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Dienstag, 31. Oktober 2023

Der Kult

Gespenster-Krimi Band 116

Der Kult

von Michael Mühlehner

Wenn es irgendwie in die Regenwälder geht, dann war im Heftroman das Thema "Zombie" ja mitunter nicht sehr weit entfernt.

Dabei waren die besagten Zombies meist jedoch keine unkontrollierbaren Fressmaschinen, die schlurfend über ihre Opfer hergefallen sind, sondern recht behäbige, düstere und doch mit der Zeit eher langweilige Monster. 

Und die Mumienkrieger in diesem Roman mit dem Titel DER KULT, kommen hier auch nicht radikaler zum Zuge.

Dafür gibt es aber auch einen bösen Götzen.

Das Ganze beginnt aber zuerst mit  den Aufzeichnungen des Jesuitenpater Santiago aus dem Jahre 1640, wo er sich nicht gerade daran erfreuen kann, dass die aggressive Christianisierung der "Wilden" nicht so funktionieren will, wie man es seitens der Kirche gerne sehen würde. Und so tanzen diese Heiden im Herzen immer noch um ihre Zeremonienfeuer und lassen dabei das Blut der Christen auf den Opfersteinen fließen.

Doch in der Hauptseite geht es in die Gegenwart irgendwo inmitten des Regenwald von Kolumbien, wo neben Giftschlangen, Raubtieren und giftigen Spinnen auch die sozialrevolutionäre Guerillabewegung der FARC eine ernstliche Gefahr darstellen können. Und so ganz nebenbei werden die Wissenschaftler um die hübsche rothaarige Dr. Maeve Kilburn seitens des Misram-Institut auch noch von einem brutalen Unwetter geplagt, welches im Samon-Tal um eine äußerst seltsame Pyramide geradezu wütet.

 Das geht jedenfalls noch alles so weit gut, bis einer der Mitarbeiter mit Namen Fernandez in dem Unwetter diese Stufenpyramide besteigt und eine vom Blitzschlag geschaffene Öffnung vorfindet, in dessen Inneren es offenbar von Gold und Edelsteinen nur so wimmelt. Doch hinter diesem erhofften Reichtum steckt in Wahrheit der schreckliche Kult um ein dämonisches Wesen mit Namen Hora.

„Die Eingeborenen waren von einem grotesken Äußeren, mehr viehisch denn menschlich anzusehen. Es waren Kannibalen, die einem dämonischen Kult frönten, doch überall an ihren verdrehten Gleidmaßen und in ihren Hütten leuchteten und glänzten Gold und Smaragde.“

(Gespenster-Krimi/Band 116: "Der Kult"/Seite 25)

Doch für Dr. Maeve Kilburn werden bald nicht nur der Urwald und das Gewitter zur Gefahr. Denn auch der raue Diego Sentera, den seine Leute nur den "Comandante" nennen und der für den Schutz der Wissenschaftler gegen die FRAC verantwortlich ist, sorgt bei ihr für ein gewisses Unbehagen. Wirkliches Vertrauen sieht jedenfalls anders aus, zumal Sentera auch Verbindungen zu den kolumbianischen Drogenkartellen nachgesagt wird und leicht zu Gewaltakten neigt.

Von dem Mitarbeiter Fernadez findet man jedenfalls in dieser Nacht keine Spur mehr und alle elektronischen Geräte scheinen nach dem Unwetter ebenfalls langsam ihren Geist aufzugeben. Und dann taucht auch noch plötzlich ein Mann mit Namen Deighton Croft auf, der völlig nackt im oberen Teil des Tempel vorgefunden wird und dessen Körper von Narben übersät scheint. Doch genau dieser Fremde kitzelt bei Sentera eine ungeahnte Brutalität hervor und er scheint auch mehr über das düstere Geheimnis dieses Tempels zu wissen. Und dann überschlagen sich auch bald die Ereignisse,

Denn sowohl Sentera als auch die Forscher Thomas Reardon und Borgo Rastillas scheinen es auf die gewaltigen Goldmengen in der Pyramide abgesehen zu haben. Nun ist auch das Leben von Maeve Kilburn in höchster Gefahr. Doch im letzten Augenblick wird sie vor ihren Mördern von Deighton Croft gerettet, der mit ihr die Flucht durch das weitverzweigte Labyrinth der Stufenpyramide antritt.

