Mit leeren Augen
Comic-Album
von Diego
Agrimbau und Juan Manuel Tumburus
Wir befinden uns irgendwo im Osten zur Zeit des Ersten Weltkrieg im Jahr 1917.
Die
Waisenkinder Ofelia und ihr kleiner Bruder Otto finden im nahen Waldgebiet
einen polnischen Soldaten, den sie unter dem Vorwand der Hilfe mit zum nahen
Waisenhaus nehmen.
Dabei ahnt der entkräftete Soldat nicht einmal, dass er hier außer einem weiteren Kind mit Namen Maurice, niemanden mehr lebend vorfinden wird.
Allerdings ist
Maurice auch der Sohn der Familie, die das Waisenhaus geleitet hatte.
Allerdings sind seine Familie und alle anderen Waisenkinder außer Ofelia und
Otto hier an Typhus gestorben.
Doch
Hilfe darf der Soldat ebenfalls nicht erwarten, denn er wird von Maurice mit
einer Axt geköpft und dessem Fleischvorrat hinzugefügt, den der Junge mit Hilfe
von Otto und Ofelia anlegt, um die nächsten Monate zu überstehen. Denn die Kinder
sind offenbar längst in ihrer Not zu Kannibalen geworden.
Doch
während Ofelia sich diesem Schicksal und Maurice in reiner Selbstaufgabe fügt,
will Otto eigentlich nichts davon essen, was Maurice in der Küche zubereitet.
Weiß er ja doch, dass es sich hier um Menschenfleisch handelt.
Aber
Ofelia weiß auch, dass es nichts Gutes für sie und ihren kleinen Bruder bringt,
sich gegen Maurice aufzulehnen, denn auch ihr Leben hängt bei Maurice eher an
einem seidenen Faden. Im Grunde benötigt er die Geschwister ja nur noch, um die
benötigte Anzahl an lebenden Opfern heranzuschaffen.
Maurice
ist hinsichtlich der potentiellen Opfer durchaus wortgewandt. Auch selbst dann,
wenn er nur mit den Leichen seiner Eltern spricht. Allerdings kann Maurice es
nicht ertragen, wenn man ihm direkt in die Augen sieht. Und weil er insgeheim
eine Panik vor den Blicken anderer hat, konserviert er nicht nur die Augen der
Opfer, sondern auch die der an Typhus gestorbenen Leichen im Waisenhaus in
Gläsern ein.
Aber
auch Otto wird im Haus von Angst getrieben, denn während sich seine Schwester
ihrem grausamen Schicksal zu fügen scheint, hat er Angst vor den
Spielzeugpuppen im Haus, die Maurice in einem entlegenen Zimmer
zusammengetragen hat.
Aber auch Momo fehlt Otto, wobei Ofelia ihm sagt, dass auch dieser längst an der Krankheit verstorben sei. Im Gegensatz zu Ofelia ist sich Otto doch fasst sicher, dass die von Maurice verbannten Puppen lebendig sind. Und als er die Gläser mit den von Maurice konservierten Augen findet, beginnt er diese den Puppen einzusetzen, worauf sie wirklich wieder zu leben scheinen und mit Otto nun sogar kommunizieren.
Denn in den Spielzeugpuppen leben die Seelen
der an Typhus verstorbenen Waisenkinder weiter und die wollen zur Rettung von
Otto und Ofelia dem psychopathischen Maurice entgültig das blutige Handwerk
legen.
In
der Zwischenzeit reift in Maurice allerdings längst der Gedanke, nun auch Otto
und Ofelia seinem "Fleischvorrat" hinzuzufügen. Ofelia und Otto
treffen im Wald indessen auf den deutschen Jagdflieger, Leutnant Heiner von
Haas, dessen Maschine nach einem Luftkampf abgestürzt ist.
Von
Haas ahnt nicht, welches schreckliche Schicksal ihm blüht, als er den Kindern
zum scheinbar verlassenen Waisenhaus folgt. Doch seine Anwesenheit bringt den
Stein ins Rollen, welcher noch für weitere Todesopfer verantwortlich sein wird.
