Thomas
Sabottka: Kurz: Ich bin 1968 in Ostberlin geboren und aufgewachsen, habe seit der
Wende 89 an unterschiedlichen Orten in Deutschland und auf der Welt gelebt und
gearbeitet. Bin also vor allem gefühlt 100mal umgezogen und habe sehr oft einen
Neuanfang gestartet, was mich eine gewisse Demut gelehrt hat.
Was für unser Gespräch aber viel wichtiger ist, ist, dass
ich Geschichten liebe. Comic, Bücher, Filme, Serien … und das ich eben
Geschichten schreibe.
Ingo Löchel: Wieso die Veröffentlichung Deiner Horror-Romane unter dem Pseudonym Anton Serkalow?
Thomas
Sabottka: Hier wird es jetzt länger. Ich habe ca. 10 Jahre lang unter meinem
bürgerlichen Namen schon eine kleine Karriere als Autor hinter mir. Habe Romane
geschrieben, vor allem aber war ich mit Kurzgeschichten auf Poetryslams und
Lesebühnen unterwegs.
Bin durch die deutschsprachigen Lande getourt. In
Kneipen, Theatern und Cafés aufgetreten. Oft mit Musiker:innen zusammen, war
zweimal Vorprogramm bzw. Bestandteil des Settings von Rockbands auf Tour … ich
hab das damals „Rock’n’Roll Literatur“ genannt. Bin also mehr Liveperformer
denn Autor gewesen.
2012/13 zwang mich dann meine depressive Erkrankung in
die Knie. Das hieß zunächst, dass ich alles, was ich bis dahin gemacht habe,
komplett auf Eis gelegt habe und mir die Zeit genommen habe, mich auf mich zu
besinnen.
Nach zwei medikamentösen und ambulanten Therapien spürte
ich dann, dass ich wieder Schreiben und an die Öffentlichkeit will. Aber
komplett anders, als davor. Ich habe es geliebt, auf der Bühne zu stehen, aber
es war auch das, was mich am meisten kaputt gemacht hat.
Dann war ich noch bei einem Verlag mit einer sog.
„Optionsklausel“ gebunden, aus der dieser mich auch partout nicht entlassen
wollte. Ich hatte aber weder die Kraft, noch das Geld, eine juristische
Auseinandersetzung anzustreben, auch wenn ich die gewonnen hätte, da fast alle Gerichte
diese Vertragsklausel mittlerweile als „sittenwidrig“ abschmettern.
Also entschied, ich den Weg zu gehen, den ich aus
Musikerkreisen kannte. Da passiert es ja auch öfter Mal, dass Bands aus
Verträgen mit Labels nicht herauskommen, selbst wenn sie für die nichts mehr
machen.
Darum schuf ich Anton Serkalow. Zunächst als
„geschlossenes Pseudonym“, um auf Nummer sicher zu gehen. Vor ein paar Jahren
liefen die Verträge mit dem Verlag dann aus und ich „öffnete“ das Pseudonym,
behalte es aber bei.
Der Name hat sich etabliert und vor allem schreibt Anton
Serkalow komplett andere Sachen als Thomas Sabottka damals.
Ingo
Löchel: Mit welchem Roman gabst Du als Anton Serkalow Dein Debüt als Horror-Autor
und wie kam es zur Veröffentlichung des Romans?
Thomas
Sabottka: Das waren die „Vakkerville Mysteries“. Wobei ich damals nie gedacht habe,
mich als Horror-Autor zu präsentieren. Auch heute noch nicht. Ich sehe mich
eher als jemand, der einfach spannende Geschichten erzählt, die oft ein
fantastisches, damit eben auch manchmal schauriges, aber wenigstens
rätselhaftes Element in sich haben.
Ingo
Löchel: Wie lange hast Du an diesem Roman geschrieben?
Thomas
Sabottka: Das kann ich gar nicht mehr so sagen, aber rückblickend überraschend kurz.
Es hatte sich so viel angestaut, dass es einfach nur so aus mir herausquoll. Es
sind ja drei Teile und ich sage mal, pro Teil hab ich vielleicht drei Monate
geschrieben.
Ingo
Löchel: Um was geht es in Deiner „VAKKERVILLE“-Trilogie („Dämmergau“,
„Nebelgrenze“ und „Spiegelgrund“)?
