Gespenster-Krimi 156
Der Wolfsmensch
von Frank de Lorca
(Horst Friedrichs)
Raluch
Manor im schottischen Hochland war weder ein Herrenhaus noch eine alte Burg,
sondern ein berüchtigtes Frauengefängnis in den 1950er Jahren.
Die
weiblichen Gefangenen müssen unter selbst schlimmen Wetterbedinungen auf den
nahen Kartoffelfeldern unter der Aufsicht des leitenden Justizbeamten John
Inverness schuften.
Und ab und zu versuchte schon mal eine der Gefangenen zu fliehen. Aufgetaucht sind die weiblichen Flüchtlinge allerdings nie wieder.
Dafür erscholl immer wieder
das Heulen des Geisterwolf, welches auch die wenigen Anwohner der Gegend in
Angst und Schrecken versetzte.
Nun
ist es Miriam Imlach, die ihr Heil in einer Flucht sucht. Dabei ist ihr Anwalt
Sean Pharnon bereits auf den Weg zu ihr, weil ihr Verfahren neu aufgerollt
werden soll. Denn es liegen nun neue Beweise vor, dass sie ihren Ehemann nicht
ermordet, sondern dieser viel eher Selbstmord begangen hatte.
Doch
der korrupte und machtbesessene Inverness hat längst die eh schon halbherzige
Suche nach der Gefangenen eingestellt. Hier setzt er auf die Hilfe eines
anderen Wesens, welches in einem verlassenen Speicher von ihm festgehalten wird
und offenbar nur seinen Befehlen gehorcht.
Es
ist der Wolfsmensch, der bei Frauen geradezu in einen Blutrausch verfällt. Und
dieser nimmt gleich auch die Spuren von Miriam Imlach auf.
Weniger erfreut ist John Inverness indessen vom plötzlichen Auftauchen des Anwalt Pharnon, welcher bereits mit seltsamen Informationen des Wirt vom "Highland Inn" versorgt wurde und nun systematisch anfängt, ihm eventuell eine Menge Ärger zu bereiten. Also eilt Inverness in der kommenden Nacht hinaus.
Denn
Cyrus der Wolfsmensch und alle Beweise die mit ihm zu tun haben, müssen
umgehend verschwinden und das bevor die Hundertschaften der Polizei hier
eintreffen.
Doch
Cyrus hat nicht nur die Spur von Miriam aufgenommen, sondern landet so auch auf
der Farm des jungen Ehepaar Rory und Tina McDonnel samt ihrem kleinen Kind
Laura. Und Cyrus hat selbst nicht mehr vor, wieder freiwillig in Gefangenschaft
im alten Speicher zurückzukehren.
Viel
zu groß ist seine Gier nun nach weiblichem Blut geworden und so ist nicht
Miriam sein erstes Opfer, welche bei den McDonnel untergekommen ist, sondern
Tina McDonnel, die gerade bei ihrem Kind im Zimmer weilt.
Zwar
kann Rory offenbar den Wolfsmenschen verletzen und nimmt auch dessen Verfolgung
auf, während dieser die Sicherheit seines Kindes in Miriams Hände legt.
Doch
Cyrus ist zwar verletzt, wehrlos ist er damit allerdings nicht und seine Gier
nach Blut und Tod ist ungebrochen, weshalb auch Rory ihm in der Nacht zum Opfer
fällt.
Und
während Pharnon und Harold McLean, der Stellvertreter von John Inverness,
langsam hinter dessen grausiges Geheimnis kommen, versucht dieser ebenfalls
Cyrus wieder unter Kontrolle zu bringen.
Doch
Cyrus hat nicht vor, sich wieder über Monate und Jahre im Speicher einsperren
zu lassen. Und so wird auch er zum Opfer, bevor Cyrus nun gleich seinen
Blutdurst unter den Frauen in Raluch Manor selbst stillen will.
Doch
auch Miriam, die immer noch auf der Farm auf das Kind der McDonnel achtet, ist
bei diesem Monster längst noch nicht außer Gefahr. Doch können Pharnon und
McLean die Bestie überhaupt noch stoppen?
- Erchienen am 28. September 2024
- Ein Roman von Frank de Lorca (Horst Friedrichs)
-
Neuauflage
des Gespenster-Krimi Band 37 von 1974
„Der Anblick des Blutes ließ sein Herz schneller schlagen. Hinzu kam das Weinen des Kindes, in dessen Adern noch frisches Blut pulsierte. Ein Stöhnen kam aus der Kehle des Wolfsmenschen.“ (Gespenster-Krimi/Band 156, "Der Wolfsmensch"/Seite 23)
Man sollte es kaum glauben, denn dieser Roman unter dem
Sammelpseudonym Frank de Lorca und
vom Autor Horst Friedrichs stammt
noch aus dem Jahr 1974 und lässt sich auch 50 Jahre später 2024 noch genauso
spannend lesen, als wäre er erst aktuell geschrieben worden.
Inhaltlich wartet der Roman auch mit einer Härte auf, bei
der man sich fragt, wie er es damals in der noch jungen Phase der damaligen
Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ geschafft
hatte, sich still und heimlich an den Jugendschützern vorbei zu schleichen. Denn
die agierten ja in den 1970er und 1980er Jahre ziemlich an der Leserschaft für
Grusel- bzw. Horrorromane vorbei und zückten auch schon mal die Karte
Indizierung.
Heute stößt ein sich im Blut suhlender Wolfsmensch
natürlich niemanden mehr in eine panische Schockstarre. Und genau genommen
punktet der Roman nicht einmal wirklich in erster Linie durch einige (wenige)
explizite Gewaltdarstellungen, sondern in der Hauptseite eher durch seine
äußerst düstere Atmosphäre.
Und diese Aussage von mir will schon etwas heißen, denn
ich war noch nie ein ausgemachter Fan der Werwolf-Thematik im Bereich des
Horrors. Aber hier haben wir es bei Cyrus auch nicht mit einem der
handelsüblichen Vertreter seiner monsterhaften Gattung zu tun.
Denn Cyrus werden auch normale Kugeln durchaus sehr
gefährlich. Da muss man nicht gleich das gute Silber der Oma in Pistolenkugeln
umgießen. Und auch der Vollmond wird hier nicht überstrapaziert, als könne er
für die Untaten des Monster etwas wichtiges beitragen.
Dabei erfährt man eigentlich auch nicht viel über Cyrus,
außer das für ihn wohl ein Hexenfluch
verantwortlich ist, der vor sehr langer Zeit ausgesprochen wurde. Trotzdem fand
ich ihn im Roman „DER WOLFSMENSCH“ verdammt gelungen als Wolf-Mensch-Mutation
umgesetzt und damit richtig gruselig.
Wirklich gut umgesetzt ist hier auch das aktuelle Cover
des Romans, welches perfekt zum Roman selbst passt, auch wenn man hier nicht
unbedingt eben auf einen Vollmond verzichten wollte ... Nostalgie halt, da kann
man nichts machen.
Das GK-Cover von 1974 indessen passte einerseits nicht
zur Handlung des Roman und der Werwolf sieht ansonsten halt eher auch aus wie
die typisch lustigen Werwölfe alter Universal-Gruselfilme ab den 1940er Jahren.
Der vorliegende Roman selbst liest sich trotz seines Alters überraschend
zeitlos und kann daher wirklich nur empfohlen werden.
© by Konrad Wolfram
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen