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Sonntag, 22. Dezember 2024

Blutspur (Teil 1)

Vampira 6

Blutspur (Teil 1)

von Adrian Doyle (Manfred Weinland

Die Halbvampirin Lilith Eden begibt sich zum Versteck der Vampirsippe von Sydney, der nicht bewacht ist, und dringt dort in die unterirdischen Katakomben ein.

In Landrus Kammer entdeckt sie den Schrumpfkopf ihres getöteten Vaters. Danach untersucht sie drei Lederbeutel. Erst bei dem dritten wird sie fündig.

Aus dem Beutel entfaltet sich eine Karte aus Menschenhaut, die mit Blut gezeichnet wurde, die vermutlich einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des Lilienkelch geben könnte.

Bevor sie jedoch die Karte näher untersuchen kann, muss sie sich verstecken, weil plötzlich Landru und Nona auftauchen. Während die beiden es wie die Karnickel treiben, beobachtet Lilith sie beim Liebesspiel.

Schließlich gelingt  ihr die Flucht aus dem Versteck der Vampire, während Landru und Nona es erneut miteinander treiben. Nach dem Liebesspiel ‚entdeckt‘ Landru, dass Lilith im Versteck gewesen ist.

Während Vampira sich bei Duncan Luther ‚ausweint‘, gerät Beth in die Gewalt der Vampirin Hekade. Mit ihrer Geisel im Schlepptau versucht sie Lilith und Duncan zu erpressen. Doch gerade als Hekade Beth töten will verwandelt sich  Lilith in einen Wolf und tötet die Vampirin.

Nach Lillith entdeckt hat, dass Landru nach Indien aufgebrochen ist, beschließt sie dem Vampir dorthin zu folgen.

  • Erschienen am 12. Juli 2011
  • Ein Roman mit Landru und Duncan Luther

Im Gegensatz zu Band 5 konnte sich das Titelbild, das Landru und Nona zeigt, in „BLUTSPUR“ glücklicherweise erheblich steigern. Man kann sich nur wünschen, dass die Serie in Zukunft weitere solche guten Titelbilder erhält.

Der „VAMPIRA“-Roman von MANFRED WEINLAND, der erste Teil einer Trilogie, ist spannend geschrieben und macht Lust auf mehr. Man kann daher nur gespannt sein, welche Abenteuer Lilith und Duncan in Indien erwartet.

Seltsam mutet es jedoch an, dass Lilith ohne Probleme in das Versteck der Vampire gelangt, das noch nicht einmal bewacht ist. Anscheinend wurde die Vampirsippe von Sydney durch Vampira so ausgedünnt, dass die Vampire in Sydney Personalprobleme bekommen haben.

© by Ingo Löchel 

 

Folgender Abschnitt in dem Roman, konnte als neuer Text identifiziert werden (Aus „Blutspur“, Seite 55-58):

„Er versuchte sich zusammenzureißen. Vielleicht brauchte er einfach nur mehr von dem magischen Trank, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Um klare Gedanken fassen und kluge Entscheidungen treffen zu können.

Vielleicht musste er nur genug vom-Lebenssaft anderer in sich aufnehmen,4 um das eigene Dasein wieder ins rechte Lot zu rücken.

Blut...

Er glaubte zu begreifen, dass er das in ihm entbrannte Verlangen nach dem Blut lebender Menschen nicht' nur stillen, sondern auch zügeln lernen musste. Er wollte kein ewig Getriebener sein, der sich von Mahl zu Mahl schleppte und an nichts anderes mehr denken konnte,

Der erste Schritt: Den Durst stillen, saufen bis zum Umfallen. Er kicherte, weil ihn der Vergleich mit den Alkoholexzessen seiner Vergangenheit amüsierte. Der nächste Schritt: Die Sippe meines toten Meisters finden!

Er brauchte einen neuen Herrn. Er brauchte eine Aufgabe, die ihn von der jäh erwachten Sucht ablenkte.

Aber noch war sie stark. Noch beherrschte sie seinen Verstand komplett.

»Aaaaahhh ...«

Der Seufzer verlor sich in den Geräuschen der Nacht. Harps registrierte ihn nicht einmal selbst. 

Sinne, die ihm seit seiner Verwandlung zur Verfügung standen und die unablässig wie Fühler in die Umgebung tasteten, hatten entdeckt, wonach er gierte.

Er torkelte darauf zu.

Licht. Künstliches Licht. Es strömte aus der offenen Tür eines Hinterhofes, an dessen Zugang Harps gerade vorbeistolperte. Dazu gedämpfte Musik, zu der jemand enervierend schief sang.

, Das Gedudel machte Harps aggressiv.

Noch aggressiver, als er es ohnehin schon war.

Er lenkte seine Schritte durch die Einfahrt in den Hof. Im Lampenlicht schwirrten Scharen von Insekten, die ins Innere des Hauses drängten, wo noch mehr Helligkeit lockte. Aber eine Fliegengittertür hielt sie draußen.

