Major Dimes
Kent Cannon 3
Die Zofe vom Hollywood Blvd.
von Alberto Baraccudas
Kaum zu glauben, aber auch im Jahre 2179 gibt es
Kammerzofen und Dienstmädchen selbst für pikantere Dinge des Lebens.
Nur dumm
für Kent Cannon, dass er mit Cora in der Bar einer solchen begegnet, die am
nächsten Morgen tot neben ihm in seinem Bett liegt.
Nach dem ersten Schreck wird Cannon allerdings klar, das Cora kein Mensch war, sondern ein Work- and Play Modell der Luxa-9 Reihe. Also eigentlich ein synthetischer Androide, welche den Menschen bis aufs Haar gleichen.
Das macht die Sache für Cannon aber nun nicht
besser, denn dieses Modell mit Namen Cora war Eigentum von Dylan Bobson, der
nun Cannon auf Schadensersatz von mehr Geld verklagt, als er in den letzten 10
Jahren verdient hatte. Und wenn er das in rund 72 Stunden nicht bezahlt, drohen
Cannon 20 Jahre Arbeitslager.
Für Cannon riecht das geradezu nach Rache, weil er
den Bürgermeister und Spitzenkopf der
Verbrecherorganisation Opus Vulgares, Omaha Kanish, getötet hatte. Doch dessen
Witwe Viola scheint sich an die Absprache mit Cannon zu halten, auch wenn sie
ihn absolut nicht mag.
Also muss sich Cannon wieder einmal alleine auf die
Suche nach brauchbaren Informationen begeben, wer ihn gerade jetzt durch die
Hintertür des Gesetzes kaltstellen will.
Dabei rückt gerade Dylan Bobson selbst immer stärker
in Cannons Visier und es gibt auch wahrlich nicht wenige, die Cannon gerade vor
diesem Mann warnen.
Und als er dann in das schwer bewachte Grundstück
von Bobson eindringt, glaubt Cannon seinen Augen nicht zu trauen. Denn vor ihm
steht die künstlich erschaffene Zofe Caro die wie ein perfektes Duplikat von
Cora aussieht.
Doch der Schock wird noch schlimmer, denn offenbar
ist Cannon damit auch in eine für ihn gestellte Falle gelaufen, denn Dave,
Bobsons Chauffeur und Leibwächter ist selbst ein Android und hatte Cora
vorsätzlich zerstört.
Zwar gelingt es Cannon mit Hilfe des Androiden Caro
den Kopf noch einmal aus der Schlinge des skrupellosen Bobsons zu ziehen. Doch
dieser hatte danach Caro als sein Eigentum auf extrem üble Weise zerstört, weil
sie eben auch auf das empfinden von menschlichen Gefühlen, Angst und Schmerz
programmiert ist.
Da Cannon sich irgendwie in die Androidin verliebt
hatte, schickt Bobson ihm aus purer Rache dessen Einzelteile, wissend das
Cannon ihn angreifen würde. Doch Bobson rechnet nicht damit, das Cannon selbst
in seiner Wut zu einer unbarmherzigen und tödlichen Waffe mutieren kann.
Da helfen dann auch keine Kampfroboter oder die verbliebenen zwei Sirenen als Kopfgeldjägerinnen, die eh noch eine Rechnung mit Cannon offen hatten (siehe hierzu KENT CANNON Band 2: NAIMA).
Allerdings wäre
der Tod für Bobson wohl noch die
wirklich glücklichere Lösung gewesen, denn sein restliches Leben dürfte nun bei
allem Reichtum für ihn nur noch die Hölle sein.
- Kent Cannon
- Titel (Band 3 von 3): Die Zofe vom Hollywood Blvd.
- Autor: Alberto Baraccudas
- Pulp-Reihe: Major Dimes
- ISBN: 979-8290423623
- Print-Ausgabe ca. 44 Seiten
- Independently published/2025
-
Herausgeber: Walter Fröhlich
„Dann zog ich ihr die Decke vom Körper und eine Flut von Panik strömte durch meinen Schädel. Ihr Unterleib war vollkommen zerstört. Wie durch einen Schleier sah ich ihren bestialisch aufgerissenen Bauch, seltsame blutverschmierte Innereien waren aus ihrem Leib gezogen.“ (Kent Cannon: Die Zofe vom Hollywood Blvd./Seite 8)
Mich wundert ehrlich gesagt in
Sachen Science Fiction, mit welchen Ideen man damals bereits in den
südamerikanischen Pulp-Magazinen hantierte. Denn bei den Beschreibungen gerade
der aus synthetischem Fleisch bestehenden Androiden, fallen einem unwillkürlich
die Replikanten aus den Filmen „BLADE RUNNER“ und „BLADE RUNNER 2049“ ein.
Dazu passt dann auch wieder die
perfekte Mischung aus Science Fiction mit eben einem interessanten
Retro-Charme, sowie einem guten Schuss einer Hardboiled-Detektiv-Store.
Aber auch das Gesamtspiel ist
einfach interessant. Denn während in der Regel bei solchen Geschichten
bekannter Weise die Welt eigentlich eher gut erscheint und der Held eben nur
die störenden Bösen beseitigen muss, so kämpft hier mit Kent Cannon eher eine
Art Anti-Held in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Loyalität wie auch
Freundschaft käuflich sind und wo vom einfachen Menschen bis zum höchsten
Politiker einfach fast alles manipulierbar ist.
Aber der Autor Alberto
Baraccudas greift auch hier hintergründig, wie späterhin eben auch die „BLADE
RUNNER“-Filme, die Frage auf, was eigentlich noch typisch menschlich ist, wenn
künstliche produzierte Geschöpfe vom Menschen eigentlich physisch und psychisch
kaum noch zu unterscheiden sind, solange man sie nicht gerade in ihre
Einzelteile zerlegt?
Dass die Pulp-Magazine in
Südamerika nicht den inhaltlichen Beschränkungen der Zensur unterlagen, wie die
Magazine in den USA, zeigt sich auch hier in dieser Storie wieder recht
eindeutig.
Denn hier werden im Finale die
Gegner nicht nur verwundet (oder etwa
direkt getötet), sondern anschließend noch z.B. mit dem Flammenwerfer
langsam und bei vollem Bewusstsein von ihren eigentlich geliebten Extremitäten
getrennt.
Aber auch in Sachen
phantastischer wie bizarrer Einfälle kann hier Alberto Baraccudas durchaus
glänzen. Denn da taucht ein riesiger Kampfroboter mit einem verzerrten
Elefantenkopf ebenso auf, wie ein Kopfgeldjäger mit einem Raketenrucksack oder
aber am Rücken zusammengewachsene siamesische Zwillinge, die ihr eigentlich
körperliches Handicap zu einer tödlichen Waffe umtrainiert haben.
Von daher überraschen mich
solche Ideen in dieser Pulp-Reihe immer wieder, während z.B. im sicherlich
bekannterem deutschen Romanheft die meisten Autorinnen und Autoren oftmals in
den gleichen allgemeinen Topf an Ideen greifen.
© by Konrad Wolfram
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