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Sonntag, 28. April 2024

The Black Stone Magazine # 5

The Black Stone Magazine # 5

Die Abenteurer

 Vorwort

Nachdem die Serie „DIE ABENTEURER“ mit dem Roman „DER TYRANN VON GUATEMALA“ im Jahr 1993 vom Bastei Verlag eingestellt worden war, schrieb ich als Fan der Serie mit

  • „EIN NEUER ANFANG“
  • und „DAS GEHEIMNIS DER DREI KREUZE“

zwei „ABENTEURER“-Kurzromane, die ich in den 1990er Jahren als Fan-Ausgabe veröffentlichte.

Doch nach zwei Ausgaben war damit leider schon wieder Schluss...

...denn der Bastei Verlag schickte mir einen Brief, indem er mir die Veröffentlichung weiterer „ABENTEURER“-Kurzromane untersagte.

Den Brief vom Bastei Verlag besitze ich leider nicht mehr, aber dafür glücklicherweise noch meine beiden „ABENTEURER“-Kurzromane.

Nachfolgend eine Leseprobe für alle Leser des Online-Magazins „THE BLACK STONE MAGAZINE“ zu meinem zweiten „ABENTEURER“-Kurzroman „DAS GEHEIMNIS DER DREI KREUZE“…


Das Geheimnis der drei Kreuze

von Ingo Löchel

Schottland - Gegenwart

Connor trank schon sein drittes Glas Bier. Aber das Ale, dass Donald, der Wirt selbst braute   und  in   seinem   kleinen  Wirtshaus  ausschenkte,  war  einfach  mit  nichts  zu vergleichen.

Der stämmige Wirt mit den Ausmaßen eines Bären grinste. 

"Na,  schmeckt es dir,  Rotschopf?"

"Kann man wohl sagen, Donald. Nirgendwo habe ich in all den Jahren ein besseres Bier getrunken als bei dir.  Dein Selbstgemachtes ist einfach  unübertrefflich,  mein  alter Freund."

Donald Cunningham nickte.

"Aber sag, Connor, was führt dich nun wirklich nach Rosslin? Mir kannst du es doch verraten."

Sutherlands Leibwächter sah seinen alten Freund eine Zeit lang stumm an.

"Na, dir kann man wohl nichts verheimlichen."

"Als Wirt entwickelt man eben eine gewisse Menschenkenntnis. Und die hat mich noch nie enttäuscht."

"Also, gut", erwiderte Rotschopf. "Ich bin hier wegen Rosslyn Chapel."

"Wegen der alten Kirche der Sinclairs?"

"So, ist es, Donald."

"Suchst du etwa nach bestimmten Geheimnisse, die die Familie Sinlcair betreffen?"

"So könnte man es sagen, aber das erzähle ich dir nachher noch genauer. Aber jetzt gib mir erst noch ein Glas von diesem hervorragenden und köstlichen Nass. Ich verdurste ja schon", erwiderte Connor mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen.

"Dein Wunsch ist mir Befehl, Rotschopf."

****

Beide Männer, sowohl Connor als auch Donald Cunningham, hatten wahrlich etwas arg über die Stränge geschlagen.

"Du ... Rotschopf ...", stotterte der Wirt.

 "Ja ...?", erwiderte Connor.

"Habe ich dir eigentlich schon die Geschichte meines kleinen Talismans erzählt?", fragte ihn der Wirt und deutete auf sein Holzkreuz, das vor seiner behaarten Brust baumelte.

Connor überlegte standhaft, konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern.

"Nein ... Nicht, dass ich .... wüsste... mein Freund."

"Gut", sagte der Wirt und lachte plötzlich grundlos auf. Er öffnete die restlichen Knöpfe seines groben Hemdes und holte das etwa fünfzehn Zentimeter große Holzkreuz vollends hervor. In den fast baggerartigen Händen des Wirtes wirkte es aber nur halb so groß.

"Willst... willst du die Geschichte .... hören, Rotschopf?"

"Mmmmorgen, Donald. Ich glaube es wird Zeit für mich mir einen Platz zum Schlafen zu suchen, sonst falle ich gleich noch um."

"Ach Unsinn", sinnierte der Wirt. "Du hast an manch anderen Tagen schon weit mehr getrunken als heute. Oder verträgst du nicht mehr so viel wie früher?"

"Kann schon sein", erwiderte Connor grinsend.

Donald stimmte in das Grinsen seines Freundes mit ein und sagte schließlich: "Komm, mein Freund, du kannst im Gästezimmer schlafen, aber erst trinken wir noch ein Glas schottischen Whisky!"

