Michael
Peinkofer: Oh, wo soll ich anfangen? Am einfachsten ist es wohl zu sagen, dass ich es
liebe, meine Leser zu unterhalten – und das tue ich nun bereits seit etwas mehr
als dreißig Jahre in den unterschiedlichsten Genres: Historischer Roman,
Fantasy, Thriller … und auch in vielen Kinderbüchern, die ich ebenfalls
leidenschaftlich gerne schreibe. In der Regel immer abwechselnd – ein Buch für
Erwachsene, danach eins für die Kids…
Ingo Löchel: Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Michael Peinkofer: Das werde ich auf Kinderbuchlesungen auch oft gefragt. Ich antworte dann stets: Ich kann nix anderes. Naja, jedenfalls ist es das, was ich wohl am besten kann und am liebsten tue, und ich schätze mich wirklich glücklich, aus dieser Leidenschaft meinen Beruf gemacht zu haben.
Ingo Löchel: Stichwort: „TORN“. Am 13. März 2001 startete mit dem Roman „VERFLUCHT FÜR ALLE EWIGKEIT“ Deine Serie „TORN – WANDERER DER ZEIT“. Wie kam es zu Veröffentlichung Deiner Serie im Bastei Verlag?
Michael Peinkofer: Auf ganz regulärem Weg. Ich gehörte zu jener Zeit ja schon eine Weile zum Autorenteam von „Jerry Cotton“, und Peter Thannisch, der Redakteur dieser Serie, betreute damals auch die Reihe „Grusel-Schocker“.
Ich erzählte ihm, dass ich eine Idee für eine Subserie hätte, und schickte ihm eine Konzeption. Die kam beim Verlag so gut an, das man entschied, eine eigenständige Serie daraus zu machen. Das waren damals recht experimentierfreudige Zeiten, man hat viel im Heftroman ausprobiert.
Ingo Löchel: Wie kamst Du auf die Idee zu dieser Serie?
Michael Peinkofer: Offen gestanden weiß ich das nicht mehr genau – manchmal passiert es, dass Figuren oder Ideen plötzlich „da“ sind. Sie sind dann auf einmal in deinem Kopf und gehen nicht mehr weg. Ein wenig so war es auch bei TORN. Plötzlich hatte ich die Idee von diesem Wanderer der Zeit, und dann hat sich nach und nach ein kleines Universum um ihn herum entwickelt.
Ingo Löchel: Kannst Du den Leser, die die Serie „TORN“ noch nicht kennen, etwas zum Titelhelden erzählen?
Michael
Peinkofer: Er ist ein Verstoßener – ein Typ, der die Apokalypse miterleben musste,
und nun alles daransetzt, diese zu verhindern, zu allen Zeiten und auf allen
Welten … das war die Grundidee.
Ingo Löchel: Was mich beim Lesen Deiner „TORN“-Romane positiv überrascht hat, war die Vielfältigkeit der Serie und der Romane. Es gab Romane mit Abenteuer – und Horror-Anteil, dann wieder Zeitreisen in die Vergangenheit oder Zukunft der Erde, SF-Romane oder auch Romane mit Krimihandlung (im Stile eines Film Noir). Spiegeln diese verschiedenen Themen in der Serie „TORN“ auch Deine eigenen vielfältigen Interessen wieder?
Michael
Peinkofer: Kann man tatsächlich so sagen, ja. Wer sich meine Bücher ansieht – es
sind, die Kinderbücher eingerechnet, etwas über hundert – wird feststellen,
dass ich mich nicht gerne auf ein Genre festlege, sondern tatsächlich in vielen
Erzählwelten zu Hause bin. TORN hat das in gewisser Weise schon vorweggenommen.
Ingo Löchel: Am 30. Januar 2003 wurde die Serie „TORN“ mit dem Roman „ALLEIN“ nach 50 Bänden vom Bastei eingestellt. Wieso kam es zur Einstellung der Serie?
Michael
Peinkofer: Wie gesagt, es waren sehr experimentierfreudige Zeiten – dieser Tatsache
hat die Serie ihre Existenz zu verdanken. Aber natürlich ist ein Verlag kein
staatlich gefördertes Forschungsinstitut, sondern ein Wirtschaftsunternehmen,
und wenn eine Serie nach einer Laufzeit von zwei Jahren nicht mehr die Zahlen
einfährt, die der Verlag erwartet, dann führt das unweigerlich zur Einstellung.
Die bei TORN ja allerdings nur vorübergehend war…
Ingo Löchel: Im März 2003 wurde die Serie „TORN“ mit dem Band „ODYSEE DURCH ZEIT UND RAUM“ fortgeführt. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Zaubermond Verlag und zur Weiterführung der Serie?
Michael
Peinkofer: Mit dem Bastei-Verlag war vereinbart, dass die Rechte an der Serie mit
deren Einstellung an mich zurückfallen, so dass ich frei darüber verfügen
konnte. Dennis Erhardt von Zaubermond rief mich an und fragte, ob ich nicht
Lust hätte, die Serie in Hardcover-Bänden fortzusetzen – und ich hatte. Später
kamen dann auch noch Co-Autoren hinzu wie Christian Montillon, der heute u.a.
sehr erfolgreich bei „Perry Rhodan“ ist.
Ingo Löchel: Im Dezember 2011 wurde die Serie mit dem Roman „NUMQUAM“ beendet. War die Serie mit diesem „TORN“-Abenteuer abgeschlossen oder blieben Fragen darin ungeklärt?
Michael
Peinkofer: Ich denke – und hoffe – dass wir die wichtigsten Handlungsstränge alle
abgeschlossen haben. Das ist man den Leserinnen und Lesern, die eine Serie über
lange Zeit hinweg verfolgt haben – in diesem Fall ja immerhin etwas über zehn
Jahre – auch schuldig.
Michael Peinkofer: Es ist eine etwas düstere Verschwörungsgeschichte, die im Schottland der 1820er Jahre spielt, der große Walter Scott ist der Held der Geschichte. Wie in allen meinen historischen Romanen habe ich hier Historie und Fiktion miteinander verknüpft.
Tatsächlich ist Sir Walter der Entdecker des lange verschollenen
schottischen Königsschwerts – daraus habe ich eine Abenteuergeschichte
entwickelt, die ein bisschen Anleihen bei „Indiana Jones“ nimmt und auch bei
Scotts eigenen Romanen wie „Ivanhoe“ oder „Quentin Durward“.
Ingo Löchel: Wie kamst Du auf die Idee zu diesem Roman?
Michael
Peinkofer: Ende der 1990er Jahre war ich auf einer ausgedehnten Reise in Schottland,
u.a. auch in Abbotsford, dem Landsitz von Walter Scott, wo er die meisten
Romane geschrieben hat (und der natürlich auch im Roman vorkommt). Hier, in Sir
Walters alter Bibliothek, traf es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, und
ich hatte die Idee.
Ingo Löchel: Wie lange hast Du an diesem Roman geschrieben?
Michael
Peinkofer: Fast ein ganzes Jahr – ich hatte ja zahlreiche andere Verpflichtungen zu
erfüllen, u.a. für „Jerry Cotton“ und natürlich „Torn“. Darüber hinaus war ich
für die Zeitschrift „Moviestar“ als Redakteur tätig, hatte also alle Hände voll
zu tun. Entsprechend hat es mit der BRUDERSCHAFT ein bisschen gedauert …
Ingo Löchel: Wie kam es zur Veröffentlichung des Buches?
Michael
Peinkofer: Durch meine zu diesem Zeitpunkt bereits zehnjährige Tätigkeit für Bastei
kannte man mich im Verlag, und ich äußerte den Wunsch, mich mal an einem
historischen Roman zu versuchen. Ich hatte das Glück, dass Stefan Bauer, der
auch heute noch im Verlag tätig und ein guter Freund geworden ist, mir damals
diese Chance gegeben hat.
Ingo Löchel: 2014 erschien mit „DAS VERMÄCHTNIS DER RUNEN“ die Fortsetzung von „DIE BRUDERSCHAFT DER RUNEN“. Wie gehen darin die Abenteuer von Walter Scott und seinem Neffen Quentin weiter?
Michael Peinkofer: Es ist die konsequente Fortführung – wir begegnen den Figuren wieder, aber natürlich ist inzwischen Zeit verstrichen, und die Jahre sind nicht spurlos an den Charakteren vorüber gegangen. Und natürlich werden sie erneut in eine Intrige verwickelt, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit reichen …
Es ist nicht ganz einfach, eine Fortsetzung zu schreiben,
die all das zurückholt, was den Lesern am ersten Teil gefallen hat, und sie
zugleich überrascht. Aber ich glaube, hier ist es mir wirklich gelungen.
