Dorian Hunter 97
Das Mädchen auf dem Teufelsacker
von Roy Palmer
(Holger Friedrichs)
Im
Castillo Basajaun erleben Coco und die übrigen Bewohner, wie Luguri per
TV-Übertragung die Unterwerfung der Menschheit verlangt.
Da
er auch den Ort seiner nächsten Aktivität verkündet, die norwegische Insel
Mageröya, beschließt Coco, zusammen mit Abi Flindt und Yoshi dorthin zu fahren.
Auf der Insel hat sich eine seltsame Wolke über einem Dorf manifestiert, die für eine unnatürliche Wärme sorgt und schwarzmagischer Natur zu sein scheint
on
einem Bewohner erfährt Coco, dass dieser Hilfe von einem Fremden erhielt, bei
dem es sich der Beschreibung nach um Hunter handeln muss, der nach den
Ereignissen in New York verschwunden ist (siehe DH 96).
Die
Dorfbewohner haben inzwischen Hilfe bei einem Zauberer gesucht, welcher sich
jedoch als Luguri entpuppt, der ein Blutopfer von ihnen verlangt und ihnen
aufträgt, ihre Hauswände mit sieben Löchern zu versehen, welche sich mit dem
Blut ihrer Feinde füllen sollen. Wer sich in den Nebel begibt, wird ebenfalls
zu einem Blutopfer.
Nach
einigen Hinweisen wird klar, dass man es hier mit der Magie des Megalithikums
zu tun hat, welche noch aus der Urzeit Luguris stammt. Dabei symbolisieren Blut
und Milch jeweils die schwarze und weiße Magie. Mithilfe magischer Symbole und
Rentiermilch können die Gefährten sich also ungefährdet in dem Nebel bewegen.
Inzwischen sind die Blutleeren auf dem Friedhof zu untotem Leben erwacht und
werden bekämpft.
Auch
Hunter taucht ganz unvermittelt auf, verhält sich jedoch reserviert und kühl.
Durch das Blutritual ist die riesige Wolke am Ende mit dem Blut der Opfer
übersättigt, welches den Untoten in Form von blutigen Schneekristallen zum
Verhängnis wird, worauf die Wolke verschwindet.
- Erschienen am 17. Mai 2022
- Erstveröffentlichung: Am 8. Juni 1976 als „Dämonenkiller Band 94“
-
Titelbild:
Mark Freier
Mit der Vorlage zu diesem Roman hat der gute Ernst Vlcek
nicht nur dem Autor Roy Palmer sondern auch dem Leser einen ziemlichen Brocken
aufgehalst, welcher hier eine recht krude, an den Haaren herbeigezogene Story
serviert bekommt, die an ähnlich merkwürdige Romane wie “Der grausame Götze”
erinnert.
Zwar ist die Grundidee mit dem Blutritual und den Bezügen
zu den Ursprüngen der Magie gar nicht mal schlecht, allerdings wird das Thema
hier auf eine Weise umgesetzt, die aus mehreren Gründen nicht überzeugt.
Zum einen wird der Blutentzug auf diverse Arten hier
einfach nur extrem überstrapaziert, wobei die gegen Untote wirksamen Blutkristalle am Ende den Höhepunkt der
Merkwürdigkeiten bilden.
Und dann fragt man sich natürlich auch, warum Luguri nach
der weltweiten Verkündung seiner Plagen ausgerechnet eine norwegische Insel für
eine Heimsuchung auswählt. Ebensogut hätte er mit seiner Machtdemonstration in
Sibirien oder in der Antarktis auftreten können.
Dabei fängt der Roman eigentlich noch sehr gut an. Palmer
überrascht den Leser mit einem wirklich lesbaren, informativen Rückblick auf
die bisherigen Ereignisse und bekommt die vielen Figuren, einschließlich Coco,
auch ganz gut unter einen Hut. Auch die Debatte über Hunters momentanes
Verhalten macht durchaus Spaß, und es kommt tatsächlich sowas wie ein Hauch von
dem guten alten Dämonenkiller - Feeling auf.
Aber spätestens, als Coco und ihre Begleiter die Insel
erreichen, wird es einfach nur anstrengend. Von Spannung keine Spur, weil es im
Grunde nichts gibt, dem man entgegenfiebert. Luguri schickt halt eine von
vielen Plagen los, egal ob diese nun sehr viel Sinn macht oder nicht, und ist
dann am Ende wieder mal verschwunden, ebenso wie seine seltsame Blutwolke,
welche nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen eher in das Universum eines
Dan Shocker gepasst hätte.
Einen aktiv agierenden Dorian Hunter vermisst man hier
auch nicht, und das nicht nur, weil der “Dämonenhasser” Abi Flindt mit seiner
ruppigen Art hier praktisch den Part übernimmt, den der Dämonenkiller früher
einnahm, sondern auch, weil er mit seiner inneren Zerrissenheit und seinen ganz
eigenen Problemen gerade überhaupt kein Team - Player ist.
Was Stil und Sprache betrifft, liefert Palmer wie immer
solide, wenn auch etwas angestaubte Hausmannskost ab, wobei die Dialoge diesmal
nicht ganz so hölzern klingen wie zuvor. Allerdings gibt es auch Ausnahmen,
etwa einen Monolog von Coco, der nicht nur hölzern, sondern einfach nur völlig
aufgesagt bzw. abgelesen klingt:
“Ich habe an eine wunderschöne Wiedersehensszene
geglaubt, aber ich bin enttäuscht worden. Von der Herzlichkeit, die man an den
Tag legt, wenn man ein geliebtes Wesen nach langer Zeit wiedersieht und es
wohlauf vorfindet, ist bei dir keine Spur zu merken (…) Zwischen uns steht eine
Mauer, eine unsichtbare Barriere, die ich nicht zu überwinden weiß” (und so
weiter)”
Solche kitschigen, gekünstelt wirkenden Dialog - Szenen
findet man heute nicht mal mehr in den schlechtesten daily soaps, das sind
einfach Stolpersteine, die einen völlig aus dem Lesefluss reißen würden, wenn
dafür nicht bereits andere Zutaten gesorgt hätten.
Nach diesem Roman sehnt man sich wieder nach einem
“richtigen” Dämonenkiller, ob allerdings der nächste (und letzte) Band von Gay
D. Carson diese Sehnsucht erfüllen kann, das darf an dieser Stelle schon mal
bezweifelt werden.
© by Stefan Robijn
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen