Dorian Hunter Band 54
Der Gast aus dem Totenreich
von Roy Palmer
(Holger Friedrichs)
Als
in unmittelbarer Nähe der Villa des seit einiger Zeit untergetauchten
Violinisten Marco Bertini zwei mumifizierte Frauenleichen gefunden werden und
Dorian durch die Mystery Press von den Hintergründen und weiteren Vermissten
erfährt, beschließt er der Sache nachzugehen.
Zur gleichen Zeit kündigt Laura Bertini, die Frau des Musikers, dessen Comeback an und lädt einige handverlesene Gäste zu einer Soiree ein, die in der Villa stattfinden soll.
Hunter nutzt die Gelegenheit und lässt sich als Begleiter
eines der Gäste dort einschleusen. Hier
stößt er zunächst auf die Mitglieder eines Hexenkreises, zu dem auch die Frau
des Musikers gehört, welche sich für seine jahrelangen Affären an ihm rächen
wollte, indem sie ihn nach seinem Freitod zu einem untoten Leben verdammte.
Es
kommt zu einem ersten Kampf mit Bertini, welcher die Morde beging, um sich mit der
Lebensenergie seiner Opfer zu versorgen, allerdings gelingt es Hunter nicht,
ihn zu vernichten.
Immerhin
kann er ihm seine Maske entreißen und einen Spiegel vorhalten. Nach der
Erkenntnis, was man ihm angetan hat, wendet der Untote sich im Zorn gegen seine
Frau und die Hexen, und wird schließlich gemeinsam mit Laura ein Opfer der bei
dem finalen Kampf entfachten, reinigenden Flammen…
- Erschienen am 22. September 2020
-
Erstveröffentlichung: Am 26. August
1975 als Dämonenkiller 53
Dieser erste Beitrag aus der Feder von Roy Palmer ist
sicher kein Glanzlicht der Serie, allerdings hat der Autor trotz der nicht
gerade grandiosen Vorlage einen zwar nicht wirklich spannenden aber immerhin
temporeichen und größtenteils lesbaren Roman abgeliefert.
Die Darstellung der Hauptfigur wirkt im direkten
Vergleich mit dem Debüt von Hans Kneifel etwas authentischer und stimmiger. Man
hat zumindest an keiner Stelle den Eindruck, es mit einer beliebig
austauschbaren Heldenfigur zu tun zu haben, obschon man die Figur durchaus noch
rauer und kantiger darstellen könnte, doch für den ersten Auftritt des Autors
ist die Darstellung okay.
Das Verhalten eines Jeff Parker sorgt dagegen für ein
leichtes Stirnrunzeln beim Leser, weil man ihn eigentlich als recht
zuverlässigen Partner kennt. Dass er die Mädchen, die Hunter in seine Obhut
übergibt, trotz ausdrücklicher Warnung des Dämonenkillers, sie nicht aus den
Augen zu lassen wegen eines “dringenden” Termins im Stich lässt - worauf sie
natürlich prompt dem Feind in die Hände fallen - wirkt dementsprechend
unglaubwürdig und konstruiert, wobei das allerdings auf die Kappe des Expose -
Autors geht.
Überhaupt wirkt die ganze Story etwas an den Haaren herbeigezogen und uninspiriert. Während man die Rachegeschichte gerade noch nachvollziehen kann, erscheint die Tatsache, dass Bertini sein eigener untoter Zustand mit Hilfe einer Gummimaske “verheimlicht” werden muss, doch reichlich obskur und sinnfrei, auch wenn man der Figur so natürlich eine gewisse Tragik andichten kann.
Das Ganze wird dann noch auf die Spitze getrieben, als Hunter
ihn demaskiert und ihm einen Spiegel vor die Knochenfratze hält, worauf der
Untote allen Ernstes einen Schock erleidet…
Dass der Dämonenkiller dem Maestro dann nicht so recht
beizukommen vermag, weil er halt “nur” ein Kreuz und eine Gemme zum Einsatz
mitgenommen hat, darf noch als erhöhter Schwierigkeitsgrad durchgehen, immerhin
muss Hunter sich so etwas einfallen lassen und kann den Gegner nicht einfach so
umpusten, wie es in anderen Serien gerne gehandhabt wird. Insofern ist auch die
finale Lösung, an welcher Hunter nur indirekt beteiligt ist, durchaus schlüssig
und akzeptabel.
Etwas seltsam mutet dann die Art und Weise an, wie der Hexenkreis zerschlagen wird. Zwar handelt es sich dabei nicht um schwarzmagische Wesen, aber dass hier eine Denunzierung durch die Presse ausreicht, um die Sache abzuschließen, erscheint doch etwas sehr einfach, auch wenn es sich bei den Mitgliedern um höher gestellte Damen aus der römischen High Society handelt.
Alles in allem liefert der “Neue” hier einen zwar
lesbaren aber im Vergleich mit den teils großartigen Vorgängern doch eher
durchschnittlichen Roman mit einigen unfreiwillig komischen Szenen ab, der
stilistisch sehr gut anfängt, aber im letzten Drittel auch diesbezüglich leider
etwas abflacht.
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