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Samstag, 25. Juni 2022

Ein Interview mit dem SF-Autor Stefan Burban

Ingo Löchel: Herr Burban, können Sie kurz etwas über Ihre Person erzählen?

Stefan Burban: Ich tu mich immer schwer, über mich selbst zu schreiben, da ich eigentlich ein eher zurückhaltender Mensch bin, aber ich versuche es. Meine berufliche Laufbahn begann recht unspektakulär als ausgebildeter Industriekaufmann.

Nach meiner Ausbildung arbeitete ich fast zehn Jahre in diesem Beruf, aber richtig glücklich war ich nie dabei. Etwas hat mir gefehlt. Eine Leseratte war ich schon, solange ich mich zurück erinnern kann. Irgendwann fasste ich den Entschluss, dass sich etwas ändern muss. Also fing ich an, meinen Traum zu leben und selbst Bücher zu schreiben.

Das war der Beginn meiner schriftstellerischen Laufbahn. Schon bald darauf, hängte ich meinen bisherigen Beruf an den Nagel und konzentrierte mich voll aufs Schreiben. Eine Entscheidung, die ich seit damals nicht eine Sekunde bereut habe.

Abgesehen davon gibt es an und für sich nicht viel mehr zu erzählen. Da ich viel vor dem Computer sitze, ist für mich ein Ausgleich sehr wichtig. Daher gehe ich viel aus, um mich mit Freunden zu treffen. Dabei kann ich am besten mal meinen Kopf auslüften lassen. ;-)

Ingo Löchel: 2008 gaben Sie meines Wissens mit "Tödliches Kreuzfeuer" (erschienen im Langlhofer Verlag / Neuauflage im Atlantis Verlag) ihr Roman-Debüt. Wie kam es dazu?

Stefan Burban: Das erste Problem eines jeden angehenden Autors ist die Suche nach einem Verlag. Also schickte ich am laufenden Band an jeden Verlag, den ich finden konnte, Leseproben meines ersten Werks.

Natürlich ließen auch die Absagen nicht lange auf sich warten. Der Langlhofer Verlag war dann der erste, der eines meiner Werke in sein Problem aufnehmen wollte.

Ingo Löchel: Worum geht es in diesem SF-Roman?

Stefan Burban: Kurz gesagt spielt der Roman ungefähr hundertzehn Jahre in der Zukunft. Auf dem Mars kommt es zu einer Reihe von Anschlägen und ein Geheimdienstoffizier wird entsandt, um die Vorgänge aufzuklären.

Das Ganze entpuppt sich aber als nicht ganz so offensichtlich wie zuerst vermutet und der Offizier stolpert in eine Verschwörung, in die auch hohe Regierungsmitglieder verstrickt sind.

Ingo Löchel: Wie lange haben Sie an Ihrem Debüt-Roman geschrieben?

Stefan Burban: Es war mein erster Roman und ich hatte meine Fertigkeiten noch lange nicht so weit verfeinert, wie das heute der Fall ist. Für „Tödliches Kreuzfeuer“ benötigte ich über ein Jahr. In dem Zeitraum schreibe ich heute vier bis fünf Bücher.

Ingo Löchel: Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?

Stefan Burban: Mein erster Arbeitsschritt lag darin, mir zu überlegen, in welche Richtung mein Buch gehen sollte. Es war von Anfang an klar, dass es zu einem gewissen Teil Military-SF sein sollte. Also schrieb ich das Buch so, wie ich mir ein Buch auch kaufen würde.

Daher entschied ich mich für einen Mix aus Military-SF und Kriminalroman. Eine Mischung, die es damals noch nicht sehr oft gab und damit stieß ich genau in eine Nische.

Ingo Löchel: 2010 folgte mit "Düstere Vorzeichen" (erschienen im Atlantis Verlag) der erste Band Ihres SF-Zyklus der "Ruul-Konflikt". Worum geht es in diesem SF-Roman?

Stefan Burban: Ein neuartiges Kriegsschiff, die Lydia, soll bei einem Testflug erprobt werden, gerät dann aber in einen Hinterhalt. Die Ruul erlangen die Kontrolle darüber und benutzen es, um einen Krieg zwischen dem Terranischen Konglomerat und der Til-Nara-Hegemonie zu provozieren. Während dieser Vorgänge versucht die Besatzung, das Schiff zurückzuerobern.

Ingo Löchel: Wer oder was sind die Ruul?

Stefan Burban: Die Ruul sind eine echsenartige, nomadisch veranlagte Stammeskultur. Ihr eigener Planet wurde unbewohnbar und sie waren gezwungen, diesen zu verlassen.

Seitdem irren sie im Weltall umher. Auf ihrer Suche nach einer neuen Heimatwelt, stoßen sie in den bewohnten Teil unserer Milchstraße vor, was letztendlich zum Krieg führt.

Ingo Löchel: Spielt "Düstere Vorzeichen" im gleichen Universum wie ihr Debüt-Roman?

Stefan Burban: „Tödliches Kreuzfeuer“ bildet zusammen mit „Invasion auf Ursus“ die Vorgeschichte zu „Düstere Vorzeichen“. Auf die Vorgänge in den Prequel-Romanen, wird die Lydia überhaupt erst gebaut und auf Testflug geschickt.

Ingo Löchel: Protagonisten des ersten Ruul-Romans sind Captain Vincent DiCarlo, sein erster Offizier Commander Hassan Salazzar sowie der MAD-Offizier Major David Coltor. Wie würden sie diese drei Männer mit ihren unterschiedlichen Charakteren beschreiben?

Stefan Burban: DiCarlo ist ein guter Kerl. Ein treuer Soldat, der in seinem Denken vielleicht immer ein wenig zu festgefahren ist. Aber das ändert sich im Lauf der Zeit.

Hassan Salazzar ist DiCarlos Erster Offizier. Er ist DiCarlo gegenüber 110%ig loyal und setzt gewissenhaft dessen Anweisungen um. Allerdings ist er vielleicht der Besatzung gegenüber manchmal ein wenig zu hart, was ihn eine oder andere Sympathie unter der Besatzung kostet.

David Coltor ist ehemaliger Kampfpilot. Aber nun ist er Geheimagent durch und durch. Er ist manchmal ein wenig zu misstrauisch, aber das bringt der Job eben so mit sich. Außerdem ist kein starrer Anhänger von Vorschriften und er ist bereit hin und wieder Vorschriften zu beugen, um ans Ziel zu kommen.

Ingo Löchel: Spielen DiCarlo, Salazzar und Coltor auch in den nachfolgenden Ruul-Romane die Hauptrollen oder tauchen im weiteren Verlauf des SF-Zyklus weitere bzw. andere Protagonisten auf?

Stefan Burban: Salazzar kommt nur in „Düstere Vorzeichen“ vor. DiCarlo und Coltor spielen des Öfteren mit. Außerdem kommen ständig neue Charaktere hinzu.

Die Absicht dahinter ist, den Lesern immer neue, spannende, abwechslungsreiche Abenteuer innerhalb eines feindseligen Universums zu bieten.

Mit immer wieder wechselnden Charakteren. Manchmal kommen in einzelnen Romanen auch verschiedene Charaktere vorheriger Bände zusammen.

Ingo Löchel: Bis 2018 erschienen insgesamt vierzehn Romane. Worum geht es im "Ruul-Zyklus"?

Stefan Burban: Die Ruul, eine nomadische Echsenrasse, dringt auf der Suche nach neuem Lebensraum in unserem Raumsektor ein und zwingt sowohl die Menschen als auch verschiedene andere Spezies dazu, zu den Waffen zu greifen, um ihre Welten und Völker zu verteidigen.

Das ganze entwickelt sich zu einem fast zwanzigjährigen Krieg, in dem nicht nur der Kampf an sich zum Thema wird, sondern auch geheimdienstliche sowie verdeckte Operationen von Geheimdiensten und Spezialeinheiten.

Ingo Löchel: Wurde der SF-Zyklus mit dem Roman "Verbrannte Erde" (erschienen im Oktober 2018 im Atlantis Verlag) abgeschlossen oder sind weitere Ruul-Romane für die Zukunft geplant?

Stefan Burban: Eigentlich sollte „Verbrannte Erde“ das Ende des Zyklus markieren. Aber der Aufschrei der Fans war so groß, dass ich mich umentschieden habe.

Nun erscheint im September/Oktober mit „Operation Himmelswolf“ der erste Band einer Spin-Off-Trilogie, die während Band 10 und 11 der Hauptserie spielt.

Sobald der Spin-Off abgeschlossen ist, sollen weitere Bände folgen, die dann die Zeit nach dem Ruul-Krieg zum Thema haben.

Ingo Löchel: Im Jahr 2013 erschien mit dem SF-Roman "Die letzte Bastion" der erste Band ihres SF-Zyklus "Das gefallene Imperium".Können Sie den Lesern des Ingo Löchels etwas zum Inhalt des Romans verraten?

Stefan Burban: Die Serie ist anders aufgebaut als „Der Ruul-Konflikt“. Im Vordergrund steht die Terranisch-Imperiale Liga. Diese ist militärisch, gesellschaftlich und politisch aufgebaut wie das antike Römische Reich.

Für das Imperium ziehen schwer gerüstete Legionen in den Kampf. Das Imperium führt Krieg gegen die Drizil-Clans, eine fledermausähnliche Spezies. Das Imperium ist militärisch sehr stark, aber die Drizil sind zahlenmäßig überlegen und so gelingt es ihnen in einer Offensive die Verteidigung des Imperiums zu durchbrechen und sogar das Solsystem zu erobern.

Daraufhin bricht der imperiale Widerstand weitestgehend zusammen. Aber auf dem abgelegenen Planeten Perseus versucht die 18. Legion zum Gegenschlag auszuholen und den Widerstand erneut anzufachen.

Ingo Löchel: Protagonist des Romans ist meines Wissens Captain Horatio Lestrade. Gegen wen muss er in "Die letzte Bastion" kämpfen?

Stefan Burban: Er kämpft einerseits gegen die Drizil, aber andererseits auch gegen die eigenen Schuldgefühle, weil er die Einnahme des Solsystems nicht verhindern konnte.

Ingo Löchel: Im Dezember 2019 erschien mit "Zu neuer Würde" Ihr erster "Skull"-Roman im Atlantis Verlag. Worum geht es in dem SF-Roman?

Stefan Burban: Das Vereinigte Koloniale Königreich ist in einen schweren Bürgerkrieg verwickelt. In dessen Verlauf bombardiert der Flottenoffizier Dexter Blackburn eigene Truppen auf er Oberfläche eines Planeten und wird daraufhin zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Jahre nach seiner Entlassung erhält er Hinweise, dass eine Geheimorganisation in diese Tat verstrickt ist.

Um seinen Namen reinzuwaschen und die Täter ihrer Strafe zuzuführen, schließt er sich der Söldnereinheit Skull an.

Ingo Löchel: Wer oder was genau sind die Skull?

Stefan Burban: Skull ist eine Söldnereinheit, die vom ehemaligen Flottenadmiral Oscar Sorenson nach Ende des Bürgerkrieges gegründet wird, um fortan als militärischer Dienstleister Aufträge für Firmen oder Regierungen anzunehmen und auszuführen.

Ingo Löchel: Was sind die Unterschiede zwischen dem Ruul-Zyklus, dem SF-Zyklus " Das gefallene Imperium" sowie den "Skull"-Romanen?

Stefan Burban: Der Skull-Zyklus ist die erste Reihe, bei der keine außerirdische Spezies vorkommt. Der Krieg findet ausschließlich zwischen Menschen statt. Außerdem ist beim Skull-Zyklus die Verschwörung des Zirkels allgegenwärtig und präsent, was dem Ganzen eine ganz andere Art von Spannung verleiht.

Ingo Löchel: Die beiden SF-Zyklen "Der Ruul-Konflikt" und "Das gefallene Imperium" als auch die "Skull"-Romane gehören zum Genre "Military SF" an. Wie würden sie dieses Genre denjenigen Lesern erklären, die mit dem Begriff "Military SF" nichts anfangen können?

Stefan Burban: Military-SF sind im Prinzip Kriegsgeschichten im SF-Gewand. Es geht zwar oberflächlich betrachtet um Kämpfe und Schlachten. Aber tatsächlich geht es um Dinge wie Ehre, Freundschaft, Kameradschaft und zwischenmenschliche Beziehungen.

Ingo Löchel: Was unterscheidet Ihrer Meinung nach Ihre SF-Roman von anderen Romanen des (SF Military-)Genres?

Stefan Burban: Ein solches Urteil maße ich mir nicht an. Jeder Autor verfolgt mit seinen Büchern eine Vision und daher haben auch die meisten Projekte ihre Daseinsberechtigung. Ich kann nur nach bestem Wissen und Gewissen schreiben und hoffen, dass meine Art die Dinge zu sehen, den Geschmack der Leser/Hörer trifft. Bisher bin ich damit sehr gut gefahren. Der Erfolg gibt mir Recht.

