Translate

Freitag, 10. Dezember 2021

Zum 70. Todestag - Algernon Blackwood


ALGERNON (Henry) BLACKWOOD wurde am 14. März 1869 in Shooter’s Hill (heute ein Teil von London, aber damals zur Grafschaft Kent gehörend), England, geboren.

Seine Eltern, Sir Stevenson Arthur Blackwood und Sydney, der Herzogin von Manchester, gehörten einer streng gläubigen calvinistischen Splittergruppe an, dadurch blieb ihnen ihr aufgeschlossener und kritischer Sohn zeitlebens fremd. 

Nach der Erziehung auf diversen Privatschulen, entschied sich Blackwood dazu, Psychiater zu werden, und begann 1885 sein Studium in Königsfeld  (damals zu Österreich-Ungarn gehörend).

Während dieser Zeit kam er mit der Theosophie der Helena Petrovna Blavatsky in Berührung. 

1886 wechselte er an das Wellington College in Crowthorne, England, das er ein Jahr später mit dem "Bachelor of Medicine" abschloss.

Während seiner Zeit am College hatte Blackwood in Kent die Sagen und Mythen seiner Heimat studiert und sich mit den Lehren der klassischen Okkultisten und Kabbalisten vertraut gemacht.

1888 zog Blackwood in die Schweiz, dann nach Kanada. Danach begann er ein weiteres Studium, diesmal an der Universität in Edinburgh, das er aber mangels Interesse 1890 abbrach.

Ungefähr in dieser Zeit trat er der "Theosophischen Gesellschaft" bei. Im Mai 1890 reiste er nach Kanada zurück und versuchte sich dort als Farmer und als Hotelier, was jedoch erfolglos blieb.

Am 16. Februar 1891 war Blackwood neben Emily Stowe, Augusta Stowe-Gullen und Albert Smythe in Toronto Mitbegründer der ersten theosophischen Loge in Kanada. Um das Jahr 1893 ging er nach New York und arbeitete dort als Journalist für die "Evening Sun" und die "New York Times". 

1899 kehrte er nach England zurück und begann mit dem Scheiben übersinnlicher Kurzgeschichten, die von H. P. Lovecraft sehr geschätzt wurden.

"Algernon Blackwood ist der absolute und unbestrittene Meister der unheimlich-übernatürlichen Atmosphäre, und seine Werke rufen die ehrfürchtige Überzeugung hervor, dass wir von fremdartigen spirituellen Sphären oder Wesen umgeben sind." (1)

Darunter auch die Erzählungen mit der Figur des Shorthouse, der verschiedene unheimliche Abenteuer in Blackwoods Geschichten erlebt. 

1900 trat Blackwood dem "HERMETIC ORDER OF THE GOLDEN DAWN" bei, zu deren Mitglieder unter anderem auch WILLIAM BUTER YEATS, FLORENCE FARR, ARTHUR MACHEN, BRAM STOKER und ALEISTER CROWLEY zählten. 

1906 erschien mit "THE EMPTY HOUSE AND OTHER GHOST STORIES" seine erste Anthologie. Ein Jahr später  folgte "THE LISTENER AND OTHER STORIES". 

Blackwood gehörte als Autor zu den Pionieren der unheimlichen Literatur, die eine "psychologische" Sicht auf die Welt des Okkulten warfen. 

Diese Autoren vertraten die Hypothese, dass Geister – sollte es sie denn wirklich geben – nicht einfach nur "sind", sondern Ausgeburten der menschlichen Psyche sein könnten. 

Dies spiegelt sich vor allem in der Figur des DR. JOHN SILENCE wieder, dessen Abenteuer in der Storysammlung "JOHN SILENCE, PHYSICAN EXTRAORDINARY" im Jahr 1908 komplett veröffentlicht wurden.

„Besser als alle anderen Autoren begreift er, wie sehr manche sensiblen Gemüter ständig im Grenzland des Traums weilen und wie verhältnismäßig klein der Unterschied ist zwischen denjenigen Bildern, die von realen Gegenständen ausgelöst werden, und jenen, die durch das Spiel der Einbildungskraft entstehen.“ (2)

In rascher Folge veröffentlichte Blackwood weitere Sammlungen mit Kurzgeschichten und Erzählungen, die sich mit dem Okkulten und Übersinnlichen beschäftigten. 

Auch hier konnte er auf persönliche Kenntnisse zurückgreifen. Denn Blackwood gab an selber Geistererscheinungen gesehen zu haben und dies in seinen Geschichten umzusetzen. 

1909 wurde mit "JIMBO" Algernon Blackwoods erster Roman veröffentlicht. Zwischen 1910 und 1936 erschienen dreizehn weitere Romane des Autors. 

Von 1908 bis 1914 lebte Blackwood in der Schweiz. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er für den britischen Geheimdienst. 

1936 erschien mit "HOW THE CIRCUS CAME TO TEA" sein vierzehntes und letzter Roman und 1949 (in dem Jahr, woe er geadelt wurde) mit "TALES OF THE UNCANNY AND THE SUPERNATURAL" seine letzte Anthologie.

Im letzten Jahrzehnt seines Lebens wurde Blackwood als Radiosprecher und Hörspielautor noch einmal sehr populär. Seine eindringliche Art phantastische Geschichten zu erzählen, fesselte damals eine treue Zuhörerschar. 

Algernon Blackwood verstarb am 10. Dezember 1951. Er hinterließ ca. 200 Kurzgeschichten und 14 Romane, dazu noch Hörspiele, Gedichte  und vieles mehr. Blackwood gilt heute als einer der Großmeister der unheimlichen Literatur. 

(1) H. P. Lovecraft

(2) H. P. Lovecraft


Bibliographie

Deutsche Veröffentlichungen

Anthologien (Suhrkamp Verlag)

  • Besuch von Drüben
  • Das leere Haus
  • Der Griff aus dem Dunkel
  • Der Tanz in den Tod
  • Die gefiederte Seele
  • Rächendes Feuer

Sonstige Anthologien

  • Zwielicht Sonderband 1: Algernon Blackwood - Aileen und weiter unheimliche Geschichten

Romane

  • Der Zentaur (The Centaur), Festa Verlag

Romane 

  • (1909) Jimbo 
  • (1910) The Education of Uncle Paul 
  • (1910) The Human Chord 
  • (1911) Der Zentaur/The Centaur 
  • (1913) A Prisoner in Fairyland 
  • (1915) The Extra Day 
  • (1916) Julius Le Vallon 
  • (1916) The Wave: An Egyptian Aftermath 
  • (1918) The Garden of Survival 
  • (1918) The Promise of Air 
  • (1922) The Bright Messenger 
  • (1929) Dudley and Gilderoy: A Nonsense 
  • (1934) The Fruit Stoners 
  • (1936) How the Circus Came to Tea 

Anthologien

  • (1906) The Empty House and Other Ghost Stories 
  • (1907) The Listener and Other Stories 
  • (1908) John Silence, Physician Extraordinary 
  • (1910) The Lost Valley and Other Stories 
  • (1911) Best Ghost Stories 
  • (1912) Pan’s Garden. A Volume of Nature Stories 
  • (1914) Ten Minute Stories 
  • (1914) Incredible Adventures 
  • (1917) Day and Night Stories 
  • (1920) Best Ghost Stories of Algernon Blackwood 
  • (1921) The Wolves of God and Other Fey Stories (mit Wilfred Wilson) 
  • (1924) Tongues of Fire and Other Sketches 
  • (1927) Sambo and Snitch 
  • (1928) The Dance of Death and Other Tales 
  • (1929) Strange Stories 
  • (1929) Full Circle 
  • (1929) The Mask and Other Stories 
  • (1934) The Willows and Other Queer Tales 
  • (1936) Shocks 
  • (1939) The Tales of Algernon Blackwood 
  • (1953) Selected Tales of Algernon Blackwood 
  • (1946) The Doll and One Other 
  • (1949) Tales of the Uncanny and the Supernatural 

© by Ingo Löchel


2 Kommentare:

DerErnstFall hat gesagt…

Ich weise mal auf Aileen hin, einen Sammelband mit Blackwood Geschichten, die nicht in den Suhrkamp Bänden enthalten sind:
http://defms.blogspot.com/2018/04/algernon-blackwood-aileen-und-weiter.html?m=1

The Black Book Magazine hat gesagt…

Vielen Dank für die Info!