The Black Stone Magazine # 2
Bane, der Barbar
Vorwort
Als langjähriger Fan des Autors Robert E. Howard und
inspiriert durch seine „Conan“- und „Kull“-Erzählungen, entstanden in den
Jahren 1993 und 1994 vier Fantasy-Kurzgeschichten mit dem Barbaren Bane, der im
Jahr 1993 mit der Fantasy-Geschichte „In der Skelettgruft“ sein Debüt gab.
Nach „In der Skelettgruft“ folgen die Bane-Abenteuer
Mit „Im Dienst der Legion“ fing ich im Jahr 1995 an, auch
noch eine fünfte Bane-Geschichte zu verfassen, die ich allerdings nie zu Ende
schrieb, so dass die Fantasy-Erzählung nach wie vor nur aus einem Fragment von
einer Seite besteht.
2007 entstand nach meinen Vorlagen eine Fantasy-Karte von
„Banes Welt“, die der Fantasy-Künstler Helmut W. Pesch zeichnete, die ich den
Lesern des Online-Magazins „The Black Stone Magazine“ ebenfalls nicht
vorenthalten möchte…
Karte „Banes Welt“, © by Helmut W. Pesch
In der Skelettgruft
von Ingo Löchel
Im Goldenen Zeitalter kamen die Menschen in den Osten des großen Kontinents
und gründeten unter ihrem Anführer Bachbaron
und dessen Söhnen die vier Mittleren Reiche.
Doch es gab auch viele Unzufriedene,
die mit der Führerschaft Bachbarons nicht einverstanden ware.
Und es kam zu einem Bürgerkrieg
in dessen Verlauf die Unzufriedenen in den Süden Alwions flüchteten,
um dort ihre eigenen Reiche und Städte zu
gründen.
Aus dem "Buch der Chroniken"
Kapitel 1 - Die Dämonen der Wüste
Niall wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die Hitze in der Braunen Wüste war kaum auszuhalten. Insbesondere für einen Barbaren aus den Weißen Bergen, der normalerweise weit kältere Temperaturen gewöhnt war.
Die Sonne brannte unterdessen schier unbarmherzig auf die Menschen und Tiere, die wenig dagegen tun konnten, die einem unbekannten Ziel entgegenfieberten.
Nach ihrer langen Wanderschaft durch die Mittleren Reiche, hatte die Flüchtlingskarawane vor Tagen die Salzstraße im tiefen Süden des großen Kontinents passiert und befand sich nun in der menschenleeren Einöde der Braunen Wüste.
Mit einer Handbewegung brachte Niall plötzlich die Karawane zum Stehen. Sein Sohn, der 15jährige Bane, der neben ihm ritt, schaute ihn fragend an.
„Warum halten wir, Vater?“
Der alte Söldner, der viele Jahre lang in der drakonischen Armee gedient hatte, sah seinen Sohn einige Zeit lang stumm an.
Dunkles kurzgeschnittenes Haar umrahmte dessen noch jugendlich wirkendes Gesicht, dessen Antlitz aber schon einige Narben zierten und davon zeugten, dass er ein kampferfahrener Mann war.
Banes breitschultrige und muskulöse Gestalt war deutlich unter der Ledertunika zu erkennen.
„Irgendwer oder irgendetwas verfolgt schon seit Stunden unserer Karawane. Und jetzt nähern sich unsere Verfolger unserem Standort. Sieh, mein Sohn!“
Der junge Barbar schaute in die Richtung, in die sein Vater deutete und entdeckte die Staubwolke ohne lange die nähere Umgebung untersuchen zu müssen.
Niall blickte unterdessen auf den Flüchtlingstreck, der vorwiegend aus den überlebenden Mitgliedern des Clans aus den Weißen Bergen bestand, aus Frauen, Kindern und Alten, die von den wenigen Kriegern, ehemaligen Söldnern, die unter Niall gedient hatten, geschützt wurden.
„Wer oder was kann das sein?“
Bane kniff die Augen zusammen, doch er entdeckte weder Tier noch Mensch, nur eine immer näherkommende Staubwolke.
Was den jungen Barbaren stutzig machte, war die unheimliche Stille. Kein Geräusch war zu hören, sah man von den Stimmen der Menschen im Flüchtlingstreck und den Geräuschen der Tiere, die die Wagen zogen, ab.