Thomas
Sabottka: Es ist in erster Linie ein wilder Genremix. Die Fernsehserie „Twin Peaks“
hat mich extrem beeinflusst. Und so sind die „Vakkerville-Mysteries“ eben auch
eine Mischung aus Horror, Mystery, Thriller, Politkrimi, Drama, Comedy,
Seifenoper … aber das mystische Element steht eindeutig im Vordergrund.
Von der Story her ist es im Grunde ein klassischer
„Haunted House Horror“, nur dass es bei mir nicht ein Haus, sondern ein ganzes
Stadtviertel ist, in dem „schaurige Dinge“ geschehen.
Ingo
Löchel: 2019 hast Du mit dem Roman „DIE NACHT DER GHULE“ Deine Serie „NIGHTHUNTER“
gestartet. Wie kamst Du auf die Idee zu dieser Horror-Western-Serie?
Thomas
Sabottka: Zunächst einfach, weil ich davor ein paar sog. „Weird Western“ gelesen
hatte, die mir sehr gut gefallen haben und es in Deutschland einfach nicht
genug von diesem Genre gab. Also musste ich es wohl selbst schreiben. Die
direkte Idee kam mir beim Joggen.
Ich sah diese Szene vor mir: Ein paar Banditen lauern an
einer Eisenbahnstrecke im Wilden Westen. Ein wenig wie bei einem Sergio Leone
Western. Dann taucht auf einmal ein Karren auf. Auf dem sitzt ein grauhaariger
„Klischeeindianer“, der einen Sarg transportiert.
Und als die Banditen den Sarg öffnen, geht hinter den
Bergen die Sonne unter, der Schatten fällt auf die Kiste und der Typ darin
kommt wie so ein Springteufel heraus und ist ein Vampir … das war dann auch das
erste Kapitel.
Danach fragte ich mich, wer sind die beiden? Wie kamen
sie zusammen? Was tun sie? Eben all die Fragen, die ich mir als Autor stelle
und so entwickelte sich nach und nach die Geschichte und es wurde klar, dass es
eine sehr lange Geschichte werden wird.
Ingo
Löchel: Die Protagonisten Deiner Serie sind die beiden „Nighthunter“ Louis Royaume
und Skinny. Wer sind die beiden?
Thomas
Sabottka: Der eine ist ein Gunslinger, der gleichzeitig ein Vampir ist. Der andere
ein vierhundert Jahr alter Skinwalker, also Magier und Gestaltwandler, der von
einem kleinen Stamm abstammt, der damals von den Diné, also den als Navajo
bekannten Stamm, versklavt wurde.
Gemeinsam mit noch so einigen anderen Figuren, sind sie
die wesentlichsten Elemente einer klassischen Fantasygeschichte. Sie müssen die
Welt retten.
Ingo
Löchel: Im Jahr 2022 erschien mit „BLUTMOND“ der 12. und letzte Band Deiner
Horror-Serie „NIGHTHUNTER“. Wurde die Serie mit diesem Roman abgeschlossen oder
gibt es Ideen diese fortzuführen?
Thomas
Sabottka: Nein, die Serie ist damit leider kein bisschen abgeschlossen. Ich habe sie
beendet, weil ich sie bis zu diesem Punkt als Selfpublisher herausgebracht habe
aber nur Minus gemacht habe. Ich habe ja für Artwork, Lektorat und Werbung Geld
bezahlt und die Verkaufszahlen deckten nicht einmal diese Kosten.
Das hat mich so frustriert, dass ich sie schweren Herzens
„auf Eis gelegt habe“. Jetzt kommt hier eine Info für die wenigen Fans, die die
Serie hat. Seit Frühjahr 2025 ist sie gar nicht mehr erhältlich, weil es einen
Verlag gibt, der die Serie übernehmen will und sie darum zunächst einmal vom
Markt genommen werden musste.
Ich kann im Moment noch nicht sagen, wann genau ein Re-release
stattfinden wird, aber wenn es soweit ist, dann will ich die Serie natürlich
auch weiterschreiben und zu einem Ende bringen.
Ingo
Löchel: Die Romane erschienen im Selbstverlag. Was sind die Vor- und Nachteile des
Selfpublishing?
Thomas
Sabottka: Der Vorteil ist die absolute Freiheit. Die Nachteile sind, dass ich einen
sehr hohen, professionellen Anspruch an meine eigenen Werke habe, und eben
darum so viel Geld in Lektorat, Artwork und Werbung investiert habe, was sich
eben langfristig nicht rechnete.
Auf der anderen Seite hat mir die Existenz meiner, zu
diesem Zeitpunkt selbst veröffentlichten Werke zumindest auch eine Art
Portfolio verschafft, mit dem ich mich besser präsentieren konnte, um bei
Verlagen als Autor Fuß zu fassen.
Konrad
Wolfram: Würde es Dich reizen, auch bei so bekannten Serien wie etwa „PROFESSOR
ZAMORRA“ oder „JOHN SINCLAIR“ mit zu schreiben?
Thomas
Sabottka: Oh ja. Definitiv. Aber … wie soll ich es sagen? Ich habe mich konkret für
eine Serie bei Bastei interessiert und beworben, weil es da mal hieß, dass
dafür neue Autoren gesucht werden, bei der ich gerne fest – also nicht nur ab
und zu – mitgearbeitet hätte.
Nur, dass meine Ideen, Pitches und Exposés dafür, seit
über einem Jahr beim zuständigen Redakteur „rumliegen“ und ich lediglich mit
„liest sich super, generell Daumen nach oben, ich melde mich wieder“
hingehalten werde.
Mal schauen. Klaus Frick sagt ja z.B., dass eine Serie
wie „Perry Rhodan“ ohne „ständige neue Autoren gar nicht so lange existieren
könnte“. Vielleicht versuche ich es mal mit Sci-Fi?
Konrad
Wolfram: Bei Einzelromanen ist man ja ziemlich frei von einer Unmenge an
Hintergrundinformationen. Wo liegt als Autor der Reiz, eventuell auch in einer
solchen "Helden-Serie" mitschreiben zu können?
Thomas
Sabottka: Der Reiz wäre in einem sog. „Writerspool“ mitzuarbeiten. Also mich mit
anderen Autoren auszutauschen, gemeinsam Storys und Figuren zu entwickeln, wie
es ja z.B. bei TV-Serien üblich ist. Als „Allein schreibender Autor“ bin ich so
in meiner Bubble und mir fehlt wirklich der Austausch mit Kollegen und dieses
gute Gefühl, gemeinsam Dinge zu erschaffen.
Außerdem ist es schon sehr anstrengend, sich alle Nase
lang neue Geschichten und Charaktere auszudenken. Es bleibt dadurch oft ein
wenig an der Oberfläche und ich würde gerne wieder mehr, tiefer in eine Story
reingehen, mich mehr mit Figuren zu beschäftigen, ihrer Charakterentwicklung
über einen längeren Handlungszeitraum und solche Sachen, so dass sie mir auch
einfach vertrauter werden.
Konrad
Wolfram: Dein Roman "WELLEN, DIE VOM TODE FLÜSTERN“ ist mir im
„GESPENSTER-KRIMI“ gerade durch seine intensiv düstere Atmosphäre aufgefallen.
Gibt es da eine gewisse Herangehensweise für dich als Autor, eine solche
Atmosphäre aufzubauen?
Thomas
Sabottka: Zunächst einmal bin ich ein großer Fan des „atmosphärischen Horrors“. Ich
mag weniger Gore und Splatter. Lieber mehr Stimmung, ein paar Jumpscares und
vor allem auch diesen psychologischen Horror. Das Videogame „Silent Hill 2“ hat
mich da sehr geprägt.
Die Herangehensweise ist nur insofern wichtig, wenn es um
das Medium geht, in dem die Geschichte erzählt wird. Im Hörspiel brauche ich
viel Handlung und Dialog. In der geschriebenen Geschichte setzte ich auf
Emotion und die Wahrnehmung der Protagonisten. Im Hörspiel muss die
Horror-Atmosphäre vom Sounddesign kommen.
Bei einer geschriebenen Geschichte arbeite ich mehr mit
„Emotion durch Handlung“, Metaphern, die den Leser – gerne auch negativ –
vertraut sind. Wie Du – Konrad – zum Beispiel sehr gut mit dem „Mama gehen wir
ein Eis essen“ erfasst hast. Es freut mich wirklich, dass ich es geschafft
habe, dass dieser Satz gruselig wirkt. Darum war „Wellen, die vom Tode
flüstern“ auch von vornherein nie als Hörspiel geplant.
Es hätte nicht funktioniert. Als Comic oder Film ja. Da
ich die Story aber mochte, habe ich sie Bastei als Gespensterkrimi angeboten.
Kleiner Funfact am Rande: Der Titel ist von Peter Thannisch, dem zuständigen
Redakteur.
Ich hatte ja nur den Arbeitstitel „Außerhalb der Saison“.
