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Sonntag, 9. November 2025

Ein Interview mit dem Autor Anton Serkalow

Ingo Löchel: Thomas, kannst Du den Lesern des Online-Magazins kurz etwas zu Deiner Person erzählen?

Thomas Sabottka: Kurz: Ich bin 1968 in Ostberlin geboren und aufgewachsen, habe seit der Wende 89 an unterschiedlichen Orten in Deutschland und auf der Welt gelebt und gearbeitet. Bin also vor allem gefühlt 100mal umgezogen und habe sehr oft einen Neuanfang gestartet, was mich eine gewisse Demut gelehrt hat.

Was für unser Gespräch aber viel wichtiger ist, ist, dass ich Geschichten liebe. Comic, Bücher, Filme, Serien … und das ich eben Geschichten schreibe.

Ingo Löchel: Wieso die Veröffentlichung Deiner Horror-Romane unter dem Pseudonym Anton Serkalow?

Thomas Sabottka: Hier wird es jetzt länger. Ich habe ca. 10 Jahre lang unter meinem bürgerlichen Namen schon eine kleine Karriere als Autor hinter mir. Habe Romane geschrieben, vor allem aber war ich mit Kurzgeschichten auf Poetryslams und Lesebühnen unterwegs.

Bin durch die deutschsprachigen Lande getourt. In Kneipen, Theatern und Cafés aufgetreten. Oft mit Musiker:innen zusammen, war zweimal Vorprogramm bzw. Bestandteil des Settings von Rockbands auf Tour … ich hab das damals „Rock’n’Roll Literatur“ genannt. Bin also mehr Liveperformer denn Autor gewesen.

2012/13 zwang mich dann meine depressive Erkrankung in die Knie. Das hieß zunächst, dass ich alles, was ich bis dahin gemacht habe, komplett auf Eis gelegt habe und mir die Zeit genommen habe, mich auf mich zu besinnen.

Nach zwei medikamentösen und ambulanten Therapien spürte ich dann, dass ich wieder Schreiben und an die Öffentlichkeit will. Aber komplett anders, als davor. Ich habe es geliebt, auf der Bühne zu stehen, aber es war auch das, was mich am meisten kaputt gemacht hat.

Dann war ich noch bei einem Verlag mit einer sog. „Optionsklausel“ gebunden, aus der dieser mich auch partout nicht entlassen wollte. Ich hatte aber weder die Kraft, noch das Geld, eine juristische Auseinandersetzung anzustreben, auch wenn ich die gewonnen hätte, da fast alle Gerichte diese Vertragsklausel mittlerweile als „sittenwidrig“ abschmettern.

Also entschied, ich den Weg zu gehen, den ich aus Musikerkreisen kannte. Da passiert es ja auch öfter Mal, dass Bands aus Verträgen mit Labels nicht herauskommen, selbst wenn sie für die nichts mehr machen.

Darum schuf ich Anton Serkalow. Zunächst als „geschlossenes Pseudonym“, um auf Nummer sicher zu gehen. Vor ein paar Jahren liefen die Verträge mit dem Verlag dann aus und ich „öffnete“ das Pseudonym, behalte es aber bei.

Der Name hat sich etabliert und vor allem schreibt Anton Serkalow komplett andere Sachen als Thomas Sabottka damals.

Ingo Löchel: Mit welchem Roman gabst Du als Anton Serkalow Dein Debüt als Horror-Autor und wie kam es zur Veröffentlichung des Romans?

Thomas Sabottka: Das waren die „Vakkerville Mysteries“. Wobei ich damals nie gedacht habe, mich als Horror-Autor zu präsentieren. Auch heute noch nicht. Ich sehe mich eher als jemand, der einfach spannende Geschichten erzählt, die oft ein fantastisches, damit eben auch manchmal schauriges, aber wenigstens rätselhaftes Element in sich haben.

Ingo Löchel: Wie lange hast Du an diesem Roman geschrieben?

Thomas Sabottka: Das kann ich gar nicht mehr so sagen, aber rückblickend überraschend kurz. Es hatte sich so viel angestaut, dass es einfach nur so aus mir herausquoll. Es sind ja drei Teile und ich sage mal, pro Teil hab ich vielleicht drei Monate geschrieben.

Ingo Löchel: Um was geht es in Deiner „VAKKERVILLE“-Trilogie („Dämmergau“, „Nebelgrenze“ und „Spiegelgrund“)?

Thomas Sabottka: Es ist in erster Linie ein wilder Genremix. Die Fernsehserie „Twin Peaks“ hat mich extrem beeinflusst. Und so sind die „Vakkerville-Mysteries“ eben auch eine Mischung aus Horror, Mystery, Thriller, Politkrimi, Drama, Comedy, Seifenoper … aber das mystische Element steht eindeutig im Vordergrund.

Von der Story her ist es im Grunde ein klassischer „Haunted House Horror“, nur dass es bei mir nicht ein Haus, sondern ein ganzes Stadtviertel ist, in dem „schaurige Dinge“ geschehen.

Ingo Löchel: 2019 hast Du mit dem Roman „DIE NACHT DER GHULE“ Deine Serie „NIGHTHUNTER“ gestartet. Wie kamst Du auf die Idee zu dieser Horror-Western-Serie?

Thomas Sabottka: Zunächst einfach, weil ich davor ein paar sog. „Weird Western“ gelesen hatte, die mir sehr gut gefallen haben und es in Deutschland einfach nicht genug von diesem Genre gab. Also musste ich es wohl selbst schreiben. Die direkte Idee kam mir beim Joggen.

Ich sah diese Szene vor mir: Ein paar Banditen lauern an einer Eisenbahnstrecke im Wilden Westen. Ein wenig wie bei einem Sergio Leone Western. Dann taucht auf einmal ein Karren auf. Auf dem sitzt ein grauhaariger „Klischeeindianer“, der einen Sarg transportiert.

Und als die Banditen den Sarg öffnen, geht hinter den Bergen die Sonne unter, der Schatten fällt auf die Kiste und der Typ darin kommt wie so ein Springteufel heraus und ist ein Vampir … das war dann auch das erste Kapitel.

Danach fragte ich mich, wer sind die beiden? Wie kamen sie zusammen? Was tun sie? Eben all die Fragen, die ich mir als Autor stelle und so entwickelte sich nach und nach die Geschichte und es wurde klar, dass es eine sehr lange Geschichte werden wird.

Ingo Löchel: Die Protagonisten Deiner Serie sind die beiden „Nighthunter“ Louis Royaume und Skinny. Wer sind die beiden?

Thomas Sabottka: Der eine ist ein Gunslinger, der gleichzeitig ein Vampir ist. Der andere ein vierhundert Jahr alter Skinwalker, also Magier und Gestaltwandler, der von einem kleinen Stamm abstammt, der damals von den Diné, also den als Navajo bekannten Stamm, versklavt wurde.

Gemeinsam mit noch so einigen anderen Figuren, sind sie die wesentlichsten Elemente einer klassischen Fantasygeschichte. Sie müssen die Welt retten.

Ingo Löchel: Im Jahr 2022 erschien mit „BLUTMOND“ der 12. und letzte Band Deiner Horror-Serie „NIGHTHUNTER“. Wurde die Serie mit diesem Roman abgeschlossen oder gibt es Ideen diese fortzuführen?

Thomas Sabottka: Nein, die Serie ist damit leider kein bisschen abgeschlossen. Ich habe sie beendet, weil ich sie bis zu diesem Punkt als Selfpublisher herausgebracht habe aber nur Minus gemacht habe. Ich habe ja für Artwork, Lektorat und Werbung Geld bezahlt und die Verkaufszahlen deckten nicht einmal diese Kosten.

Das hat mich so frustriert, dass ich sie schweren Herzens „auf Eis gelegt habe“. Jetzt kommt hier eine Info für die wenigen Fans, die die Serie hat. Seit Frühjahr 2025 ist sie gar nicht mehr erhältlich, weil es einen Verlag gibt, der die Serie übernehmen will und sie darum zunächst einmal vom Markt genommen werden musste.

Ich kann im Moment noch nicht sagen, wann genau ein Re-release stattfinden wird, aber wenn es soweit ist, dann will ich die Serie natürlich auch weiterschreiben und zu einem Ende bringen.

Ingo Löchel: Die Romane erschienen im Selbstverlag. Was sind die Vor- und Nachteile des Selfpublishing?

Thomas Sabottka: Der Vorteil ist die absolute Freiheit. Die Nachteile sind, dass ich einen sehr hohen, professionellen Anspruch an meine eigenen Werke habe, und eben darum so viel Geld in Lektorat, Artwork und Werbung investiert habe, was sich eben langfristig nicht rechnete.

Auf der anderen Seite hat mir die Existenz meiner, zu diesem Zeitpunkt selbst veröffentlichten Werke zumindest auch eine Art Portfolio verschafft, mit dem ich mich besser präsentieren konnte, um bei Verlagen als Autor Fuß zu fassen.

Konrad Wolfram: Würde es Dich reizen, auch bei so bekannten Serien wie etwa „PROFESSOR ZAMORRA“ oder „JOHN SINCLAIR“ mit zu schreiben?

Thomas Sabottka: Oh ja. Definitiv. Aber … wie soll ich es sagen? Ich habe mich konkret für eine Serie bei Bastei interessiert und beworben, weil es da mal hieß, dass dafür neue Autoren gesucht werden, bei der ich gerne fest – also nicht nur ab und zu – mitgearbeitet hätte.

Nur, dass meine Ideen, Pitches und Exposés dafür, seit über einem Jahr beim zuständigen Redakteur „rumliegen“ und ich lediglich mit „liest sich super, generell Daumen nach oben, ich melde mich wieder“ hingehalten werde.

Mal schauen. Klaus Frick sagt ja z.B., dass eine Serie wie „Perry Rhodan“ ohne „ständige neue Autoren gar nicht so lange existieren könnte“. Vielleicht versuche ich es mal mit Sci-Fi?

Konrad Wolfram: Bei Einzelromanen ist man ja ziemlich frei von einer Unmenge an Hintergrundinformationen. Wo liegt als Autor der Reiz, eventuell auch in einer solchen "Helden-Serie" mitschreiben zu können?

Thomas Sabottka: Der Reiz wäre in einem sog. „Writerspool“ mitzuarbeiten. Also mich mit anderen Autoren auszutauschen, gemeinsam Storys und Figuren zu entwickeln, wie es ja z.B. bei TV-Serien üblich ist. Als „Allein schreibender Autor“ bin ich so in meiner Bubble und mir fehlt wirklich der Austausch mit Kollegen und dieses gute Gefühl, gemeinsam Dinge zu erschaffen.

Außerdem ist es schon sehr anstrengend, sich alle Nase lang neue Geschichten und Charaktere auszudenken. Es bleibt dadurch oft ein wenig an der Oberfläche und ich würde gerne wieder mehr, tiefer in eine Story reingehen, mich mehr mit Figuren zu beschäftigen, ihrer Charakterentwicklung über einen längeren Handlungszeitraum und solche Sachen, so dass sie mir auch einfach vertrauter werden.

Konrad Wolfram: Dein Roman "WELLEN, DIE VOM TODE FLÜSTERN“ ist mir im „GESPENSTER-KRIMI“ gerade durch seine intensiv düstere Atmosphäre aufgefallen. Gibt es da eine gewisse Herangehensweise für dich als Autor, eine solche Atmosphäre aufzubauen?

Thomas Sabottka: Zunächst einmal bin ich ein großer Fan des „atmosphärischen Horrors“. Ich mag weniger Gore und Splatter. Lieber mehr Stimmung, ein paar Jumpscares und vor allem auch diesen psychologischen Horror. Das Videogame „Silent Hill 2“ hat mich da sehr geprägt.

Die Herangehensweise ist nur insofern wichtig, wenn es um das Medium geht, in dem die Geschichte erzählt wird. Im Hörspiel brauche ich viel Handlung und Dialog. In der geschriebenen Geschichte setzte ich auf Emotion und die Wahrnehmung der Protagonisten. Im Hörspiel muss die Horror-Atmosphäre vom Sounddesign kommen.

Bei einer geschriebenen Geschichte arbeite ich mehr mit „Emotion durch Handlung“, Metaphern, die den Leser – gerne auch negativ – vertraut sind. Wie Du – Konrad – zum Beispiel sehr gut mit dem „Mama gehen wir ein Eis essen“ erfasst hast. Es freut mich wirklich, dass ich es geschafft habe, dass dieser Satz gruselig wirkt. Darum war „Wellen, die vom Tode flüstern“ auch von vornherein nie als Hörspiel geplant.

Es hätte nicht funktioniert. Als Comic oder Film ja. Da ich die Story aber mochte, habe ich sie Bastei als Gespensterkrimi angeboten. Kleiner Funfact am Rande: Der Titel ist von Peter Thannisch, dem zuständigen Redakteur.

