Aufgrund des Neustarts der Serie „VAMPIRA“, führte ich im
Jahr 2011 ein Interview mit dem Autor MANFRED WEINLAND, indem ich aber nicht
nur Fragen zur Vampir-Serie, sondern auch zu den Serien „DAMONA KING“, JERRY
COTTON“ und „BAD EARTH“ stellte...
Ingo Löchel: Manfred, warum der Neustart einer Serie, die mit Band 50 in den 1990er Jahren eingestellt und danach mit insgesamt 60 Taschenheften weitergeführt wurde?
Ist das nach - wie lange ist das jetzt her - 12 Jahren nicht ziemlich ungewöhnlich?
Manfred Weinland: Ungewöhnlich vielleicht, aber das muss ja nicht schlecht sein. Und ist es in diesem speziellen Fall auch ganz bestimmt nicht.
Das Vampirthema an sich ist relativ zeitlos, dass jetzt noch ein Boom dazu kommt, schafft eigentlich ideale Voraussetzungen, die Serie einer neuen Lesergeneration vorzustellen und schmackhaft zu machen.
Das hat man offenbar auch bei Bastei so gesehen, und ich
denke, das Risiko für den Verlag bleibt in diesem Fall überschaubar.
Ingo Löchel: Warum wurde nicht eine komplett neue Horror- bzw. Vampir-Serie ins Rennen geschickt?
Manfred Weinland: Das weiß ich nicht, ich sitze ja nicht in den Verlagsgremien, die darüber entscheiden. Als ich die Nachricht bekam, dass Vampira neu aufgelegt werden soll, war ich natürlich erfreut. Und ich denke, dass neben der hoffentlich vorhandenen Textqualität auch wirtschaftliche Faktoren dazu bewogen haben, auf eine bewährte Fledermaus zu setzen.
Neben der günstigen Zweitverwertung vieler Cover beeinflussen
sicher auch die niedrigen Nachdruckhonorare erheblich positiver als das bei neu
geschriebenen und durchgängig neu gefertigten Bildern der Fall wäre. Das sind
schon mal Posten, die im Zweifelsfall über die Fortexistenz einer Serie
entscheiden können. Aber wie gesagt, ich bin da kein Fachmann, das wissen andere
besser.
Ingo Löchel: Wer kam auf die Idee zum Neustart der Serie und wer gab letztendlich grünes Licht für den Neustart von „VAMPIRA“ beim Bastei Verlag?
Manfred
Weinland: Michael Schönenbröcher, mein Redakteur, hat die Serie wohl wieder ins
Spiel gebracht – dann wurde von Chefredaktion und Verlagsleitung entschieden.
Wie das immer so ist – wenn man Glück hat.
Ingo Löchel: Versucht damit der Bastei Verlag nicht mal wieder auf eine momentane Modeerscheinung in Gestalt der Vampirwelle (Vampire Diaries, True Blood etc.) aufzuspringen?
Manfred
Weinland: Wäre das der Fall, gibt es daran ja nichts zu bemängeln. So funktioniert
der Markt nun mal, wo Nachfrage ist, versucht man ein Angebot zu etablieren.
Mit etwas Glück funktioniert das dann.
Ingo Löchel: Wurden die einzelnen Romane der Serie „VAMPIRA“ neu überarbeitet oder ist der Text identisch mit den Romanen aus den 1990er Jahren?
Manfred Weinland: Michael passt die Texte an die aktuelle Rechtschreibung an. Ich versuche Fehler, an die ich mich erinnere oder auf die ich hingewiesen werde, zu beheben.
Darüber hinaus werden allzu kurz geratene Romane von
damals mit ein, zwei Kapiteln erweitert, um ein einheitliches Schriftbild zu
ermöglichen. Für Altfans, die den Neustart noch einmal begleiten, ist es sicher
spaßig, für sich herauszufinden, was wohl neu hinzugekommen ist.
Ingo Löchel: Also, keine Modernisierung der Romane?
Manfred
Weinland: Nein, nicht in der Weise, dass plötzlich Handys, Facebook oder generell
das Internet eine handlungstragende Funktion übernehmen. So ein Schuss
Nostalgie kann ja auch ganz reizvoll sein.
Ingo Löchel: Wie ist die Erscheinungsweise der Serie?
Manfred
Weinland: Alle 14 Tage ein neuer Band.
Ingo Löchel: Ab wann erscheint die Serie?
Manfred
Weinland: Jetzt. Ab 3. Mai.
Ingo Löchel: Wird die neugestartete Serie „VAMPIRA“ neue Titelbilder haben?
Manfred
Weinland: In Ausnahmefällen, Band 5 beispielsweise. Das Cover wurde von
Arndt Drechsler gemalt, ganz speziell für diesen Roman.
Ingo Löchel: Ich habe Dich also richtig verstanden. Es werden keine Titelbilder aus der 1990er-Serie Verwendung finden?
Manfred
Weinland: Doch, aber nur nicht immer in der alten Reihenfolge. Sie werden ergänzt durch
Cover, die zum Roman passen und etwas zeitgemäßer wirken als die Originalcover.