Bei dem Wort Whisky konnte Connor nun doch nicht nein sagen und es ging bald in die nächste Runde.

****

Ein Unbekannter betrat einige Stunden später, nachdem er das Schloss des Wirtshauses mit schierer Leichtigkeit geknackt hatte, die Schankstube.

Die Luft in der Gaststube war mit Tabakduft und alkoholischen Gerüchen geschwängert.

Der Fremde rümpfte angewidert die Nase. Dann schaute er sich kurz um, als wollte er sich im Dunkeln orientieren, schlich schließlich zielstrebig nach oben und erreichte das Zimmer des Wirtes.

Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen drückte er langsam die Klinke herunter und öffnete sehr sachte und nahezu geräuschlos die Türe.

"Guten Abend, Donald!,", zischte der Fremde zwischen seinen Zähnen hervor, als würde er den Wirt schon ein Leben lang kennen.

****

Connors Schlaf war tief. Er hatte sich diese Nacht ganz und gar nicht Butler like verhalten. Aber das war ihm ehrlich gesagte völlig egal.

Wenn man einen alten Freund wiedertraf konnte man zur Feier des Tages auch schon mal ein bisschen über die Stränge schlagen.

Doch plötzlich wurde der Schotte von einem Schrei geweckt, der sich bis in die kleinsten Winkel seiner arg gebeutelten Gehirnzellen festzusetzen schien. Der Nebel, der seinen Geist wie Fäden umsponnen hatte war plötzlich verschwunden.

Mit einem Ruck war Connor wieder hellwach und vollkommen nüchtern. Jedenfalls für den Augenblick.

Er saß wie angewurzelt im Bett. Und da hörte er plötzlich wieder einen lauten Schrei. Der Schotte erkannte, dass die Schreie aus Donalds Zimmer kamen.

So schnell wie nach einer durchzechten Nacht sein Körper noch zuließ, war Connor auf den Beinen und lief in das Zimmer seines Freundes.

Was er hier sah ließ ihn für einen kurzen Augenblick erstarren und das Blut in den Adern regelrecht gefrieren. Ein Unbekannter hob gerade ein langes Messer und wollte auf seinen alten Freund einstechen, der sich nur noch schwach wehrte.

Doch  da  hatte  der Angreifer die  Rechnung ohne  Connor gemacht.  Betrunken  hin, betrunken her, er handelte umgehend.

Connor stürzte sich mit einem Schrei auf den Lippen auf den Unbekannten und konnte ihm in einem wilden Handgemenge das Messer aus der Hand schlagen. Jedoch konnte Connor nicht verhindern, dass der Angreifer schließlich entkam.

'Verdammter Mist", murmelte der Schotte und wollte dem nächtlichen Angreifer schon folgen.

Als er jedoch das Stöhnen des Wirtes hörte vergaß er diesen Gedanken und kümmerte sich sofort um seinen schwerverletzten Freund.

Nachdem er Licht gemacht hatte sah er mit Entsetzen die tiefen Wunden, die den Körper seines Freundes bedeckten. Langsam, aber unaufhörlich, sprudelte das rote Nass aus den tiefen Wunden hervor und bildete bereits eine Blutlache auf dem Teppich des Zimmers.

"Ich werde Hilfe holen, alter Freund!"

"Zu spät, Rotschopf, der Sensemann erwartet mich bereits!", erwiderte Cunningham mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Rede doch keinen Unsinn, Donald."

"Doch, doch, ich spüre es und du weißt es auch ganz genau!"

Der stämmige Wirt griff nach Connors Hand.

"Selbst ein Mann wie ich mit der Statur eines Bären, wie du damals immer so schön zu sagen pflegtest,  kann solche Verletzungen nicht überleben."

"Wer war das verdammte Schwein, Donald?"

"Keine Ahnung ... Rotschopf."

Der Wirt hustete vor Anstrengung und Blut quoll ihm aus dem Mund.

"Connor, du musst mir etwas versprechen."

"Alles was du willst", erwiderte er.

"Schwöre es beim Grab deiner Mutter und beim Blute der Stuarts."

Der Schotte nickte.

"Ja, ich schwöre es."

"Überbringe das Holzkreuz meinem Cousin Fernando Alvarez Orviedo in Spanien. Du musst mir diesen letzten Wunsch erfüllen. Viel hängt davon ab!"

