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Sonntag, 28. März 2021

Zum 10. Todestag von Andreas Franz

Vor 10 Jahren verstarb der Krimi-Autor Andreas Franz. Ein sehr guter Grund bei diesem runden Jubiläum an dieser Stelle an diesen Meister der deutschen Kriminalliteratur zu erinnern...

Andreas Franz wurde am 12. Januar 1954 in Quedlinburg/Sachsen-Anhalt geboren. Nach der Trennung der Eltern zog Franz im Oktober 1967 nach Frankfurt am Main und besuchte dort noch drei Jahre das Gymnasium. 

Mit siebzehn machte er seinen Abschluss in  Wirtschaftsenglisch und frönte danach lieber seinem Hobby, der Musik. Er war Drummer in verschiedenen Bands und lernte dabei 1971 seine Frau Inge kennen, mit der er seit 1974 verheiratet war. Die Ehepaar hatte fünf Kinder, davon zwei aus Inges erster Ehe.

Nach verschiedenen Jobs, unter anderem als LKW-Fahrer und in einer Werbeagentur, machte Franz eine kaufmännische Ausbildung. Seit Anfang der 1980er erstellte er graphologische Gutachten und eröffnete 1990 sein eigenes Übersetzungsbüro.

1985 kam Andreas Franz durch einen Kriminalroman, den er geschenkt bekommen hatte, zum ersten mal mit dem Krimi-Genre in Berührung, was ihn veranlasste, es selbst einmal zu versuchen. 

"Das war ganz einfach: Ich bekam zu Weihnachten 1985 einen Kriminalroman geschenkt, der in der Bestenliste ganz oben stand. Ich fand ihn einfach nur schrecklich und beschloss, selbst einen zu schreiben. Seitdem bin ich diesem Metier ‚verfallen’. " (1)

1986 schrieb er mit "DER FINGER GOTTES" seinen ersten Roman und schickte diesen an diverse Verlage. Jedoch ohne Erfolg. Franz bekam aber nur Absagen.

 "Es gab sicherlich Zeiten, in denen ich, wie sicher auch viele andere Schriftsteller vor und nach mir, verzweifeln wollte, aber etwas in mir drängte mich, weiterzumachen, nicht aufzugeben, mich von all den 08/15 Absageschreiben nicht unterkriegen zu lassen.

Eine der im Nachhinein witzigsten und zugleich auch ernüchterndsten Absagen erhielt ich ´92, als ich ein Manuskript an einem Dienstag an einen sehr angesehenen Verlag schickte und es nur zwei Tage später zurückbekam mit dem Vermerk, „nach eingehender Prüfung Ihres Manuskripts müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass .... Posteingangsstempel, Postausgang." (2)

Das änderte sich, als Andreas Franz seinen Roman "JUNG, BLOND, TOT" mit der Protagonistin, der Kommissarin JULIA DURANT an den Knaur Verlag schickte.  Der Verlag akzeptierte den Kriminalroman und veröffentlichte ihn Ende 1996.

Der Roman von Andreas Franz war nicht nur ein Erfolg, sondern durch "JUNG, BLOND, TOT" kam er auch in Kontakt mit einigen Beamten von Kriminalpolizei, die seinen Roman gelesen hatten bzw. durch Kollegen auf ihn aufmerksam geworden waren, wodurch er Einblick in Insider-Wissen bekam.

"Alles begann mit „Jung, blond, tot“, als ich von Kripobeamten gefragt wurde, ob ich ein Kollege sei, der unter Pseudonym schreibt. 

Von da ab hat sich eine Eigendynamik entwickelt, ich lernte immer mehr 'Kollegen' kennen, mir wurden die Türen zur Rechtsmedizin geöffnet und mittlerweile reichen meine Kontakte ins gesamte Bundesgebiet. 

Allerdings bin ich erst einmal bei einem Einsatz mitgefahren, einem Verhör habe ich noch nicht beigewohnt." (3)

Nach "JUNG, BLOND, TOT" folgten der Einzelroman "DIE BANKERIN" (1998) und 1999 mit "DAS ACHTE OPFER" der zweite JULIA DURANT-Roman, der sich mit dem Organisierten Verbrechen beschäftigt.

"In „Das Syndikat der Spinne", „Das achte Opfer" und „Teuflische Versprechen", um nur einige zu nennen, versuche ich Menschen mit Themen zu konfrontieren, vor denen viele gerne die Augen verschließen. 

Ich prangere Missstände an und will aufrütteln. Mich widert alles an, was mit Kindes-, Frauenmissbrauch und derartigen Verbrechen zu tun hat, mit Korruption, Machtmissbrauch und organisiertem Verbrechen. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft, die gerade in den oberen Schichten zunehmend krimineller wird. 

