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Sonntag, 28. September 2025

Die Zofe vom Hollywood Blvd.

Major Dimes

Kent Cannon 3

Die Zofe vom Hollywood Blvd.

von Alberto Baraccudas

Kaum zu glauben, aber auch im Jahre 2179 gibt es Kammerzofen und Dienstmädchen selbst für pikantere Dinge des Lebens.

Nur dumm für Kent Cannon, dass er mit Cora in der Bar einer solchen begegnet, die am nächsten Morgen tot neben ihm in seinem Bett liegt.

Nach dem ersten Schreck wird Cannon allerdings klar, das Cora kein Mensch war, sondern ein Work- and Play Modell der Luxa-9 Reihe. Also eigentlich ein synthetischer Androide, welche den Menschen bis aufs Haar gleichen.

Das macht die Sache für Cannon aber nun nicht besser, denn dieses Modell mit Namen Cora war Eigentum von Dylan Bobson, der nun Cannon auf Schadensersatz von mehr Geld verklagt, als er in den letzten 10 Jahren verdient hatte. Und wenn er das in rund 72 Stunden nicht bezahlt, drohen Cannon 20 Jahre Arbeitslager.

Für Cannon riecht das geradezu nach Rache, weil er den Bürgermeister und  Spitzenkopf der Verbrecherorganisation Opus Vulgares, Omaha Kanish, getötet hatte. Doch dessen Witwe Viola scheint sich an die Absprache mit Cannon zu halten, auch wenn sie ihn absolut nicht mag.

Also muss sich Cannon wieder einmal alleine auf die Suche nach brauchbaren Informationen begeben, wer ihn gerade jetzt durch die Hintertür des Gesetzes kaltstellen will.

Dabei rückt gerade Dylan Bobson selbst immer stärker in Cannons Visier und es gibt auch wahrlich nicht wenige, die Cannon gerade vor diesem Mann warnen.

Und als er dann in das schwer bewachte Grundstück von Bobson eindringt, glaubt Cannon seinen Augen nicht zu trauen. Denn vor ihm steht die künstlich erschaffene Zofe Caro die wie ein perfektes Duplikat von Cora aussieht.

Doch der Schock wird noch schlimmer, denn offenbar ist Cannon damit auch in eine für ihn gestellte Falle gelaufen, denn Dave, Bobsons Chauffeur und Leibwächter ist selbst ein Android und hatte Cora vorsätzlich zerstört.

Zwar gelingt es Cannon mit Hilfe des Androiden Caro den Kopf noch einmal aus der Schlinge des skrupellosen Bobsons zu ziehen. Doch dieser hatte danach Caro als sein Eigentum auf extrem üble Weise zerstört, weil sie eben auch auf das empfinden von menschlichen Gefühlen, Angst und Schmerz programmiert ist.

Da Cannon sich irgendwie in die Androidin verliebt hatte, schickt Bobson ihm aus purer Rache dessen Einzelteile, wissend das Cannon ihn angreifen würde. Doch Bobson rechnet nicht damit, das Cannon selbst in seiner Wut zu einer unbarmherzigen und tödlichen Waffe mutieren kann.

Da helfen dann auch keine Kampfroboter oder die verbliebenen zwei Sirenen als Kopfgeldjägerinnen, die eh noch eine Rechnung mit Cannon offen hatten (siehe hierzu KENT CANNON Band 2: NAIMA)

Allerdings wäre der Tod für Bobson wohl noch  die wirklich glücklichere Lösung gewesen, denn sein restliches Leben dürfte nun bei allem Reichtum für ihn nur noch die Hölle sein.

  • Kent Cannon
  • Titel (Band 3 von 3): Die Zofe vom Hollywood Blvd.
  • Autor: Alberto Baraccudas
  • Pulp-Reihe: Major Dimes
  • ISBN: 979-8290423623
  • Print-Ausgabe ca. 44 Seiten
  • Independently published/2025
  • Herausgeber: Walter Fröhlich

„Dann zog ich ihr die Decke vom Körper und eine Flut von Panik strömte durch meinen Schädel. Ihr Unterleib war vollkommen zerstört. Wie durch einen Schleier sah ich ihren bestialisch aufgerissenen Bauch, seltsame blutverschmierte Innereien waren aus ihrem Leib gezogen.“  (Kent Cannon: Die Zofe vom Hollywood Blvd./Seite 8)

Mich wundert ehrlich gesagt in Sachen Science Fiction, mit welchen Ideen man damals bereits in den südamerikanischen Pulp-Magazinen hantierte. Denn bei den Beschreibungen gerade der aus synthetischem Fleisch bestehenden Androiden, fallen einem unwillkürlich die Replikanten aus den Filmen „BLADE RUNNER“ und „BLADE RUNNER 2049“ ein.

Dazu passt dann auch wieder die perfekte Mischung aus Science Fiction mit eben einem interessanten Retro-Charme, sowie einem guten Schuss einer Hardboiled-Detektiv-Store.

Aber auch das Gesamtspiel ist einfach interessant. Denn während in der Regel bei solchen Geschichten bekannter Weise die Welt eigentlich eher gut erscheint und der Held eben nur die störenden Bösen beseitigen muss, so kämpft hier mit Kent Cannon eher eine Art Anti-Held in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Loyalität wie auch Freundschaft käuflich sind und wo vom einfachen Menschen bis zum höchsten Politiker einfach fast alles manipulierbar ist.

Aber der Autor Alberto Baraccudas greift auch hier hintergründig, wie späterhin eben auch die „BLADE RUNNER“-Filme, die Frage auf, was eigentlich noch typisch menschlich ist, wenn künstliche produzierte Geschöpfe vom Menschen eigentlich physisch und psychisch kaum noch zu unterscheiden sind, solange man sie nicht gerade in ihre Einzelteile zerlegt?

Dass die Pulp-Magazine in Südamerika nicht den inhaltlichen Beschränkungen der Zensur unterlagen, wie die Magazine in den USA, zeigt sich auch hier in dieser Storie wieder recht eindeutig.

Denn hier werden im Finale die Gegner nicht nur verwundet (oder etwa  direkt getötet), sondern anschließend noch z.B. mit dem Flammenwerfer langsam und bei vollem Bewusstsein von ihren eigentlich geliebten Extremitäten getrennt.

Aber auch in Sachen phantastischer wie bizarrer Einfälle kann hier Alberto Baraccudas durchaus glänzen. Denn da taucht ein riesiger Kampfroboter mit einem verzerrten Elefantenkopf ebenso auf, wie ein Kopfgeldjäger mit einem Raketenrucksack oder aber am Rücken zusammengewachsene siamesische Zwillinge, die ihr eigentlich körperliches Handicap zu einer tödlichen Waffe umtrainiert haben.

Von daher überraschen mich solche Ideen in dieser Pulp-Reihe immer wieder, während z.B. im sicherlich bekannterem deutschen Romanheft die meisten Autorinnen und Autoren oftmals in den gleichen allgemeinen Topf an Ideen greifen.

 © by Konrad Wolfram

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