Ingo Löchel: Ansonsten werden für den Neustart von "VAMPIRA" Bilder in der 'Zweitverwertung' Verwendung finden, die bereits für andere Serien genutzt wurden? Wie z. B. das Cover zu Vampira # 1, das ja von Luis Royo stammt, und bereits in der Serie John Sinclair als Titelbild verwendet wurde?
Manfred
Weinland: Ja. Das Cover, das jetzt Band 1 ziert, war im Übrigen auch schon auf dem
finalen VAMPIRA-Heftromanband Nr. 50, nur dass es diesmal sogar umlaufend ist.
Ingo Löchel: Werden Bilder von Luis Royo den Hauptanteil der Titelbilder zu "VAMPIRA" bestreiten oder kommen auch Bilder anderer bekannter Künstler zum Zuge?
Manfred
Weinland: So ist es geplant, vorrangig Royo, bisweilen aber auch andere Künstler,
Fabian Fröhlich beispielsweise, der das Cover zur Band 3 der Neuauflage
beigesteuert hat.
Ingo Löchel: Was wird nach Band 50 passieren? Kommen dann neue Vampira-Romane oder werden danach auch die Romane aus der Taschenheftserie noch einmal neu aufgelegt?
Manfred
Weinland: Die vorhandene Serie umfasst ja nicht 50, wie oft irrtümlich geglaubt,
Romane, sondern insgesamt 110 – die damaligen Taschenhefte mit eingerichtet.
Sie setzten die Handlung nach Heft 50 ja nahtlos fort. Wir werden sehen, wie
der Erfolg ist – es gibt jedenfalls keine generellen Vorbehalte, eine gut
laufende Serie nach Nummer 110 fortzuführen.
Ingo Löchel: Sind überhaupt neue Romane für „VAMPIRA“ geplant?
Manfred
Weinland: 110 Romane bedeuten 4 Jahre Laufzeit – das beantwortet die Frage
eigentlich schon. Zum momentanen Zeitpunkt wird über neue Romane schlichtweg
noch nicht nachgedacht. Das wäre verfrüht.
Ingo Löchel: 1980 gabst Du mit dem Roman „BRODKINS RÜCKKEHR“ Dein Damona King-Debüt, den Du zusammen mit W. K. Giesa verfasst hast. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen. Habt ihr abwechselnd an dem Roman geschrieben?
Manfred
Weinland: Ganz genau. Und zwar jeder immer genau 20 Manuskriptseiten, an die der
andere anschloss. Nur dass wir die Texte noch nicht per Mail hin- und
herflitzen ließen, sondern mit der Post.
Ingo Löchel: Dein erster eigener Damona King-Roman war 1980 „DIE SEELENQUELLE“. Gab es für die Serie ein Konzept und/oder bestimmte Vorgaben für die Serie oder konnte jeder schreiben, was er wollte?
Manfred
Weinland: Es gab das Gerüst, das die Hauptpersonen vorgab, und ein Grobkonzept, was
den Überbau der Serie anging. Ansonsten hatten wir freie Hand.
Ingo Löchel: Warum stiegst Du mit dem Roman „ZUR HÖLLE VERDAMMT“ wieder aus der Serie aus?
Manfred
Weinland: Ehrlich? Keine Ahnung. Ist lange her. Wahrscheinlich fiel das in die Zeit,
als ich überhaupt aufhörte zu schreiben. So zwei, drei Jahre lang. Dann kehrte
ich mit neuer Lust und Volldampf zurück. Manchmal tut eine Auszeit ja auch ganz
gut, denn im Anschluss folgte die Mitarbeit an Jerry Cotton und die Chance,
Vampira federführend ein Gesicht zu verleihen.
Ingo Löchel: Was kam nach „DAMONA KING“? Die Serie „PROFESSOR ZAMORRA“ oder „JERRY COTTAN“?
Manfred
Weinland: Ich glaube, Zamorra lief parallel. Ebenso wie Gespenster Krimi. Jerry
Cotton war nach meiner „Kreativpause.“ Der erste Band dazu gefiel damals so
gut, dass mich Rainer Delfs und Joachim Honnef (der zuständige Außenlektor) ins
Cotton-Boot holten, über Trucker King bekam ich dann Kontakt zu Michael Schönenbröcher,
dann kam Dino-Land… und danach das Vampira-Angebot.
Ingo Löchel: Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Jerry Cotton erinnern? Wann erschien er?
Manfred
Weinland: Aber ja. Unvergesslich. Schon die Umstände. Ich fragte kühn im Verlag
nach, ob ich mich mal an einem Cotton-Manuskript versuchen dürfe, bekam grünes
Licht, schickte den Roman ein… und saß auf glühenden Kohlen. Insgeheim rechnete
ich mit einer herben Abfuhr.
Das Gegenteil war der Fall. Rainer Delfs lud mich in den
Verlag ein und bot mir an, drei von vier Heften in jedem Monat zu beizusteuern.
