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Sonntag, 1. Januar 2023

Die Totenkopf-Insel

Geisterjäger John Sinclair Band 2  

Die Totenkopf-Insel

von Jason Dark (Helmut Rellergerd)

Fünf Menschen kommen aufgrund der Anzeige in einer großen britischen Tageszeitung  -  SUCHE UNABHÄNGIGE MENSCHEN, DIE MUT ZUM RISIKO UND LUST AM ABENTEUER BESITZEN! BEZAHLUNG AUSSERGEWÖHNLICH GUT! NÄHERES UNTER CHIFFRE 555 - die der Millionär Basil Proctor aufgegeben hat, zu einem einsamen Plateau in Cornwall nahe der Stadt Devontown.

Dort werden sie von einem Hubschrauber abgeholt, der sie zu einer Insel fliegt. Neben  Adam Preston, der seit einem halben Jahr arbeitslos ist, sind das die beiden Ehepaare Nathan und Linda Gray sowie Cliff und Mary Kelland.

Auf der Insel angekommen, werden sie mit dem Millionär Proctor konfrontiert, der sie völlig entstellt in einen Rollstuhl sitzend ‚begrüßt‘. Darüberhinaus taucht auch noch dessen Diener Ali auf, der die Anwesenden mit einer MP bedroht, um so zu verhindern, dass die fünf ‚Gäste‘ die Insel wieder verlassen.

Proctor offeriert den fünf Menschen, dass sie die Mannschaft von Captain Barrel auffüllen sollen, der vor zweihundert Jahren mit seinem Schiff, der Cornwall Love – nachdem er einen Dämonenschatz in Indien geborgen hatte – vor der Küste Englands untergegangen ist.

Mit dem Hubschrauber erreicht auch Jerry Flint, Agent des Secret Service, der auf den Millionär Basil Proctor angesetzt wurde, die Insel. Auch er bemerkt den riesigen rotleuchtenden Totenkopf, der kurze Zeit über der Insel Proctors schwebt.

Bei der Durchsuchung der Insel entdeckt er schemenhafte Gestalten, die mit Morgensternen, Degen und alten Musketen bewaffnet sind und die wie Seeräuber aussehen. Bevor Flint jedoch auf diese Gestalten reagieren kann, wird er von den geisterhaften Piraten entdeckt und getötet.

Nachdem John Sinclair die Akte mit den Blutsaugerinnen (siehe JS # 1: IM NACHTCLUB DER VAMPIRE) abgeschlossen hat, wird er zu Superintendant Powell gerufen. In dessen Büro wird er mit Colonel Ryker vom  Secret Service konfrontiert, der dem Oberinspektor von den verschwundenen Agenten Jerry Flint erzählt sowie über dessen letzte Meldung bezüglich des rotleuchtenden Totenkopf informiert.

Zwar besteht der Colonel darauf, dass John Sinclair mit Leuten des britischen Geheimdienstes zusammenarbeitet, doch der Oberinspektor lehnt dieses 'Angebot' ab. Er will sich um den Fall alleine kümmern. Ryker muss schließlich einlenken.

Da der Millionär Basil Proctor nach dem Kauf der Insel im Atlantik alle seine Besitzungen außer einem Landhaus in der Nähe von Plymouth verkauft hat, sieht John Sinclair dort seinen ersten Ansatzpunkt.

Nachdem der Oberinspektor das Landhaus erreicht hat, wird er dort neben Jos, dem Gärtner, mit dem Piloten Rick Terry konfrontiert, der Sinclair mit einer Waffe bedroht, und den Oberinspektor damit erschießen will. Doch mit Hilfe des Gärtners Jos kann Sinclair den Piloten überwältigen.

Sinclair entscheidet sich, nachdem der Pilot aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht ist, mit Terry zu einem Treffpunkt zu fliegen, wo dieser weitere ‚Gäste‘ für Proctor abholen soll. Am Treffpunkt angekommen, versucht der Pilot den Oberinspektor mit einem Messer zu töten. Nach einem verbissenen Kampf stürzt Terry die Klippen hinunter und wird dabei getötet.

Nun ist es an John Sinclair (der natürlich ein ausgezeichneter Pilot ist), alleine zur Insel von Proctor zu fliegen. Die Mitreisenden nimmt er nicht mit. Als der Oberinspektor sich nicht über Funk meldet, lässt Proctor den Hubschrauber abschießen. Nur mit Mühe gelingt Sinclair aus der Maschine zu gelangen und erreicht schließlich das Ufer, wo er von den Geisterpiraten aufgelesen wird.

