Gespenster-Krimi 148
Das Phantom im Orient-Express
von Frank deLorca
Bei dem Orient-Express handelte es sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr um die berühmte Verbindung Istanbul-Paris.
Nunmehr war es nur noch eine abgespeckte Version von Bukarest, Budapest, Wien und München bis nach Paris. Doch das störte Carlo Nobile nicht wirklich, denn weit würde er eh nicht mit diesem Zug fahren.
Und
als er sich einen guten Sitzplatz sucht, sieht er im Abteil vorher eine
hübsche, junge Frau in Begleitung eines finsteren Mannes, der ihm wesentlich
älter vorkommt, die junge Frau allerdings mit Argusaugen zu bewachen scheint.
Als er dann ins nächste Abteil geht, teilt er dieses nur mit einer älteren
Frau, die ihm jedoch recht freundlich begegnet.
Doch
etwas stimmt mit der Frau, die sich Carlo als Gräfin Viola Tiriac vorstellt
nicht, denn von ihr geht eine Grabeskälte aus. Und schon kurz darauf
überschlagen sich die Ereignisse, als der Zug über dem Viadukt der
Teufelsschlucht rollt, wo man plötzlich in der Tiefe einen bläulich leuchtenden
Schädel sieht, welcher auf zwei überkreuzten Knochen liegt.
Als
dann auch noch ein Schrei aus dem Nachbarabteil erklingt, zieht Carlo seine
Schusswaffe und eilt dem Mädchen zu Hilfe, denn dort versucht eine
leichenblasse und kahlköpfige Gestalt in dunkler Kleidung von außen durch das
geöffnete Fenster des Wagon das Mädchen mit in den Tod zu reißen. Carlo gelingt
es allerdings, diese gruselige Gestalt durch zwei Schüsse zu verjagen.
Doch
er erfährt, das der Onkel, Viorel Tiriac, bereits von dem Monster durch das
offene Fenster in die tödliche Tiefe gezerrt wurde. Allerdings kommt es Carlo
auch etwas seltsam vor, dass das Mädchen mit Namen Silvana Tiriac mit ihrem
Onkel nicht gemeinsam bei ihrer Großmutter, der Gräfin, in einem Abteil
gesessen hatten.
Dabei
erfährt er, dass die besagte Gräfin bereits selbst durch die Hand ihres
mörderischen Gatten Attila vor zwanzig Jahren in der Teufelsschlucht ihr Ende
gefunden haben soll.
Doch
auch Carlo Nobile ist nicht der, für den Silvana ihn anfänglich hält. Denn
neben diesem Namen trägt er auch rechtmäßig den weiteren Namen Charlos
Rutherford und ist Chiefinspektor von Interpol in London.
Und
er ist von höchster Stelle des nun kommunistisch orientierten Landes in den
Karpaten angefordert worden, um die Morde zu untersuchen, die sich um die
besagte Teufelsschlucht drehen, und deren Opfer bisher fasst alle zur
ehemaligen Adelsfamilie der Titiacs gehörten. Und nun scheint auch die junge
Silvana ins Visier dieser teuflischen Kreatur gelangt zu sein.
Doch
späterhin wird Carlo wieder von dem Geist der alten Gräfin aufgesucht und
erfährt, dass es sich hier um einen Fluch handelt, der nur gebrochen werden
kann, wenn ihre Gebeine aus der Teufelsschlucht geborgen und in der
Familiengruft beigesetzt werden.
Doch
jeder, der nach ihrem bisher verborgenen gebliebenen Vermögen aus Edelsteinen
sucht, wird durch den finsteren Geist ihres Mannes Graf Attila Tiriac auf
grausame Weise umgebracht. Das Problem ist nur, dass es eigentlich keine
Möglichkeit gibt, unbeschadet in die Teufelsschlucht zu gelangen und diese auch
wieder lebend zu verlassen.
- Erschienen am 8. Juni 2024
- Ein Roman von Frank deLorca (Gerhard Hundsdorfer)
- Grusel-Klassiker/Neuauflage
-
Erstveröffentlichung
im GK am 27. Oktober 1981
"Ich
sagte Ihnen doch, dass das vergeblich ist", hörte er ihre leise Stimme wie
aus weiter Ferne. "Die Gräfin Viola Tiriac lebt nicht mehr. Sie wurde vor
zwanzig Jahren von ihrem Mann in die Teufelsschlucht gestürzt - und seitdem
liegt ein Fluch über unserer Familie. (...)"
Der Roman „DAS PHANTOM IM ORIENT-EXPRESS“ ist erstmalig am
27. Oktober 1981 als Band 424 im „GESPENSTER-KRIMI“ erschienen. Des Weiteren
steckte laut einer kurzen Recherche hinter dem Bastei-Sammelpseudonym Frank
deLorca der Autor Gerhard Hundsdorfer, über den ich jedoch im Internet leider
kaum weitere Informationen erhalten konnte.
Davon einmal abgesehen ist der Roman auch sonst nicht
wirklich gut gealtert und machte es mir während des Handlungsverlauf durchaus
recht einfach, ihn ab und zu aus der Hand zu legen. Denn auch das
Spannungsniveau hielt sich zumeist in eher engen Grenzen.
Dafür wird man vom Autor mit einer Menge Namen der
Grafenfamilie - den lebenden wie bereits verblichenen Familienmitgliedern -
geradezu erschlagen. Und da sind noch nicht die weiteren Figuren erwähnt, samt
dem Umstand, dass unser Held auch noch über zwei Namen verfügt, die amtlich
irgendwie wohl ihre Berechtigung zu haben scheinen. Spätestens das letztere
hätte sich der Autor auch sparen können, um sich auf einen Vor- und Zunamen
seines Helden zu konzentrieren.
Aber auch sonst gibt es so einige holprige Sätze, die heute
wohl kein Autor mehr so in einen Roman packen würde. Denn kein Autor würde
jetzt noch eine junge Schönheit als Frau mit einer "rustikalen Figur"
in einem goldenen "Satinkleid" beschreiben. Denn das hört sich ebenso
schräg an, als wenn man schreiben würde, sie habe eine graziöse Gestalt mit
einem trampelhaften auftreten.
Der Roman verfügt auch leidlich nur über die gängigen
Zutaten wie einem bösen und einem guten Geist, einigen verbrecherischen
Figuren, die aber alle auf der Abschussliste stehen, dem obligatorischen Fluch
und einem versteckten Schatz. Im Prinzip also alles, was schon zu Beginn der
1980er Jahre im Genre nicht mehr gerade als Innovativ gegolten haben dürfte.
Schlecht ist der Roman trotzdem nicht. Als mehr als nett
würde ich ihn allerdings nun auch nicht beschreiben wollen. Der Roman „DAS
PHANTOM IM ORIENT-EXPRESS“ dürfte daher eher als ein schnelles Vergnügen
gelten, wenn man gerade nicht wirklich etwas spannendes zur Hand haben sollte.
Seitens der früheren GK-Romane des Bastei Verlag dürften da allerdings
wesentlich bessere Romane vorliegen, die man hätte eher wieder veröffentlichen
können.
© by Konrad Wolfram
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