Doch wem kann oder darf unsere junge Wissenaschaftlerin eigentlich noch trauen. Denn sie weiß nichts über Croft und auch ihre Verfolger scheinen durchaus im Sinne von Eric Mahlan zu handeln, der hinter dem Misram-Institut steht. Und selbst das Gold scheint für diesen eher zweitrangig zu sein.

Viel wichtiger scheint ein altes Okkultes Buch mit dem Titel "Obscura Mundi" zu sein, welches sich ebenfalls in der Pyramide befinden soll. Selbst von dem Gold scheint ein böser Einfluss auszugehen und man kann sich dagegen offenbar nur mit radioaktiv-strahlenden Steinen und Schädeln erwehren, die man ebenfalls in der Pyramide vorfindet.

Als wäre dies nicht schon genug, erwacht auch noch langsam das dämonische Wesen Hora in dem Leib des goldenen Götzen innerhalb der Pyramide und wird so zur Gefahr für die gesamte Menschheit.

  • Erschienen am 21. März 2023
  • Neuer Roman

Der Roman „DER KULT“ von Michael Mühlehner endet sogar mit einem recht interessanten Cliffhanger, weshalb hierbei auch die Frage im Raum stehen bleibt, ob der Autor hier auch noch eine Fortsetzung in einem der folgenden Romane der Bastei-Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ folgen lassen könnte. Man weiß es irgendwie nicht so wirklich.

Aber bevor ich hier nun in meinem Fazit meine endgültige kritische Sichtweise - ob positiv oder negativ - zum Besten geben werde, hier erst einmal einige Dinge die mir bereits während des Lesens aufgefallen, bzw. auch aufgestoßen sind.

Und hierzu gehört die Einführung mit den Aufzeichnungen ab dem Jahre 1640, die mich gleich an ähnliche Einführungen aus der Vergangenheit erinnerten, die ich in jungen Jahren schon in diversen Heftromanen lesen konnte. Von daher kann der Autor Michael Mühlehner durchaus sein schriftstellerisches Handwerk in Verbindung mit den Heftromanen z.B. der 1980er Jahre nicht verleugnen.

Aber auch wenn der Roman so im "Ton" eher etwas altbacken um die Kurve kam, wusste er doch recht schnell eine gewisse Spannung aufzubauen. Dies lag auch sehr stark an den recht positiven Schilderungen der Stufenpyramide und den Umständen innerhalb des Regenwald bei herzlich ungünstigen Wetterbedingungen. Als Ausgangssituation der Handlung war hier jedenfalls ein guter Grundstein gelegt worden.

Nicht so gut kam allerdings herüber, dass man sich hier offenbar im Roman aber nicht entscheiden konnte, ob man nun FARC oder FARQ schreiben sollte, wenn es um die Guerillabewegung in Kolumbien geht. In Sachen Google (wer da etwas mehr zu wissen will), reicht es hingegen die Schlagworte "FARC" und "Kolumbien" einzugeben, um an Informationen hinsichtlich eben der bewaffneten Bewegung "Fuerzas Armadas Revolucionarias de Columbia" zu gelangen.

Aber gut, selbst hierbei konnte ich durchaus noch ein Auge zudrücken, zumal die FARC zwar mehrmals erwähnt, aber nie selbst innerhalb der Handlung in Erscheinung tritt. Vielmehr versucht man nur im finalen Teil der Handlung die gewaltsamen Todesfälle eben dieser Guerillabewegung in die Schuhe zu schieben.

Was mich hingegen eher gestört hatte, war die recht flache Spannungskurve über der gesamten Handlung hinweg. Denn die Spannung setzte recht flott ein, hatte jedoch durchaus noch eine Menge Luft nach oben. Doch die wurde hier leider aber nicht wirklich genutzt.