Ich hatte ja nur den Arbeitstitel „Außerhalb der Saison“. Aber ich bin mit dem Titel sehr zufrieden, denn Peter weiß viel besser als ich, was für Aufmerksamkeit und damit Kaufanreiz sorgt.

Ingo Löchel: Sind weitere Romane für die Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ geplant?

Thomas Sabottka: Eigentlich ja. Ich hatte Peter Thannisch im Frühjahr etliche Geschichten angeboten, die sozusagen bei meinen Arbeiten als Hörspielautor „übrig geblieben sind“. Es läuft ja meist so, dass ich ca. 10 – 20 Pitches zu bestimmten Sachen, Horror, Thriller, Krimi, Mystery, Abenteuer, Fantasy etc. anbiete, aus denen dann vielleicht ein oder zwei Sachen herausgenommen und schlussendlich zu einem Hörspiel erarbeitet werden.

Aber die anderen Ideen sind ja deswegen nicht schlecht und da dachte ich: Hey. Warum nicht bei Bastei, beim GK? Das ist doch eine feine Sache.

Das lustige ist, dass Peter alle Sachen, die ich ihm vorgeschlagen habe, als nicht geeignet empfand. Der jetzt erschienene GK gehörte zunächst nicht zu diesen. Einen reichte ich noch nach, so nach dem Motto: „Ah. Da war ja noch was. Vielleicht gefällt dir das.“ Peter begründete seine Absage aber sehr sachlich und für mich nachvollziehbar.

Im Gegenzug fragte er mich mit zwei Sätzen, die ich hier nicht zitieren will, ob ich ihm Storys in „der und der Art“ liefern könnte. Klar. Hab ich „ja“ gesagt. Bisher habe ich davon aber nur eine umgesetzt, die seitdem bei Bastei liegt. Wann die erscheinen wird und ob dann aus dieser Art von Geschichte mehr wird … ich sag mal so: An mir soll’s nicht scheitern.

Ingo Löchel: Mit „BERGE DES VERDERBENS“, "TRÄUME IM HECKENHAUS", "DAS FEST", "DER AUSSENSEIER" und "DIE MUSIK DES ERIC ZANN" hast Du einige Romane für die Horror-Reihe  "LOVECRAFTS SCHRIFTEN DES GRAUENS" des Blitz Verlages geschrieben. Wie kam es zur Mitarbeit mit dem Verlag?

Thomas Sabottka: Ich hatte vor einigen Jahren die Idee, mal einen „reinen“ Western zu schreiben. Also ohne Fantasy und übernatürlichen Quatsch. Und da kam für mich für eine Veröffentlichung nur der BLITZ-Verlag in Frage. Also schickte ich dem damaligen Verleger Jörg Kaegelmann den Pitch dazu und er wollte das Ding haben.

So erschien „Blaine Williams“ bei BLITZ. Später „wünschte“ sich Jörg einen „Cthulhu-Western“ von mir, woraus „Berge des Verderbens“ entstand. Und dann konzeptionierten wir irgendwann die Serie „Verfluchte Träume“ als eine Unterserie innerhalb der „Lovecrafts Schriften des Grauens“.

Ingo Löchel: Sind diese Romane alles Einzelromane oder spielen darin auch wiederkehrende Charaktere mit?

Thomas Sabottka: Ab „Träume im Heckenhaus“ ist es eine Serie. Mit wiederkehrenden Hauptfiguren, Cliffhangern am Ende usw. Konzeptioniert habe ich sie – wie gesagt - damals gemeinsam mit Jörg. Er hat sich z.B. gewünscht, dass diese, obwohl sie mit Lovecraft-Elementen arbeitet, in der heutigen Zeit und in Deutschland spielt.

Ingo Löchel: Wer sind Sahila und Kay?

Thomas Sabottka: Das sind die beiden Hauptfiguren in der Serie. Sahila ist eine ehemalige Bundeswehrsoldatin, die in Afghanistan etwas Schlimmes erlebt hat, das über den „normalen“ Wahnsinn eines Kampfeinsatzes hinaus geht und Kay(e) ist ein genderfluider Influencer.

Beide werden durch Zufall in etwas hineingerissen, von dem nur wir als Leser wissen, dass es alles irgendwie mit Lovecrafts Schöpfungen zu tun hat.

Konrad Wolfram: Im nächsten Jahr wird Dein Buch mit dem Titel DAS GEMIEDENE HAUS in der Reihe  "LOVECRAFTS SCHRIFTEN DES GRAUENS" im Blitz Verlag erscheinen. Ohne zu spoilern, was erwartet deine Leser bei diesem Roman und wie viel Lovecraft steckt wirklich drin?

Thomas Sabottka: Es ist einfach der nächste Teil dieser kleinen Serie. Wie viel Lovecraft da drin steckt, das kann ich recht gut beantworten. Genauso viel, wie z.B. Stephen King in der Serie „Castle Rock“ steckt.

Es werden also viele Elemente aus Lovecrafts Schaffen aufgegriffen, durcheinander geworfen, neu zusammengesetzt, teilweise gegen den Strich gebürstet, teilweise aber auch original zitiert und so eine neue, in meinen Augen zeitgemäße und vom wirklich negativen, weil rassistischen, verklemmten und teilweise auch misogynen Ballast Lovecrafts befreite Geschichte erzählt.

Ich persönlich mag ja Lovecraft nicht mal. Er hat unbestritten mit seinen Storys etwas Großartiges, Inspirierendes geschaffen aber er ist meiner Meinung nach kein guter Geschichtenerzähler. Also im Sinne des Storytellings, wie es seit Anfang der 80er Jahre üblich ist. Ich hab da einfach von Leuten wo Sol Stein und James N. Frey „gelernt“.

Ingo Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Romanen inspirieren bzw. inspiriert haben?

Thomas Sabottka: Weniger literarische Vorbilder. Eher eben bestimmte Arten, des Erzählens. Wie oben schon erwähnt „Twin Peaks“ und das Videogame „Silent Hill 2“, das für mich bis heute, die beste erzählte Horrorgeschichte ist.

Früher hätte ich sehr schnell konkret Autoren und Bücher als Vorbilder benannt. Mittlerweile ist es so, dass mich einfach alles inspiriert. Nachrichten, Legenden, Romane, TV Serien, Gespräche, Comics, Reportagen, Hörspiele, Facebook-Kommentare, Youtuber ...

Ingo Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken des Horror-Genres?

Thomas Sabottka: Das kann ich so gar nicht beantworten. Horror ist ja unheimlich vielfältig. Ich würde eher das sagen, was ich weiter oben schon meinte. Ich mag mehr den atmosphärischen, psychologischen Horror.

Folk Horror, Urban Legends und Creepy Pasta wären auch noch so Sachen, in denen ich mich mehr sehe. Das wäre dann das, was meine Geschichten von Torture Porn, Gore, Splatterpunk, Monsterhorror etc. unterscheidet.

Ingo Löchel: Neben Romanen schreibst Du auch Hörspiele. Wie kam es dazu?

Thomas Sabottka: Es ist eher umgekehrt. Ich schreibe in erster Linie Hörspiele und mittlerweile „nur nebenbei“ Romane. Dazu kam es, weil ich vor knapp zwei oder drei Jahren zufälligerweise von zwei Hörspielproduktionsfirmen gleichzeitig die Anfrage bekam, ob ich Lust hätte Hörspiele zu schreiben.

Hatte ich bis dahin nie drüber nachgedacht. Da ich aber mal Drehbuchschreiben gelernt habe, dachte ich, kann ja nicht so schwer sein. Und seitdem mache ich das und verdiene mir damit meine Brötchen.

Ingo Löchel: Welche Hörspiele hast Du bisher geschrieben und an welchen Hörspiel-Serien und Hörspiel-Reihen schreibst Du derzeit mit?

Thomas Sabottka: Da hat sich in den zweieinhalb Jahren sehr viel angehäuft, dass es mir tatsächlich kaum möglich ist, das hier aufzuführen. Vor allem, weil die Produktionsvorlaufzeiten bei Hörspielen, ähnlich wie im TV, ziemlich lang sind. Oft sind Drehbücher drei bis vier Jahre alt, bevor das Endprodukt auf den Fernsehschirm oder eben in die Streamingplattformen kommt.

Ich nenne hier mal ein paar Sachen als Beispiele auf die ich mich selbst sehr freue. Ich habe für Holysoft eine zweite Staffel „Solomon Kane“ sehr frei nach Robert E. Howard geschrieben, da mit der ersten Staffel eigentlich alle „Original Solomon Kane“ Erzählungen verarbeitet worden waren.