Ingo Löchel: Stichwort „JERRY COTTON“. Mit dem "JERRY COTTON" Band 2029 „PARTY FÜR MISS LIBERTY“ erschien Dein erster „JERRY COTTON“-Roman im Bastei Verlag. Wie kam es zur Mitarbeit an der Serie?
Michael
Peinkofer: Bis dahin hatte ich vor allem Wildwest-Romane geschrieben, die übrigens
derzeit in der Reihe „Winchester“ nach und nach wieder aufgelegt werden, unter meinem
damaligen Pseudonym Mitch Perkins – man beachte die Initialen. Irgendwer
empfahl mich dann an Joachim Honnef von der Cotton-Redaktion, und so kam eins
zum anderen.
Ingo Löchel: Hast Du auch Taschenbücher zur Serie „JERRY COTTON“ geschrieben?
Michael
Peinkofer: Ja, eine ganze Reihe, zehn oder zwölf Stück - die kleine Miniserie um die
„Spezialisten“ zum Beispiel. Das lief im Grunde genauso – Joachim Honnef
empfahl mich an Uli Stefan von der Taschenbuch-Redaktion, und ich legte los…
Ingo Löchel: Werden irgendwann weitere „JERRY COTTON“-Romane von Dir erscheinen?
Michael
Peinkofer: Momentan ist nichts vorgesehen. Mein letzter Beitrag war der Dreiteiler
zum 2500. Band – das war ein wirklich schönes und rundes Jubiläum und damit
auch ein guter Zeitpunkt, um mich zu verabschieden. Kann aber gar nicht genug
betonen, wieviel Freude mir die Arbeit an dieser legendären Serie gemacht hat.
Mit den Storylines z.B. um Jon Bent oder die mysteriöse Domäne einen Beitrag
dazu geleistet zu haben, macht mich auch ein bisschen stolz.
Michael
Peinkofer: Eigentlich waren es zwei Durchbrüche [lacht] – zuerst die BRUDERSCHAFT im
historischen Roman und dann die RÜCKKEHR in der Fantasy.
Ingo Löchel: Wie kamst Du auf die Idee, einen Roman mit Orks als Protagonisten zu schreiben?
Michael Peinkofer: Die Idee an sich war ja nicht neu, zumal damals viele Fantasy-Völker ihre eigenen Romansagas bekamen. Mein Verdienst ist es, glaube ich, eher, das Augenzwinkern in die Welt der Orks gebracht zu haben.
Meine Ork-Brüder Balbok
und Rammar sind ja schon ein wenig anders und haben von Laurel und Hardy
mindestens ebenso viel wie von Tolkien.
Ingo Löchel: Bisher erschienen sieben Fortsetzungen des Romans. Was macht Deiner Meinung nach den Erfolg dieser Fantasy-Bücher aus? Ist es der Humor?
Michael Peinkofer: Wenn man die Trilogien um die „ZAUBERER und die KÖNIGE“ dazuzählt, sind es sogar noch mehr Romane, die im „Erdwelt“-Kosmos der Orks spielen – dazu kam dann noch „ORK CITY“, an dessen Fortsetzung ich übrigens im Augenblick schreibe, eine Comic-Adaption und eine Reihe von Kurzgeschichten.
Dass es mal dahin kommen würde, hätte ich selbst nicht vermutet, aber ich glaube, es liegt an der Mischung.
Die Romane nehmen ihre Figuren und ihre Handlung bei
allem Augenzwinkern ernst. Es geht oft lustig und vor allem stets recht
handfest zu, aber es geht mit immer darum, gut zu unterhalten und mitunter auch
unsere eigene Welt in der der Orks ein wenig zu spiegeln. Und ich glaube, das
kommt rüber.
Konrad Wolfram: Kannst Du Dir vorstellen auch mal einen reinen Horror-Roman oder gar eine kleine Horror-Buchreihe (mit oder auch ohne übernatürliche Elemente) zu schreiben?
Michael
Peinkofer: Ideen gibt es schon, aber noch nichts Konkretes. Zu Hause fühle ich mich
tatsächlich in einer ganzen Reihe von Genres.
Ingo Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Fantasy-Romanen bzw. bei Deinen Romanen inspirieren?
