Gespenster-Krimi 152
Die verlorenen Mädchen
von Morgan D.
Crow
Es ist nicht gerade eine ruhige Nacht im Jahre 1926 im St. Bridgets Ladies College, da sowohl Blitze und Donner die junge Janet Colby wachhalten.
Zumindes
kommt sie mit ihrer Zimmergenossin Muriel bestens klar, auch wenn diese
manchmal etwas tramplig auftritt und in der Nacht schnarchen kann wie ein altes
Walross.
Doch die bleiche Hand die Janet plötzlich vom oberen Bett her sieht, erschreckt sie doch schon etwas.
Und dann kam Muriel plötzlich gähnend wieder ins Zimmer, weil
sie von Janet unbemerkt auf die Toilette gegangen war. Doch wem gehörte dann
die bleiche Hand, die von oben aus dem Stockbett kam?
Indessen
hält der junge Professor Harker auf der Universität in Exeter eine Vorlesung,
die dieses Mal auch überraschend von Lady Eliza Fitzgibbon, Baroness Fitzgibbon
of Musgrave samt ihrem Butler Dillinger besucht wird.
Ein
Umstand, den Harker sicherlich mit sehr viel Wohlwollen betrachtet. Genießt er
doch stets die Nähe der jungen Witwe, seit vor drei jahren ihr Ehemann Henry
und sein bester Freund viel zu früh verstorben war. Und als Eliza dann noch
mitbekommt, das Harker danach noch in Crowley im St. Bridgets Ladies College
über die Sommerzeit einige Gastvorträge halten soll, ist sie sogleich Feuer und
Flamme, um ihn zu begleiten.
Was
Harker hierbei jedoch nicht so gefällt, ist der Umstand, das sich in der
Tageszeitung ein kleiner Artikel befindet, nachdem zwei Mädchen in genau diesem
Mädcheninternat einen Geist gesehen haben wollen, weshalb sich die Lehrerin
Miss Flowers bei der Aufregung sich nicht anders zu helfen wusste und die
örtliche Polizei vertändigte. Und Geister und Dämonen sind so ziemlich das Letzte,
dem Harker schon wieder begegnen möchte.
Doch
schon kurze Zeit später kommt es in der Nacht im Mädchenpensionat erneut zu
einem Unglück. Denn Miss Hastings, die in der Nacht Aufsicht hatte, wurde
offenbar durch einen bösen Geist angegriffen und schwer verletzt. Und eben
diese Miss Hastings ist es auch, die trotz ihrer Verletzungen Prof. Harker und
Eliza begrüßen und ihnen die Räumlichkeiten zeigen soll.
Aber
auch Detective Chief Inspector Pringle und Detective Sergeant Wilkes sind
bereits vor Ort und setzen sich gleich mit Harker und Eliza in Verbindung, denn
das Mädchen Clara Hollman ist in der Nacht spurlos aus dem Internat
verschwunden. Einzig Miss Crouch, die Direktorin versucht alle Vorkommnisse
möglichst herunter zu spielen, womit sie jedoch sowohl bei Inspektor Pringle
als auch bei Eliza und Harker auf Granit beißt.
Und dann wird auch Miss Flowers in der nächsten Nacht, in der sie Aufsicht hat, auf brutale Weise von dem Geist angegriffen, bis sie in ihrem eigenen Blut ohnmächtig liegen bleibt.
Pringles,
Eliza und Harker fragen sich indessen, wieso die Direktorin Miss Crouch sich so
entschieden gegen die Aufklärung des Fall wehrt, statt bei der Suche der
Vermissten zu helfen. Eliza und Harker fragen sich allerdings auch, was das
Verschwinden des Mädchen Caroline Ann-Marie Hayes mit diesem Geister-Terror zu
tun hat, die 15 Jahre zuvor, im Jahre 1911 spurlos in diesem Internat
verschwand.
Erschienen am 03. August 2024
Ein Roman von Morgan D. Crow
Ein neues Abenteuer mit Eliza Lady Fitzgibbon
"Ich kann ihnen die feinen Mechanismen nicht erklären, die in ihm wirken. Ich weiß nur, dass es Menschen sind, die diese Geschöpfe vertrieben haben, und wir Menschen sind es auch, die sie nun wieder zurückrufen in unsere Welt." (Gespenster-Krimi/Band 152, "Die verlorenen Mädchen"/Seite 38)
Ehrlich, ich will hier wirklich nicht zu viel aus der
Handlung verraten, um denen nicht die Spannung zu nehmen, welche diesen Roman
vielleicht noch lesen möchten (z.B. als eBook-Version).
Und der Autor Morgan D. Crow schaffte es auch in seinem
wohl siebten Roman aus seiner "Musgrave Hall Reihe" mit den sehr
sympathischen Figuren Professor Harker und Lady Eliza Fitzgibbon wieder, mich
als Leser wie in einer Zeitmaschine zurück in die Anfänge des letzten
Jahrhunderts zu katapultieren.
Besonders gelungen sind ihm hier auch die Beschreibungen
des Internat für Mädchen in Crowley samt den Mädchen selbst, die bisher eher
kaum wirkliche Freundschaften schließen konnten, als auch den betroffenen
weiblichen Lehrkräften, die es auch nicht gerade in diesen Zeiten leicht
hatten.
Denn die Angst sitzt ihnen hier nun gleich von zwei
Seiten im Nacken. Denn nicht nur der Geist - welcher im Internat Mädchen
spurlos verschwinden lässt - versetzt sie durch seine brutalen Angriffe in
Angst und Schrecken.
Auch die Direktorin Miss Crouch gehört nicht gerade zu
den Personen, mit denen man gerne einen regen Umgang pflegen würde. Eher im
Gegenteil. Denn wer auf die Stellung als Lehrkraft angewiesen ist, sollte Miss
Crouch möglichst nicht gerade quer unter der Nase liegen.
Schnell merkt man indessen als Leser aber auch, dass
genau diese Miss Crouch offenbar so einiges zu verheimlichen versucht. Die
Frage bleibt allerdings dabei durchaus lange offen, ob sie mit ihrem Verhalten
verhindern will, dass die Polizei hinter etwas kommt, was ihnen möglicherweise
bei den Ermittlungen auffallen könnte, oder kennt sie sogar das Geheimnis um
den Geist und die spurlos verschwundenen Mädchen, die offenbar alle etwas
gemeinsam haben. Denn sie gehören bisher alle zu den Mädchen im Internat, die
eher als Außenseiterinnen gelten.
Erst als Lady Eliza Fitzgibbon und Prof. Harker in den
Zeitungsartikeln auf den Fall aus dem Jahre 1911 aufmerksam werden, wo bereits
einmal ein Mädchen aus dem Internat verschwunden war, fängt man auch als Leser
an, langsam die richtigen Teile des spannenden Puzzle zusammensetzen zu können.
Das Ende des Roman könnte aber für die Leserinnen und
Leser, die ihre regelmäßige Dosis Happy-End benötigen, allerdings ein wenig
unbefriedigend sein. Macht aber nichts, denn da unsere "Helden" ja
keine Superwesen sind, die dem Übersinnlichen in eher ermüdender Regelmäßigkeit
am Ende mal eben die Luft rauslassen können, wirkt das vorhandene Ende durchaus
dann doch wesentlich realistischer gestrickt, was ich persönlich auch durchaus
lieber mag.
Positiv fällt mir hier aber auch wieder das ansprechende
Cover zum Roman auf, wobei auch die optisch modernere Neugestaltung die Romane
der Serie durchweg positiv aufwerten.
© by Konrad Wolfram
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen