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Samstag, 8. Januar 2022

Mythor - Das abrupte Ende des Gorgon-Zyklus

Nichts hat die Gemüter der Mythor-Leser wohl mehr erhitzt als das abrupte Ende des GORGAN-Zyklus mit Band 51: „VORSTOSS IN DIE SCHATTENZONE“, der am 4. April 1981 erschien. 

Fragt man die Autoren, jedenfalls diejenigen, mit denen ich Interviews geführt habe, ist der Grund dafür nicht bekannt oder sie können sich nicht mehr daran erinnern. Die Verantwortlichen der Serie können leider nicht mehr gefragt werden, denn diese weilen leider nicht mehr unter den Lebenden.

So muss man die Infos darüber aus dem geringen Fundus der veröffentlichten Leserbriefe und der mehr oder minder kurzen oder kurzangebundenen Antworten von Ernst Vlcek entnehmen.

Eines kann jedenfalls aus den veröffentlichen Briefen der Mythor-Leser auf der Leserkontaktseite entnommen werden. Keiner war wirklich einverstanden mit der abrupten Beendigung der Gorgan-Zyklus.

Mehr noch. Die meisten Leser waren darüber enttäuscht, wie mit großer Hast der Kampf um Logghard und Mythors Kampf gegen die Mächte der Finsternis in einer knappen Chronik abgespeist wurde.

Aber lassen wir doch einfach mal einige Leser-Stimmen aus der Vergangenheit  zu Wort kommen.

„Diesen ungeschickten Versuch mit Spannung einen Lückenfüller zu schreiben war lächerlich. Von Jubiläum also keine Rede … Besser wäre es gewesen, man hätte Logghard  ausführlicher beschrieben oder den Kampf der Dämonen mit Mythor. Hier mochte ich eine Frage äußern. Was GESCHIEHT MIT DEN WAFFEN? Sollen die etwa für etliche Heftnummern auf dem Meeresboden bleiben? Hoffentlich nicht.“  – T. Glanz

„Schell erkannte man, dass alles auf den Kampf um Logghard dem vermeintlichen Höhepunkt hinauszielte. So war ich doch leidlich enttäuscht dass die Entscheidung ziemlich dürftig auf wenige Seiten zusammengerafft wurde.
(Man stelle sich nur vor! Der Zweikampf des wahren Sohnes des Kometen in voller Montur mit einem leibhaftigen Dämonen wird knapp in einer kleinen Chronik beschrieben... Schade!)“ – S. Haak

„Ganz einverstanden mit dem schnellen Aufbruch Mythors in die südliche Hemisphäre war ich auch nicht, da im Norden noch soviel im argen liegt (z.B. die Sache mit dem Gurken-Shal-lad Hadamur). Also alles in allem ein überstürztes Ende des ersten Zyklus.“ - A. Maaß

Ein weiterer Kritikpunkt der Mythor-Leser war der Verlust der gesamten Hinterlassenschaften des Lichtboten. Einzig das Schwert Alton war ihm geblieben. Warum also die ganze Plakerei über 51 Bände hinweg, wenn der Sohn des Kometen ab Band 52 wieder von vorne beginnen muss?

Eine Antwort von Ernst Vlcek blieb mir allerdings bis heute im Gedächtnis haften. In dieser schiebt Ernst Vlcek Mythor die Schuld in die Schuhe, in dem er behauptet, dass der Sohn des Kometen aufgrund seines jugendlichen Übereifers und Leichtsinns die Waffen des Lichtboten verloren habe, da er sich ja nicht auf die Eisscholle habe bringen lassen müssen, um dort Drudin zu bekämpfen.

Aha, auch eine Möglichkeit. Die Schuld liegt wohl eher beim Planer und dem Expose-Schreiber der Serie. Aber lassen wir einfach mal Ernst Vlcek selbst zu Wort kommen.

