem Städtchen in Montana werden Schritt für Schritt alle Menschen durch Angehörige der Neuen Rasse er setzt.

Ein Probelauf für die ganze Welt. Wird es dem Polizisten duo Carson O’Connor und Michael Maddison mit ihren wenigen Verbündeten gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?

Im Gegensatz zu seinen vielen neueren Werken, insbesondere seinen ODD THOMAS-Romanen, spürt man in dem „FRANKENSTEIN“-Roman "DER SCHÖPFER", den alten Charme des Autors DEAN R. KOONTZ wieder aufblitzen, der ihn ab Ende der 1980er Jahre so berühmt und so beliebt gemacht hat.

 Im vierten Frankenstein-Roman ist es jedoch nicht unbedingt die Handlung, die einem vom Hocker haut, und die zum Teil an Filme wie "DIE DÄMONISCHEN" oder "DIE KÖRPERFRESSER KOMMMEN" erinnert, sondern es sind die Protagonisten und Figuren des Buches, die den Roman "DER SCHÖPFER"  von der üblichen Unterhaltungskost des Genres abhebt.

Neben dem Frankensteingeschöpf Deucalion und dem Ehepaar Carson und Michael, die sehr stark an das sympathische Detektivehepaar Robert und Julie Dakota aus "ORT DES GRAUENS" erinnern, sind es vor allem Mr. Lyss und Norman 'Nummy' O'Bannion, die den Roman auf weite Strecken zu einem Genuss machen.

Mr. Lyss ist ein alter Stinkstiefel, der alle Menschen hasst und sie alle am liebsten auf den Mond schießen würde.

Der junge Mann Nummy ist zwar geistig etwas zurückgeblieben, hat sich dadurch aber die unverdorbene Unschuld eines Kindes bewahrt. Daraus resultiert, dass Nummy einfach nicht lügen kann.

Nummy ist bei seiner Großmutter aufgewachsen,  die er liebevoll Großmama nennt. Nachdem diese verstorben ist, lebt er nun alleine in deren Haus. Sein einziger Freund und Mitbewohner ist sein Stofftierhund, den er Norman getauft hat.

Er hat zudem ein sonniges Gemüt, an dem alle mürrischen Kommentare und bösartigen Sprüche von Mr. Lyss, der sich ungern wäscht, weil er meint, dies sei pure Zeitverschwendung, gänzlich abprallen. Und Nummys kindliches Gemüt  ist auch letztendlich daran 'Schuld', dass sich Mr. Lyss im Verlauf der Handlung des Romans positiv verändert.

Mr. Lyss und Nummy sitzen zusammen im Gefängnis von Rainbow Falls und erleben hautnah mit, was mit einigen Bewohnern der Kleinstadt geschieht. Denn die Replikanten Frankensteins haben neben dem Bürgermeister und seiner Familie, auch die Polizeistation infiltriert, und durch ihre Exemplare ausgetauscht.

Jedoch gelingt es Mr. Lyss und Nummy aus dem Gefängnis zu fliehen, und für kurze Zeit in Nummys Haus unter zu kommen, wo er Mr. Lyss stolz seinen Mitbewohner, das Stofftier Norman zeigt. Und da bekommt das mürrische und aufbrausende Gemüt von Mr. Lyss die ersten Risse.

Doch in Nummys Haus können sie nicht lange bleiben, zumal dort keine Kleidung für Mr. Lyss zu finden ist, der in der orangfarbenen Hosen eines Gefängnisinsassen zu sehr auffallen würde. Aber sie haben Glück. In einen der benachbarten Häuser findet Mr. Lyss zusammen mit Nummy, der den Stinkstiefel trotz dessen Einwände begleitet, passende Kleidung.

Aber bevor Mr. Lyss seine neue Kleidung anzieht, duscht er erst einmal ausgiebig, was durchaus Nummys Zustimmung findet, denn der ordentliche junge Mann ist sehr auf Sauberkeit und Reinlichkeit bedacht. Schließlich hat er dies alles von seiner alles geliebten Großmama gelernt.

Unterdessen begibt sich Deucalion zu Carson und Michael, die vor kurzem Eltern eines Mädchens geworden sind. Doch trotz dieser Verantwortung entscheiden sich die beiden Ex-Polizisten, die nun als Privatdetektive ihren Lebensunterhalt bestreiten, Deucalion zu begleiten, der spürt, dass Victor Frankenstein noch am Leben ist.

Schweren Herzens lassen sie ihre Tochter sowie Arnie, Carsons Bruder, bei ihrer Haushälterin Mary Margaret zurück.

Im Kampf gegen Frankenstein und seinen Geschöpfen bekommen sie Unterstützung von Erika Fünf, einem Klon und  letzte 'Ehefrau' Vikor von Frankenstein, sowie von Jocko, ebenfalls einem Wesen Frankensteins, das Erika adoptiert hat...

Der Autor DEAN R. KOONTZ hat mit seinem Roman "DER SCHÖPFER" wieder einmal liebenswerte Charaktere geschaffen, die man als Leser des Buches nicht so schnell vergessen wird.

Unübertroffen sind neben NUMMY und MR. LYSS, auch deren Dialoge, die einfach unverwechselbar sind, und durch ihren Humor und Witz Abwechslung in den düster angehauchten Roman von Dean R. Koontz bringen.

Zudem lockert die Konstellation Nummy/Mr. Lyss den Roman auch sonst sehr positiv auf. Dabei verkörpert Nummy das unverdorbene kindliche und naive Ich. Mr Lyss ist dagegen das genaue Gegenteil. Er hat schon zu viel erlebt, um seine Mitmenschen zu mögen. Dadurch ist zu einem unausstehlichen, mürrischen und aufbrausenden Stinkstiefel geworden, was aber im Grunde nur Fassade ist.

In Wirklichkeit verbirgt sich unter der harten Schale des alten Mannes ein weicher Kern, der durch Nummys kindliches und unverdorbenes Gemüt nach und nach zum Vorschein kommt.

Mr. Lyss merkt zwar in seiner sehr mürrischen Art seine 'Verwandlung' und ist  dieser Veränderung auch nicht im geringsten abgeneigt, da er Nummy während ihrer gemeinsamen Abenteuer in sein Herz geschlossen hat. Aber zugeben würde das Mr. Lyss natürlich niemals.

Positiv zu erwähnen ist auch, dass man sich hervorragend in der Handlung von "DER SCHÖPFER" zurechtfindet, auch ohne die drei Vorgänger-Romane der „FRANKENSTEIN“-Reihe von Dean R. Koontz gelesen zu haben.

Denn die vorangegangenen Ereignissen erschließen sich im Verlauf des Romans durch die Protagonisten und durch ihre Gespräche mit- bzw. untereinander.

Leider bricht die Handlung am Ende des Romans mitten im Geschehen ab, was leider ein kleiner Minuspunkt des Buches ist. Dadurch wird man regelrecht gezwungen, sich die Fortsetzung "DIE TOTE STADT" zu besorgen, um herauszufinden, wie die Geschichten weitergehen und enden wird.  

Frankenstein 4 - Der Schöpfer
(Originaltitel: Frankenstein IV - Lost Souls)
Aus dem Amerikanischen von Ursula Gnade
eBook (epub)
Heyne Verlag

© by Ingo Löchel


Keine Kommentare: