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Mittwoch, 2. Oktober 2024

Der Wolfsmensch

Gespenster-Krimi 156

Der Wolfsmensch

von Frank de Lorca (Horst Friedrichs)

Raluch Manor im schottischen Hochland war weder ein Herrenhaus noch eine alte Burg, sondern ein berüchtigtes Frauengefängnis in den 1950er Jahren.

Die weiblichen Gefangenen müssen unter selbst schlimmen Wetterbedinungen auf den nahen Kartoffelfeldern unter der Aufsicht des leitenden Justizbeamten John Inverness schuften.

Und ab und zu versuchte schon mal eine der Gefangenen zu fliehen. Aufgetaucht sind die weiblichen Flüchtlinge allerdings nie wieder. 

Dafür erscholl immer wieder das Heulen des Geisterwolf, welches auch die wenigen Anwohner der Gegend in Angst und Schrecken versetzte.

Nun ist es Miriam Imlach, die ihr Heil in einer Flucht sucht. Dabei ist ihr Anwalt Sean Pharnon bereits auf den Weg zu ihr, weil ihr Verfahren neu aufgerollt werden soll. Denn es liegen nun neue Beweise vor, dass sie ihren Ehemann nicht ermordet, sondern dieser viel eher Selbstmord begangen hatte.

Doch der korrupte und machtbesessene Inverness hat längst die eh schon halbherzige Suche nach der Gefangenen eingestellt. Hier setzt er auf die Hilfe eines anderen Wesens, welches in einem verlassenen Speicher von ihm festgehalten wird und offenbar nur seinen Befehlen gehorcht.

Es ist der Wolfsmensch, der bei Frauen geradezu in einen Blutrausch verfällt. Und dieser nimmt gleich auch die Spuren von Miriam Imlach auf.

Weniger erfreut ist John Inverness indessen vom plötzlichen Auftauchen des Anwalt Pharnon, welcher bereits mit seltsamen Informationen des Wirt vom "Highland Inn" versorgt wurde und nun systematisch anfängt, ihm eventuell eine Menge Ärger zu bereiten. Also eilt Inverness in der kommenden Nacht hinaus.

 Denn Cyrus der Wolfsmensch und alle Beweise die mit ihm zu tun haben, müssen umgehend verschwinden und das bevor die Hundertschaften der Polizei hier eintreffen.

Doch Cyrus hat nicht nur die Spur von Miriam aufgenommen, sondern landet so auch auf der Farm des jungen Ehepaar Rory und Tina McDonnel samt ihrem kleinen Kind Laura. Und Cyrus hat selbst nicht mehr vor, wieder freiwillig in Gefangenschaft im alten Speicher zurückzukehren.

Viel zu groß ist seine Gier nun nach weiblichem Blut geworden und so ist nicht Miriam sein erstes Opfer, welche bei den McDonnel untergekommen ist, sondern Tina McDonnel, die gerade bei ihrem Kind im Zimmer weilt.

Zwar kann Rory offenbar den Wolfsmenschen verletzen und nimmt auch dessen Verfolgung auf, während dieser die Sicherheit seines Kindes in Miriams Hände legt.

Doch Cyrus ist zwar verletzt, wehrlos ist er damit allerdings nicht und seine Gier nach Blut und Tod ist ungebrochen, weshalb auch Rory ihm in der Nacht zum Opfer fällt.

Und während Pharnon und Harold McLean, der Stellvertreter von John Inverness, langsam hinter dessen grausiges Geheimnis kommen, versucht dieser ebenfalls Cyrus wieder unter Kontrolle zu bringen.

Doch Cyrus hat nicht vor, sich wieder über Monate und Jahre im Speicher einsperren zu lassen. Und so wird auch er zum Opfer, bevor Cyrus nun gleich seinen Blutdurst unter den Frauen in Raluch Manor selbst stillen will.

Doch auch Miriam, die immer noch auf der Farm auf das Kind der McDonnel achtet, ist bei diesem Monster längst noch nicht außer Gefahr. Doch können Pharnon und McLean die Bestie überhaupt noch stoppen?

  • Erchienen am 28. September 2024
  • Ein Roman von Frank de Lorca (Horst Friedrichs)
  • Neuauflage des Gespenster-Krimi Band 37 von 1974

„Der Anblick des Blutes ließ sein Herz schneller schlagen. Hinzu kam das Weinen des Kindes, in dessen Adern noch frisches Blut pulsierte. Ein Stöhnen kam aus der Kehle des Wolfsmenschen.“ (Gespenster-Krimi/Band 156, "Der Wolfsmensch"/Seite 23)

Man sollte es kaum glauben, denn dieser Roman unter dem Sammelpseudonym Frank de Lorca und vom Autor Horst Friedrichs stammt noch aus dem Jahr 1974 und lässt sich auch 50 Jahre später 2024 noch genauso spannend lesen, als wäre er erst aktuell geschrieben worden.

Inhaltlich wartet der Roman auch mit einer Härte auf, bei der man sich fragt, wie er es damals in der noch jungen Phase der damaligen Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ geschafft hatte, sich still und heimlich an den Jugendschützern vorbei zu schleichen. Denn die agierten ja in den 1970er und 1980er Jahre ziemlich an der Leserschaft für Grusel- bzw. Horrorromane vorbei und zückten auch schon mal die Karte Indizierung.

Heute stößt ein sich im Blut suhlender Wolfsmensch natürlich niemanden mehr in eine panische Schockstarre. Und genau genommen punktet der Roman nicht einmal wirklich in erster Linie durch einige (wenige) explizite Gewaltdarstellungen, sondern in der Hauptseite eher durch seine äußerst düstere Atmosphäre.

Und diese Aussage von mir will schon etwas heißen, denn ich war noch nie ein ausgemachter Fan der Werwolf-Thematik im Bereich des Horrors. Aber hier haben wir es bei Cyrus auch nicht mit einem der handelsüblichen Vertreter seiner monsterhaften Gattung zu tun.

Denn Cyrus werden auch normale Kugeln durchaus sehr gefährlich. Da muss man nicht gleich das gute Silber der Oma in Pistolenkugeln umgießen. Und auch der Vollmond wird hier nicht überstrapaziert, als könne er für die Untaten des Monster etwas wichtiges beitragen.

Dabei erfährt man eigentlich auch nicht viel über Cyrus, außer das  für ihn wohl ein Hexenfluch verantwortlich ist, der vor sehr langer Zeit ausgesprochen wurde. Trotzdem fand ich ihn im Roman „DER WOLFSMENSCH“ verdammt gelungen als Wolf-Mensch-Mutation umgesetzt und damit richtig gruselig.

Wirklich gut umgesetzt ist hier auch das aktuelle Cover des Romans, welches perfekt zum Roman selbst passt, auch wenn man hier nicht unbedingt eben auf einen Vollmond verzichten wollte ... Nostalgie halt, da kann man nichts machen.

Das GK-Cover von 1974 indessen passte einerseits nicht zur Handlung des Roman und der Werwolf sieht ansonsten halt eher auch aus wie die typisch lustigen Werwölfe alter Universal-Gruselfilme ab den 1940er Jahren. Der vorliegende Roman selbst liest sich trotz seines Alters überraschend zeitlos und kann daher wirklich nur empfohlen werden.

 © by Konrad Wolfram

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