Schaurige Weihnachten
Klassische Horror- und Geistergeschichten
Um es hier gleich vorweg zu sagen, handelt es sich
hier um ein kleines, aber hochwertig aufgemachtes Büchlein mit eher klassischen
Spuk- und Schauergeschichten, wie man sie sich nur zu gerne im viktorianischen
England zum Weihnachtsfest vor dem Kaminfeuer erzählt hatte.
Ohne solche Geschichten war ein umfassendes
Weihachtsfest eigentlich zu dieser Zeit in England wohl undenkbar gewesen.
Und es hatte auch durchaus gepasst, denn die Dunkelheit kam stets früh übers Land, das Wetter war auch nicht gerade berauschend und der Wind konnte im Winter auch recht schauerlich um die Häuser heulen.
Aber auch in unseren Breiten war das schauerliche
nicht unbedingt weit weg wenn die Feiertage langsam näher rückten. Denn
Dunkelheit, Winter und Kälte lassen sich nur zu gut mit Dämonen und den
Geistern der Verstorbenen verbinden.
Und bevor bei uns der Santa Claus seitens der
Werbung von Coca Cola ins Haus schneite, kam bei uns ja der Nikolaus, der aber
auch einen recht finsteren wie gehörnten Gesellen im Schlepptau für die bösen
Kinder hatte. Bei uns nannte man ihn meist Knecht Ruprecht oder an anderen
Orten der Welt auch den Krampus. Und mit dem war halt auch nicht gut Kirschen
essen.
Doch kommen wir hier nun kurz zu den insgesamt
sieben düsteren Geschichten zur Weihnachtszeit nach einem Vorwort seitens
Jochen Veit, welcher uns dieses handliche Hardcover auch zusammengestellt hat.
Die Geisterkutsche (von Amelia B. Edwards)
Wenn man bei der
Moorhuhn-Jagdsaison die Zeit vergisst, so kann man in der Nacht eventuell
seltsame Menschen treffen, aber auch auf eine Mitfahrgelegenheit, dessen andere
Insassen ihr Ziel eher im Jenseits haben dürften.
Der Captain der Pole Star (Sir Arthur Conan Doyle)
Wenn ein Wahlfänger inmitten
des Polarmeeres im Eis gestrandet ist, so wird dieser Umstand auch nicht
weniger finster, wenn der Kapitän Todessehnsucht verspührt und nach seiner
geisterhaften Liebe Ausschau hält.
Das alte Portrait (Hume Nisbet)
Das Gemälde ist alles andere
als schön, doch dann stellt man fest, dass sich darunter ein weiteres Gemälde
einer schönen wie düsteren Frau befindet, welches man aber besser nicht wieder
zum Vorschein holen sollte.
Das Blaue Zimmer (Lettice Galbraith)
Fasst wäre der jungen Frau ihr
Mut zum Verhängnis geworden, weil sie aufgrund einer Wette in einem
spukbeladenen Zimmer nächtigen will, welches weibliche Personen jedoch bisher
eher nicht lebend verlassen konnten.
Das Omen des Schattens (Edith Nesbit)
Seit langen Jahren scheint eine finstere Macht nach dem Leben einer ganzen Familie zu trachten, die man nur fasst sehen und dessen dunkle Aura man nur fasst spüren kann, bevor diese sich wieder in den düsteren Schatten versteckt.Der Seesack (Algernon Blackwood)
Wenn man sich einen Seesack
ausleiht, um diesen für den Urlaub zu packen, so sollte man darauf achten, dass
dieser vorher keinem Mörder gehört hatte, der darin seine zerstückelten Leichen
zu transportieren pflegte.
Wer zuletzt lacht (D. H. Lawrence)
In einer Weihnachtsnacht kommt
ein junger Polizist mit einem recht seltsam-fröhlichen Paar in einem Stadtteil
von London zusammen, welches nicht nur recht seltsam erscheint, sondern dessen
wahnsinniges Lachen auch nichts Gutes bringen wird.
- Schaurige Weihnachten
- Klassische Horror- und Geistergeschichten
- Hardcover/Verlag Anaconda
- Erscheinungsjahr 2024
- ISBN: 978-3-7306-1404-4
- Geschichten von Ende des 19. & Anfang des 20. Jahrhundert
- Ausgewählt von Jochen Veit
-
Neue Übersetzung durch Heike Holtsch, Jochen Veit &
Marion Herbert
Nun, ein Sir Arthur Conan Doyle
dürfte schon aufgrund seiner Romane zum Meisterdetektiv Sherlock Holmes oder
auch "Die vergessene Welt" bekannt sein und 1880 reiste er sogar
selbst auf dem Walfänger "Hope" als Schiffsarzt in die Arktis.
Und auch der damalige englische
Autor, Theosph und Esoteriker Algernon Blackwood erschließt sich nunmehr
langsam einen immer größeren Bekanntheitsgrad unter der deutschen Leserschaft,
wenn es um klassische Schauergeschichten geht.
Andere Autorinnen und Autoren
dürften allerdings im deutschsprachigen Raum auch weiterhin im Genre wohl noch
eher unbekannt sein. Die jüngste Geschichte stammt hierbei denn wohl auch aus
dem Jahre 1864 und die älteste dann aus dem Jahre 1925.
Alle Geschichten kann man
indessen sicherlich problemlos unter dem Oberbegriff Schauergeschichten
zusammenfassen, denn als "Horror" würde man sie wohl teilweise eher
kaum noch klassifizieren können.
Besonders hervorstechend waren
für mich hierbei aber die vorletzten beiden Geschichten wie „DAS OMEN DES
SCHATTEN“ und „DER SEESACK“, da sie bei mir persönlich den größten Eindruck in
Sachen düstere Atmosphäre gleich nach „DIE GEISTERKUTSCHE“ hinterlassen
konnten.
Die Geschichte „WER ZULETZT
LACHT“ hinterließ bei mir hingegen eher einen verstörenden Eindruck. Gleicht
der eigentliche Verlauf der Geschichte doch eher einem etwas wirren Albtraum
ohne dass man nun wirklich einen logisch nachvollziehbaren Handlungsbogen
festmachen könnte. Bizarr also, auch durchaus schaurig, aber eben doch
irgendwie auch seltsam verstörend.
Aber auch die anderen
Geschichten können natürlich mit einer interessanten Handlung bis hin zu einem
spannenden Aufbau aufwarten. In Sachen Gänsehaut oder einem richtig schaurigen
Flair sind sie allerdings irgendwie nicht immer gut gealtert.
© by Konrad Wolfram
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