Harps hielt kurz inne und sah den Stechmücken zu.

Sein verschüttet geglaubter Sarkas-mus meldete sich und flüsterte ihm ein: Das sind dein? Verwandten, Leroy! Die stehen auf denselben Saft wie du! Sei nett zu ihnen, es ist genug für alle da!

Was sich noch herausstellen musste.

Harps setzte sich wieder in Bewegung, erreichte die Fliegentür und zerrte so ungestüm daran, dass er sie aus den Angeln riss. Sirrend verschwanden die winzigen Blutsauger in der neonerhellten Räumlichkeit einer großen Backstube.

Als Harps ihnen folgte, waren schon die Blicke aller drei Anwesenden auf ihn gerichtet. Der Lärm, mit der er die Tür herausgerissen hatte, war nicht unbemerkt geblieben.

Da standen sie in ihren weißen, ärmellosen T-Shirts, den Leinenhosen und Schürzen: drei Typen, deren Berufswahl sie jetzt in eine missliche Lage bringen sollte. Zur falschen Zeit am falschen Ort war ein weiterer Aspekt der Arschkarte, die sie gezogen hatte.

»Hey, Arschloch! Spinnst du? Die Tür bezahlst du! Wenn du was zu knabbern abstauben willst - vergiss es! Nicht nach dem Auftritt...«

Der größte der Gruppe, wahrscheinlich der Vorarbeiter oder sogar der Besitzer des Ladens, trat Harps wütend entgegen. Im Gehen schnappte er sich ein Tuch von einem der Arbeitstische und wischte sich damit die mehligen, teigverschmierten Hände ab. Eigentlich waren es Pranken, so riesig waren sie. Und offenbar hatten sie vor, zur Abwechslung Fleisch durchzukneten.

Harps kicherte.

»Hör auf, so blöd zu grinsen, Idiot!«, blaffte der Bäcker. An den Kollegen zu seiner Linken gewandt zischte er: »Ruf die Bullen, AI! Sollen ihn gleich einkassieren, damit ich meine Knete kriege!«

AI stakste augenblicklich zu einem Wandtelefon.

Harps hörte auf zu kichern. »Zu knabbern?«, säuselte er. »Aber ich hab eher Durst - wie meine kleinen Freunde da!«

Er zeigte auf eine Stechmücke, die sich auf der Brustpartie des weißen Shirts niedergelassen hatte, das der Wortführer trug.

Der Bäcker blickte an sich hinab, entdeckte das Biest und schlug es mit der flachen Hand tot. Offenbar hatte es ihn bereits durch das Hemd gestochen, denn der Stoff färbte sich rot. Er blickte kurz auf das zermatschte Insekt, dann wischte er sich die Hand an seiner Schürze ab und stürmte Harps entgegen. »Dafür kriegst du was aufs Maul!«

Harps rührte sich nicht von der Stelle. »Ins«, sagte er mit vibrierender Stimme.

»Was?«

»Ich hoffe, ich krieg was ins Maul.«

Der hochgewachsene, muskulöse Marin fühlte sich zweifelsfrei veräppelt - was seine Laune nicht unbedingt hob. »Was jetzt passiert«, keuchte er, »hast du dir selbst zuzuschreiben, Penner!«

Während AI den Hörer abnahm und wählte, schob sich nun auch der dritte Typ aus dem Hintergrund heran.

Fair war das nicht. Aber Harps legte 'auf solche Kinkerlitzchen auch keinen Wert.

Der mutmaßliche Boss des Ladens ließ seine Pranken vorschießen und legte sie wie Schraubstöcke um Harps' Oberarme. Harps lächelte. Er fühlte keinen Schmerz, obwohl sein Gegenüber es darauf anlegte.

»Heul schon mal!«, fauchte der Bäcker. Er war einen guten Kopf größer als Harps.

Aber der schaute ihm ohnehin nicht in die Augen. Sein Blick war auf den . Hals des Mannes gerichtet, wo der Zorn die Ader dick hervortreten ließ.

Statt,einer Antwort schnellte Harps' Schädel vor und biss zu.

Nicht zaghaft, sodass sein Opfer eine Überlebenschance gehabt hätte, sondern mit der Gier eines ausgehungerten Raubtiers.

Seine Zähne gruben sich nicht einfach nur in die verheißungsvoll pochende Ader, sondern auch ins umliegende Gewebe, und im ersten Schritt schloss er die Kiefer komplett, wonach er einen Batzen im Mund hatte, den er aber sofort wieder ausspie.

Danach sprudelte der freigelegte Quell und eine wahre Fontäne ergoss sich über Harps.

Die Augen des Bäckers quollen aus den Höhlen. Synchron dazu lockerte sich der Griff um Harps' Oberarme.

Harps griff nun seinerseits zu, um den Sterbenden daran zu hindern, einfach wegzusacken. Er arrangierte ihn so, dass die Blutfontäne wie ein Wasserspender genau in Richtung seines offenen Mundes sprühte.