Ich fiel fast vom Glauben ab, war aber natürlich gebauchpinselt. Wir einigten
uns dann auf das Machbare, ein Schreibroboter war ich nie. Es wurde eine
fantastische Zeit.
Ingo Löchel: Von wann bis wann schriebst Du an der Krimi-Serie mit?
Manfred
Weinland: Zwischen 1991 und 1994. Zwei weitere dann in späteren Jahren noch „aus
Spaß an der Freud“ zusammen mit meinem Freund Timmy Stahl.
Ingo Löchel: Wie viele Cotton-Romane hast Du geschrieben? Kannst Du Dich noch an einige Titel erinnern?
Manfred Weinland: Ich weiß noch alle. Insgesamt waren es 25.
- 1771 Der lebende Tod
- 1784 Der Klub der toten Killer
- 1797 Mary-Anns Flirt mit dem Tod
- 1801 Die Clique der Selbstmörder
- 1809 Die Mörder von der Schönheitsfarm
- 1811 Ich stoppte seinen Amoklauf
- 1815 Wir jagten den Vier-Finger-Mann
- 1824 Die Henkerin von New York
- 1831 Ich und die lebende Bombe
- 1834 In meinem Bett lag eine Tote
- 1837 Der Mörder mit dem Puppentick
- 1842 Ein Callgirl gab den heißen Tip
- 1848 Er drohte uns mit Dynamit
- 1851 Ich und die tödlichen Drei
- 1856 Die Halloween-Hexe
- 1864 Der Todeskuß des Schwarzen Witwe
- 1868 Der Raub der schönen Helena
- 1871 Ich und der tiefgefrorene Tod
- 1880 Wir und der Vollmond-Mörder
- 1894 Ich und die teuflische Witwe
- 1895 Die letzten Tage von New York
- 1910 Der Mann, der mich vernichten wollte
- 1930 Der Todesengel von Chinatown
- 2336 Das Bordell der Mafia (zusammen mit Timothy Stahl)
-
Taschenbuch 1/2002 Die Rückkehr der alten Bosse (zusammen mit Timothy Stahl)
Ingo Löchel: Kam nach "Jerry Cotton" die Arbeit an der Ren Dhark - Buchserie? Wie kam es dazu?
Manfred Weinland: Vermittelt hat das Horst Herrmann von Allwörden. Ich kannte Hansjoachim Bernt damals noch nicht. Er stellte den Kontakt zu ihm her. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander. Und so kam es, dass ich anfing, die tolle Brand-Serie ins Hardcover zu übertragen.
Es war eine heillose Arbeit, aber auch ungemein spannend.
Wie es immer so ist, den einen gefiel die Überarbeitung, anderen – sogenannten
Hardcore-Fans – eher nicht. Ich würde heute aber auch ehrlich gesagt anders an
so eine Aufgabe herangehen und nicht so rigide zusammenkürzen.
Ingo Löchel: Die Serie "BAD EARTH“ erschien von 2003 bis 2004 im Bastei Verlag. Wie kam es zur Entstehung der Heftromanserie?
Manfred Weinland: Darüber wurde ja schon viel geschrieben. Anlässlich eines Telefonats mit Peter Thannisch, der damals auf dem Sprung zum Cheflektor war und der unlängst mit seinem „Winnetou unter Werwölfen“ für Furore sorgte, warf ich in die Runde: ‚Schade, dass ihr keine SF-Serie mehr macht.‘
Darauf er: ‚Wer sagt das? Hast du eine Idee.‘ Hatte ich.
Na ja, noch nicht gleich, aber in den folgenden zwei Tagen (Wochenende)
entwickelte ich das Grobkonzept von Bad Earth, schickte es ihm – und hatte
schon zwei, drei Tage später den Zuschlag. ‚Das machen wir!‘ – Ehrlich gesagt
war niemand überraschter als ich.
Ingo Löchel: Nach der Einstellung hat „BAD EARTH“ eine neue Heimat beim Zaubermond Verlag gefunden, wo die Serie nun im Buchformat fortgesetzt wird. Was ist der Unterschied zwischen der Bad Earth-Heftromanserie und der Bad Earth-Buchserie, sieht man vom Seitenumfang ab?
Manfred
Weinland: Die Story-Anlage ist nicht mehr so weitschweifig. Mit 4 Büchern pro Jahr,
die im Idealfall auch einen abgeschlossenen Themenkomplex bieten sollen, muss
man sich auf das Wichtigste bescheiden. Und, na ja, im Gegensatz zur Heftserie
steuere ich hier den Löwenanteil an Romanen selbst bei.
Ingo Löchel: Insgesamt sind bisher 25 Bücher von "BAD EARTH" beim Zaubermond Verlag erschienen. Was ist Deiner Meinung nach der Grund für den Erfolg der Bad Earth-Buchserie?
Manfred Weinland: Die Heftserie hat eine Fan-Base geschaffen, die ungeheuer treu ist. Ich versuche, das mit guten Romanen, guten Stoffen zurückzuzahlen.
Ingo Löchel: Manfred, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
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