Michael
Peinkofer: Der vorhin erwähnte Walter Scott ist ganz sicher ein Vorbild – er hat ja
gewissermaßen den historischen Roman erfunden. J.R.R. Tolkien ist ebenfalls
eine große Inspirationsquelle, und dann natürlich die Autorinnen und Autoren,
die ich früher verschlungen habe und die mich auch beeinflusst haben: Leigh
Brackett, Robert E. Howard, Frank Herbert und noch einige mehr.
Ingo Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken des Fantasy Genres?
Michael
Peinkofer: Das kann das Publikum wahrscheinlich besser sagen als ich … ich setz mich
ja nicht hin und sage: Heute mach ich alles anders als die anderen. Gerade
Fantasy hat ja auch gewisse Regeln und spielt oft mit denselben Versatzstücken,
die man aber ganz unterschiedlich kombinieren und beleuchten kann.
Grundsätzlich versucht man immer, einen neuen Blickwinkel zu finden, sonst
würde einen die Geschichte nicht interessieren, und man würde sie erst gar
nicht schreiben.
Ingo Löchel: An welchen Romanen schreibst Du bzw. arbeitest Du derzeit? Kannst Du den Lesern des Online-Magazins dazu schon etwas verraten?
Michael Peinkofer: Ein bisschen hab‘ ich’s vorhin ja schon gespoilert – sitze derzeit an der Fortsetzung von „ORK CITY“, die im nächsten Frühjahr bei Panini erscheint. Im Herbst erscheint bei Lübbe mein neuer historischer Roman „DIE STEINERNE KRONE“, hier plane ich bereits an einem Nachfolgeprojekt.
Und im Kinderbuch ist die
Fortsetzung der bei karibu erscheinenden „DRACHENGREIF-CHRONIKEN“ in der
Pipeline und für Baumhaus ein neues Abenteuer für meine – sozusagen -
zauberhafte Krimiheldin „HOLLY HOLMES“ und ihr Schweinchen Dr. Watson. Also
einiges zu tun …
Ingo Löchel: Michael, vielen Dank für die Beantwortung der vielen Fragen.
Michael Peinkofer: Immer gerne – danke für das Interesse und allzeit viel Spaß beim Schmökern!
Die Romane des Autors Michael Peinkofer (Eine Auswahl)
Die Orks
- 2006: Die Rückkehr der Orks
- 2007: Der Schwur der Orks
- 2008: Das Gesetz der Orks
- 2013: Die Herrschaft der Orks
- 2016: Die Ehre der Orks
- 2022: Die Welt der Orks
- 2023: Das Blut der Orks
- 2024: Die Krone der Orks
Die Könige
- 2013: Orknacht
- 2014: Kampf der Könige
- 2015: Sieg der Könige
Die Zauberer
- 2009: Die Zauberer
- 2010: Die erste Schlacht
- 2010: Das dunkle Feuer
Die Legenden von Astray
- 2017: Tote Helden
- 2018: Tiefer Zorn
- 2018: Rote Flammen
- 2019: Verlorener Thron
Runen
- 2004: Die Bruderschaft der Runen
- 2015: Das Vermächtnis der Runen
- 2014: Im Bann des Greifen
- 2015: Der Bund der Drachen
- 2016: Die Rückkehr der Greifen
- 2016: Der Fluch der Drachenritter
Land der Mythen
- 2007: Unter dem Erlmond
- 2008: Die Flamme der Sylfen
Sarah Kincaid
- 2007: Der Schatten von Toth
- 2008: Die Flamme von Pharos
- 2009: Am Ufer des Styx
- 2010: Das Licht von Shambala
Team X-treme
- 2009: Alles oder nichts
- 2009: Die Bestie aus der Tiefe
- 2010: Projekt Tantalus
- 2010: Das Borodin-Gambit
- 2010: Sumpf des Schreckens
- 2011: Der Alphakreis
Piraten!
- 2011 Unter schwarzer Flagge
- 2011: Gefangen auf Rattuga
- 2011: Der Schrecken der Sümpfe
- 2011: Die Schatzinsel
Twyns
- 2018: Die magischen Zwillinge
- 2019: Zwischen den Welten
- 2019: Der dunkle König
Splitterwelten
- 2012: Splitterwelten
- 2017: Nachtsturm
- 2018: Flammenwind
Kriminalromane
- 2014: Schneefall
- 2015: MordFall
Einzelromane
- 2006: Die Erben der Schwarzen Flagge
- 2011: Das Buch von Ascalon
- 2021: Ork-City
- 2022: Barbarossa – Im Schatten des Kaisers
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