Bei diesen Worten öffnete er seine rechte Hand und ihr entglitt der ominöse Talisman seines Freundes.

"Aber, verdammt noch mal, Donald, was soll ich in Spanien?"

Der Wirt grinste unter größter Anstrengung.

"Du hast den Blutschwur geleistet, Rotschopf, erinnere dich."

"Du verdammter...", sagte Connor erregt. "Gut, Donald, ich verspreche es dir, ich werde es tun."

Cunningham hustete als Antwort und wieder quoll ihm Blut aus dem Mund.

"Die Adresse ... im Schreibtisch ... Rotschopf. In der rechten Schublade ...."

Donald sah Connor für einen kurzen Moment an, der für den Schotten aber eine Ewigkeit zu dauern schien. Ein kurzes Lächeln war auf den Lippen des Wirtes zu erkennen.

Dann weiteten sich plötzlich die Augen des Mannes und der massige Körper Cunninghams bäumte sich kurz auf. Sekunden später fiel der Kopf mit einem fahlen Laut auf das Kissen des Bettes. Connor starrte fassungslos auf die jetzt leblosen Augen seines alten Freundes.

"Ruhe in Frieden, alter Freund!", sagte er und schloss Donald Cunningham für immer die Augen.

****

Der Fremde huschte zwischen den Häusern Rosslins vorbei und verschwand unbemerkt in der Dunkelheit.

"Du hast versagt!", hörte der Mann die Stimme in seinem Kopf.

Sein Gesicht verzerrte sich einen kurzen Augenblick zu einer grotesken Maske, als würde er unmenschliche Schmerzen verspüren.

"Nein, Nakatuur", erwiderte der Mörder. "Ein Fremder kam mir in die Quere, aber unser Feind ist tot. Donald Cunningham lebt nicht mehr."

"Wenigstens so etwas bringst du noch zu stande!"

Der Angesprochene  nickte als Antwort.

"Aber der Fremde, der mich daran  hindern wollte  Cunningham  zu töten,  ist sehr gefährlich, Nakatuur."

"Das weiss ich selbst, du Narr!", donnerte die Stimme hervor und verursachte ein Dröhnen im Kopf des Fremden. Der Mann wollte etwas erwidern, doch sein sechster Sinn gebot ihm lieber zu schweigen.

"Dieser Mann zählt zu unseren Feinden, Sklave. Er heißt Connor und ist ein Mitglied dieser Gruppe, die sich A.I.M. nennt. Vor Jahren verhinderten sie, dass unsere Väter in der Stadt, die die Menschen London nennen, die Kontrolle übernehmen konnten. Unsere Väter sind nun tot. Wir mussten sie leider vernichten, denn sie waren zu schwach und zu hilflos gegenüber ihren Feinden. Doch das wird uns nicht passieren. Nicht wahr, Sklave?"

"Nein, Nakatuur", erwiderte der Mann.

"Es freut mich, dass du mir zustimmst. Beende nun deinen Auftrag. Vernichte die Sippe der Orviedos und bringe uns die drei Kreuze. Und unterschätze nicht noch einmal den Mann mit Namen Connor!"

****

Um fünf Uhr morgens klingelte plötzlich auf Oak Dun das Telefon, dem Sitz derer von Sutherland und raubte dem Earl gänzlich den Schlaf.

Da das Schloss total unterbesetzt war, Pierre und Valerie befanden sich in Kanada, Connor war in Rosslin, einem kleinen Ort in Schottland und Tom und Gudrun gingen derzeit eigene Wege, musste Sir lan heute notgedrungen selber ans Telefon gehen.

"Ja!", schrie der Earl erbost durch das Telefon.

"Hier Connor, Sir!"

Sutherland stutzte für einen Moment und blickte erstaunt zum Hörer.

"Sir? Sind Sie noch dran?"

"Ähm, natürlich Connor. Entschuldigen Sie bitte", antwortete der Earl etwas verlegen.

"Im Gegenteil, Sir, ich muss mich wohl für den sehr frühen Anruf bei ihnen entschuldigen"

 "Erzählen Sie, Connor. Was ist geschehen?"

"Ich muss dringend nach Spanien!"

"Wohin müssen sie?"  Sir lan blickte wieder überrascht auf den  Hörer.

"Nach Spanien, Sir. In Rosslin ist ein Freund von mir ermordet worden."

Der Earl machte, einen bestürzten Gesichtsausdruck. "Sind Sie in irgendeiner Weise in den Mordfall verwickelt?"

"Ja, Sir. Ich war sozusagen der Zeuge des Mordes."

