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Montag, 23. Dezember 2024

Schaurige Weihnachten

Schaurige Weihnachten

Klassische Horror- und Geistergeschichten

Um es hier gleich vorweg zu sagen, handelt es sich hier um ein kleines, aber hochwertig aufgemachtes Büchlein mit eher klassischen Spuk- und Schauergeschichten, wie man sie sich nur zu gerne im viktorianischen England zum Weihnachtsfest vor dem Kaminfeuer erzählt hatte.

Ohne solche Geschichten war ein umfassendes Weihachtsfest eigentlich zu dieser Zeit in England wohl undenkbar gewesen.

Und es hatte auch durchaus gepasst, denn die Dunkelheit kam stets früh übers Land, das Wetter war auch nicht gerade berauschend und der  Wind konnte im Winter auch recht schauerlich um die Häuser heulen.

Aber auch in unseren Breiten war das schauerliche nicht unbedingt weit weg wenn die Feiertage langsam näher rückten. Denn Dunkelheit, Winter und Kälte lassen sich nur zu gut mit Dämonen und den Geistern der Verstorbenen verbinden.

Und bevor bei uns der Santa Claus seitens der Werbung von Coca Cola ins Haus schneite, kam bei uns ja der Nikolaus, der aber auch einen recht finsteren wie gehörnten Gesellen im Schlepptau für die bösen Kinder hatte. Bei uns nannte man ihn meist Knecht Ruprecht oder an anderen Orten der Welt auch den Krampus. Und mit dem war halt auch nicht gut Kirschen essen.

Doch kommen wir hier nun kurz zu den insgesamt sieben düsteren Geschichten zur Weihnachtszeit nach einem Vorwort seitens Jochen Veit, welcher uns dieses handliche Hardcover auch zusammengestellt hat.

Die Geisterkutsche (von Amelia B. Edwards)

Wenn man bei der Moorhuhn-Jagdsaison die Zeit vergisst, so kann man in der Nacht eventuell seltsame Menschen treffen, aber auch auf eine Mitfahrgelegenheit, dessen andere Insassen ihr Ziel eher im Jenseits haben dürften.

Der Captain der Pole Star (Sir Arthur Conan Doyle)

Wenn ein Wahlfänger inmitten des Polarmeeres im Eis gestrandet ist, so wird dieser Umstand auch nicht weniger finster, wenn der Kapitän Todessehnsucht verspührt und nach seiner geisterhaften Liebe Ausschau hält.

Das alte Portrait (Hume Nisbet)

Das Gemälde ist alles andere als schön, doch dann stellt man fest, dass sich darunter ein weiteres Gemälde einer schönen wie düsteren Frau befindet, welches man aber besser nicht wieder zum Vorschein holen sollte.

Das Blaue Zimmer (Lettice Galbraith)

Fasst wäre der jungen Frau ihr Mut zum Verhängnis geworden, weil sie aufgrund einer Wette in einem spukbeladenen Zimmer nächtigen will, welches weibliche Personen jedoch bisher eher nicht lebend verlassen konnten.

Das Omen des Schattens (Edith Nesbit)

Seit langen Jahren scheint eine finstere Macht nach dem Leben einer ganzen Familie zu trachten, die man nur fasst sehen und dessen dunkle Aura man nur fasst spüren kann, bevor diese sich wieder in den düsteren Schatten versteckt.

Der Seesack (Algernon Blackwood)

Wenn man sich einen Seesack ausleiht, um diesen für den Urlaub zu packen, so sollte man darauf achten, dass dieser vorher keinem Mörder gehört hatte, der darin seine zerstückelten Leichen zu transportieren pflegte.

Wer zuletzt  lacht (D. H. Lawrence)

In einer Weihnachtsnacht kommt ein junger Polizist mit einem recht seltsam-fröhlichen Paar in einem Stadtteil von London zusammen, welches nicht nur recht seltsam erscheint, sondern dessen wahnsinniges Lachen auch nichts Gutes bringen wird.

  • Schaurige Weihnachten
  • Klassische Horror- und Geistergeschichten
  • Hardcover/Verlag Anaconda
  • Erscheinungsjahr 2024
  • ISBN: 978-3-7306-1404-4
  • Geschichten von Ende des 19. & Anfang des 20. Jahrhundert
  • Ausgewählt von Jochen Veit
  • Neue Übersetzung durch Heike Holtsch, Jochen Veit & Marion Herbert

Nun, ein Sir Arthur Conan Doyle dürfte schon aufgrund seiner Romane zum Meisterdetektiv Sherlock Holmes oder auch "Die vergessene Welt" bekannt sein und 1880 reiste er sogar selbst auf dem Walfänger "Hope" als Schiffsarzt in die Arktis.

Und auch der damalige englische Autor, Theosph und Esoteriker Algernon Blackwood erschließt sich nunmehr langsam einen immer größeren Bekanntheitsgrad unter der deutschen Leserschaft, wenn es um klassische Schauergeschichten geht.

Andere Autorinnen und Autoren dürften allerdings im deutschsprachigen Raum auch weiterhin im Genre wohl noch eher unbekannt sein. Die jüngste Geschichte stammt hierbei denn wohl auch aus dem Jahre 1864 und die älteste dann aus dem Jahre 1925.

Alle Geschichten kann man indessen sicherlich problemlos unter dem Oberbegriff Schauergeschichten zusammenfassen, denn als "Horror" würde man sie wohl teilweise eher kaum noch klassifizieren können.

Besonders hervorstechend waren für mich hierbei aber die vorletzten beiden Geschichten wie „DAS OMEN DES SCHATTEN“ und „DER SEESACK“, da sie bei mir persönlich den größten Eindruck in Sachen düstere Atmosphäre gleich nach „DIE GEISTERKUTSCHE“ hinterlassen konnten.

Die Geschichte „WER ZULETZT LACHT“ hinterließ bei mir hingegen eher einen verstörenden Eindruck. Gleicht der eigentliche Verlauf der Geschichte doch eher einem etwas wirren Albtraum ohne dass man nun wirklich einen logisch nachvollziehbaren Handlungsbogen festmachen könnte. Bizarr also, auch durchaus schaurig, aber eben doch irgendwie auch seltsam verstörend.

Aber auch die anderen Geschichten können natürlich mit einer interessanten Handlung bis hin zu einem spannenden Aufbau aufwarten. In Sachen Gänsehaut oder einem richtig schaurigen Flair sind sie allerdings irgendwie nicht immer gut gealtert.

 © by Konrad Wolfram 

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