„Es sind zwei Immer wiederkehrende Themen, die die  Gemüter erhitzen, nämlich die Waffen des Lichtboten und die Unsterblichkeit, die für Mythor verlorengegangen sind. Alton hat er ja zurückbekommen, und dabei wollen wir es (vorerst) belassen.

Uns liegt sehr viel an der Darstellung des Menschen Mythor, mit all seinen Fehlern und Schwächen und natürlich auch den positiven Charaktereigenschaften.

Stellt sich demnach die Frage, wie es um unser Anliegen am besten bestellt wäre, würden wir Mythor sich hinter einem Arsenal schier ultimativer Waffen verschanzen lassen.

Freilich, die Medaille hat auch eine Kehrseite, und zwar die, dass mit leeren Händen und nur mit frommen Sprüchen gegen das Übel in Mythos Welt nicht anzukommen“.

oder

„Inzwischen hat es sich ja herausgestellt, dass Mythors Aufgabe in Vanga doch bedeutungsvoller sein könnte, als es die Prüfungen waren, die er in Gorgan abzulegen hatte.

Eine Verbindung zwischen Fronja und ihm — in welcher Forma auch immer  -  würde die Vereinigung von Vanga und Gorgan, der Südwelt mit der Nordwelt, des Weiblichen mit dem Männlichen schlichthin symbolisieren.“

Na ja, so ganz kann man den beiden schwammigen Antworten (besonders aus heutiger Sicht) von Ernst Vlcek nicht ganz folgen oder nachvollziehen.

Es wäre wohl sinnvoller gewesen, den Gorgan-Zyklus erst einmal fortzuführen damit Mythor  nach der gewonnenen Schlacht um Logghard einige ‚neue‘ Stützpunkte errichten zu lassen, um seine und die  Position der übrigen Kämpfer des Lichts zu stabilisieren, und den Kampf gegen die Mächte der Finsternis weiter fortführen zu können. Was nicht nur aus militärischer Sicht durchaus logisch und nachvollziehbar gewesen wäre.

So hätte man auch ohne mit den Vanga-Zyklus zu beginnen, eine Art Neuanfang der Serie gehabt, in der man Mythor mit der Errichtung dieser Stützpunkte (natürlich mit Hilfe seiner Freunde) im Kampf gegen die Mächte der Finsternis und der Caer mit ihren Dämonenpriestern eine neue Aufgabe gegeben hätte.

Denn was will der Sohn des Kometen in Vanga, wenn Gorgan nach und nach  in die Hände der Mächte der Finsternis fällt. Wenn die eine Welt verloren geht, hilft auch keine Verbindung oder Allianz zwischen der Süd- und der Nordwelt. Denn wo es keine Verbündeten mehr gibt, ist eine Allianz völlig unsinnig.

Zum Schluss gehe ich noch einmal kurz auf die Waffen des Lichtboten ein. Im ganzen Verlauf der Serie war Mythor, selbst als er sich im Besitz dieser Waffen befand, nie ein Superheld.

Anzumerken ist allerdings auch, dass sich der Sohn des Kometen in den ersten 50 Romanen der Fantasy-Serie nie komplett im Besitz der Waffen befunden hat. Denn diese wurden ihm im Verlauf des Gorgan-Zyklus immer wieder von Luxon abgeluchst.

Erst in „VORSTOSS IN DIE SCHATTENZONE“, dem 51. Band der Serie, war Mythor dann zum ersten Mal am Ende des Romans im Besitz aller Waffen des Lichtboten!

Wobei hierbei auch anzumerken ist, dass Mythor die Tiere des Lichtboten, also das das Einhorn, der Bitterwolf und den Schneefalken, bei König Lerreigen in Leone zurückgelassen hat, die dieser auf Wunsch von Mythor zu Hester bringen sollte.

Mythor hatte als Sohn des Kometen also nie wirklich die Möglichkeit gehabt, die Waffen des Lichtboten sinnvoll gegen die Mächte der Finsternis einzusetzen, geschweige denn ihr wirkliches Potential zu testen oder herauszufinden...

© by Ingo Löchel

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