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Montag, 23. Dezember 2024

Der steinerne Gott

Dorian Hunter 102

Der steinerne Gott

von Ernst Vlcek

Hunter und Unga sind in Island angekommen und machen sich auf den Weg zum Treffpunkt mit Magnus Gunnarsson. 

Da ihr Fahrer unter einem dämonischen Einfluss steht, kommt es zu einem Unfall, aber Gunnarsson findet sie und fährt mit ihnen zum Zielort.

Begleitet wird er von ein paar künstlich erschaffenen Menschen, die noch aus der Kolonie stammen. 

Das führt zu einigen Fragen, und Gunnarsson erklärt sich bereit, nun alle Karten offen auf den Tisch zu legen.

So berichtet er, dass er auf der Suche nach einem verborgenen, einer Sage entsprungenen Tal den Tempel des Hermes und einige seiner Hinterlassenschaften fand, deren magischen Kräfte er anzuwenden lernte.

Da Hermes ihn gewähren ließ, betrachtete er die Funde als sein Vermächtnis, wagte es aber noch nicht, den Tempel zu betreten. Erst jetzt, da es zwei weitere Auserwählte gibt, glaubt er, dass es an der Zeit für eine Entscheidung ist.

Die drei Anwärter erreichen den Tempel und müssen dort diverse Prüfungen bestehen, worauf Hunter im Inneren zunächst seinem Doppelgänger und schließlich Grettir, dem Hüter der Macht des Hermes Trismegistos begegnet, der wie seine Vorgänger auf einen würdigen Nachfolger wartet.

Als Hunter klar wird, dass diese Macht bedeutet, eine Ewigkeit im Tempel gefangen zu sein, während sein Doppelgänger ihn vertritt, lehnt er das Erbe ab und will es an Gunnarsson übergeben, der es zwar annimmt, aber auch den Ys - Spiegel fordert, was Hunters Tod zur Folge haben könnte.

Als er ihn dennoch übergibt, wird Gunnarsson von der geballten Macht des Spiegels getötet. Hunter schlägt Unga als Erben vor, dieser hat den Tempel jedoch längst verlassen und Hunter für das Amt vorgeschlagen.

Coco erreicht derweil das Gehöft Gunnarssons, wo sie auf Don Chapman und Dula trifft, die sich hier niedergelassen haben. Auch Hunters Doppelgänger taucht dort auf und gibt sich als Dämonenkiller aus. Anhand des fehlenden Hexenmals erkennt Coco aber schließlich, dass sie es nicht mit dem echten Hunter zu tun hat und ersticht den Doppelgänger.

Grettir zeigt dem echten Hunter die Tat und lässt ihn in dem Glauben, dass Coco ihn getötet hat. Er erklärt ihm noch, dass Unga ab sofort als sein Diener und verlängerter Arm fungiert, dann zieht er sich zurück.

Hunter nimmt den Spiegel wieder an sich und kann damit Kontakt zur Außenwelt aufnehmen, allerdings ist dieser zeitversetzt, was die rätselhaften Anrufe aus der Zukunft erklärt. Hunter wird klar, dass er erreicht hat, was er wollte: Er ist der Erbe des Hermes Trismegistos.

  • Erschienen am 26. Juli 2022
  • Erstveröffentlichung am 13. Juli 1976 als „Dämonenkiller Band 99“
  • Titelbild: Mark Freier

Mit diesem Band endet nun also der Zyklus um Hermes Trismegistos, der mit Band 79 begann und somit den bislang umfangreichsten Zyklus darstellt. Selbst, wenn man jene Romane, die entweder gar keinen oder nur einen geringen Bezug zu diesem Thema hatten, außeracht lässt, bleibt unterm Strich doch ein recht gewaltiges Konstrukt, welches zwar mit diesem Band zu einem konsequenten und durchaus annehmbaren Ende gebracht wird, sich vom Handlungsverlauf her aber insgesamt nicht immer als stimmig und homogen erwiesen hat.