Das ist nicht meine Meinung, das ist eine Tatsache, die von Ermittlern und Staatsanwälten gestützt wird. Die Justiz führt einen fast erfolglosen Kampf gegen bestimmte Personen und Gruppierungen." (4)

Nach den weiteren Julia Durant-Romanen "LETALE DOSIS" (2000), "DER JÄGER" (2001), "DAS SYNDIKAT DER SPINNE" (2002), "KALTES BLUT" (2003) und "DAS VERLIES" (2004), gab im Jahr 2004 mit "TOD EINES LEHRERS" ein neuer Protagonist in Gestalt von Hauptkommissar PETER BRANDT sein Debüt, der in Offenbach ermittelt.

"Ich wurde vom Verlag gefragt, ob ich bereit wäre, eine zweite Reihe zu schreiben. Und da fiel mir ganz spontan, noch während des Meetings, Offenbach als Schauplatz ein. Dabei muss man bedenken, dass das Präsidium Südosthessen ein ziemlich großes Gebiet umfasst, was mir natürlich auch die Gelegenheit bietet, manche Geschichten in ländlichen Gefilden spielen zu lassen." (5) 

Auch der neue Roman-Protagonist von Andreas Franz kam bei den Lesern gut an, so dass bis 2010 vier weitere Romane mit Peter Brandt folgten. 

2007 gab es mit dem Roman "DAS TODESKREUZ" ein Crossover, in dem Julia Durant und Peter Brandt zusammen ermitteltn. 

Ein Jahr zuvor erschien mit "UNSICHTBARE SPUREN" der erste Roman mit dem Ermittler-Duo SÖREN HENNING und LISA SANTONS. 

"UNSICHTBARE SPUREN", der auf einer wahren Geschichte beruht,  war auch der erste Roman von Andreas Franz, der im Knaur Verlag als Hardcover erschien. "Nein, ich habe nicht genug von Frankfurt, Wiesbaden und Offenbach. Der Grund liegt einfach darin, dass ich in „Unsichtbare Spuren“ die wahre Geschichte eines mittlerweile verurteilten Serienkillers verarbeitet habe, dessen Taten auf reinen Zufällen beruhen. 

Ein Beamter der Soko, gleichzeitig Kriminalpsychologe, hat mir unglaubliche Details geschildert und mir gesagt, dass weder er noch seine Kollegen sich diese Aneinanderreihung von Zufällen erklären können. Dieser Mann, dessen Namen ich nicht nennen werde, hat seine Opfer „zufällig“ gefunden, wobei den Opfern gerade an jenem verhängnisvollen Tag etwas „Zufälliges“ passiert ist. 

Inzwischen wird davon ausgegangen, dass der Täter für etwa dreißig Morde in Frage kommt. Und da ich mich in Norddeutschland, speziell in der Gegend zwischen Kiel und Flensburg (meine Frau kommt aus Schleswig) besonders gut auskenne, habe ich dies als Handlungsort gewählt." (6)

Auch Sören Henning und Lisa Santos kamen bei den Krimi-Lesern sehr gut an, so dass bis 2010 zwei weitere Romane mit dem Ermittler-Duo folgten. 

2009 erschien mit "MÖRDERISCHE TAGE" der letzte Julia Durant-Roman. Ein Jahr später folgte mit "TEUFELSLEIB" der letzte Fall mit Peter Brandt und mit "EISIGE NÄHE" auch der letzte Roman mit Sören Henning und Lisa Santos, der als Hardcover erschien.

Andreas Franz verstarb am 13. März 2011 überraschend an den Folgen eines Herzinfarktes.

Aufgrund seines plötzlichen Todes konnte Andreas Franz seinen letzten Roman "TODESMELODIE" nicht mehr beenden, der vom Autor DANIEL HOLBE fertiggestellt wurde, und 2012 im Knaur Verlag erschien. Danach führte Holbe mit weiteren Romanen die JULIA DURANT-Reihe im Knaur Verlag fort, die aber bei weitem nicht die Qualität der Bücher von Andreas Franz erreichten. 

"Mein Mann würde sich darüber freuen, dass seine Figuren weiterleben dürfen. Ich bin sehr beeindruckt davon, wie es Daniel Holbe gelungen ist, die Geschichte um Julia Durant und ihre Kollegen weiterzuschreiben, und wünsche mir, dass die Franz-Leser ähnlich empfinden werden." (7)

  1. Andreas Franz
  2. Andreas Franz
  3. Andreas Franz
  4. Andreas Franz
  5. Andreas Franz
  6. Andreas Franz
  7. Inge Franz


Bibliographie

Peter Brandt

  • 2004: Tod eines Lehrers 
  • 2005: Mord auf Raten 
  • 2006: Schrei der Nachtigall 
  • 2007: Das Todeskreuz 
  • 2010: Teufelsleib 

Sören Henning und Lisa Santos

  • 2006: Unsichtbare Spuren 
  • 2008: Spiel der Teufel  
  • 2010: Eisige Nähe 

Einzelromane

  • 1997: Der Finger Gottes 
  • 1998: Die Bankerin   

© by Ingo Löchel


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