Translate

Sonntag, 12. Oktober 2025

Die lange Nacht auf Titan II

Science Fiction Adventures

Die lange Nacht auf Titan II

Eigentlich hat das Leben von Leo Lance als Psychotherapeut auf der gewaltigen Raumstation Titan II recht wenige Höhen und Tiefen. Regelmäßig ruft ihn über das Holo-Telefon seine Mutter an und regelmäßig am Samstag versüßt ihm das Callgirl Julia die Freizeit.

Als er aber Mr. Belvedere wegen noch ausstehenden Honoraren in den belebten Straßen der Raumstation - die wohl eher einer gigantischen Großstadt im Saturn-Orbit gleicht - anhauen möchte, gerät er unversehens in das Visier von Gangstern, die offensichtlich keine Gefangenen machen wollen.

Und während Leo die Flucht durch die finsteren Wartungsschächte von Titan II antritt...

... trifft er auf eine geheimnisvolle schöne und recht freizügig gekleidete Frau, die jedoch über jede Menge Kampferfahrung zu verfügen scheint. Denn sie tötet die Verfolger schnell, gnadenlos und effizient.

Als Leo dann auch noch an einen kaltblütigen Organhändler in den Schächten gerät, der ihn um eine Niere erleichtern möchte, kann die Frau erneut eingreifen. Dabei offenbart sie jedoch auch ihre Dunkle Seite.

Denn schnell platziert sie später einen winzigen, aber höchst brisanten Datenträger unter die Haut an Leos Wunde im Nacken, bevor sich beide wieder trennen. Denn Leo will einfach nur sein ruhiges Leben weiter leben können.

Das ihm dies nicht gelingt, dafür sorgt schon der korrupte Inspektor Akio Kato und Vincent Wega, der größte Boss eines verbrecherischen Syndikat auf Titan II, der seine Finger tief in Drogengeschäften, Menschenhandel und Erpressung stecken hat. Und genau dieser Vincent Wega will nun den Datenräger von Leo, der jedoch nicht ahnt, das er diesen gleich unter der eigenen Haut sitzen hat.

Die zweite Überraschung für Leo ist allerdings auch, das Wegas Ehefrau die Unbekannte ist, die ihn bisher beschützt hatte. Und auch sie wird nun von ihrem Mann bedroht.

Doch während Vincent Leo foltert, damit dieser ihm den Datenträger übergibt, gelingt es seiner Frau diesen unter der Haut von Leo durch kratzen an der noch nich völlig verheilten Wunde wieder heimlich zu entnehmen und die darauf befindlichen und brisanten Daten öffentlich hochzuladen.

Letzteres bringt damit eine Anti-Terror-Einheit auf den Plan, die Leo befreien kann und den Gangster Vincent Wega in einem Kugelhagel tötet. Bald darauf kosten diese geheimen Daten auch die Köpfe von korrupten Wirtschaftsbossen und lokalen Politikern auf Titan II.

Leo Lance könnte also eigentlich wieder in sein ruhiges Leben eintauchen. Doch er ist verliebt in Wegas Frau und jetzige Witwe, die spurlos verschwunden war. Und so macht Leo sich wieder auf in die finsteren Wartungsschächte und auf die Suche nach seiner großen Liebe.

  • Science Fiction Adventures: Die lange Nacht auf Titan II
  • Autor: Nicht bekannt
  • Pulp-Reihe: Major Dimes
  • ISBN: 979-8345225998
  • Print-Ausgabe ca. 40 Seiten
  • Independently published/2024
  • Herausgeber: Walter Fröhlich

„Der Mann, der gerade das Skalpell durch Leos Haut führte, hatte keine Chance zu reagieren. Mit einer einzigen, geschickten Bewegung schnappte sich die Frau das Salpell aus der Hand des Mannes und schlitzte seine Halsschlagader auf. Sein Körper erstarrte. Ein dicker Schwall Blut quoll aus ihm heraus.“ (Science Fiction Adventeures: Die lange Nacht auf Titan II/Seite 14) 

Der hier vorliegende Roman „DIE LANGE NACHT AUF TITAN II“ ist durchaus spannend und macht auch richtig Spaß zu lesen. Verwundert hatte mich indessen aber schon etwas, das hier zu Beginn die Stadt Wuppertal genannt wurde.

Und das lag aber nicht, wie ich zuerst glaubte, an der Übersetzung, sondern hat einen - wie wir vom "BLACK STONE MAGAZIN" kürzlich erfahren haben - ganz anderen Grund. Denn eine Übersetzung benötigen alle diese Geschichten bei "MAJOR DIMES" nämlich nicht.

Ein südamerikanisches Pulp-Magazin mit Namen "DARIO UTOPICO" hatte es damals nämlich nie gegeben, weshalb wir auch im Internet entsprechende Infos zur Recherche nicht finden konnten.

Und auch die Kurzbiographien zu den Autoren wie etwa Bruno Barbados, Camille Saint Tropez oder etwa Alberto Baraccudas sind schlicht und ergreifend keine Pseudonyme sondern absolute Fake-Infos. Und selbst die betreffenden Fotos der Autoren sind gut gemachte KI-Bilder.

Die Storys selbst, so Retro sie auch erscheinen mögen, als kämen sie zum Beispiel aus den 60er oder 70er Jahren, stammen in Wahrheit aus einem Kreis von Autoren und Künstlern (von einer Kinderbuchautorin bis zu Comic-Künstlern), die 2024 erstmalig diese Idee auf dem Comic Salon Erlangen mit Walter Fröhlich (Herausgeber) aus der Taufe gehoben hatten, aber als Autoren persönlich aber nicht genannt werden wollen.

Auch ich bin auf die ganzen Fake-Infos um diese Retro-SF-Storys hereingefallen und hatte bei den meisten, irgendwie seltsam wirkenden Nachnamen der am Ende der Geschichten genannten Autorinnen und Autoren eher auf Pseudonyme getippt. Das man mich aber so an der Nase herumgeführt hatte, hatte mich nun indessen dann doch etwas geschockt.

Das die Autorinnen bzw. Autoren aus dem deutschsprachigen Raum (wohl Deutschland/Österreich) bis auf den Herausgeber Walter Fröhlich, nicht genannt werden wollen, hat hier wohl auch etwas mit der Political Correctness mancher Verlage zu tun, welche damit die freien Entfaltungsmöglichkeiten der Autorinnen und Autoren gegebenenfalls nachträglich stark einschränken könnten.

Allerdings hätte ich es hier trotzdem besser gefunden, man hätte hier auf diese Fake-Informationen ganz verzichtet und die Geschichten als eine Retro-SF-Reihe im Stil der Pulp-Storys herausgebracht unter eben einem schlichten Sammelpseudonym.

So, wie es jetzt allerdings gelaufen ist, fühlte ich mich als Rezensent trotz der spannend geschriebenen Storys dann doch erst einmal mächtig, und für mich eben nicht spaßig, an der Nase herum geführt.

  © by Konrad Wolfram

Keine Kommentare: