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Samstag, 9. November 2024

Der Spuk von Winslow Manor

Der Spuk von Winslow Manor

von Ambrose Ibsen

Sadie und August haben nach der dämonischen Madenmutter im Geisterhaus Beacon Hill nun auch die Verbindung zum Rainier Asylum aufdecken können, wo mit der dämonischen Kreatur, die man auch den  "wachsamen Tom" nennt, ebenfalls nicht wirklich gut Kirschen essen war.

Und langsam verdichtet sich für Sadie auch immer mehr, dass das Böse es schon seit ihrer Geburt auf sie abgesehen hat. 

Oder genauer gesagt ihre eigene Mutter, die offiziell ja bei ihrer Geburt gestorben sein soll.

Doch in einem alten Kästchen befinden sich einige weitere Hinweise und Spuren nicht nur hinsichtlich Beacon Hill oder dem Rainier Asylum, sondern auch zu Sadies Mutter Sophie Winslow, die laut Sadies Vater eventuell in eine der damaligen New-Age-Sachen verstrickt gewesen sein könnte.

Doch mit der Zeit kommt auch ihr Vater Arnold Young mit dem Therapeuten und Freund Marcus Halloran hinter das Geheimnis um Sophie, die er anfänglich sogar für eine Art Hexe hielt.

Denn schon viele Jahre zuvor sind junge Frauen immer wieder direkt nach der Geburt eines Babys spurlos verschwunden. Doch handelte es sich hier wirklich um verschiedene junge Frauen? Und was hat dies eben mit Sophie Winslow zu tun, die ja eigentlich bei der Geburt von Sadie gestorben sein soll?

Als Sadie bemerkt, dass sie einfach nicht loslassen kann und das Geheimnis um ihre Mutter endlich ergründen muss, um wieder ruhig schlafen zu können, macht sie sich auf die Suche nach dem besagten Dr. Marcus Halloran, zu den schon ihre Großeltern im Auftrag des Vaters Sadie gebracht hatten.

Schließlich soll er damals die Möglichkeiten gehabt haben, Sadie als Kind zu helfen, als ihre Empfänglichkeit für das Übernatürliche immer stärker wurde, so das sie offenbar die Geister der Verstorbenen sehen konnte. Allerdings wirklich daran erinnern kann sich Sadie heute nicht mehr.

Als sie ihn aufsucht, kommen ihr allerdings einige Dinge sehr merkwürdig vor. Warum hält Halloran sich nur noch im Keller auf, zwischen Unmengen von okkulten Schriften und Folianten? Und ist Halloran in Wirklichkeit etwa nie ein wirklicher Doktor bzw. Therapeut gewesen?

In Sadie keimt dabei immer mehr die Erkenntnis auf, das ihr gesamtes bisheriges Leben aus einer einzigen großen Lüge bestehen könnte.

Halloran wiederum ist nur zu gerne bereit, Sadie über ihre Vergangenheit aufzuklären, in der nicht nur der italienische Okkultist Sinistrari eine wichtige Rolle spielte, der nun offenbar selbst ein höchst unmenschliches Dasein fristen könnte.

Dabei erfährt sie aber auch mehr über ihren Vater und ihre bildschöne Mutter Sophie, die eigentlich nie im normalen Sinne stirbt, da sie selbst ein schier unbesiegbares dämonisches Wesen ist, welches über die Jahrzehnte auch ihre dunklen Kräfte immer weiter ausgebauen konnte, indem sie ihre eigenen Kinder verspeiste. Zumindest war es ihrem Vater und Halloran damals gelungen, die dämonische Sophie im Keller des Rainier Asylum über längere Zeit und damit auch geschwächt gefangen zu halten.

Doch Sophie ist wieder frei und will bei Sadie nun das nachholen, was man ihr damals verwehrt hatte. Und offenbar zieht diese dämonische Kreatur, die gleichsam ihre Mutter ist, die tödliche Schlinge um Sadie immer enger. Sollte dies der dämonischen Sophie allerdings gelingen, könnte dies auch zu einer Katastrophe für die Menschheit werden.

Mithilfe einiger Tagebucheinträge seitens ihres Vaters wird Sadie und August klar, dass sie sich der teuflischen, aber noch geschwächten Sophie stellen müssen, wenn sie eine auch nur geringe Chance nutzen wollen.

  • DER SPUK VON WINSLOW MANOR
  • Autor: Ambrose Ibsen
  • ISBN: 978-3-98676-026-7
  • Taschenbuch: 272 Seiten
  • Verlag: FESTA
  • Deutsche Veröffentlichung: 14. Dezember 2022

„Es war nichts weiter als eine Illusion gewesen, die den Schrecken ihrer Geburt kaschieren sollte. Wenn das Mädchen gewusst hätte, dass es eine Ausgeburt des Teufels war, wäre es jemals so sorglos und voller Freude gewesen?“ (Der Spuk von Winslow Manor/Seite 56)

Recht umsichtig schickt der US-Autor Ambrose Ibsen hier seine Protagonisten Sadie und ihren Freund und Kollegen August nicht gleich nach einer düsteren Einführung wieder ins nächste Spukhaus.

Viel eher nimmt er sich hier sehr viel mehr Zeit dafür, Sadie die Geheimnisse um ihre Mutter und ihres verstorbenen Vaters sowie den höllischen Hintergründen ihrer bisherigen Existenz zu ergründen.

Das Sadie nicht nur die Geister der Toten sehen, sondern auch mit ihnen kommunizieren kann, kommt bei einer offensichtlich dämonischen Mutter daher auch nicht gerade von ungefähr.

Und gegenüber der grausigen "Madenmutter" und dem gehörnten "wachsamen Tom" aus den ersten zwei Büchern („DER SPUK VON BEACON HILL“ & "DER SPUK IM RAINIER ASYLUM“), ist nun in „DER SPUK VON WINSLOW MANOR“ das eigentliche Böse nicht abgrundtief hässlich in seiner irdischen Form, sondern verführerisch schön und von ewiger Jugend geprägt.

Und irgendwie macht gerade diese Darstellung bzw. Beschreibung im Roman die Figur von Sadies Mutter nur noch bedrohlicher. Denn ihre grausamen Handlungen und ihre verstörenden Taten stehen so in einem noch wesentlich größeren und damit auch surrealeren Kontrast zu ihrem offensichtlich ansprechenden Aussehen. Allerdings ist auch in Winslow Manor eben nichts mehr mit normalen Maßstäben zu messen.

Dies ist also der letze Roman dieser Trilogie des US-Autor Ambrose Ibsen, der sich hier aber durchaus mit einem fiesen Cliffhanger trotzdem noch die Tür weit genug offen hält, um eventuell irgendwann Sadie Young und ihren Freund in der Not wieder zurückholen zu können.

 Spannung und eine ansprechend gruselige Atmosphäre waren dabei über alle drei Romane jedenfalls konsequent gegeben, weshalb man auch deshalb nur schweren Herzens von diesen sympathischen Figuren Abschied nehmen will.

Wenn es dann noch eine kleine Buchreihe ist, so ist es auch von nicht unbedeutender Wichtigkeit, dass eben auch die Leserschaft einen intensiven Bezug zu den Hauptfiguren entwickeln kann.

Denn nichts ist tödlicher für eine Buchreihe, als wenn einem die Hauptfiguren eher relativ egal werden oder gar von Beginn an bleiben. Ambrose Ibsen gelingt es in seinen vorliegenden Romanen allerdings mit einer Leichtigkeit, den Spannungsbogen hoch zu halten und uns seine Figuren ans Herz zu legen. Grundsätzlich könnte man natürlich einfach jeden Band der Reihe ganz für sich alleine stehend konsumieren, da sie inhaltlich ja jeweils auch einen eigenen Abschluss besitzen.

Aber seien wir ehrlich, wenn man anfängt, mit den Protagonisten mitzufiebern, dann will man natürlich auch wissen, wie es in den weiteren Bänden weitergeht.

 © by Konrad Wolfram

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