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Dienstag, 19. August 2025

Die Töchter des Todes

Gespenster-Krimi 179

Die Töchter des Todes

von Camilla Brandner

Friedhofswärter Scott McLaren kann wahrlich wie sein Vater und Großvater, welche den gleichen Beruf in Edinburgh (Schottland) auf dem Friedhof Greyfriars Kirkyard ausgeübt hatten, eine Menge schauriger Geschichten erzählen.

Von den Toten in ihren finsteren Mausoleen, die zu Lebzeiten wahre Monster in feiner Robe waren. Dem Barghest, einer grausamen geisterhaften Kreatur welche die Gestalt wechseln kann, Grabräuber und Dummköpfe verschlingt, die Nachts auf dem Friedhof umher schleichen, nur um in der Hölle ihre Seelen wieder auszuspeien.

Aber er weiß auch um den Tod mit seiner Sense und dessen Frau, der Tötin, welche die letzten Hemden derer wäscht, welche sterben werden, wenn sie diese tragen. Und dann wären da noch Agnes, Aglaia und Adonira, die drei Töchter des Todes, die auf dem Friedhof als Hüterinnen der Verstorbenen ihr Werk verrichten.

Als sie aber die verstörte junge Margarete des Nachts nackt beim Grab ihres verstorbenen Geliebten vorfinden, während sie ein dunkles Ritual ausführt, um diesen wieder ins Leben zu holen, sind gerade die Töchter des Todes ihre Rettung. Denn die Magie des dunklen Buches weckt alle dunklen Geister um sich an lebendigem Fleisch zu laben.

Um sie deshalb vom Friedhof zu entfernen und ihr Hilfe zukommen zu lassen, legen sie die junge Frau vor der Tür von McLaren ab, der auch sofort den jungen und eher schüchternen Arzt, Dr. Justin Asher herbeiholt. Und damit beginnt für Asher erst der verstörende Schrecken. Denn Agnes, eine der Töchter des Todes hat sich in Asher verliebt.

Manchmal sieht Asher nun die fasst bleiche Schönheit mit langem schwarzen Haar unter den Trauernden stehen, wenn er dort mittels eines Herzstich im Auftrag der Angehörigen, die Verstorbenen vor dem Schrecken eines möglichen Scheintod bewahren soll. Aber er sieht sie auch in seinen Träumen voller verstörender Erotik und schaurig-morbiden Traumwelten des Friedhof.

Dies geht so lange, bis Asher die geheimnisvolle Agnes sogar bittet, ihn zu heiraten. Doch der Tod selbst hat eine Verbindung zwischen einer seiner Töchter und einem Sterblichen strickt untersagt, weshalb Agnes Asher eindringlich bittet, den Friedhof schnellstens zu verlassen und nie wieder zurückzukehren. Denn sie beide seinen schließlich nicht von der gleichen Art.

Nur einige Zeit später wird allerdings bei Nacht und Nebel die Leiche einer älteren Frau exhumiert, weil ihre Angehörigen sich gegenseitig beschuldigten, ein äußerst wertvolles Collier geraubt zu haben, welches man der Leiche als ihren letzten Willen bei der Bestattung umgelegt hatte.

Was folgt, als man den Sarg öffnen lässt, ist mehr als alptraumhaft. Doch es ist der Totengräber Slick Pitjow, der die Gunst der Stunde nutzt, und nun heimlich den Schmuck der Toten an sich bringt, während er den Sarg wieder schließen will.

Asher indessen greift zur Flucht vor all diesem Schrecken aus Edinburgh, dem er als Mann der Wissenschaft eigentlich keinen glauben schenken wollte. Pitjow allerdings macht in dieser Nacht noch seine eigene Bekanntschaft mit den Töchtern des Todes.

  • Erstveröffentlichung: 16. August 2025
  • Autor: Camilla Brandner
  • Ein Einzelroman
„Sie sind die Hüterinnen der Friedhöfe und Gräber und Grüfte, vom prächtigen Mausoleum bis zum armseligsten Erdloch, in dem eine Leiche verscharrt liegt. Darüber wachen sie, und wehe dem, der sich ihnen aus Habgier oder Respektlosigkeit widersetzt!“ (Gespenster-Krimi/Band 179, "Die Töchter des Todes"/Seite 5)

Eines muss man der Autorin Camilla Brandner im „GESPENSTER-KRIMI 179“ ja lassen. Diesen Roman fängt sie nämlich gleich mit einer zutiefst schaurigen Atmosphäre an, welches durchaus Gänsehaut-Potenzial besitzt. Und so ganz nebenbei kriegt der Tod gleich mit der "Tödin" (die Bezeichnung ist kein Witz) eine Ehefrau verpasst, sowie weitere drei Töchtern des Todes mit Namen Agnes, Aglaia und Adonira.

Vielleicht mag dies alles zuerst etwas komisch klingen und mancher Leser fragt sich zu Beginn vielleicht sogar scherzhaft, ob Familie Tod im Sommer auf dem Friedhof auch zum Grillfest für die anwesenden Leichen einlädt?

Aber weit gefehlt, denn die Autorin verpasst jeder dieser Figuren einen recht morbiden bis sogar etwas verstörenden Hintergrund, welcher noch nicht einmal sofort als Böse oder Gut definiert werden könnte.

Und dann ist da eben der junge Arzt Asher, der ins Visier einer der Töchter des Todes gerät, weil sie ihn ganz für sich besitzen will. Asher wiederum, ein junger Mann der Aufklärung und Wissenschaft ist daher zu Beginn nur zu leicht ein Opfer dieser Tochter des Todes, welche er später dann sogar für einen dämonischen Sukkubus hält.

Zwar schwächelt auch hier das Element der Spannung zwischendurch immer mal wieder. Dafür liest sich der Roman aber wie ein sehr gelungenes Schauermärchen, mit dem man uns in noch recht jungen Jahren sicherlich eine heftige Gänsehaut verpasst hätte.

Und um die Schwächen in der Spannung zusätzlich etwas zu kaschieren, webt ab der zweiten Hälfte die Autorin dann noch gekonnt einige durchweg verstörende bis leicht eglig-schleimige Schilderungen finsterster Erotik in die Handlung mit ein, welche einen trotzdem an die Seiten fesselt.

Aber keine Angst, in Sachen Erotik/Sex geht die Autorin Camilla Brandner hier in der Handlung sicherlich noch nicht zu intensiv ins schlüpfrige Detail. Aber es reicht eben doch, um bei dem eigenen Kopfkino der Leser entsprechende Bilder zu erzeugen und manches lüstern-dunkle Garn vielleicht sogar weiter zu spinnen.

Insgesamt also doch ein durchweg gelungener Gruselroman mit jeder Menge finsterer wie alptraumhafter Atmosphäre, dessen Handlung man nur zu gerne folgt, auch wenn die Spannung halt mangels Action ein wenig schwächelt.

Das Cover vom "GESPENSTER-KRIMI 179" ist auch recht nett, wobei ich mich nur frage, warum das Skelett offenbar ein Brautkleid trägt und warum man bei Bastei überhaupt so oft bei Covern auf hungerleidende Gerippe trifft? Hier hätte ich schon gerne mal etwas mehr Mut zur dunklen Phantasie.

© by Konrad Wolfram  

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