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Dienstag, 9. Januar 2024

Der Gast aus dem Totenreich

Dorian Hunter Band 54

Der Gast aus dem Totenreich

von Roy Palmer (Holger Friedrichs)

Als in unmittelbarer Nähe der Villa des seit einiger Zeit untergetauchten Violinisten Marco Bertini zwei mumifizierte Frauenleichen gefunden werden und Dorian durch die Mystery Press von den Hintergründen und weiteren Vermissten erfährt, beschließt er der Sache nachzugehen.

Zur gleichen Zeit kündigt Laura Bertini, die Frau des Musikers, dessen Comeback an und lädt einige handverlesene Gäste zu einer Soiree ein, die in der Villa stattfinden soll. 

Hunter nutzt die Gelegenheit und lässt sich als Begleiter eines der Gäste dort einschleusen. Hier stößt er zunächst auf die Mitglieder eines Hexenkreises, zu dem auch die Frau des Musikers gehört, welche sich für seine jahrelangen Affären an ihm rächen wollte, indem sie ihn nach seinem Freitod zu einem untoten Leben verdammte.

Es kommt zu einem ersten Kampf mit Bertini, welcher die Morde beging, um sich mit der Lebensenergie seiner Opfer zu versorgen, allerdings gelingt es Hunter nicht, ihn zu vernichten.

Immerhin kann er ihm seine Maske entreißen und einen Spiegel vorhalten. Nach der Erkenntnis, was man ihm angetan hat, wendet der Untote sich im Zorn gegen seine Frau und die Hexen, und wird schließlich gemeinsam mit Laura ein Opfer der bei dem finalen Kampf entfachten, reinigenden Flammen…

  • Erschienen am 22. September 2020
  • Erstveröffentlichung: Am 26. August 1975 als Dämonenkiller 53 

Dieser erste Beitrag aus der Feder von Roy Palmer ist sicher kein Glanzlicht der Serie, allerdings hat der Autor trotz der nicht gerade grandiosen Vorlage einen zwar nicht wirklich spannenden aber immerhin temporeichen und größtenteils lesbaren Roman abgeliefert.

Die Darstellung der Hauptfigur wirkt im direkten Vergleich mit dem Debüt von Hans Kneifel etwas authentischer und stimmiger. Man hat zumindest an keiner Stelle den Eindruck, es mit einer beliebig austauschbaren Heldenfigur zu tun zu haben, obschon man die Figur durchaus noch rauer und kantiger darstellen könnte, doch für den ersten Auftritt des Autors ist die Darstellung okay.

Das Verhalten eines Jeff Parker sorgt dagegen für ein leichtes Stirnrunzeln beim Leser, weil man ihn eigentlich als recht zuverlässigen Partner kennt. Dass er die Mädchen, die Hunter in seine Obhut übergibt, trotz ausdrücklicher Warnung des Dämonenkillers, sie nicht aus den Augen zu lassen wegen eines “dringenden” Termins im Stich lässt - worauf sie natürlich prompt dem Feind in die Hände fallen - wirkt dementsprechend unglaubwürdig und konstruiert, wobei das allerdings auf die Kappe des Expose - Autors geht.

Überhaupt wirkt die ganze Story etwas an den Haaren herbeigezogen und uninspiriert. Während man die Rachegeschichte gerade noch nachvollziehen kann, erscheint die Tatsache, dass Bertini sein eigener untoter Zustand mit Hilfe einer Gummimaske “verheimlicht” werden muss, doch reichlich obskur und sinnfrei, auch wenn man der Figur so natürlich eine gewisse Tragik andichten kann. 

Das Ganze wird dann noch auf die Spitze getrieben, als Hunter ihn demaskiert und ihm einen Spiegel vor die Knochenfratze hält, worauf der Untote allen Ernstes einen Schock erleidet…

Dass der Dämonenkiller dem Maestro dann nicht so recht beizukommen vermag, weil er halt “nur” ein Kreuz und eine Gemme zum Einsatz mitgenommen hat, darf noch als erhöhter Schwierigkeitsgrad durchgehen, immerhin muss Hunter sich so etwas einfallen lassen und kann den Gegner nicht einfach so umpusten, wie es in anderen Serien gerne gehandhabt wird. Insofern ist auch die finale Lösung, an welcher Hunter nur indirekt beteiligt ist, durchaus schlüssig und akzeptabel.

Etwas seltsam mutet dann die Art und Weise an, wie der Hexenkreis zerschlagen wird. Zwar handelt es sich dabei nicht um schwarzmagische Wesen, aber dass hier eine Denunzierung durch die Presse ausreicht, um die Sache abzuschließen, erscheint doch etwas sehr einfach, auch wenn es sich bei den Mitgliedern um höher gestellte Damen aus der römischen High Society handelt.   

Alles in allem liefert der “Neue” hier einen zwar lesbaren aber im Vergleich mit den teils großartigen Vorgängern doch eher durchschnittlichen Roman mit einigen unfreiwillig komischen Szenen ab, der stilistisch sehr gut anfängt, aber im letzten Drittel auch diesbezüglich leider etwas abflacht.

© by Stefan Robijn

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