Annabelle
von Ruby Jean
Jensen
Die
erst fünfjährige Jessica Norris fühlt sich unverstanden und auch wenig geliebt.
Besonders von ihrer Mutter Diane, die selbst erst 24 Jahre ist und die es quasi
zu neuen Ufern weg vom Heim, ihrem wesentlich älteren Ehemann samt
Kindererziehung treibt.
Aber auch ihr Vater Paul, gut doppelt so alt wie seine zweite Ehefrau Diane, scheint im Umgang mit seinen Kindern eher überfordert zu sein.
Dabei lebt der 14-jährige Robert, Pauls Sohn aus erster Ehe mit seiner verstorbenen Frau, eher in seiner eigenen Welt, zu der Jessica keinerlei Zutritt findet.
Und
auch die 22-jährige Brenda als die älteste Halbschwester, hat eigentlich keine
wirklich familiäre Bindung zu Jessica, da sie längst weit weg ein ganz eigenes
Leben führt, auch wenn ihr Vater nun auf ihre Rückkehr besteht, damit sie sich
in den nächsten Monate um Jessica kümmern soll.
So
läuft Jessica auch traurig auf das nachbarliche Grundstück und in das seit
vielen Jahrzehnten verlassene alte Blahough-Herrenhaus, welches von außen
betrachtet eher schon verfallen wirkt. Und genau darin trifft Jessica auf ein
großes Puppenhaus und einer seltsamen Puppenfamilie, die irgendwie ein
geisterhaftes Eigenleben führt.
Denn
Jessica hört sie nicht nur flüstern. Diese Puppen setzen wirklich alles daran,
ihre neue, lebendige Spielgefährtin nicht wieder zu verlieren. Egal wie tödlich
sie ihren unheiligen Willen hierzu auch umsetzten müssen.
Aber
auch mit Jessica geht eine für das Kind kaum spürbare Wandlung von statten.
Denn in dem verlassenen Herrenhaus bei den seltsamen Puppen scheint der Geist
eines anderen kleinen Mädchens mit Namen Annabelle - die vor langer Zeit hier
eine schreckliche Kindheit mit ihrer grausamen Mutter durchlebte - immer mehr
Besitz von Jessica zu ergreifen.
Schon
bald ist mit Mrs Archer, der Haushälterin bei den Norris ein Vermisstenfall zu
verzeichnen, als diese Jessica aus dem alten Haus holen will. Aber auch
Jessicas Mutter Diane will plötzlich Jessica zu sich nach New Orleans holen.
Doch auch sie findet durch die Puppen ein schreckliches Ende.
Doch
es sind nicht nur die Puppen, die alles daran setzen, um Jessica mit aller
Gewalt als "ihre Annabelle" an sich zu fesseln und dabei über Leichen
gehen. Denn in dem alten Blahough-Haus lauert auch der Geist von Darabelle
Blahough, welche vor langer Zeit ihre eigenen Kinder, den kleinen Zachary und
das kleine Baby misshandelt und ermordet hatte. Nur ihre Tochter Annabelle
verschwand damals Spurlos.
Am
Ende liegt es an Brenda und ihrem Freund Rick Holland, sich diesen
übernatürlichen Schrecken entgegenzustellen. Doch können sie die kleine Jessica
wirklich noch retten?
- Annabelle
- Autor: Ruby Jean Jensen
- ohne ISBN/verwendetes Cover US-Ausgabe
- Hardcover: 368 Seiten
- Limitiert auf 999 Exemplare ohne ISBN
- Verlag: Festa
-
Deutsche
Veröffentlichung: 24. September 2025
„Als sie noch einmal einen kurzen Blick zurückwarf, stürzte sie fast die Stufen hinunter, denn sie sah etwas auf dem Stuhl, einen vagen Umriss von jemandem, der darauf saß, die Hände auf die Armlehnen gelegt, und ein entsetzliches, irres Lachen mischte sich unter das Knarren des Schaukelstuhls.“ (Annabelle/Festa Ausgabe, Seite 77)
Ruby Jean Jensen, geboren 1927 und verstorben 2010m hatte
sich mit so einigen unheimlichen Romanen, hauptsächlich im Verlag Zebra Books
schnell den Ruf von Amerikas Nightmare Queen erarbeitet.
Geichsam galt sie aber auch als die Königin der
"böse Puppen-Geschichten", wobei „ANNABELLE“ hierbei zu ihrem größten
Erfolg zählte. Dabei sollte man den vorliegenden Roman und die Handlung von „ANNABELLE“
allerdings nicht mit der gleichnamigen Horror-Puppe aus der „CONJURING“-Filmreihe
und eben dessen dreiteiligen filmischen Spin-off „ANNABELLE“ verwechseln.
Was den Roman allerdings zu Beginn recht interessant und
spannend gestaltet, sind zuerst nicht so sehr die paranormalen Aktivitäten, die
sich da eher noch in gewissen Grenzen halten, sondern im Rückblick die eher von
Gewalt durch ihre Mutter geprägte Kindheit der kleinen Annabelle.
Und dies setzt sich auch in der Gegenwart der Handlung
fort, denn hier ist es die fünfjährige Jessica Norris, die von ihrer leiblichen
Mutter Diane zuerst schnell verlassen wird, während ihr Vater Paul beruflich
enorm eingespannt ist und mit der Erziehung seiner Kinder aus beiden Ehen eher
überfordert wirkt. Hinzu kommt ihr bereits 14-jähriger Halbbruder Robert aus
Pauls erster Ehe sowie die Halbschwester Brenda, die mit 22 Jahren eigentlich
nicht mehr im Elternhaus lebt.
Und genau diese Spannungsverhältnisse zwischen den
Elternteilen und den noch sehr jungen Mädchen nimmt seine Leser wirklich gebannt
von Seite zu Seite mit, welche innerhalb der Handlung bald eine zeitlose
paranormale Verbindung aufzubauen scheinen, sobald Jessica das verlassene
Herrenhaus auf den Nachbaranwesen betritt.
Im Mittelteil schwächelt die Handlung allerdings
punktuell etwas. Zumindest hätte man nicht gefühlt einhundert Mal erwähnen
müssen, wie die Frösche quaken oder die Pfauen am Teich krakelen.
Aber mit dem Versuch von Diane, ihre kleine Tochter
Jessica doch noch zu sich nach New Orleans zu holen, steigt die Spannungskurve
wieder erheblich an, da die morbiden Puppen, aber auch der Geist der verrückten
Mutter und Kindermörderin ab da intensiver den weiteren Handlungsverlauf
mitbestimmen.
Gesamt betrachtet ist der Roman „ANNABELLE“ von Ruby Jean
Jensen daher trotz minimaler Schwächen absolut lesenswert und kann auch mit
einer unheilschwangeren Atmosphäre punkten, die im letzten Drittel durchaus in
einen dunklen Albtraum mündet, wenn man bedenkt, dass es hier um das Leben,
bzw. Überleben eines erst fünfjährigen Kindes geht.
© by Konrad Wolfram

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