Für Contendo habe ich mehrere Einzelhörspiele aber auch ein paar Miniserien geschrieben und konzeptioniert. Aktuell ist da „Der Untergang der ISS Usher“ erschienen.

Ein Sci-Fi-Hörspiel frei nach E.A. Poe, auf das ich sehr stolz bin, weil es auch kongenial von der Regie, den Sprechern und dem Sounddesign umgesetzt worden ist.

Ingo Löchel: Auf Deiner Seite im Internet gibt es leider nur Cover zu Deinen Romanen und Hörspielen. Ist geplant, diese Seite auszubauen und sie unter anderem mit Infotexten zu Deinen Romanen und Hörspielen. zu versehen?

Thomas Sabottka: Das war tatsächlich mal ganz anders. Da gab es das alles. Da war mal wirklich richtig was los. Newsletter, Werkstattberichte, Rätsel, Verlosungen … ich habe Bücher rezensiert, die sich selber gelesen habe. Weil ich dachte, wenn die Leute wissen, welche Geschichten mir gefallen, dann kriegen sie einen guten Eindruck von dem, was ich schreibe.

Das gipfelte darin, dass ich auf Lovelybooks eine Nachricht von einem recht großen, deutschen Verlag bekam. Da sprang ich natürlich erst einmal vor Freude durch die Luft. Ich meine, ich hatte auf Lovelybooks eine Autorenpage und es meldet sich darüber ein Verlag. Und dann las ich, dass die mich einfach nur zu einer Leserunde eines ihrer demnächst erscheinenden Bücher einluden.

Da dachte ich, hier läuft irgendwas falsch und stellte das Rezensieren komplett ein. Als Selfpublisher wurde mir ja auch immer erzählt, ich müsse das und das machen, um mich als „Marke zu etablieren“. Grundsätzlich ist das auch richtig. Aber das ist auch einer der Nachteile.

Ich war als Selfpublisher so viel mit diesem Marketing – und Socialmediakram beschäftigt … es hat echt nur Zeit und Kraft gekostet. Und es stand dann am Ende, wenn ich nach den Zugriffszahlen ging, in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den ich betreiben musste.

Darum habe ich meine Homepage einfach nur ganz klassisch, wie es früher mal war, als eine Art „Webvisitenkarte“ gestaltet. Auch heute ist das noch so. Wenn ich mal „Making Of“ oder so Sachen aus meinem Schreiballtag auf FB und Instagram poste, hat das kaum Zugriffe. Und das sind dann aber immer noch mehr, als ich früher Traffic auf der Webpage hatte. Insofern. Es lohnt sich für mich einfach nicht.

Wenn irgendwann mal mehr Leser bei meinen Geschichten wirklich wieder Interesse an dieser Art von Content haben, würde ich, glaube ich, sogar lieber jemanden dafür bezahlen, der das für mich macht, als es selbst zu tun. Diese Selbstvermarktung liegt mir nicht besonders.

Konrad Wolfram: Als Autor brennen einem vielleicht häufiger Ideen unter den Nägeln. Wie sieht die weitere schriftstellerische Planung für dich aus und was würdest du im Genre (der Möglichkeiten sind ja viele) gerne in Kürze aufgreifen wollen?

Thomas Sabottka: Weitermachen wie bisher. Schreiben, schreiben, schreiben. Ideen entwickeln, potentiellen Verlagen, Produktionsfirmen vorstellen und weiterhin damit meinen Lebensunterhalt bestreiten (können).

Ich bin eh offen, was das Genre anbelangt, da eine gute Geschichte, nicht an das Genre gebunden ist. Eine, der für mich prägensten Lektionen bei Nicole Mosleh – wo ich Drehbuschreiben lernte - war, dass sie uns beibrachte, aus einer von uns entwickelten Story innerhalb weniger Stunden einen Horror-Thriller, einen klassischen Ermittler-Krimi und eine Romantische Komödie zu erarbeiten.

Ich hoffe, dass die „Nighthunter“ für den neuen Verlag kein Reinfall werden und ich sie wirklich weiter schreiben kann, ohne dass ich dabei weiterhin draufzahlen muss, da sie mir wirklich sehr am Herzen liegen.

Ingo Löchel: Thomas, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Thomas Sabottka: Ich bedanke mich bei Euch, dafür, dass Ihr mir die Möglichkeit gegeben habt, hier ein wenig über die Sonnen- aber auch die Schattenseiten des Autorenlebens zu erzählen.

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