Aber ich bin mit dem Titel sehr zufrieden, denn Peter weiß viel besser als ich,
was für Aufmerksamkeit und damit Kaufanreiz sorgt.
Ingo
Löchel: Sind weitere Romane für die Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ geplant?
Thomas
Sabottka: Eigentlich ja. Ich hatte Peter Thannisch im Frühjahr etliche Geschichten
angeboten, die sozusagen bei meinen Arbeiten als Hörspielautor „übrig geblieben
sind“. Es läuft ja meist so, dass ich ca. 10 – 20 Pitches zu bestimmten Sachen,
Horror, Thriller, Krimi, Mystery, Abenteuer, Fantasy etc. anbiete, aus denen
dann vielleicht ein oder zwei Sachen herausgenommen und schlussendlich zu einem
Hörspiel erarbeitet werden.
Aber die anderen Ideen sind ja deswegen nicht schlecht
und da dachte ich: Hey. Warum nicht bei Bastei, beim GK? Das ist doch eine feine
Sache.
Das lustige ist, dass Peter alle Sachen, die ich ihm
vorgeschlagen habe, als nicht geeignet empfand. Der jetzt erschienene GK
gehörte zunächst nicht zu diesen. Einen reichte ich noch nach, so nach dem
Motto: „Ah. Da war ja noch was. Vielleicht gefällt dir das.“ Peter begründete
seine Absage aber sehr sachlich und für mich nachvollziehbar.
Im Gegenzug fragte er mich mit zwei Sätzen, die ich hier
nicht zitieren will, ob ich ihm Storys in „der und der Art“ liefern könnte.
Klar. Hab ich „ja“ gesagt. Bisher habe ich davon aber nur eine umgesetzt, die
seitdem bei Bastei liegt. Wann die erscheinen wird und ob dann aus dieser Art
von Geschichte mehr wird … ich sag mal so: An mir soll’s nicht scheitern.
Ingo
Löchel: Mit „BERGE DES VERDERBENS“, "TRÄUME IM HECKENHAUS", "DAS
FEST", "DER AUSSENSEIER" und "DIE MUSIK DES ERIC ZANN"
hast Du einige Romane für die Horror-Reihe
"LOVECRAFTS SCHRIFTEN DES GRAUENS" des Blitz Verlages geschrieben.
Wie kam es zur Mitarbeit mit dem Verlag?
Thomas
Sabottka: Ich hatte vor einigen Jahren die Idee, mal einen „reinen“ Western zu
schreiben. Also ohne Fantasy und übernatürlichen Quatsch. Und da kam für mich
für eine Veröffentlichung nur der BLITZ-Verlag in Frage. Also schickte ich dem
damaligen Verleger Jörg Kaegelmann den Pitch dazu und er wollte das Ding haben.
So erschien „Blaine Williams“ bei BLITZ. Später
„wünschte“ sich Jörg einen „Cthulhu-Western“ von mir, woraus „Berge des
Verderbens“ entstand. Und dann konzeptionierten wir irgendwann die Serie
„Verfluchte Träume“ als eine Unterserie innerhalb der „Lovecrafts Schriften des
Grauens“.
Ingo
Löchel: Sind diese Romane alles Einzelromane oder spielen darin auch
wiederkehrende Charaktere mit?
Thomas Sabottka: Ab „Träume im Heckenhaus“ ist es eine Serie. Mit wiederkehrenden Hauptfiguren, Cliffhangern am Ende usw. Konzeptioniert habe ich sie – wie gesagt - damals gemeinsam mit Jörg. Er hat sich z.B. gewünscht, dass diese, obwohl sie mit Lovecraft-Elementen arbeitet, in der heutigen Zeit und in Deutschland spielt.
Ingo
Löchel: Wer sind Sahila und Kay?
Thomas
Sabottka: Das sind die beiden Hauptfiguren in der Serie. Sahila ist eine ehemalige
Bundeswehrsoldatin, die in Afghanistan etwas Schlimmes erlebt hat, das über den
„normalen“ Wahnsinn eines Kampfeinsatzes hinaus geht und Kay(e) ist ein
genderfluider Influencer.
Beide werden durch Zufall in etwas hineingerissen, von
dem nur wir als Leser wissen, dass es alles irgendwie mit Lovecrafts Schöpfungen
zu tun hat.
Konrad
Wolfram: Im nächsten Jahr wird Dein Buch mit dem Titel DAS GEMIEDENE HAUS in der
Reihe "LOVECRAFTS SCHRIFTEN DES
GRAUENS" im Blitz Verlag erscheinen. Ohne zu spoilern, was erwartet deine
Leser bei diesem Roman und wie viel Lovecraft steckt wirklich drin?
