Translate

Dienstag, 18. Juni 2024

Das Phantom im Orient-Express

Gespenster-Krimi 148

Das Phantom im Orient-Express

von Frank deLorca

Bei dem Orient-Express handelte es sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr um die berühmte Verbindung Istanbul-Paris.

Nunmehr war es nur noch eine abgespeckte Version von Bukarest, Budapest, Wien und München bis nach Paris. Doch das störte Carlo Nobile nicht wirklich, denn weit würde er eh nicht mit diesem Zug fahren.

Und als er sich einen guten Sitzplatz sucht, sieht er im Abteil vorher eine hübsche, junge Frau in Begleitung eines finsteren Mannes, der ihm wesentlich älter vorkommt, die junge Frau allerdings mit Argusaugen zu bewachen scheint. 

Als er dann ins nächste Abteil geht, teilt er dieses nur mit einer älteren Frau, die ihm jedoch recht freundlich begegnet.

Doch etwas stimmt mit der Frau, die sich Carlo als Gräfin Viola Tiriac vorstellt nicht, denn von ihr geht eine Grabeskälte aus. Und schon kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse, als der Zug über dem Viadukt der Teufelsschlucht rollt, wo man plötzlich in der Tiefe einen bläulich leuchtenden Schädel sieht, welcher auf zwei überkreuzten Knochen liegt.

Als dann auch noch ein Schrei aus dem Nachbarabteil erklingt, zieht Carlo seine Schusswaffe und eilt dem Mädchen zu Hilfe, denn dort versucht eine leichenblasse und kahlköpfige Gestalt in dunkler Kleidung von außen durch das geöffnete Fenster des Wagon das Mädchen mit in den Tod zu reißen. Carlo gelingt es allerdings, diese gruselige Gestalt durch zwei Schüsse zu verjagen.

Doch er erfährt, das der Onkel, Viorel Tiriac, bereits von dem Monster durch das offene Fenster in die tödliche Tiefe gezerrt wurde. Allerdings kommt es Carlo auch etwas seltsam vor, dass das Mädchen mit Namen Silvana Tiriac mit ihrem Onkel nicht gemeinsam bei ihrer Großmutter, der Gräfin, in einem Abteil gesessen hatten.

Dabei erfährt er, dass die besagte Gräfin bereits selbst durch die Hand ihres mörderischen Gatten Attila vor zwanzig Jahren in der Teufelsschlucht ihr Ende gefunden haben soll.

Doch auch Carlo Nobile ist nicht der, für den Silvana ihn anfänglich hält. Denn neben diesem Namen trägt er auch rechtmäßig den weiteren Namen Charlos Rutherford und ist Chiefinspektor von Interpol in London.

Und er ist von höchster Stelle des nun kommunistisch orientierten Landes in den Karpaten angefordert worden, um die Morde zu untersuchen, die sich um die besagte Teufelsschlucht drehen, und deren Opfer bisher fasst alle zur ehemaligen Adelsfamilie der Titiacs gehörten. Und nun scheint auch die junge Silvana ins Visier dieser teuflischen Kreatur gelangt zu sein.

Doch späterhin wird Carlo wieder von dem Geist der alten Gräfin aufgesucht und erfährt, dass es sich hier um einen Fluch handelt, der nur gebrochen werden kann, wenn ihre Gebeine aus der Teufelsschlucht geborgen und in der Familiengruft beigesetzt werden.

Doch jeder, der nach ihrem bisher verborgenen gebliebenen Vermögen aus Edelsteinen sucht, wird durch den finsteren Geist ihres Mannes Graf Attila Tiriac auf grausame Weise umgebracht. Das Problem ist nur, dass es eigentlich keine Möglichkeit gibt, unbeschadet in die Teufelsschlucht zu gelangen und diese auch wieder lebend zu verlassen.

  • Erschienen am 8. Juni 2024
  • Ein Roman von Frank deLorca (Gerhard Hundsdorfer)
  • Grusel-Klassiker/Neuauflage
  • Erstveröffentlichung im GK am 27. Oktober 1981

"Ich sagte Ihnen doch, dass das vergeblich ist", hörte er ihre leise Stimme wie aus weiter Ferne. "Die Gräfin Viola Tiriac lebt nicht mehr. Sie wurde vor zwanzig Jahren von ihrem Mann in die Teufelsschlucht gestürzt - und seitdem liegt ein Fluch über unserer Familie. (...)"

Der Roman „DAS PHANTOM IM ORIENT-EXPRESS“ ist erstmalig am 27. Oktober 1981 als Band 424 im „GESPENSTER-KRIMI“ erschienen. Des Weiteren steckte laut einer kurzen Recherche hinter dem Bastei-Sammelpseudonym Frank deLorca der Autor Gerhard Hundsdorfer, über den ich jedoch im Internet leider kaum weitere Informationen erhalten konnte.

Davon einmal abgesehen ist der Roman auch sonst nicht wirklich gut gealtert und machte es mir während des Handlungsverlauf durchaus recht einfach, ihn ab und zu aus der Hand zu legen. Denn auch das Spannungsniveau hielt sich zumeist in eher engen Grenzen.

Dafür wird man vom Autor mit einer Menge Namen der Grafenfamilie - den lebenden wie bereits verblichenen Familienmitgliedern - geradezu erschlagen. Und da sind noch nicht die weiteren Figuren erwähnt, samt dem Umstand, dass unser Held auch noch über zwei Namen verfügt, die amtlich irgendwie wohl ihre Berechtigung zu haben scheinen. Spätestens das letztere hätte sich der Autor auch sparen können, um sich auf einen Vor- und Zunamen seines Helden zu konzentrieren.

Aber auch sonst gibt es so einige holprige Sätze, die heute wohl kein Autor mehr so in einen Roman packen würde. Denn kein Autor würde jetzt noch eine junge Schönheit als Frau mit einer "rustikalen Figur" in einem goldenen "Satinkleid" beschreiben. Denn das hört sich ebenso schräg an, als wenn man schreiben würde, sie habe eine graziöse Gestalt mit einem trampelhaften auftreten.

Der Roman verfügt auch leidlich nur über die gängigen Zutaten wie einem bösen und einem guten Geist, einigen verbrecherischen Figuren, die aber alle auf der Abschussliste stehen, dem obligatorischen Fluch und einem versteckten Schatz. Im Prinzip also alles, was schon zu Beginn der 1980er Jahre im Genre nicht mehr gerade als Innovativ gegolten haben dürfte.

Schlecht ist der Roman trotzdem nicht. Als mehr als nett würde ich ihn allerdings nun auch nicht beschreiben wollen. Der Roman „DAS PHANTOM IM ORIENT-EXPRESS“ dürfte daher eher als ein schnelles Vergnügen gelten, wenn man gerade nicht wirklich etwas spannendes zur Hand haben sollte. Seitens der früheren GK-Romane des Bastei Verlag dürften da allerdings wesentlich bessere Romane vorliegen, die man hätte eher wieder veröffentlichen können.

© by Konrad Wolfram

Keine Kommentare: