Michel Ritter: Sehr gerne. Ich bin eigentlich ein Nordlicht, wurde 1982 in Hamburg
geboren.
Es verschlug mich aber schon in sehr jungen Jahren in den Süden
Deutschlands, wo ich in einer Großfamilie mit sieben Kindern aufwuchs. Das war
schon damals eine Kuriosität.
Meine Kindheit war geprägt von Umzügen, Stockbetten und knappen Kassen. Die größte Konstante in meinem Leben war das Lesen.
Wir mussten an vielem sparen, aber in der Bibliothek konnte ich mich austoben. Erst verschlang ich Kinderbücher, dann Comics, später die Klassiker der Literatur.
Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie im beschaulichen
Reutlingen. Wenn ich gerade keine Zeit mit meiner Familie verbringe, zeichne
ich gerne, verschlinge Fernsehserien, klimper auf der Gitarre (als Autodidakt
mehr schlecht als recht), liebe das Kochen und das Fußballspielen mit Freunden.
Bücher aber waren schon immer meine große Leidenschaft –
und sind es bis heute geblieben.
Ingo
Löchel: Im Januar 2025 kam es zur
Veröffentlichung Deines Debüt-Romans „Arrandur – Die Schattenarmee“. Wie kam es
dazu?
Michel
Ritter: Ehrlich gesagt, hat es mich schon lange in den Fingern gejuckt. In den
letzten Jahren stieß ich immer öfter auf Bücher, mit denen ich gehadert habe.
Aufgrund der Handlung oder der Entscheidung der Hauptcharaktere. Wie gerne
hätte ich selbst über den Verlauf der Geschichte entschieden.
Doch erst, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren und
ein Jobwechsel 2023 meine Arbeitszeit auf ein normales Maß reduzierte, traute
ich mir das Projekt zu. Und dann fing ich einfach an zu schreiben. Morgens,
abends, im Urlaub.
Je mehr sich meine Welt vor mir ausbreitete, desto
stärker wurde ich in ihren Bann gezogen. Sicher war es naiv von mir, einfach so
zu beginnen. Ohne Plot, ohne Worldbuilding, ohne Schreibkenntnisse.
Und ja, ich musste im Nachhinein auch einiges wieder
überarbeiten. Doch diese Zeit war unglaublich spannend und lehrreich. So frei
werde ich wohl nie wieder schreiben können.
Ingo
Löchel: Wie lange hast Du an Deinem Debüt-Roman geschrieben?
Michel Ritter: In Summe habe ich ein Jahr am Buch gearbeitet.
Michel
Ritter: Es handelt von einem gewaltigen Konflikt, der vor Jahrhunderten zwischen
den Göttern des fiktiven Reichs Arrandur entbrannte und beinahe zum Untergang
der Menschheit führte.
Während die Geschichten über die Schlachten und
Heldentaten der Gottbezwinger nur noch als Erzählungen am Lagerfeuer
existieren, kehrt einer der Götter wieder und fällt mit seinen widernatürlichen
Streitkräften über Arrandur her.
Das Land wird von Krieg überzogen, und die Menschen
müssen neuerlich um das Überleben kämpfen. Doch die Magie, die ihnen einst den
Sieg geschenkt hatte, ist in den meisten Königreichen bereits lange vergessen.
Ingo
Löchel: Wer sind die Protagonisten?
Michel
Ritter: Im ersten Band der Reihe spielt Fyn die Hauptrolle. Er ist ein
sechzehnjähriger Bauer aus einem kleinen Dorf, dessen Leben sich mit dem
Einfall der Schattenarmee auf den Kopf stellt. Ihn zeichnen besondere Kräfte
aus, die im Laufe der Geschichte zaghaft zu Tage treten.
Außerdem gibt es noch Albrecht, einen legendären
Heerführer, der beim neuen König in Ungnade gefallen ist. Er muss das
Unmögliche möglich machen und die Armeen der Königreiche Arrandurs vereinen.
Auch Gorn, ein fremder, rätselhafter Krieger, spielt eine
wichtige Rolle. Er ist ein sehr zynischer Charakter und mir besonders ans Herz
gewachsen.Tatsächlich wird es aber noch mehr Handlungsstränge und Hauptfiguren
geben. Doch ich will nicht zu viel verraten.
Ingo
Löchel: Wie würdest Du Fyn und Albrecht beschreiben. Sind die beiden bodenständige
Charaktere?
Michel Ritter: Fyn ist sehr bodenständig. Er ist
unsicher, muss erst in seine Rolle hineinwachsen. Seine Loyalität und
Hilfsbereitschaft wird auf seiner Reise immer wieder auf die Probe gestellt.
Albrecht hingegen ist vom jahrelangen Krieg gezeichnet,
hat seine Kampfkraft eingebüßt. Er ist ein zerrissener Charakter, der sein
ganzes Leben der Armee gewidmet hat. Zu oft musste er notwendige Entscheidungen
treffen, Männer in den Tod schicken.
Ingo Löchel: 2026 werden mit „DAS VERMÄCHTNIS DER GOTTBEZWINGER“ sowie „GÖTTERDÄMMERUNG“ die nächsten beiden „ARRANDUR“-Romane von Dir erscheinen.
Gehen
danach die Abenteuer von Fyn und Albrecht weiter oder ist damit die Fantasy-
Saga abgeschlossen?
Michel
Ritter: Für mich ist die Saga damit abgeschlossen. Es ist mein erstes Projekt und
es wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, doch in mir toben
unzählige neue Ideen und ich bin unglaublich begierig darauf, von frischen
Abenteuern zu erzählen.
Michel
Ritter: Die Reihe „Chroniken eines Todgeweihten“ spielt im englischen Mittelalter
und handelt von einem alten Söldner, der von einem Engel aufgesucht wird und in
dessen Auftrag auf Dämonenjagd geht.
Die Geschichte ist tatsächlich eher durch Zufall
entstanden. Ich hatte eine kleine Schreibblockade beim zweiten Teil von
Arrandur, habe mich ein wenig nach der Freiheit des ersten Teils gesehnt.
Eher aus Jux habe ich eine kleine Kurzgeschichte
geschrieben. Etwas, das sehr zu mir passt. Das englische Mittelalter, ein alter
Zyniker, eigenwilliger, schwarzer Humor. Die Szene hat mir aber so gut
gefallen, dass ich nach dem Ende des Arrandur-Teils daran weiter gearbeitet
habe.
So entstand ein kleiner Genremix. Eine Abenteuerreise
voller Humor, etwas Fantasy, in Teilen aber auch historischer Roman. Ein
Rezensent nannte es liebevoll eine „mittelalterliche Buddy-Komödie“.
Und ja, manchmal hatte ich beim Schreiben Szenen von Bud
Spencer und Terrence Hill im Kopf, die sich auch stets derb und humorvoll
gestritten haben, aber doch so sympathisch, dass klar war, sollte es hart auf
hart kommen, stünden sie füreinander ein.
Ingo
Löchel: Wer ist Godric und wer sind die
weiteren Protagonisten des Buches?
Michel
Ritter: Godric ist ein mürrischer, älterer Lebenskünstler, der sich bislang als
Söldner verdingt hat. Sein Glaube an die Menschen und an Gott hat er eingebüßt
und kämpft sich mit Zynismus und Sarkasmus durchs Leben.
Er wird von Rufus begleitet, einem kleinen Engelsgehilfen,
der ihn bei der Dämonenjagd anleiten soll und mit seiner Frömmigkeit bei Godric
einen schweren Stand hat.
Komplettiert wird das Trio durch Gilchrist, einem jungen
Mann, der gleichermaßen an die irdische wie göttliche Liebe glaubt. Godric wird
zu seinem Mentor, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ingo
Löchel: Ist die „CHRONIK EINES TODEGEWEIHTEN“ wie Deine Fantasy-Saga „ARRANDUR“
auf mehrere Romane ausgelegt oder handelt es sich bei „VERDAMMNIS“ um einen
Einzelroman?
Michel Ritter: Die Reihe ist auf mehrere Teile ausgelegt, wobei jedes Buch in sich geschlossen sein soll. Teil 2 habe ich bereits komplett im Kopf, das Ende der Reihe in groben Zügen ebenfalls.
Dazwischen habe ich keine Zahl vor Augen. Solange ich
Ideen und Spaß an der Reihe habe, geht sie weiter.
Ingo
Löchel: Deine Romane erscheinen im Selbstverlag. Was sind die Vor- und Nachteile?
Michel
Ritter: Ich habe das Schreiben ursprünglich als Hobby begonnen. Damals war mein
zaghaftes Ziel, 100 Leser zu erreichen. Mit der überwältigenden Resonanz hatte
ich nicht gerechnet. Als die ersten tausend Exemplare verkauft waren, kam dann
schon erstmals die Idee auf, einen Verlag anzuschreiben.
Der Gedanke, das eigene Buch im Handel ausliegen zu
haben, ist natürlich schon reizvoll. Ein Verlag gibt einem als Autor mehr
Möglichkeiten, neue Vertriebswege, nimmt einem einiges an Arbeit abseits des
Schreibens ab.
Andererseits passt der Selbstverlag gut zu meinem Leben.
Ich kann schreiben, wann ich will, so viel ich will, was ich will. Es gibt kein
Abgabedruck, keiner redet mir rein. Ich kann meine eigene Werbung gestalten,
ein Cover nach meiner Idee entwerfen.
Seit ich in den Sozialen Medien bin, höre ich viel von
Autoren, die mit dem Druck des Verlagswesens zu kämpfen haben. Deswegen genieße
ich momentan die Freiheit, sammle Erfahrung, taste mich langsam an die
professionelle Welt heran.
Kompromisse muss man auch schließen wollen. Wer weiß, ob
eine Buchreihe wie „Chroniken eines Todgeweihten“ mit fragwürdigem
kommerziellem Potenzial dort durchgegangen wäre.
Aktuell habe ich eher das Gefühl, die Verlage schreien
nach mehr Romantasy und Spicy Romance. Bücher ohne Romantik und Bettgeflüster
haben es eher schwer.
Ingo
Löchel: Deine beiden Bücher „DIE SCHATTENARMEE“ und „VERDAMMNIS“ sind auch als
Hörbücher erschienen. Wie kam es dazu?
Michel
Ritter: Ich wurde bereits sehr früh von Danny Meyer angeschrieben. Da war mein
erstes Buch noch nicht lange auf dem Markt. Er wollte es einsprechen und ich
habe, ohne lang zu überlegen, zugesagt.
Die Idee, mein Buch zu hören, war einfach zu spannend.
Kurze Zeit später schrieb mich der Hörbuchsprecher Max Müller ebenfalls wegen
der Arrandur-Reihe an.
Ich musste ihm absagen, hatte mich aber so in seine
Stimme verliebt, dass ich ihm von meiner neuen Reihe „Chroniken eines Todgeweihten“
erzählt habe. Er war sofort Feuer und Flamme und ich bin überglücklich über das
Ergebnis.
Ingo
Löchel: Hattest Du als Autor Mitspracherecht bei der Auswahl der
Hörbuch-Sprecher?
Michel
Ritter: Als Selbstverleger hatte ich freie Hand. Beide Sprecher sind noch nicht
sehr bekannt im Hörbuchbereich, ich als Autor ebenfalls nicht. So war es eine
win-win-Situation.
Ingo
Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Romanen inspirieren
bzw. inspiriert haben?
Michel
Ritter: Ich habe vermutlich die meisten erfolgreichen Mittelalterromane und
Fantasyreihen gelesen. Allerdings glaube ich, dass man von den Meistern ihres
Fachs, die zum Teil jahrelang an ihren Werken saßen, leicht eingeschüchtert
werden kann.
Deshalb denke ich, dass es vor allem deutsche Autoren wie
Sam Feuerbach oder Greg Walters waren, die mich inspiriert und geprägt haben.
Ihr Stil, die Geschichten, die sich nicht immer zu ernst nehmen.
Sie sind bodenständig, machen auch aus kleinen
Geschichten große Abenteuer, und haben Mut, skurrile Charaktere mit Fehl und
Tadel in ihre Bücher aufzunehmen.
Ingo
Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken
des Fantasy-Genres?
Michel
Ritter: Meine Romane beinhalten zwar meist fantastische Elemente, doch ich bin
kein Freund kunterbunter Fantasywelten. Ich mag es rau, derb, mittelalterlich.
Intrigen, Konflikte, Kämpfe. Gerne gewürzt mit etwas Fantasy, aber nicht zu
viel.
Ich schreibe sehr viel aus dem Bauch heraus, weiß oft am
Anfang eines Kapitels nicht, was am Ende rauskommt. Die Plottwists überraschen
mich manchmal selbst.
Ich werde mir mit der Zeit angewöhnen müssen, mehr zu
plotten, mehr zu planen, aber die Überraschung und das Einbauen spontaner Ideen
gehört sicher zu einem Wesenszug von mir. Dadurch ist man als Leser nie sicher,
was als nächstes passieren wird.
Zudem möchte ich mich nicht festlegen lassen, probiere
mich gerne aus. Vielleicht wirkt dadurch nicht immer alles wie aus einem Guss,
aber an Spannung wird es nie fehlen.
Ingo
Löchel: Welche Buch- bzw. Roman-Projekte
sind für die Zukunft geplant?
Michel
Ritter: Nach dem Abschluss der beiden begonnen Buchreihen habe ich ein spannendes Projekt
in Planung, auf das ich mich schon sehr freue. Hierbei dreht es sich um den
Aufstieg und Untergang unterschiedlicher Völker und Reiche in einer neuen,
großen Fantasywelt.
Auf lange Sicht hätte ich große Lust, mich an einem
Zombieroman und einem Handelsroman zu versuchen. Aber das ist noch
Zukunftsmusik.
Ingo Löchel: Michel, vielen
Dank für die Beantwortung der Fragen
Michel
Ritter: Ich bedanke mich für das Interesse und die Chance, mich hier vorzustellen.
Die
Romane des Autors Michel Ritter
Arrandur
- 2025: Die Schattenarmee
- 2025: Das Erbe der Könige
- 2026: Das Vermächtnis der Gottbezwinger
-
2026: Götterdämmerung
Chronik eines Todgeweihten
- 2025: Verdammnis



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