„Magie“, murmelte Bane und spuckte auf den heißen Wüstenboden.
Etwas bösartiges, Unheimliches ging von dieser Staubwolke aus, unter oder hinter der sich etwas gefährliches zu verbergen schien.
„Vielleicht haben wir es mit einer Gruppe von Wüstenkriegern zu tun, die die Festungen der Todeslegion umgehen wollen und auf Beute aus sind.
Bane sah seinen Vater kurz an und merkte aus dessen Gesichtszügen, dass dieser selbst nicht so recht an seine Wort glaubte.
„Was auch immer da auf uns zukommt, es sieht nicht so aus, als wollten sie uns aus dem Weg gehen, mein Sohn!“
Bane nickte grimmig.
„Wird es zum Kampf kommen, Vater?“
„Aye, kann schon sein. Wir sollten jedenfalls auf das
Schlimmste vorbereitet sein.“
****
Niall ließ eine Wagenburg aus den Wagen des Flüchtlingstrecks errichten, die die Kinder und Alten schützen sollten.
In der Mitte ließ er unterdessen die Zugtiere und Pferde an Holzpflöcken, die tief in den Boden gerammt waren, festbinden, damit diese nicht in Panik gerieten und weggaloppieren konnten.
Die Söldner des Clans der Weißen Berge, die vorwiegend mit Lanzen, ovalen Metallschildern und Breitschwertern bewaffnet waren, machten sich unterdessen kampfbereit.
Die Frauen des Clans waren unterdessen auch nicht untätig. Sie griffen zu den wenigen Bögen und bewaffneten sich mit kleinen, aber tödlichen Streitäxten, denn wie die meisten ihres Clans, waren auch die Frauen seit frühestens Kindheit im Umgang mit jeder Art von Waffe geschult worden und standen ihren Männern was den Kampfesmut und die Kampfkraft betraf, in nichts nach. Ihre Körper waren, wie die der Krieger, durch Kettenhemden geschützt.
Nialls Augen verengten sich währenddessen, als er endlich die Gefahr erkannte, die sich ihnen unaufhörlich näherte.
„Der Kriegsgott stehe uns bei!“, murmelte er.
Am heutigen Tag würde viel Blut fließen, dachte er, und der Gott des Krieges würde die meisten von ihnen in seine steinernen, aber hell erleuchteten Hallen des Todes aufnehmen.
Der Barbar zog sein Breitschwert, eine Klinge, die einst sein Großvater geschmiedet hatte und in all den Jahrzehnten des Kampfes, nicht schartig oder stumpf geworden war. Sie war noch so scharf wie am Tage ihrer Herstellung.
Niall stellte sich neben seine Krieger, die einen Schildwall vor der Wagenburg gebildet hatten und blickte stolz jeden einzelnen seiner Männer an, die seinen Blick mit grimmigem Nicken beantworteten.
Stumm erwarteten sie die herannahenden Kreaturen, in der dumpfen Erkenntnis, dass sie den heutigen Tag wohl nicht überleben würden. Doch das scherte sie nicht im Geringsten.
Ihr Leben war seit ihrer Geburt ein einziger Kampf gewesen und nur der stärkste von ihnen hatte die harten Winter in den Weißen Bergen überlebt.
Und die, die mit dem Leben davon gekommen waren, scheuten nach dieser harten Auslese weder Tod noch Dämonen.
Im Gegenteil. Sie würden sogar in der Hölle des Feuergottes einmarschieren und kämpfen, um ihre Familien und Kameraden zu beschützen und zu retten und selbst den Gott persönlich zum Kampf herausfordern, wenn dies vonnöten wäre
Alle, Männer wie Frauen, Kinder wie Alte, würden ihr Leben so teuer wie möglich verkaufen und ihre Feinde würden einen hohen Blutzoll für ihren dreisten Angriff bezahlen müssen.
Die Ahnen des
Clans der Weißen Berge würden heute stolz auf ihre Nachfahren sein und
ihre Seelen freudig in die steinernen
Hallen des Kriegsgottes begrüßen.
****
Bane stand neben seinem Vater und erwartete mit grimmigem Blick den tödlichen Feind.
Über seiner Ledertunika trug er nun ein Kettenhemd, das bis zu seinen Knien reichte. Auf einen Helm hatte er aber unterdessen verzichtet.