Mehr als ein paar Schlucke waren ihm aber nicht vergönnt, weil seine Aktion erstens nicht unbemerkt geblieben war und die Kollegen des Sterbenden zweitens nicht daran dachten, Harps die Tat durchgehen zu lassen.

»Schublade!«, hörte er den Typen am Telefon rufen.

Sein Kollege verstand offenbar, rannte nicht weiter auf Harps zu, sondern drehte ab und riss die Schublade eines der Arbeitstische auf.

Offenbar waren alle Mitarbeiter eingeweiht, was dort zu finden war -für den Fall der Fälle.

Jetzt bin ich der Fall der Fälle, dachte Harps. Er fühlte sich geschmeichelt, während der Sterbende mit leisem Röcheln zu Boden ging und sich sofort eine Blutlache um ihn herum zu bilden begann.

Harps hasste Vergeudung - und um nichts anderes handelte es sich, wenn Blut so sinnlos verschüttet wurde. Aber er würde sich an den anderen gütlich tun.

Der Typ am Telefon haspelte mit überschlagender Stimme Details zu dem Geschehen in der Backstube in die Sprechmuschel, während der andere einen Revolver hervorzerrte und die Mündung auf Harps richtete. »Bleib stehen! Stehen bleiben, sag ich! Das ist 'ne echte Kanone, keine Schreckschuss oder so! Bleib stehen oder du kriegst ein drittes Nasenloch verpasst!«

»Ich hätte es lieber hier ...«Harps zeigte auf seinen Bauch. »Man krepiert jämmerlicher, hab ich mir sagen lassen.« Sein blutverschmierter Mund, die rot glänzende Kinnpartie ... all das verstärkte den wahnsinnigen Eindruck, den seine Worte hinterließen noch. Gleichzeitig machte er keinerlei Anstalten, auf den Bewaffneten zu hören und stehen zu bleiben.

»Knall ihn ab!«, keifte der Typ am Telefon - nachdem er den Hörer wieder auf die Gabel gerammt hatte. Langsam

l/AMPIRA

ging er auf seinen Kollegen zu. »Der ist irre! Der hat Joe abgemurkst, hat ihm die Kehle durchgebissen! Hast du das gesehen?«

AI nickte. Sein Zeigefinger spannte sich um den Abzugshebel. »Zum letzten Mal: Wenn du sterben willst, geh ruhig weiter!«

Harps zeigte immer noch auf seinen Bauch. Und er blieb nicht stehen.

Als er noch drei Schritte von dem Bewaffneten entfernt war, dröhnte ein Schuss durch die Backstube, hallte überlaut von Wänden und Decke wider.

Hinter Harps schlug die Kugel in ein Regal ein.

Harps blickte an sich hinunter. Das Projektil hatte seinen Körper in Höhe des Nabels glatt durchschlagen.

Zu einem weiteren Schuss ließ Harps den Schützen nicht kommen. Sein neues Dasein hatte so viel zu bieten, auch wenn es kein Leben im klassischen Sinn mehr war.

Kraft. Schmerzfreiheit. Und wei-testgehende Unverletzlichkeit...

Seine Hand zuckte vor und legte sich wie ein V um die Kehle des Bewaffneten. Dann schloss er das V. Der Druck zerquetschte den Kehlkopf des Mannes, der reflexartig den Revolver fallen ließ, statt noch einmal abzudrücken. Er japste nach Luft, aber der Weg, der sie in seine Lungen hätte leiten können, war verstopft.

Der Mann erstickte, ging in die Knie, griff sich an den Hals ...

Nummer drei versuchte zu fliehen. Er hatte kapiert, dass hier etwas oberfaul war.

Aber Leroy Harps war nicht nur absolut kompromisslos, sondern auch rasend sehneil. Er holte den Flüchtling ein, bevor er durch die erste Tür war und sich vielleicht.in einen anderen Bereich des Gebäudes hätte absetzen können.

»Hast du den Bullen von mir erzählt?«, fragte er, als er ihn von hinten schnappte und ihm mit den Fingernägeln die Kehle aufschlitzte. »Hast du ihnen auch gesagt, wie durstig ich bin und dass ich doch einfach nur trinken will?«

Der Schrei des Mannes erstarb in einem Gurgeln. Offenbar hatte er das Bewusstsein verloren. Sein Herz schlug aber noch.

Harps wusste, wie flüchtig Leben sein konnte. Und nichts schmeckte scheußlicher als erkaltetes Blut.

Irgendwann ließ er von seinem Opfer ab und vejließ den Schauplatz seiner Gräueltaten.

In der Ferne störte das Wummern von Polizeisirenen die Ruhe des Viertels. Es kam näher. (

Frisch gestärkt verließ Harps den Innenhof und tauchte in eine schmale Nebenstraße ein. Anfangs hinterließen seine Schuhsohlen noch blutige Abdrücke, aber das verlor sich, je weiter er ging - und je mehr er sich seinem Zuhause näherte.

Als er wieder daheim war, schwamm Trish immer noch tot in der Badewanne.

Harps wunderte sich.“

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