Ingo Löchel: Im November 2019 erschien mit "Grausame Ernte" der erste Band Ihres "Blutläufer"-Zyklus. Worum geht es in diesem Roman?

Stefan Burban: Auch hierbei handelt es sich um Military-SF. Im Jahre 2031 wird die Erde überfallen und unterworfen. Aber die Angreifer sind dieses Mal nicht an unserer Welt interessiert, sondern an unserer Spezies. Sie benutzen die Menschen als Sklaven, um damit ihre Armee zu bestücken und ihre zahlreichen Feinde zu bekämpfen.

Hauptcharakter ist Gareth Finch, der gemeinsam mit seiner Freundin Heather gefangen genommen wird. Gareth wird wie alle Sklaven-Soldaten mit einem Loyalitätsimplantat versehen und in den Kampf geschickt.

Nach vielen Jahren des unfreiwilligen Dienstes, versagt allerdings sein Implantat und Gareth, der inzwischen zum Elite-Soldat aufgestiegen ist, zettelt eine Revolte gegen seine ehemaligen Herren an.

Ingo Löchel: Ich habe auf Ihrer Seite gelesen, dass Ihre "Blutläufer"-Saga aus 6 Bände bestehen wird. Stehen die Titel und die Handlungen der vier abschließenden Romane bereits fest?

Stefan Burban: Ja, auch hier stehen die Titel bereits fest:

  • Band 3: Blutige Vergeltung
  • Band 4: Im Rache der Bestie
  • Band 5: Die Jupiter-Offensive
  • Band 6: Alles oder nichts

Ingo Löchel: Wie kamen sie auf die Idee zur "Blutläufer"-Saga?

Stefan Burban: Das ist eine Frage, mit der ich mich immer schwer tue. Es lässt sich nie genau sagen, wann oder wie mich die Muse küsst. Manchmal bin ich mit etwas komplett anderem beschäftigt und plötzlich trifft mich ein Geistesblitz. Bei der Blutläufer-Sage war genau das der Fall. Aber Ideen, die mir auf diese Weise kommen, sind meistens die besten.

Ingo Löchel: Haben Sie literarische Vorbilder, die Sie bei Ihren (Military-)SF-Romanen beeinflusst haben?

Stefan Burban: Eigentlich nicht. Ich versuche mich immer von so etwas wie literarischen Vorbildern zu befreien. Ich will meinen Projekten meinen ganz eigenen Stempel aufdrücken. Da empfinde ich Vorbilder fast als störend.

Ingo Löchel: Herr Burban, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Stefan Burban: Ich habe zu danken.

 

Die SF-Romane von Stefan Burban

Der Ruul-Konflikt(Military-SF)

  • 2010: Düstere Vorzeichen
  • 2011: Nahende Finsternis
  • 2012: In dunkelster Stunde
  • 2013: Verschwörung auf Serena
  • 2013: Bedrohlicher Pakt
  • 2013: Im Angesicht der Niederlage
  • 2014: Brüder im Geiste
  • 2015: Zwischen Ehre und Pflicht
  • 2015: Sturm auf Serena
  • 2016: Die Spitze des Speers
  • 2017: Gefährliches Wagnis
  • 2017: Blutige Vendetta
  • 2018: Die letzte Offensive
  • 2018: Verbrannte Erde
  • 2020: Operation Himmelswolf

Prequels

  • 2014: Prequel 1: Tödliches Kreuzfeuer
  • 2017: Prequel 2: Invasion auf Ursus

Das gefallene Imperium (Military-SF)

  • 2013: Die letzte Bastion
  • 2015: Die Schlacht um Vector Prime
  • 2016: Teuflisches Vermächtnis
  • 2018: Schattenlegion
  • 2019: Die Ehre der Legion
  • 2019: Trügerischer Frieden
  • 2020: Feindkontakt
  • 2020: Auf Leben und Tod
  • 2021: Die Schlacht im roten Nebel
  • 2022: Um jeden Preis

Classic BattleTech (Military-SF)

  • 2014: Sturm auf Arc-Royal
  • 2016: Blutige Jagd

Der Skull-Zykus(Military-SF)

  • 2018: Zu neuer Würde
  • 2019: Im Fadenkreuz
  • 2020: Die Würfel fallen
  • 2021: Aus den Schatten

Blutläufer

  • 2019: Grausame Ernte
  • 2021: Aufstand der Sklaven

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