Bewaffnet war er mit einer Streitaxt, die aus einem einzigen Stück Stahl geschmiedet worden war.
Diese Waffe hatte den jungen Barbar noch nie im Stich gelassen und schon so manchen Feind seines Clans niedergestreckt.
Der junge Mann erinnert sich noch gut daran, wie die Axt vor nahezu vier Jahren das erste Mal Blut geschmeckt hatte und seinen Gegner in die ewigen Hallen geschickt hatte. Und nun sollten die Wüstenteufel seine Axt zu schmecken bekommen.
Bane stimmte das
Kriegslied ein, in das Sekunden später Männer und Frauen, Kinder und Alte seines
Clans mit einstimmten.
****
Die Kreaturen, die einem Alptraum zu entspringen schienen, stürzten sich ohne die geringste Vorwarnung auf die Karawane.
Selbst die Veteranen unter den Söldnern, konnten ihren Schrecken nicht verbergen. Doch ihre eiserne Disziplin, ihr hartes Leben in den Weißen Bergen sowie ihre barbarischen Instinkte, die keinen noch so aussichtslosen Kampf zu scheuen schienen, hielten sie davon ab, einfach ihre Waffen zu Boden zu werfen und wegzulaufen.
Der ersten Angriffswelle der unheimlichen Wesen hielten die bärtigen Männer stand, so dass sich die krötenartigen Wesen mit ihren messerscharfen Krallen eine blutige Nase an dem metallenen Schildwall holten.
Und es geschah noch etwas anderes, womit die Krötenwesen mit ihrer ledernen, dornenartigen Haut nicht gerechnet hatten. Statt zurückzuweichen griffen die Barbaren ihrerseits ihre Feinde an.
Die Krieger stimmten das Kriegslied ihres Clans an und schlugen die Angreifer Meter um Meter zurück.
Ihre Lanzen bohrten sich in die aufgedunsenen Leiber der Wüstenteufel und nachdem diese unbrauchbar geworden waren, zogen sie ihre Breitschwerter und schlugen eine blutige Bresche in den Wust ihrer Feind.
An vorderster Front kämpften Niall und Bane, die unbarmherzig jeden Gegner niedermähten, der ihnen den Weg versperrte.
Von der Wagenburg aus, wurden die Kreaturen der Wüste von Pfeilen eingedeckt, die die Frauen des Clans den Wesen mit unheimlicher Präzision entgegenschickten. Doch leider besaßen sie einfach zu wenige Bögen, um den unheimlichen Angreifern aus dieser Entfernung wirklichen Schaden zufügen zu können.
Nach Stunden des Kampfes zogen sich die Dämonen der Wüste zurück. Von der ersten Angriffswelle hatten nicht sehr viele der Krötenwesen überlebt, doch den Menschen des Clans der Weißen Berge blieb keine lange Verschnaufpause.
Denn wenige Minuten später fiel die zweite Welle der Angreifer über die barbarischen Krieger der Weißen Berge her.
Niall hatte, umsichtig wie er war, einen neuen Schildwall vor der Wagenburg gebildet, doch diesmal brach der eiserne Wall der Verteidiger unter dem wilden Ansturm und der unbändigen Wut der Wüstenteufel zusammen.
Doch die Clankrieger gaben sich noch lange nicht geschlagen, denn nun griffen die Frauen, durch ihre Kettenhemden geschützt, und mit Schild und Streitaxt bewaffnet, ebenfalls in den Kampf mit ein.
Und ihre Streitäxte schlugen eine weitere blutige Bresche in die Flut der Angreifer. Doch trotz der tapferen Gegenwehr schien allein die Masse der Angreifer die Verteidiger zu erdrücken.
Doch die Krieger und Kriegerinnen der Weißen Berge bekamen Unterstützung von den Kindern und Alten des Clans, die sich mit allem bewaffnet hatten, was ihnen zur Verfügung stand und hieben, stachen und schlugen auf ihre Angreifer ein, die zu Dutzenden unter den Hieben fielen.
Am blutigsten wüteten allerdings Niall und sein Sohn Bane unter den Wüstenteufeln. Beide schien eine berserkerhafte Wut ergriffen zu haben, denn sie schienen ihre Verletzungen, die ihnen ihre Gegner zufügten nicht zu spüren.
Im Gegenteil. Ihre Wunden schienen nur noch mehr ihren Grimm und ihre Kampfeswut zu entfachen.
Bane spaltete mit seiner Streitaxt einem besonders widerlich aussehenden Wüstenteufel, der ihn mit seiner messerscharfen Krallen attackieren wollte, den Schädel.
Sekunden später fuhr er mit einem Kriegsschrei auf seinen Lippen herum, die Klinge seiner Axt bohrte sich währenddessen in die Brust eines weiteren Wesens.
Mit einem Ruck zog er die Klinge der Axt wieder kraftvoll aus der Brust des zu erschlaffenden Wesens und griff ohne zu überlegen mit der linken Hand nach seinem Dolch und schleudert sie kraftvoll dem nächsten Wüstenteufel entgegen.
Die Klinge bohrte sich in das rechte Augen des Wesens, das mit einem Kreischen zu Boden stürzte.
Für Sekunden hatte der junge Barbar Luft, dann wurde er von weiteren Krötenwesen attackiert.
Eine Kralle scharrte über Banes Kettenhemd. Mit einem kraftvoll geführten Hieb, hackte er dem Wesen die Extremität ab. Das Wesen kreischte, gab aber noch nicht auf, und griff mit seiner linken messerscharfen Kralle an.
Schließlich war es der junge Barbar leid, hackte dem
Wüstenteufel auch seine andere Extremität ab und spaltete ihm dann mit einem raschen
Hieb den Schädel.
****
Hin und her wogte die Schlacht und die Krötenwesen waren schon zu Hunderten gefallen, doch auch von den Clanleuten der Weißen Berge waren, trotz ihres heldenhaften Widerstandes, schon sehr viele gefallen.
Niall und sein Sohn sahen unterdessen Freunde, Bekannte und Familienangehörige unter den Hieben der Wesen fallen, die in ihrem Blutrausch alles töteten, wen auch immer sie zwischen ihre Krallen und Zähnen bekamen.
Die ersten Opfer waren die Kinder und Alte, die gegen die Kreaturen auch Dauer keine Chance hatten. Und selbst die Wagenburg schützte sie nicht vor der Blutgier der Wüstenteufel.
Danach fielen nach und nach auch die kämpfenden Frauen sowie die Söldner und Krieger des Clans, denn die Anzahl der Gegner war einfach zu übermächtig.
Bald waren nur noch wenige Verteidiger übrig, die sich schützend um die Überlebenden gescharrt und letztmalig einen Schildwall hinter der Wagenburg gebildet hatten.
Doch die Lage schien aussichtslos. Immer und immer wieder stürmten die Dämonen der Wüste vor. Aber die Verteidiger hielten den Angriffen stand und metzelten die Krötenwesen weiterhin zu Dutzenden nieder.
Doch all das half nichts. Denn nach all den Stunden des
Kampfes war alles vorbei. Die Wesen stimmten mit ihren bluttriefenden
Mäulern ein wildes Kreischen an und begruben
die Wagenburg und letzten Verteidiger des Clans der Weißen Berge unter
ihre aufgedunsenen und aufgeblähten Leibern.
****
Als der junge Bane aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, richtete er sich langsam auf. Alle seine Glieder schmerzten ihn, aber er wurde sogleich hellwach, als er Kampfgeräusche vernahm.
Er sah sich um. Überall lagen zerstückelte Leichen. Der Geruch von Verwesung und Tod lag schwer über dem Stück Land in dem nach wie vor gekämpft wurde.
Dann sah er sie. Ein einsamer Krieger kämpfte gegen vier Dämonen der Wüste, die ihn hart attackierten.
Bane griff nach seiner Streitaxt, die am Boden lag und überlegte nicht lange. Mit einem Kriegsschrei auf den Lippen und einer schnellen Bewegung, die er seinen schmerzenden Gliedern gar nicht mehr zugetraut hätte, warf er seine Waffe einem der Wesen entgegen.
Mit einem dumpfen Laut traf sie den Körper der Kreatur, die mit einem gurgelnden Laut tödlich getroffen zu Boden fiel. Ohne zu überlegen ergriff er mit der linken Hand ein Breitschwert vom Boden
Erst jetzt erkannte er, dass der kämpfende Krieger sein Vater Niall war, der aus mehreren schweren Wunden blutete.