Da wäre etwa die Frage nach dem Sinn der Mumienhatz und dem unmittelbaren Eingreifen des Hermes in das Geschehen zu Anfang des Zyklus, wenn man es im Kontext mit den hier gemachten Aussagen über das Amt der “Erben der Macht” sieht, welche diesen Posten schon seit Ewigkeiten bekleiden.

Zwar widerspricht das den diversen Auftritten und Botschaften des Hermes nicht unbedingt, es beschleicht einen aber doch der Verdacht, dass die Lösung mit den einsam im Tempel agierenden Vertretern der Macht nicht von Anfang an geplant war.

Oder die Tatsache, dass der ganze Wettstreit um das Erbe des Hermes zunächst einmal nur auf den Spekulationen Gunnarssons beruht, der wiederum nach den Aussagen Grettirs im Grunde auch einfach in den Tempel hätte spazieren und die Prüfungen ablegen können, wie seine Vorgänger, anstatt ewig lange auf zwei Kontrahenten zu warten. 

Dass man hier die künstlichen Menschen wieder aufwärmt, ergibt im Grunde auch keinen rechten Sinn. Streng genommen dienen sie dem Autor nur als Kanonenfutter im Tempel, damit die Prüfungen nicht allzu ungefährlich erscheinen. Fast könnte man vermuten, dass Vlcek das Thema mit den Kolonisten hier nochmal aufgreifen wollte, nachdem ihm klar wurde, dass er diesen großangelegten Plan Gunnarssons völlig unter den Tisch hatte fallen lassen.

Überhaupt hat man hier des öfteren den Eindruck, dass doch so einiges im Nachhinein konstruiert werden musste, um wirklich alle Rätsel zu lösen und alle Fragen zu beantworten. So auch das Rätsel um die Prophezeiung Phillips und des Faustus - Geistes, dass Coco Hunter tötet.

Dass es in diesem Roman dazu kommen muss, wird wohl selbst der unaufmerksamste Leser spätestens erkannt haben, als Hunters Doppelgänger vor den Toren des Gehöfts auftaucht.

Dass Coco dann nicht imstande ist, den Doppelgänger sofort zu entlarven, obwohl dieser sich recht auffällig und selbst für die Verhältnisse eines Dämonenkillers rücksichtslos und brutal verhält, ist eine Sache.

Dass sie ihn dann aber sofort eiskalt ersticht, ihn regelrecht abschlachtet, statt ihn zur Rede zu stellen, scheint hier einzig und allein dem Umstand geschuldet, die Prophezeiung erfüllen zu müssen, die nun mal besagt, dass sie Hunter tötet. Mit der korrekten Darstellung der Figur Coco Zamis hat das allerdings nicht mehr sehr viel zu tun.

Immerhin wird das Duell zwischen Hunter und Gunnarsson recht spannend geschildert, auch wenn man natürlich längst ahnt, dass der Isländer diesen Zyklus nicht überleben wird. Dass sich hingegen sein geheimnisvolles Getue letztlich als reine Maskerade und er selbst sich als skrupellos und machtgeil herausstellt, überrascht den Leser dann nicht weiter, da man das schließlich auch von anderen Figuren kennt.

So sondert auch Luguri hier natürlich wieder sein übliches Geprahle ab und fällt dann ebenso wie die normalsterblichen Figuren auf den Doppelgänger des Dämonenkillers herein. Aber ergreift er dann die Gelegenheit, Hunter nun endlich auszuschalten, da er scheinbar den mächtigen Spiegel abgelegt hat?

Nein, das tut er natürlich nicht, stattdessen ersinnt wieder einen komplizierten Plan, bei dem er Coco und das Kind einbezieht.

Immerhin werden die rätselhaften Anrufe des zukünftigen Dorian Hunter zu verschiedenen Zeitpunkten hier wirklich schlüssig und logisch erklärt und in die Handlung eingeflochten, wobei auch nicht der Eindruck eines nachträglichen Konstrukts entsteht.

Alles in allem erleben wir hier aber ein doch eher durchwachsenes Finale eines doch eher durchwachsenen Zyklus, der über weite Strecken einfach zu sehr gestreckt und aufgeblasen erschien, auch wenn das Ende immerhin ein sehr konsequentes ist.

© by Stefan Robijn

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