Translate

Dienstag, 9. Januar 2024

Der General der toten Soldaten

Gespenster Krimi Band 121

Der General der toten Soldaten

 von Mortimer Grave

Die DDR ist längst Geschichte und so wird auch das frühere klassizistische Schloss einer Adelsfamilie an die jetzigen Erben wieder zurückgegeben, nachdem es eine recht wandelbare Entwicklung hinter sich gebracht hatte.

Und in dieser Nacht fährt die junge Bettine von Zarow genau dorthin. Denn sie will nachsehen, wie weit die Arbeiten bereits sind. Denn sie möchte aus dem früheren Fasmiliensitz ein schmuckes Hotel machen.

Aber es gibt auch einige andere Geschichten um das Schloss und ihre früheren Bewohner. So soll Bettines Großvater Joachim von Zarow nicht nur ein großer General im ersten Weltkrieg gewesen sein, sondern auch jetzt noch gerade in den etwas dunkleren Tagen im Herbst wie im Winter als Geist in der Nähe des Schloss spuken.

Doch Joachim von Zarow war schon zu Lebzeiten offenbar kein Mensch, der mit Empathie und Menschlichkeit etwas anfangen konnte. Und als Geist im blutverschmierten grauen Rock samt Stahlhem soll er statt einem Gesicht auch nur noch einen hässlichen Totenschädel sein Eigen nennen können.

Allerdings glaubt Bettine von Zarow wie auch viele der Anwohner in dieser Gegend nicht an Gespenster. Dies ist allerdings ein gewaltiger Fehler, wenn man mitten in der Nacht in ein einsames Schoss geht und sich plötzlich nicht nur dem toten Großvater gegenübersieht.

Denn der hat auch gleich noch eine Reihe anderer bereits längst verstorbener Soldaten und in den beiden Weltkriegen getöteter Verwandte um sich versammelt und will nun auch seine Enkelin zu sich in das düstere Zwischenreich holen. Und so finden die Arbeiter am nächsten Morgen auf der Baustelle eine auf grausam Weise ermordete junge Frau vor, die niemand anderes ist als Bettine von Zarow.

Auch Oberkommissar Tom Wille wie auch Hauptkommissar Sven Schneidermann von der Kripo Anklam sind über diesen äußerst brutalen Mord schockiert. Und dies wird nicht besser, denn die Spurensicherung findet nicht den kleinsten Hinweis auf den oder gar die möglichen Mörder der jungen Frau. Und selbst die jungen Rechtsradikalen, die sich hier in ihrer politischen Verblendung herumtreiben, kommen hier kaum ernsthaft als mögliche Täter in Frage.

Als Wille und Schneidermann dann auch noch auf Caroline von Zarow, der Zwillingsschwester der Ermordeten samt ihrer Lebensgefährtin Birgit Püringer treffen, können sie ihnen auch nicht mehr sagen, als wäre ihre Schwester von einem Geist ermordet worden. Wie nahe sie allerdings mit dieser Aussage wirklich an die Wahrheit gelangen, wissen die zwei Beamten der Mordkommission zu diesem Zeitpunkt sicherlich auch noch nicht.

Doch bald werden die zwei Kommissare samt den beiden jungen Frauen mit immer mehr seltsamen Hinweisen zum grausamen Geist des General von Zarow konfrontiert, welcher schon zu Lebzeiten im Krieg Unmengen an jungen Rekruten kaltblütig in den sicheren Tod geschickt hatte.

Und die Gefahr ist auch längst noch nicht vorbei, denn schon kurz darauf sammelt in der Nacht der General mit dem bleichen Totenschädel seine kleine Truppe der Untoten erneut zusammen und bedroht nun das Leben eines Ehepaar, welches sich vor Ort mit einer Arztpraxis niedergelassen hat.

Doch kann es den zwei Beamten der Kripo und den zwei jungen Frauen überhaupt gelingen, den blutgierigen toten General zu stoppen? Und welche Rolle spielt dabei ein gewisses "Eishaus", welches sich früher in der Nähe des Schlosses befunden haben soll?

„Schwerer Nebel zog durch den Park von Schloss Zarow. Klamme Schwaden trieben über die verwilderten Wiesen, hingen zwischen den hohen, uralten Bäumen und lagen über den in den Boden eingelassenen Grabplatten der Gräfinnen und Grafen, ebenso wie über den verwitterten Kreuzen der gemeinen Leute weiter im Hintergrund.“ (Gespenster-Krimi/Band 121: "Der General der toten Soldaten"/Seite 2)

  • Erschienen am 30. Mai 2023
  • Neuer Roman

Ich bin jetzt einmal ganz ehrlich, mich hatte man wirklich noch mit lebenden Skeletten bzw. entsprechenden Beschreibungen von Geistern schockieren können, als ich etwa neun bis maximal vierzehn Jahre war. Da konnten mich auch noch animierte, mit Schwertern und Schilden kämpfende Skelette sprachlos machen, wie es z.B. in einem Film von Ray Harryhausen ja formschön mal umgesetzt wurde, wie z.B. auch im Film „THE 7TH VOYAGE OF SINDBAD“ von 1958.

Doch dieser schaurige Reiz ging bei mir spätestens im Alter ab 15 Jahren dann irgendwie immer mehr verloren. Denn ich sah keinen wirklich logischen Sinn darin, als Geist oder Dämon nur in Form eines Skeletts agieren zu können.

Gut, bei Zombies sieht das zumindest ein wenige anders aus. Da darf zumindest schon mal ein Teil von einem Schädel oder eines anderen Knochen zwischen dem ganzen verwesenden Fleisch eines Untoten hervorblitzen. Aber als blankes Gerippe dürfte so ein Geist höchstens noch eine Karriere in einer Hundehütte anstreben können, damit diese ihn dann im Garten Knochen um Knochen fröhlich verbuddeln können.

Da ändert sich dann auch nichts dran, wenn man dem Gerippe einen Soldatenmantel umhängt und ihm einen durchschossenen Stahlhelm aufsetzt. Allerdings drücke ich bei dem Roman „DER GENERAL DER TOTEN SOLDATEN“ von Mortimer Grave hier aber mal ein Auge zu, denn der Autor weiß, wie man seine Leser gleich zu Beginn an die Seiten fesseln muss und man danach die Handlung weiterhin schön spannend nach oben schraubt.

Und damit macht der Autor bei mir auch in Sachen „GESPENSTER-KRIMI“ wieder eine Menge Punkte gut, nach der letzten schriftstellerischen Katastrophe (GK, Band 120) mit dem Titel „DIE GONDELBURG“ von Minnie Kromer.

Zumindest zeigt hier der Autor Mortimer Grave, dass er keine Probleme mit einem gruseligen Inhalt und einem spannenden Aufbau hat. Und so konnte er mich hier durchaus interessiert und gespannt wieder in die Handlung eines "GESPENSTER-KRIMIS" ziehen und entsprechend auch mitnehmen, obwohl mich eigentlich blanke Gerippe im Uniformrock sonst nicht wirklich gruseln lassen.

Aber dieser blutrünstige General von Zarow scheint zu Lebzeiten ja schon ein ganz mieser Geselle gewesen zu sein, der ohne jedes Gewissen junge Menschen wie Schlachtvieh in die Schützengräben getrieben hatte. Und selbst bei seiner jungen Nachfahrin Bettine von Zarow zeigen er und die anderen Skelett-Soldaten bereits zu Beginn des Roman keine Spur von Mitleid oder gar Menschlichkeit.

Und damit ist General von Zarow eben auch irgendwie nicht einer dieser sonst so typisch dämonischen Maulhelden, wie man sie früher gelegentlich eben in diversen sogenannten "Groschenromanen" vorfinden konnte. Also genau die Art von Bösewichte mit großer Klappe, die dann aber flott von der Platte geputzt werden, weil der Autor bei seinen langweiligen Ausschweifungen plötzlich kaum noch Raum für ein wirklich spannendes Finale mehr hatte.

Mein Fazit fällt daher hier auch eigentlich recht positiv aus. Auch wenn im letzten Drittel nicht mehr wirklich so viel passiert ist, womit man mich eventuell noch zusätzlich hätte überraschen können.

Irgendwie fand ich es auch ganz interessant, wie die zwei Kommissare mit den jungen Burschen umgegangen sind, die durch ein rechtsextremes Gedankengut verblendet worden sind und nun in dem alten General von Zarow einen alten Held der Nation sehen wollten. Allerdings war es auch positiv, dass dieser Handlungsstrang trotzdem recht kurz gehalten wurde und ohne zu stark erhobenem Zeigefinger daher kam, damit man so nicht zu weit vom eigentlichen roten Faden abweichen konnte.

Der Roman „DER GENERAL DER TOTEN SOLDATEN“ verfügt dabei in seiner Gesamtheit durchaus über eine recht interessant geschilderte, recht düstere Atmosphäre mit durchaus zwei bis drei gelungenen Spitzen im Härtegrad. Und gesamt gesehen machte der Roman hierdurch auch wirklich Spaß, so das ich ihn auch in einer gewissen Rekordzeit zwar nicht gleich verschlungen, aber durchaus gespannt gelesen hatte.

Allerdings möchte ich hier nun auch einmal kurz auf die Cover der Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ im allgemeinen eingehen, die ich leider nur selten als wirklich mal glücklich gewählt betrachten kann. Dies trifft auch auf den Roman DER „GENERAL DER TOTEN SOLDATEN“ zu, auf dem man eher ein Skelett in einer Ritterrüstung sieht, welches wiederum auf einem skelettierten Pferd sitzt.

Das erste was mir hierzu eingefallen war, als ich dieses Cover bereits das erste mal auf der Internetseite des Bastei Verlag sah, war, dass dies irgendwie aussieht wie eine alberne Version des vor einer Windmühle verhungerten Don Quijote auf seinem ebenfalls längst toten Klepper  Rosinante.

Gruselig sieht jedenfalls meist anders aus. Dabei gibt es doch auch sicherlich passendere Cover, die man eventuell für die entsprechenden Romane auch vielleicht etwas umgestalten bzw. anpassen könnte. In jedem Fall kann ich persönlich dem Bastei Verlag für die Auswahl des Covers hinsichtlich der letzten Zeit kaum wirklich einmal eine positive Empfehlung aussprechen, was aber natürlich unabhängig vom eigentlichen Inhalt der Romane zu werten ist.

© Konrad Wolfram

Keine Kommentare: