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Sonntag, 30. November 2025

Ein Interview mit dem Fantasy-Autor Michel Ritter

Ingo Löchel: Michel, kannst Du den Lesern des Online-Magazins kurz etwas zu Deiner Person erzählen?

Michel Ritter: Sehr gerne. Ich bin eigentlich ein Nordlicht, wurde 1982 in Hamburg geboren.

Es verschlug mich aber schon in sehr jungen Jahren in den Süden Deutschlands, wo ich in einer Großfamilie mit sieben Kindern aufwuchs. Das war schon damals eine Kuriosität.

Meine Kindheit war geprägt von Umzügen, Stockbetten und knappen Kassen. Die größte Konstante in meinem Leben war das Lesen. 

Wir mussten an vielem sparen, aber in der Bibliothek konnte ich mich austoben. Erst verschlang ich Kinderbücher, dann Comics, später die Klassiker der Literatur.

Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie im beschaulichen Reutlingen. Wenn ich gerade keine Zeit mit meiner Familie verbringe, zeichne ich gerne, verschlinge Fernsehserien, klimper auf der Gitarre (als Autodidakt mehr schlecht als recht), liebe das Kochen und das Fußballspielen mit Freunden.

Bücher aber waren schon immer meine große Leidenschaft – und sind es bis heute geblieben.

Ingo Löchel: Im Januar 2025 kam es zur Veröffentlichung Deines Debüt-Romans „Arrandur – Die Schattenarmee“. Wie kam es dazu?

Michel Ritter: Ehrlich gesagt, hat es mich schon lange in den Fingern gejuckt. In den letzten Jahren stieß ich immer öfter auf Bücher, mit denen ich gehadert habe. Aufgrund der Handlung oder der Entscheidung der Hauptcharaktere. Wie gerne hätte ich selbst über den Verlauf der Geschichte entschieden.

Doch erst, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren und ein Jobwechsel 2023 meine Arbeitszeit auf ein normales Maß reduzierte, traute ich mir das Projekt zu. Und dann fing ich einfach an zu schreiben. Morgens, abends, im Urlaub.

Je mehr sich meine Welt vor mir ausbreitete, desto stärker wurde ich in ihren Bann gezogen. Sicher war es naiv von mir, einfach so zu beginnen. Ohne Plot, ohne Worldbuilding, ohne Schreibkenntnisse.

Und ja, ich musste im Nachhinein auch einiges wieder überarbeiten. Doch diese Zeit war unglaublich spannend und lehrreich. So frei werde ich wohl nie wieder schreiben können.

Ingo Löchel: Wie lange hast Du an Deinem Debüt-Roman geschrieben?

Michel Ritter: In Summe habe ich ein Jahr am Buch gearbeitet. 

Ingo Löchel: Um was geht es in Deiner Fantasy-Saga „ARRANDUR“?

Michel Ritter: Es handelt von einem gewaltigen Konflikt, der vor Jahrhunderten zwischen den Göttern des fiktiven Reichs Arrandur entbrannte und beinahe zum Untergang der Menschheit führte.

Während die Geschichten über die Schlachten und Heldentaten der Gottbezwinger nur noch als Erzählungen am Lagerfeuer existieren, kehrt einer der Götter wieder und fällt mit seinen widernatürlichen Streitkräften über Arrandur her.

Das Land wird von Krieg überzogen, und die Menschen müssen neuerlich um das Überleben kämpfen. Doch die Magie, die ihnen einst den Sieg geschenkt hatte, ist in den meisten Königreichen bereits lange vergessen.

Ingo Löchel: Wer sind die Protagonisten?

Michel Ritter: Im ersten Band der Reihe spielt Fyn die Hauptrolle. Er ist ein sechzehnjähriger Bauer aus einem kleinen Dorf, dessen Leben sich mit dem Einfall der Schattenarmee auf den Kopf stellt. Ihn zeichnen besondere Kräfte aus, die im Laufe der Geschichte zaghaft zu Tage treten.

Außerdem gibt es noch Albrecht, einen legendären Heerführer, der beim neuen König in Ungnade gefallen ist. Er muss das Unmögliche möglich machen und die Armeen der Königreiche Arrandurs vereinen.

Auch Gorn, ein fremder, rätselhafter Krieger, spielt eine wichtige Rolle. Er ist ein sehr zynischer Charakter und mir besonders ans Herz gewachsen.Tatsächlich wird es aber noch mehr Handlungsstränge und Hauptfiguren geben. Doch ich will nicht zu viel verraten.

Ingo Löchel: Wie würdest Du Fyn und Albrecht beschreiben. Sind die beiden bodenständige Charaktere?

Michel Ritter: Fyn ist sehr bodenständig. Er ist unsicher, muss erst in seine Rolle hineinwachsen. Seine Loyalität und Hilfsbereitschaft wird auf seiner Reise immer wieder auf die Probe gestellt.