Es kam zwar auch nicht unbedingt zu enormen Durchhängern in Sachen Spannung, doch das Niveau dümpelte irgendwann einfach nur noch irgendwie vor sich hin. Dafür uferten die Beschreibungen z.B. der Pracht durch das ganze Gold und den Edelsteinen innerhalb der Pyramide leider ziemlich aus, was mich dann mitunter doch recht schnell dazu verleiten wollte, gleich die eine oder andere Textspalte einfach nur noch quer zu lesen, bevor mich eventuell die Langeweile doch noch am Hemdkragen zu packen bekam.

Selbst die Mumienkrieger und ihr kurzer Auftritt konnten mich da nicht unbedingt vom Hocker hauen, zumal man von solchen oder in ähnlicher Form beschriebenen Untoten bereits bis zum Erbrechen in Gruselromanen der 1980er Jahre lesen durfte. Dafür hatte ich mich eher auf das Erwachen des dämonischen Hora in Form des goldenen Götzen eingerichtet, wenn es um die Steigerung der Spannung ging.

Auch wenn ich hierbei bei der Beschreibung des Götzen immer das Monster "Gigan" aus den japanischen Godzilla-Filmen vor Augen hatte, wegen dem Schnabel und dem einen darüber liegenden roten Auge. Aber gut, da hätte sich trotzdem noch was machen lassen.

Aber auch hier war die Vorfreude bei mir wohl größer, als das Resultat, welches man hier vom Autor leider geboten bekommt. Denn das dämonische Wesen wird erst recht spät wirklich interessant, dann allerdings aber auch recht flott wieder von der Platte geputzt, weil die gesamte Pyramide quasi über dem lebendig gewordenen Götzen zusammenbricht.

Ob ihn das wirklich stoppen mag, bleibt innerhalb der Handlung dann leider auch eher dahingestellt, weil er danach leider nicht mehr in der Handlung wirklich relevant ist. Und auch das okkulte Buch mit dem Titel Obscure Mundi taucht in der Handlung nie wirklich auf um ordentlich Schrecken verbreiten zu können.

Mein Fazit:

Das es dem Autor Michael Mühlehner recht flott gelungen ist, eine gewisse Spannung aufzubauen, kann man ihm durchaus hoch anrechnen. Nur sollte man das Niveau durchaus noch steigern können. Und genau hier haperte es leider innerhalb der Handlung dann doch erheblich.

Die Handlung selbst wirkt so am Ende auch eher wie eine Vorgeschichte anstatt eines eigenständigen und in sich abgeschlossenen Roman. Dieses Bild wird sogar dadurch noch verstärkt, weil der Autor hinsichtlich seiner geheimnisvollen Figur "Deighton Croft" am Ende noch einen Cliffhanger einbaut, der irgendwie gleich nach mehr schreit, weil man automatisch das Gefühl hat, die Handlung ginge ja gerade erst richtig los.

Das Gefühl, dass man hier irgendwo aufhört, bevor es richtig losgeht, wirkt auch deshalb nicht wirklich positiv, weil man eben nicht weiß, ob der Autor hier noch was nachschiebt oder eben nicht.

Kurz entschlossen kann ich hier daher einmal feststellen, dass der Autor Michael Mühlehner durchaus zu Beginn einen positiven Grundstein gelegt hatte und auch sonst einige Ideen einbrachte, die einen recht spannenden bis gruseligen Verlauf hätten nehmen können. Das gruselige Flair fehlte mir mithin allerdings an so einigen Stellen und auch mit der Spannung ging es dann eher etwas schleppend weiter.

Gute Ideen waren da, wie das okkulte Buch des Schreckens oder die radioaktiv strahlenden Steine und ihren positiven Einfluss gegen das Böse. Allerdings wurden genau diese Ideen leider nicht wirklich gut genutzt um die Handlung aktiv voranzupeitschen und die Spannungsschraube merklich anzuziehen.

In Sachen einer wirklich guten Bewertung tue ich mich hier daher bei dem Roman „DER KULT“ irgendwie etwas schwer und könnte ihn aber noch als nettes Schmankerl für zwischendurch einsortieren, wenn man gerade nichts Besseres zur Hand hat. Das der Autor Michael Mühlehner allerdings schreiben kann und auch ansprechende Ideen zu liefern weiß, steht hier außer Frage. Nur muss man diese positiven Voraussetzungen auch entsprechend ein- und umsetzen wollen.

© by Konrad Wolfram

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