Mit einem Hieb mit dem Breitschwert enthauptete er eine weitere Kreatur, die stumm zu Boden fiel und dort mit zuckenden Gliedern ihr Leben aushauchte, und bohrte dem dritten Wesen, das sich ihm entgegenstellen wollte, die breite Klinge seines Schwertes mitten in dessen Brust.
Doch trotz aller Schnelligkeit schaffte es Bane nicht mehr rechtzeitig, seinen Vater zu erreichen.
Bevor der junge Mann ihm helfen konnte, riss der letzte Dämon Niall mit einem gewaltigen Hieb die Brust auf. Und selbst die Kettenrüstung, die der den alten Söldner schützte, rettete den Veteran nicht vor dem mörderischen Hieb.
Bevor Niall zu Boden fiel, spaltete er jedoch mit einem letzten gewaltigen, reflexhaften Hieb dem Wesen den Schädel.
Als Bane seinen Vater endlich erreicht hatte, kniete er sich mit einem Schrei der Verzweiflung auf den Lipen nebenNiall . Als er die furchtbare Wunde sah, die ihm der Wüstenteufel zugefügt hatte, wusste er, dass sein Vater nicht mehr zu retten war.
Nialll öffnete die Augen und lächelte.
„Mein Sohn, du lebst. Den Göttern sei Dank.“
„Rede nicht Vater, es strengt dich zu sehr an.“
„Es ist sowieso zu spät, mein Junge, das weißt du so gut wie ich. Nimm mein Schwert und verlasse diesen teuflischen Ort. Suche und finde dein Glück, mein Sohn. Möge der ... Kriegsgott ... mit dir sein.“
Die letzten Worten Nialls waren nur noch ein Hauch, aber
Bane hatte jedes einzelne Wort seines Vaters verstanden.
****
Nachdem Bane seinen Vater begraben und sich dessen Schwert über seinen Rücken gebunden hatte, schielte er zum Himmel, der blutrot leuchtete.
Der Totengott hatte die Seele seines Vaters und die Seelen der Leute seines Clans in seine steinernen Hallen aufgenommen.
Der junge Barbar überlegte. Die nächstgelegene Oase, die Oase von Medit, von der ihm sein Vater erzählt hatte, lag zwei Tagesmärsche von hier entfernt in der Nähe der Stadt Achaja, der einzigen menschlichen Besiedlung am Rande der Braunen Wüste.
Der junge Barbar umfasste grimmig den Griff seiner
Streitaxt und stapfte einer ihm unbekannten Zukunft entgegen.
Kapitel
2 Dagazz
Bane war seit knapp einem Tag unterwegs, als er die ersten Leichen fand. Ein Trupp Reiter war den Wüstenteufeln anscheinend auch unter die Krallen geraten.
Wie der junge Barbar feststellen musste, hatten die Wesen ganze Arbeit geleistet. Die Körper von Mensch und Tier waren bis zu Unkenntlichkeit zerfetzt.
Und umso mehr er sich der Oase von Medit näherten, umso öfter traf er auf weitere Spuren des Kampfes.
Er spie vor Abscheu auf den Wüstenboden und sprang mit einer panthergleichen Bewegung zur Seite, als er ein Geräusch hinter sich vernahm.
Und seine barbarischen Instinkte retteten Bane vor dem sicheren Tod, denn ein Dämon der Wüste hatte sich lautlos von hinten an ihn herangeschlichen.
„Du widerliches kleines Mistvieh“, murmelte Bane angewidert.
Das Wesen verzog als Antwort sein Maul zu einem hämischen Grinsen, als hätte es die Worte jungen Barbar genau verstanden, doch dieses Grinsen blieb der Kreatur regelrecht im Halse stecken, als Banes Streitaxt ihm den Schädel spaltete.
Der junge Barbar zog die Waffen aus dem stinkenden Kadaver, als er herumfuhr und sich mit zwei Gestalten konfrontiert sah, die beschwichtigend ihre Arme erhoben hatten.
„Wir wollen dir nichts tun, junger Krieger“, beruhigte ihn der ältere der beiden kräftigen Männer.
„Mein Name ist Ogestes und das ist Edril. Wir sind die beiden einzigen Überlebenden der ....“
Die beiden Männer blickten auf den jungen Barbar, der in seiner zerfetzten Kleidung, seinen grimmigen Blick und der erhobenen Waffe von dem das grüne Blut des Krötenwesens heruntertropfte, wie der Kriegsgott persönlich aussah.
„Wer seid ihr?“, fragte Bane mit einer knurrenden Stimme.
Die beiden Fremden traten eingeschüchtert einige Schritte zurück.
„Wir sind die beiden einzigen Überlebenden einer Patrouille....“
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„Und wie seid ihr ihnen entkommen?“, frage sie Bane, der die Geschichte der beiden Männer immer noch nicht recht glaubte.
„Wir haben uns versteckt!“
Bane fixierte die beiden Männer und spuckte angewidert auf den Boden. Denn der junge Barbar hasste nichts mehr, als Feigheit, sah man von Magie einmal ab, aber ihm entging dabei nicht, die hinterhältigen Blicke, die sich die Edril und Ogestes gegenseitig zuwarfen.
Bane kannte solche Blicke. Es waren die Blicke von Verrätern und hinterhältigen Mördern.
Die beiden Feiglinge hatten sich vor den Dämonen der Wüste bestimmt nicht bloß versteckt, nein, sie hatten ihre Kameraden vermutlich an die Wüstenteufel verraten, aus welchen Gründen auch immer.
„Und ihr wisst also, wo sich die Brutstätte dieser Krötenwesen befindet“, spielte Bane den dümmlich dreinblickenden Barbaren weiter, genau das, was die beiden Halsabschneider von ihm erwarteten.
Die beiden Verräter nickten und wirkten erleichtert, denn sie glaubten, mit ihre Rederei Bane überzeugt zu haben.
„Ja, sie brüten in der Skelettgruft!“
„In der Skelettgruft? Und wo befindet sich diese
Skelettgruft?“
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Die gebeugte und verhüllte Gestalt schlurfte durch die Höhle, dessen Boden gleich eines Teppichs mit tierischen und menschlichen Überresten bedeckt war. Knochen soweit das Auge reichte. Knochen in aller Formen und Größen.
Die Gestalt schien dieses Mahnmal aus Tod und Verwesung jedoch nicht im Geringsten zu stören, im Gegenteil, sie schien es regelrecht zu genießen.
„Meine ganze Macht gehört dem Gott Dagazz. Möge der Blutgott mich beschützen“, murmelte die Gestalt und schob ihre Kapuze zur Seite.
Zum Vorschein kam der Kopf eines glatzköpfigen Mannes, dessen glänzende schwarze Augen, die tief in seinem gelblichen, blutleeren Gesicht lagen, zum Eingang der Skeletthöhle blickte und die Eindringlinge, die ihn in seiner Meditation störten, böse anstarrte.
„Der Blutgott möge Eure Glieder verfaulen lassen, Ihr Ungläubigen!“, murmelte der Hexer.
Als er allerdings zwei der drei Ankömmlinge erkannte, hielt er für kurze Zeit inne, und warf dann seinen Umhang zu Boden.
Die Ankömmlinge erblickten eine kleine bucklige Gestalt mit einem großen Wanst und den unproportioniert langen Armen, die ihrem Besitzer das Aussehen einer widerwärtigen Kröte gaben.
Der Hexer hob seine Finger und Sekunden später erstarrten
alle drei in ihren Bewegungen.
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„Wen habt ihr mir denn da gebracht?“, fragte der Hexer Edril und Ogestes, die wie eine erstarrte Salzsäule bewegungslos vor ihm standen. Ihre Lippen und Augen konnten die beiden Halsabschneider jedoch noch bewegen.
„Er hat einen von Dagazz Lieblingen getötet. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen!“
„So, so, hat er das“, erwiderte die Stimme des Hexers höhnisch. Seine glänzenden, schwarzen Augen fixierten Bane dabei bösartig.
„Und es war nicht
der einzige Wüstenteufel den der Barbar getötet hat!“
“Dagazz, der Blutgott, möge ihn verdorren lassen!“, murmelte der Hexer.
Er blickte auf die großgewachsene und muskulöse Gestalt Banes. Und nach wenigen Sekunden kam ihm die Erkenntnis.
„Die Flüchtlingskarawane“, murmelte der Hexer. „Natürlich.“
Nun war es Bane, der die bucklige Gestalt vor ihm anstarrte. „Du warst es?“
Der Hexer nickte und kicherte irre.
„Warum?“
„Keiner betritt das Reich des Blutgottes ungestraft, Barbar. Niemand!“
In Banes Innerem loderte eine unbändige Wut. Ein nicht zu versiegender Hass auf diese Parodie eines Menschen, schien alle weiteren Gedanken bis auf die der Rache zum Versiegen gebracht zu haben.
