Gespenster-Krimi 179
Die Töchter des Todes
von Camilla Brandner
Friedhofswärter Scott McLaren kann wahrlich wie sein
Vater und Großvater, welche den gleichen Beruf in Edinburgh (Schottland) auf
dem Friedhof Greyfriars Kirkyard ausgeübt hatten, eine Menge schauriger
Geschichten erzählen.
Von den Toten in ihren finsteren Mausoleen, die zu Lebzeiten wahre Monster in feiner Robe waren. Dem Barghest, einer grausamen geisterhaften Kreatur welche die Gestalt wechseln kann, Grabräuber und Dummköpfe verschlingt, die Nachts auf dem Friedhof umher schleichen, nur um in der Hölle ihre Seelen wieder auszuspeien.
Aber er weiß auch um den Tod mit seiner Sense und
dessen Frau, der Tötin, welche die letzten Hemden derer wäscht, welche sterben
werden, wenn sie diese tragen. Und dann wären da noch Agnes, Aglaia und
Adonira, die drei Töchter des Todes, die auf dem Friedhof als Hüterinnen der
Verstorbenen ihr Werk verrichten.
Als sie aber die verstörte junge Margarete des
Nachts nackt beim Grab ihres verstorbenen Geliebten vorfinden, während sie ein
dunkles Ritual ausführt, um diesen wieder ins Leben zu holen, sind gerade die
Töchter des Todes ihre Rettung. Denn die Magie des dunklen Buches weckt alle
dunklen Geister um sich an lebendigem Fleisch zu laben.
Um sie deshalb vom Friedhof zu entfernen und ihr
Hilfe zukommen zu lassen, legen sie die junge Frau vor der Tür von McLaren ab,
der auch sofort den jungen und eher schüchternen Arzt, Dr. Justin Asher
herbeiholt. Und damit beginnt für Asher erst der verstörende Schrecken. Denn
Agnes, eine der Töchter des Todes hat sich in Asher verliebt.
Manchmal sieht Asher nun die fasst bleiche Schönheit
mit langem schwarzen Haar unter den Trauernden stehen, wenn er dort mittels
eines Herzstich im Auftrag der Angehörigen, die Verstorbenen vor dem Schrecken
eines möglichen Scheintod bewahren soll. Aber er sieht sie auch in seinen
Träumen voller verstörender Erotik und schaurig-morbiden Traumwelten des
Friedhof.
Dies geht so lange, bis Asher die geheimnisvolle
Agnes sogar bittet, ihn zu heiraten. Doch der Tod selbst hat eine Verbindung
zwischen einer seiner Töchter und einem Sterblichen strickt untersagt, weshalb
Agnes Asher eindringlich bittet, den Friedhof schnellstens zu verlassen und nie
wieder zurückzukehren. Denn sie beide seinen schließlich nicht von der gleichen
Art.
Nur einige Zeit später wird allerdings bei Nacht und
Nebel die Leiche einer älteren Frau exhumiert, weil ihre Angehörigen sich
gegenseitig beschuldigten, ein äußerst wertvolles Collier geraubt zu haben,
welches man der Leiche als ihren letzten Willen bei der Bestattung umgelegt
hatte.
Was folgt, als man den Sarg öffnen lässt, ist mehr
als alptraumhaft. Doch es ist der Totengräber Slick Pitjow, der die Gunst der
Stunde nutzt, und nun heimlich den Schmuck der Toten an sich bringt, während er
den Sarg wieder schließen will.
Asher indessen greift zur Flucht vor all diesem
Schrecken aus Edinburgh, dem er als Mann der Wissenschaft eigentlich keinen
glauben schenken wollte. Pitjow allerdings macht in dieser Nacht noch seine
eigene Bekanntschaft mit den Töchtern des Todes.
- Erstveröffentlichung: 16. August 2025
- Autor: Camilla Brandner
-
Ein Einzelroman
„Sie sind die Hüterinnen der Friedhöfe und Gräber und Grüfte, vom prächtigen Mausoleum bis zum armseligsten Erdloch, in dem eine Leiche verscharrt liegt. Darüber wachen sie, und wehe dem, der sich ihnen aus Habgier oder Respektlosigkeit widersetzt!“ (Gespenster-Krimi/Band 179, "Die Töchter des Todes"/Seite 5)
Eines muss man der Autorin
Camilla Brandner im „GESPENSTER-KRIMI 179“ ja lassen. Diesen Roman fängt sie
nämlich gleich mit einer zutiefst schaurigen Atmosphäre an, welches durchaus
Gänsehaut-Potenzial besitzt. Und so ganz nebenbei kriegt der Tod gleich mit der
"Tödin" (die Bezeichnung ist kein Witz) eine Ehefrau verpasst, sowie
weitere drei Töchtern des Todes mit Namen Agnes, Aglaia und Adonira.
Vielleicht mag dies alles
zuerst etwas komisch klingen und mancher Leser fragt sich zu Beginn vielleicht
sogar scherzhaft, ob Familie Tod im Sommer auf dem Friedhof auch zum Grillfest
für die anwesenden Leichen einlädt?
Aber weit gefehlt, denn die
Autorin verpasst jeder dieser Figuren einen recht morbiden bis sogar etwas
verstörenden Hintergrund, welcher noch nicht einmal sofort als Böse oder Gut
definiert werden könnte.
Und dann ist da eben der junge
Arzt Asher, der ins Visier einer der Töchter des Todes gerät, weil sie ihn ganz
für sich besitzen will. Asher wiederum, ein junger Mann der Aufklärung und
Wissenschaft ist daher zu Beginn nur zu leicht ein Opfer dieser Tochter des
Todes, welche er später dann sogar für einen dämonischen Sukkubus hält.
Zwar schwächelt auch hier das
Element der Spannung zwischendurch immer mal wieder. Dafür liest sich der Roman
aber wie ein sehr gelungenes Schauermärchen, mit dem man uns in noch recht
jungen Jahren sicherlich eine heftige Gänsehaut verpasst hätte.
Und um die Schwächen in der
Spannung zusätzlich etwas zu kaschieren, webt ab der zweiten Hälfte die Autorin
dann noch gekonnt einige durchweg verstörende bis leicht eglig-schleimige
Schilderungen finsterster Erotik in die Handlung mit ein, welche einen trotzdem
an die Seiten fesselt.
Aber keine Angst, in Sachen
Erotik/Sex geht die Autorin Camilla Brandner hier in der Handlung sicherlich
noch nicht zu intensiv ins schlüpfrige Detail. Aber es reicht eben doch, um bei
dem eigenen Kopfkino der Leser entsprechende Bilder zu erzeugen und manches
lüstern-dunkle Garn vielleicht sogar weiter zu spinnen.
Insgesamt also doch ein
durchweg gelungener Gruselroman mit jeder Menge finsterer wie alptraumhafter
Atmosphäre, dessen Handlung man nur zu gerne folgt, auch wenn die Spannung halt
mangels Action ein wenig schwächelt.
Das Cover vom "GESPENSTER-KRIMI
179" ist auch recht nett, wobei ich mich nur frage, warum das Skelett offenbar
ein Brautkleid trägt und warum man bei Bastei überhaupt so oft bei Covern auf
hungerleidende Gerippe trifft? Hier hätte ich schon gerne mal etwas mehr Mut
zur dunklen Phantasie.
© by Konrad Wolfram
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