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Donnerstag, 19. Juni 2025

Im Auftrag des Teufels

Im Auftrag des Teufels

von Andrew Neiderman

Kevin Taylor ist ein recht ehrgeiziger, junger Anwalt. Als er jedoch die lesbische Lehrerin Lois Wilson verteidigt, welche sich an einer zehnjährigen Schülerin vergriffen haben soll, sieht dies auch seine Frau Miriam eher mit Sorgen.

Und die sind nicht unbegründet, denn die Kanzlei Boyle, Carlton & Sessler will Kevin am liebsten nach seinem Sieg vor Gericht los werden, statt ihn zum Partner zu machen. 

Denn sein Vorgehen vor Gericht gegenüber der zehnjährigen Schülerin im Zeugenstand wird in der Provinz eben nicht positiv gesehen.

Aber während der Verhandlungen wird Kevin auch recht wohlwollend beobachtet. 

Es ist Paul Scholefield, ein Partner der Kanzlei von John Milton, welche sich in New York City einzig und alleine nur um Strafrechtsfälle kümmert, dies aber mit durchschlagendem Erfolg.

Für Kevin scheint dies ein wahrer Glückstreffer zu sein, denn er erhält jede Menge Geld, ein mietfreies Luxusapartment, einen äußerst charismatischen Boss und offenbar eine Dauerkarte auf Erfolg bei seinen Gerichtsverfahren.

Selbst Miriam scheint begeistert zu sein, auch wenn sie vorher eher den Provinzialismus der Kleinstadt Blithdale liebte.

Doch dann fängt alles an für Kevin seltsam zu werden. Warum lügen Zeugen plötzlich, um ihm vor Gericht bei einem Mordprozess die besseren Karten zuschieben zu können, und warum weiß John Milton alles schon, bevor es überhaupt passiert?

Und so fängt Kevin an das System hinter John Milton zu hinterfragen. Doch auch Privat passieren immer seltsamere Dinge. So glaubt Kevin sich im alkoholisierten Zustand selbst beim Sex mit Miriam beobachten zu können. Andere male berichtet Miriam von ihrem Sexleben mit ihm, an das er sich aber beim besten Willen nicht erinnern kann.

Und warum verhält sich Miriam plötzlich so egoistisch und verbringt die meiste Zeit mit den anderen Frauen seiner Anwaltskollegen? Als dann auch noch Helen Scholefield, welche immer verwirrter erscheint, ihn eindringlich vor Milton und selbst sogar vor ihrem Mann Paul warnen will, verfrachtet man sie kurz darauf in eine Nervenheilanstalt.

In seiner Verzweiflung und weil Miriam ihm gesagt hat, das sie plötzlich wirklich Schwanger ist, wendet er sich an den Staatsanwalt McKensie, der ihn wiederum an den alten Priester und Psychologen Vincent Reuben vermittelt. Denn der hatte sich sehr intensiv mit Fragen des Okkultismus und dem Teufel selbst beschäftigt.

Doch wird dieser Priester ihm wirklich Helfen gegen John Milton, dem Teufel höchstpersönlich, als er ihm als Waffen gegen eine alte Bibel und ein goldenes Kreuz mit einem Doch am unteren Ende aushändigt?

Oder läuft Kevin bereits ohne es zu ahnen in eine perfekt aufgebaute Falle, weil der Teufel ihn schon längst durchschaut hat? 

  • Im Auftrag des Teufels
  • Autor: Andrew Neiderman
  • ISBN: 3-442-43870-5
  • Verlag: Goldmann
  • Deutsche Veröffentlichung: Februar 1998
  • Umschlagfoto: Warner Bros. 1997

"Das gleiche, was Gloria Jaffee passierte, wird mit Miriam geschehen. Ich habe mich diesmal geweigert, daran teilzunehmen, und versuchte, Sie mit meinem Bild zu warnen, aber wenn er sie geschwängert hat, dann ist es zu spät.

Er wird sich von dem nähren, was in ihr ist, ihr das Leben aussaugen - wie ein Vampir, der Blut saugt. Sie müssen einen Weg finden, ihn zu töten. Töten sie ihn", forderte sie ihn auf, die Zähne zusammengebissen, die Hände zu Fäusten geballt.“ (Im Auftrag des Teufels/Seite 212)

Nun kann ich schon eimal vorweg sagen, dass ich den Film „IM AUFTRAG DES TEUFELS“ mit Keanu Reeves und Al Pacino wirklich liebe. Besonders hat es mir da die darstellerisch-intensive Leistung von Al Pacino als Teufel angetan.

Auch den Roman von Anrew Neiderman habe ich schon seit sehr vielen Jahren in meinem Regal stehen, aber bisher nie gelesen gehabt, weil ich ja den Film schon längst kannte. Wie ich jetzt aber feststellen musste, war dies wohl ein grober Fehler.

Denn das der Roman nur eher minimal etwas mit dem Film zu tun hat, wie selbst auf dem Cover des Goldman Taschenbuch hochtrabend mit "Roman zum Film" angekündigt wurde, ahnte ich da noch nicht. Und die Unterschiede zwischen Roman und Film fangen schon bei Kleinigkeiten an und weiten sich dann immer gravierender aus.

So heißt Kevin Lomex (im Film) im Roman Kevin Taylor, seine Frau heißt Miriam und nicht wie im Film Mary Ann Lomex. Die Kanzlei von Milton ist im Roman nicht auf allen gerichtlichen Ebenen aktiv wie im Film (also z.B. Zollrecht usw.).

Eine sehr religiöse Mutter hat Kevin im Roman auch nicht und überhaupt gibt die Handlung im Roman eigentlich nur ein eher fragiles Grundgerüst vor, nach dem dann offenbar ein Drehbuch mit großteils anderer Handlung für den Film geschrieben wurde.

Genau genommen ist die einzig wirklich starke Verbindung zwischen Roman und Film die Figur des Teufels unter dem Namen John Milton und der Bezug zur Rechtssprechung in den USA.

Und selbst Milton kommt im Roman von Neiderman völlig anders rüber und ist mit der Darstellung seitens Al Pacino kaum zu vergleichen. Man kann also mit Recht sagen, dass die Romanvorlage, basierend auf dem gedanklichen Konzept von John Milton und dem Epos "Paradise Lost" sich inhaltlich doch enorm von der Verfilmung unterscheidet.

Damit ist der vorliegende Roman aber durchaus nicht schlechter als die Verfilmung. Denn er ist durchaus sehr interessant und gefällig geschrieben und hat seine sehr eigenen spannenden Momente, auch wenn man hier eben John Milton nur extrem schwer mit der Rolle vergleichen kann, die Al Pacino so genial im Film umzusetzen wusste.

Genau diese doch sehr starken Unterschiede zum Film machen diesen Roman aber dann auch wieder lesenswert. Wer allerdings hier auf mehr Horror und Action hofft, der dürfte beim Roman dann doch eher enttäuscht werden, da der Autor hier durchweg eher mehr auf Atmosphäre und über lange Strecken hinweg doch stärker auf bedrohlich schleichende Zwischentöne setzt.

 © by Konrad Wolfram

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