„Du wirst ein prächtiges Blutopfer für Dagazz abgeben, Barbarenabschaum.
Und der Blutgott wird mich für diese Gabe fürstlich belohnen.“
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Der junge Barbar war in einer verzwickten Situation. Sein gesamter Körper war wie gelähmt. Er konnte kein einziges Glied seines Körpers bewegen. Nur sein Gesicht war von dieser Lähmung ausgenommen.
Seine Streitaxt, die der junge Barbar noch immer in Händen hielt, entglitt langsam seinen gefühllos werdenden Fingern.
Doch der Hexer hatte etwas ganz entschiedenes vergessen. Hass und der Gedanke an Rache waren zwar negative Gedanken, aber in ihnen wohnte auch eine sehr starke Kraft inne, die im Stande war, selbst die Macht dunkler Magie zu brechen.
„Ogestes! Edril!” befahl der Hexer. „Tötet den Barbaren und ihr werdet von Dagazz eine fürstliche Belohnung erhalten. Seine Anhänger bekommen die Unsterblichkeit, aber seine Feinde...“
Der Hexer deutete auf den erstarten Barbaren. Die beiden Halsabschneider sahen sich unterdessen nur kurz an.
Mit einem kurzen Nicken besiegelten sie ihren Pakt, Bane um die Ecke zu bringen und ihren Preis vom Blutgott persönlich zu erhalten.
Sie waren Bruder im Geiste, um ihre verruchten Gedanken auf Befehl des Hexers nunmehr auch in die Tat umzusetzen.
Bane dachte unterdessen an seinen toten Vater und all die Angehörigen seines Clans, die die Wüstenteufel im Auftrag des Hexers getötet und in Stücke gerissen hatten. Und nur aus dem Grund, weil sie die Braune Wüste betreten hatten.
Diese widerliche, bucklige Gestalt, die eher einer Kröte ähnelte, als einem menschlichen Wesen, trug die Schuld an der Auslöschung seines gesamten Clans.
Das Gesicht des Babaren lief rot an, was den Hexer in Verzückung versetzte.
„Du wehrst dich umsonst, Barbarenabschaum, denn der magischen Starre hast du nichts entgegen zu setzen!“
Banes linke Hand zuckte unbemerkt.
Noch immer fixierte der Hexer den jungen Barbaren mit seinen dunklen, glänzenden Augen, die Bane regelrecht zu sezieren schienen. Dabei glich dessen gelbliches, blutleeres Gesicht dem Abgott des Totengottes Hel.
Mit einem siegessicheren Lächeln quittierte die bucklige Gestalt, wie die Streitaxt aus der rechten Handfläche des Barbaren glitt.
„Nun macht schon ihr beiden“, wandte er sich an Ogetes und Edril, „das ist doch nicht der erste wehrlose Mensch, den ihr beiden um die Ecke gebracht habt.“
Durch seine Wort an die beiden Halsabschneider war der Hexer abgelenkt und er bemerkte derweil nicht, wie Banes linke Hand sich Zentimeter um Zentimeter dem Dolch näherte, der an seiner linken Seite versteckt war.
Der junge Barbar nahm all seine Willenskraft zusammen, so dass es ihm letztendlich gelang, den Dolch aus seinem Gürtel zu ziehen und ihn mit einem hasserfüllten Schrei auf den Lippen, dem Hexer entgegenzuwerfen.
Und dieser bemerkte die Gefahr viel zu spät. Und bevor er reagieren konnte, fiel er mit einem gurgelnden Geräusch auf den Lippen zu Boden, die Dolchklinge des Barbaren in seiner Kehle steckend.
Als der Hexer zu Boden fiel, war auch der magische Bann gebrochen, der Bane bewegungsunfähig hatte erstarren lassen.
Währenddessen wandte sich der Barbar Ogestes und Edril zu
und die beiden Halsabschneider wußten nicht wie ihnen geschah, als der junge
Bane ihnen mit seiner Axt die Schädel spaltete.
© by Ingo Löchel
Einige meiner gezeichneten Vorlagen zu der Fantasy-Karte zu „Banes Welt“.
Vorlagen zur Karte von „Banes Welt“,
© by Ingo Löchel
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