"Brauchen sie Hilfe, Connor?"

"Nein, nein, Sir, danke. Es ist schon so gut wie alles geklärt. Aber ich muss nach Spanien, genauer gesagt in die Stadt Vigo, um einen Verwandten des Ermordeten persönlich zu benachrichtigen."

"Können Sie das nicht auch telefonisch erledigen? Es geht hier drunter und drüber. Ich brauche sie dringend auf Oak Island!"

"Aber, Sir!", erwiderte Connor etwas entrüstet.

"In Ordnung, Connor", erwiderte der Earl nach einer kurzen Pause. "Fliegen Sie nach Spanien und erledigen Sie ihre Angelegenheit. Aber bitte kümmern Sie sich nach ihrer Rückkehr um die Sache in Rosslin Chapel."

"Das werde ich tun, Sir."

"Und Connor."

"Ja, Sir?"

"Rufen Sie mich bitte nicht mehr um fünf Uhr morgens an. Um diese Zeit bin ich nicht gerade bester Laune."

"Das habe ich gemerkt, Sir. Aber keine Angst, ich werde mich das nächste Mal zu späterer Stunde melden."

"Danke, Connor. Viel Glück zu ihrer Reise und passen Sie gut auf sich auf."

„Das werde ich tun, Sir"

"Ach übrigens, Connor."

"Ja, Sir?"

'Viel Glück auch zu dem, was sie noch in Spanien zu erledigen haben. Ich hoffe, Sie bringen es zu einem guten Ende!"

"Sir?, fragte Connor erstaunt.

"Ich glaube", erwiderte der Earl grinsend, "Sie wissen, wie ich das meine."

****

Nachdem Connor London erreicht und seinen Mietwagen am Flughafen abgegeben hatte, übernachtete der Schotte in der Millionenstadt.

Vorher hatte er jedoch noch einige Vorbereitungen für den nächsten Tag und für die Reise nach Spanien getroffen.

Am nächsten Morgen stand Connor sehr früh auf und nahm die erste Maschine nach Madrid.

Der Flug verlief ohne weitere Zwischenfälle und der Schotte bereitete sich schon innerlich auf die Autofahrt nach Vigo vor, dem wichtigsten Transatlantikhafen Spaniens und Wohnhort von Donalds Cousin.

Fast über 300 km lagen vor Connor und nach den Straßen zu urteilen, würde er bestimmt zwei bis drei Tage unterwegs sein.

Der Schotte musste sich unterdessen fragen, ob die Idee so gut gewesen war nach Spanien zu fliegen, um sein Versprechen, das er Donald gegeben hatte, einzuhalten.

Irgendeine innere Stimme warnte ihn davor, die Stadt Vigo zu betreten. Zudem waren bisher alle Versuche Ferndando Atvarez Orviedo, Donalds Cousin, telefonisch zu erreichen, gescheitert.

So musste Connor etwas resigniert feststellen, dass er sich eben auf gut Glück auf den Weg machen musste, in der Hoffnung diesen Fernando  in Vigo anzutreffen.

"Hoffen wir das beste", murmelte Connor und zündete sich eine Zigarette an nachdem das Flugzeug sicher in Madrid gelandet war.

Unterdessen bemerkte Connor nicht die Gestalt, die ihm seit London gefolgt war und ihm seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen hatte.

Es war ein eher unscheinbar wirkender Mann von mittlere Größe, der überall hätte ungeachtet agieren können, wären da nicht seine etwas seltsam grünlich schimmernden Augen gewesen.

Doch hier in Madrid, wo die Sonne drückend heiß für diese Jahreszeit schien, konnte er sie hinter einer dunklen Sonnenbrille verbergen

Der Mann war ziemlich leger angezogen. Hellblaue Jeans und ein dazu passendes Jeanshemd sowie braune Lederschuhe. In der rechten Hand trug er eine leichte Sporttasche. Sein kurzgeschnittenes, braunes Haar wirkte stumpf und ungewaschen, was ihm einen etwas ungepflegten Eindruck verlieh.

Zielstrebig ging der Mann auf den Avis-Schalter zu. Das Ziel des Schotten Connor war dem Fremden schon seit Rosslin bekannt.

Er lächelte die Angestellte charmant an und erhielt dafür ein ebenso herzliches Lächeln von der jungen Frau zurück. Doch hinter der Sonnenbrille des Mannes verbargen sich andere, recht üble und finstere Gedanken…

© by Ingo Löchel

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