Thomas
Sabottka: Es ist einfach der nächste Teil dieser kleinen Serie. Wie viel Lovecraft
da drin steckt, das kann ich recht gut beantworten. Genauso viel, wie z.B.
Stephen King in der Serie „Castle Rock“ steckt.
Es werden also viele Elemente aus Lovecrafts Schaffen
aufgegriffen, durcheinander geworfen, neu zusammengesetzt, teilweise gegen den
Strich gebürstet, teilweise aber auch original zitiert und so eine neue, in
meinen Augen zeitgemäße und vom wirklich negativen, weil rassistischen,
verklemmten und teilweise auch misogynen Ballast Lovecrafts befreite Geschichte
erzählt.
Ich persönlich mag ja Lovecraft nicht mal. Er hat unbestritten
mit seinen Storys etwas Großartiges, Inspirierendes geschaffen aber er ist
meiner Meinung nach kein guter Geschichtenerzähler. Also im Sinne des
Storytellings, wie es seit Anfang der 80er Jahre üblich ist. Ich hab da einfach
von Leuten wo Sol Stein und James N. Frey „gelernt“.
Ingo
Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Romanen inspirieren
bzw. inspiriert haben?
Thomas
Sabottka: Weniger literarische Vorbilder. Eher eben bestimmte Arten, des Erzählens.
Wie oben schon erwähnt „Twin Peaks“ und das Videogame „Silent Hill 2“, das für
mich bis heute, die beste erzählte Horrorgeschichte ist.
Früher hätte ich sehr schnell konkret Autoren und Bücher
als Vorbilder benannt. Mittlerweile ist es so, dass mich einfach alles
inspiriert. Nachrichten, Legenden, Romane, TV Serien, Gespräche, Comics,
Reportagen, Hörspiele, Facebook-Kommentare, Youtuber ...
Ingo
Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken des
Horror-Genres?
Thomas Sabottka: Das kann ich so gar nicht beantworten. Horror ist ja unheimlich vielfältig. Ich würde eher das sagen, was ich weiter oben schon meinte. Ich mag mehr den atmosphärischen, psychologischen Horror.
Folk Horror, Urban Legends und Creepy Pasta wären auch
noch so Sachen, in denen ich mich mehr sehe. Das wäre dann das, was meine
Geschichten von Torture Porn, Gore, Splatterpunk, Monsterhorror etc.
unterscheidet.
Ingo
Löchel: Neben Romanen schreibst Du auch Hörspiele. Wie kam es dazu?
Thomas
Sabottka: Es ist eher umgekehrt. Ich schreibe in erster Linie Hörspiele und
mittlerweile „nur nebenbei“ Romane. Dazu kam es, weil ich vor knapp zwei oder
drei Jahren zufälligerweise von zwei Hörspielproduktionsfirmen gleichzeitig die
Anfrage bekam, ob ich Lust hätte Hörspiele zu schreiben.
Hatte ich bis dahin nie drüber nachgedacht. Da ich aber
mal Drehbuchschreiben gelernt habe, dachte ich, kann ja nicht so schwer sein.
Und seitdem mache ich das und verdiene mir damit meine Brötchen.
Ingo
Löchel: Welche Hörspiele hast Du bisher geschrieben und an welchen
Hörspiel-Serien und Hörspiel-Reihen schreibst Du derzeit mit?
Thomas
Sabottka: Da hat sich in den zweieinhalb Jahren sehr viel angehäuft, dass es mir
tatsächlich kaum möglich ist, das hier aufzuführen. Vor allem, weil die
Produktionsvorlaufzeiten bei Hörspielen, ähnlich wie im TV, ziemlich lang sind.
Oft sind Drehbücher drei bis vier Jahre alt, bevor das Endprodukt auf den
Fernsehschirm oder eben in die Streamingplattformen kommt.
Ich nenne hier mal ein paar Sachen als Beispiele auf die
ich mich selbst sehr freue. Ich habe für Holysoft eine zweite Staffel „Solomon
Kane“ sehr frei nach Robert E. Howard geschrieben, da mit der ersten Staffel
eigentlich alle „Original Solomon Kane“ Erzählungen verarbeitet worden waren.
Für Contendo habe ich mehrere Einzelhörspiele aber auch
ein paar Miniserien geschrieben und konzeptioniert. Aktuell ist da „Der
Untergang der ISS Usher“ erschienen.
Ein Sci-Fi-Hörspiel frei nach E.A. Poe, auf das ich sehr
stolz bin, weil es auch kongenial von der Regie, den Sprechern und dem
Sounddesign umgesetzt worden ist.
Ingo
Löchel: Auf Deiner Seite im Internet gibt es leider nur Cover zu Deinen Romanen
und Hörspielen. Ist geplant, diese Seite auszubauen und sie unter anderem mit
Infotexten zu Deinen Romanen und Hörspielen. zu versehen?
Thomas
Sabottka: Das war tatsächlich mal ganz anders. Da gab es das alles. Da war mal
wirklich richtig was los. Newsletter, Werkstattberichte, Rätsel, Verlosungen …
ich habe Bücher rezensiert, die sich selber gelesen habe. Weil ich dachte, wenn
die Leute wissen, welche Geschichten mir gefallen, dann kriegen sie einen guten
Eindruck von dem, was ich schreibe.
Das gipfelte darin, dass ich auf Lovelybooks eine
Nachricht von einem recht großen, deutschen Verlag bekam. Da sprang ich
natürlich erst einmal vor Freude durch die Luft. Ich meine, ich hatte auf
Lovelybooks eine Autorenpage und es meldet sich darüber ein Verlag. Und dann
las ich, dass die mich einfach nur zu einer Leserunde eines ihrer demnächst
erscheinenden Bücher einluden.
Da dachte ich, hier läuft irgendwas falsch und stellte
das Rezensieren komplett ein. Als Selfpublisher wurde mir ja auch immer
erzählt, ich müsse das und das machen, um mich als „Marke zu etablieren“.
Grundsätzlich ist das auch richtig. Aber das ist auch einer der Nachteile.
Ich war als Selfpublisher so viel mit diesem Marketing –
und Socialmediakram beschäftigt … es hat echt nur Zeit und Kraft gekostet. Und
es stand dann am Ende, wenn ich nach den Zugriffszahlen ging, in keinem
Verhältnis zu dem Aufwand, den ich betreiben musste.
Darum habe ich meine Homepage einfach nur ganz klassisch,
wie es früher mal war, als eine Art „Webvisitenkarte“ gestaltet. Auch heute ist
das noch so. Wenn ich mal „Making Of“ oder so Sachen aus meinem Schreiballtag
auf FB und Instagram poste, hat das kaum Zugriffe. Und das sind dann aber immer
noch mehr, als ich früher Traffic auf der Webpage hatte. Insofern. Es lohnt
sich für mich einfach nicht.
Wenn irgendwann mal mehr Leser bei meinen Geschichten
wirklich wieder Interesse an dieser Art von Content haben, würde ich, glaube
ich, sogar lieber jemanden dafür bezahlen, der das für mich macht, als es
selbst zu tun. Diese Selbstvermarktung liegt mir nicht besonders.
Konrad
Wolfram: Als Autor brennen einem vielleicht häufiger Ideen unter den Nägeln. Wie
sieht die weitere schriftstellerische Planung für dich aus und was würdest du
im Genre (der Möglichkeiten sind ja viele) gerne in Kürze aufgreifen wollen?
Thomas
Sabottka: Weitermachen wie bisher. Schreiben, schreiben, schreiben. Ideen
entwickeln, potentiellen Verlagen, Produktionsfirmen vorstellen und weiterhin
damit meinen Lebensunterhalt bestreiten (können).
Ich bin eh offen, was das Genre anbelangt, da eine gute
Geschichte, nicht an das Genre gebunden ist. Eine, der für mich prägensten
Lektionen bei Nicole Mosleh – wo ich Drehbuschreiben lernte - war, dass sie uns
beibrachte, aus einer von uns entwickelten Story innerhalb weniger Stunden
einen Horror-Thriller, einen klassischen Ermittler-Krimi und eine Romantische
Komödie zu erarbeiten.
Ich hoffe, dass die „Nighthunter“ für den neuen Verlag
kein Reinfall werden und ich sie wirklich weiter schreiben kann, ohne dass ich
dabei weiterhin draufzahlen muss, da sie mir wirklich sehr am Herzen liegen.
Ingo
Löchel: Thomas, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Thomas Sabottka: Ich bedanke mich bei Euch, dafür, dass Ihr mir die Möglichkeit gegeben habt, hier ein wenig über die Sonnen- aber auch die Schattenseiten des Autorenlebens zu erzählen.



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