Albrecht hingegen ist vom jahrelangen Krieg gezeichnet, hat seine Kampfkraft eingebüßt. Er ist ein zerrissener Charakter, der sein ganzes Leben der Armee gewidmet hat. Zu oft musste er notwendige Entscheidungen treffen, Männer in den Tod schicken.

Ingo Löchel: 2026 werden mit „DAS VERMÄCHTNIS DER GOTTBEZWINGER“ sowie „GÖTTERDÄMMERUNG“ die nächsten beiden „ARRANDUR“-Romane von Dir erscheinen.

Gehen danach die Abenteuer von Fyn und Albrecht weiter oder ist damit die Fantasy- Saga abgeschlossen?

Michel Ritter: Für mich ist die Saga damit abgeschlossen. Es ist mein erstes Projekt und es wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, doch in mir toben unzählige neue Ideen und ich bin unglaublich begierig darauf, von frischen Abenteuern zu erzählen.

Ingo Löchel: 2025 erschien Dein Mittelalter-Fantasy-Roman „CHRONIK EINES TODGEWEIHTEN-VERDAMMIS“. Worum geht es darin?

Michel Ritter: Die Reihe „Chroniken eines Todgeweihten“ spielt im englischen Mittelalter und handelt von einem alten Söldner, der von einem Engel aufgesucht wird und in dessen Auftrag auf Dämonenjagd geht.

Die Geschichte ist tatsächlich eher durch Zufall entstanden. Ich hatte eine kleine Schreibblockade beim zweiten Teil von Arrandur, habe mich ein wenig nach der Freiheit des ersten Teils gesehnt.

Eher aus Jux habe ich eine kleine Kurzgeschichte geschrieben. Etwas, das sehr zu mir passt. Das englische Mittelalter, ein alter Zyniker, eigenwilliger, schwarzer Humor. Die Szene hat mir aber so gut gefallen, dass ich nach dem Ende des Arrandur-Teils daran weiter gearbeitet habe.

So entstand ein kleiner Genremix. Eine Abenteuerreise voller Humor, etwas Fantasy, in Teilen aber auch historischer Roman. Ein Rezensent nannte es liebevoll eine „mittelalterliche Buddy-Komödie“.

Und ja, manchmal hatte ich beim Schreiben Szenen von Bud Spencer und Terrence Hill im Kopf, die sich auch stets derb und humorvoll gestritten haben, aber doch so sympathisch, dass klar war, sollte es hart auf hart kommen, stünden sie füreinander ein.

Ingo Löchel: Wer ist Godric und wer sind die weiteren Protagonisten des Buches?

Michel Ritter: Godric ist ein mürrischer, älterer Lebenskünstler, der sich bislang als Söldner verdingt hat. Sein Glaube an die Menschen und an Gott hat er eingebüßt und kämpft sich mit Zynismus und Sarkasmus durchs Leben.

Er wird von Rufus begleitet, einem kleinen Engelsgehilfen, der ihn bei der Dämonenjagd anleiten soll und mit seiner Frömmigkeit bei Godric einen schweren Stand hat.

Komplettiert wird das Trio durch Gilchrist, einem jungen Mann, der gleichermaßen an die irdische wie göttliche Liebe glaubt. Godric wird zu seinem Mentor, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Ingo Löchel: Ist die „CHRONIK EINES TODEGEWEIHTEN“ wie Deine Fantasy-Saga „ARRANDUR“ auf mehrere Romane ausgelegt oder handelt es sich bei „VERDAMMNIS“ um einen Einzelroman?

Michel Ritter: Die Reihe ist auf mehrere Teile ausgelegt, wobei jedes Buch in sich geschlossen sein soll. Teil 2 habe ich bereits komplett im Kopf, das Ende der Reihe in groben Zügen ebenfalls.

Dazwischen habe ich keine Zahl vor Augen. Solange ich Ideen und Spaß an der Reihe habe, geht sie weiter.

Ingo Löchel: Deine Romane erscheinen im Selbstverlag. Was sind die Vor- und Nachteile?

Michel Ritter: Ich habe das Schreiben ursprünglich als Hobby begonnen. Damals war mein zaghaftes Ziel, 100 Leser zu erreichen. Mit der überwältigenden Resonanz hatte ich nicht gerechnet. Als die ersten tausend Exemplare verkauft waren, kam dann schon erstmals die Idee auf, einen Verlag anzuschreiben.

Der Gedanke, das eigene Buch im Handel ausliegen zu haben, ist natürlich schon reizvoll. Ein Verlag gibt einem als Autor mehr Möglichkeiten, neue Vertriebswege, nimmt einem einiges an Arbeit abseits des Schreibens ab.

Andererseits passt der Selbstverlag gut zu meinem Leben. Ich kann schreiben, wann ich will, so viel ich will, was ich will. Es gibt kein Abgabedruck, keiner redet mir rein. Ich kann meine eigene Werbung gestalten, ein Cover nach meiner Idee entwerfen.

Seit ich in den Sozialen Medien bin, höre ich viel von Autoren, die mit dem Druck des Verlagswesens zu kämpfen haben. Deswegen genieße ich momentan die Freiheit, sammle Erfahrung, taste mich langsam an die professionelle Welt heran.

Kompromisse muss man auch schließen wollen. Wer weiß, ob eine Buchreihe wie „Chroniken eines Todgeweihten“ mit fragwürdigem kommerziellem Potenzial dort durchgegangen wäre.

Aktuell habe ich eher das Gefühl, die Verlage schreien nach mehr Romantasy und Spicy Romance. Bücher ohne Romantik und Bettgeflüster haben es eher schwer.

Ingo Löchel: Deine beiden Bücher „DIE SCHATTENARMEE“ und „VERDAMMNIS“ sind auch als Hörbücher erschienen. Wie kam es dazu?

Michel Ritter: Ich wurde bereits sehr früh von Danny Meyer angeschrieben. Da war mein erstes Buch noch nicht lange auf dem Markt. Er wollte es einsprechen und ich habe, ohne lang zu überlegen, zugesagt.

Die Idee, mein Buch zu hören, war einfach zu spannend. Kurze Zeit später schrieb mich der Hörbuchsprecher Max Müller ebenfalls wegen der Arrandur-Reihe an.

Ich musste ihm absagen, hatte mich aber so in seine Stimme verliebt, dass ich ihm von meiner neuen Reihe „Chroniken eines Todgeweihten“ erzählt habe. Er war sofort Feuer und Flamme und ich bin überglücklich über das Ergebnis.

Ingo Löchel: Hattest Du als Autor Mitspracherecht bei der Auswahl der Hörbuch-Sprecher?

Michel Ritter: Als Selbstverleger hatte ich freie Hand. Beide Sprecher sind noch nicht sehr bekannt im Hörbuchbereich, ich als Autor ebenfalls nicht. So war es eine win-win-Situation.

Ingo Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Romanen inspirieren bzw. inspiriert haben?

Michel Ritter: Ich habe vermutlich die meisten erfolgreichen Mittelalterromane und Fantasyreihen gelesen. Allerdings glaube ich, dass man von den Meistern ihres Fachs, die zum Teil jahrelang an ihren Werken saßen, leicht eingeschüchtert werden kann.

Deshalb denke ich, dass es vor allem deutsche Autoren wie Sam Feuerbach oder Greg Walters waren, die mich inspiriert und geprägt haben. Ihr Stil, die Geschichten, die sich nicht immer zu ernst nehmen.

Sie sind bodenständig, machen auch aus kleinen Geschichten große Abenteuer, und haben Mut, skurrile Charaktere mit Fehl und Tadel in ihre Bücher aufzunehmen.

Ingo Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken des Fantasy-Genres?

Michel Ritter: Meine Romane beinhalten zwar meist fantastische Elemente, doch ich bin kein Freund kunterbunter Fantasywelten. Ich mag es rau, derb, mittelalterlich. Intrigen, Konflikte, Kämpfe. Gerne gewürzt mit etwas Fantasy, aber nicht zu viel.

Ich schreibe sehr viel aus dem Bauch heraus, weiß oft am Anfang eines Kapitels nicht, was am Ende rauskommt. Die Plottwists überraschen mich manchmal selbst.

Ich werde mir mit der Zeit angewöhnen müssen, mehr zu plotten, mehr zu planen, aber die Überraschung und das Einbauen spontaner Ideen gehört sicher zu einem Wesenszug von mir. Dadurch ist man als Leser nie sicher, was als nächstes passieren wird.

Zudem möchte ich mich nicht festlegen lassen, probiere mich gerne aus. Vielleicht wirkt dadurch nicht immer alles wie aus einem Guss, aber an Spannung wird es nie fehlen.

Ingo Löchel: Welche Buch- bzw. Roman-Projekte sind für die Zukunft geplant?

Michel Ritter: Nach dem Abschluss der beiden begonnen Buchreihen habe ich ein spannendes Projekt in Planung, auf das ich mich schon sehr freue. Hierbei dreht es sich um den Aufstieg und Untergang unterschiedlicher Völker und Reiche in einer neuen, großen Fantasywelt.

Auf lange Sicht hätte ich große Lust, mich an einem Zombieroman und einem Handelsroman zu versuchen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Ingo Löchel: Michel, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen

Michel Ritter: Ich bedanke mich für das Interesse und die Chance, mich hier vorzustellen. 

 

Die Romane des Autors Michel Ritter

Arrandur

  • 2025: Die Schattenarmee
  • 2025: Das Erbe der Könige
  • 2026: Das Vermächtnis der Gottbezwinger
  • 2026: Götterdämmerung

Chronik eines Todgeweihten

  • 2025: Verdammnis

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