Dabei bleiben auch die Seelen der Verstorbenen in den Puppen nicht untätig.
Doch
können Otto und seine Schwester Ofelia ihrem schrecklichen Schicksal wirklich
entkommen?
- MIT LEEREN AUGEN
- Horror-Comic
- Autor: Diego Agrimbau
- Zeichnung & Farbe: Juan Manuel Tumburus
- Erstveröffentlichung April 2023/Splitter Verlag
-
ISBN:
978-3-98721-041-9
Der Comic unter dem Titel „MIT LEEREN AUGEN“ ist das
erste Comicprojekt seitens des Autor Diego Agrimbau gewesen, wobei er hier in
Sachen Zeichnungen und Farbgebung tatkräftig von Juan Manuel Tumburus
unterstützt wurde. Dieses zuerst in Frankreich veröffentlichte Horror-Comic
besticht bereits durch seine sehr gefällige Art der Darstellung hinsichtlich
der einzelnen Figuren.
Und man könnte den kleinen, eher dicklichen Maurice
durchaus auch als Leser recht lustig finden, wüsste man nicht bereits aus dem
Anfang der Geschichte, mit welcher Gefühllosigkeit und Grausamkeit dieses Kind
vorgeht, nur um seinen Nahrungsvorrat an menschlichem Fleisch aufzufüllen.
Dumm oder wirklich kindlich scheint Maurice hierbei zu
keiner Zeit vorzugehen und wirkliche Empathie scheint bei diesem Jungen auch
nicht vorhanden zu sein. Dabei ist er irgendwie eigentlich auch erst einmal nur
ein Opfer, welches eben nur das Glück hatte, wie Otto und seine Schwester
Ofelia, nicht an Typhus gestorben zu sein.
Otto und Ofelia indessen können einem wirklich leid tun.
Denn während Otto sich langsam gegen Maurice und dessen grausamen Kannibalismus
aufzulehnen beginnt, scheint seine etwas ältere Schwester Ofelia jegliche
Hoffnung verloren zu haben und fügt sich nun eher völlig hilflos in ihr
schreckliches Schicksal. Ein Comic für Kinder ist also der als Hardcover
veröffentlichte Comic „MIT LEEREN AUGEN“ schon durch diese Schilderungen
sicherlich nicht.
Auch was die äußerst gelungenen Zeichnungen betrifft, so sparen sie nicht mit einer gewissen Härte, wenn man z.B. die Leichen der verstorbenen Waisenkinder in ihren Bettchen sieht, bei denen Maurice wohl gleich nach ihrem Tod auch noch die Augen entfernt hat.
Letzteres trifft
allerdings auf alle dargestellten Leichen zu, einschließlich der Eltern von
Maurice. Aber auch die Hoffnungslosigkeit bzw. Angst von Otto und Ofelia wird
hier in den Darstellungen ihrer Gesichtszüge geradezu perfekt eingefangen.
Die einzelnen Bilder an sich schildern somit bereits eine
schaurig bis erschreckende Geschichte, so das hier der Text bzw. die Dialoge
der einzelnen Figuren dies eigentlich nur noch inhaltlich verstärken können.
Ein weiterer Pluspunkt ist die gut gewählte Farbgebung, welche die einzelnen
Bilder und Szenen in eine gelungen düstere Atmosphäre tauchen.
Alles in allem kann ich hier einer durchaus erwachsenen
Leserschaft dieses hervorragende Comic-Album (Hardcover) aus dem Bereich des
schaurigen Genre nur wärmstens ans Herz legen. Den Status eines
grandios-düsteren Highlight in Sachen Horror-Comics aus dem Splitter Verlag
dürfte das Album mit dem Titel „MIT LEEREN AUGEN“ dabei sicherlich für sich
beanspruchen dürfen.
© by Konrad Wolfram
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