Sie nehmen den Oberinspektor gefangen und wollen ihn mit ihrem Beiboot zur ‚Cornwall Love‘ bringen. Als sich einer der Geisterpiraten entmaterialisiert, stößt ihn Sinclair ins Wasser, was tödlich für den Piraten ist. Er löst sich auf und stirbt. Der Oberinspektor will die Chance nutzen und über Bord springen, was die übrigen Geisterpiraten jedoch zu verhindern wissen.

Bei einer Rangelei stürzt jedoch ein weiterer Gegner Sinclairs ins Wasser und wird vernichtet. Danach wird John Sinclair auf das Schiff und vor Captain Barrel gebracht, der über den Geisterjäger das Todesurteil ausspricht. Er soll durch die Hand von Ramon, dem Henker, sterben…

  • Erschienen am 31. Januar 1978
  • Titelbild: Vicente Ballestar

Die fade Handlung mit einem Millionär, der durch den Fluch eines Dämonenschatzes verkrüppelt wurde und mit einem Geisterpiraten und dessen dezimierter Besatzung einen Pakt schließt, um sein altes Aussehen wieder zu erlangen, ist wahrlich nicht das Gelbe vom Ei.

Aber besonders die ‚Rettung‘ John Sinclairs am Ende des Romans ist nun wirklich an den Haaren herbeigezogen. Man sollte sich das einmal bildlich vorstellen. Während der Henker seinen Hieb mit dem Schwert ausführt, wird durch eben diesen Hieb das Hemd des Oberinspektors aufgerissen (wie das passieren soll, wenn der Henker es auf den Hals des Geisterjägers abgesehen hat, ist mir ein Rätsel) und so kommen das Kreuz und die Gemme zum Vorschein. Aus Angst vor diesen beiden magischen Gegenständen,  hält der Henker mitten im Schlag an (auch vollkommen unmöglich), so dass das  Schwert Millimeter vor Sinclairs Gesicht stoppt. Völliger Blödsinn.

Ich zitiere hier mal die Textstelle:

Eine Handbreit vor seinem Gesicht war das Schwert zitternd zum Stillstand gekommen. Hinter der Schneide sah er das gräßlich verzerrte Gesicht des Henkers. Das Grauen spiegelte sich auf seiner Miene wider.

Und John erkannte den Grund.Der Henker hatte ihm das Hemd aufgerissen und dabei das geweihte Kreuz und die gnostische Gemme freigelegt. Damit hatte er sich selbst den Todesstoß versetzt.

Für den Geisterpiraten war der Anblick der gnostischen Gemme tödlich. Sie strahlte plötzlich auf und blendete den Henker mit ihrem silbernen Schein. Ein Blitzstrahl löste sich aus dem magischen Amulett und traf den Henker mitten auf die Stirn.

Genau zwischen die Augen. Der Henker brüllte auf. Er wankte zurück. Der magische Strahl hatte seinen Kopf durchbohrt. Schreiend taumelte er über das Deck

des Geisterschiffes. Eine Rauchwolke, die aus seinem Schädel quoll, verhüllte seine Gestalt. Es gab ein puffendes Geräusch, und der Henker brach auseinander. Er  explodierte regelrecht – zurück blieb ein Häufchen Asche, das vom Wind als grauweißer Staubschleier über Deck geweht wurde.“

Nach diesem Geschehen geht es im Roman munter weiter. Denn nach der Vernichtung des Henkers legt die magische Gemme erst richtig los und vernichtet auch die übrigen Geisterpiraten nach und nach mit ihren magischen Strahlen. Um die übriggebliebenen Geisterpiraten zu retten greift Asmodis (in Gestalt des rotleuchtenden Totenkopfes) persönlich ein und holt sie in sein Reich.

Aber auch die Vernichtung von Captain Barrel ist im Roman völlig unbefriedigend. Der gefährliche Pirat wird einfach durch die Strahlen der aufgehenden Sonne vernichtet. Wusste gar nicht, dass Geisterpiraten keine Sonne vertragen und wie Vampire durch diese vernichtet werden können. Na ja, man lernt halt immer etwas dazu.

Alles in allem hat der Autor HELMUT RELLERGERD mit „DIE TOTENKOPF-INSEL“ einen leider nur unterdurchschnittlichen John Sinclair-Roman geschaffen, der nicht nur mit einer unbefriedigenden Handlung, sondern auch mit an den Haaren herbeigezogenen Variationen um die Vernichtung von Sinclairs Gegnern aufwartet. Von der ominösen und unglaubwürdigen ‚Rettung‘ des Geisterjägers vor dem Henker wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht mehr sprechen.

© by Ingo Löchel

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