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Samstag, 9. Juli 2022

Ein Interview mit Krimi-Autor Sören Prescher

Ingo Löchel: Sören, kannst Du den den Lesern kurz etwas über Deine Person erzählen?

Sören Prescher: Hallo Ingo, das mache ich natürlich gerne: Mein Name ist Sören Prescher und ich wohne mit meiner Familie in Nürnberg. Ich bin Mitglied der 42erAutoren und im Phantastischen Autoren Netzwerk (PAN).

Mein erster Roman ist 2005 erschienen, seither sind gut zwanzig weitere Bücher gefolgt. Die Bandbreite geht von Steampunk-Abenteuern („Der Flug der Archimedes“), über düstere Urban Fantasy („Die Verschwörung der Schatten“) bis hin zu Krimi-Dramen („Superior“), sogar ein Liebesroman („Momentaufnahme“) ist darunter. Seit ein paar Jahren schreibe ich hauptsächlich Krimis, am liebsten gemeinsam mit meiner Co-Autorin Silke Porath.

Geschrieben habe ich schon immer gerne. Ich habe es genossen, im Deutschunterricht eigene Geschichten zu verfassen. Als Teenager kam mir dann die Idee, das auch in meiner Freizeit zu tun. 

Daraus entwickelten sich die ersten Grusel-Kurzgeschichten und irgendwann der erste Roman. Bis vor einigen Jahren habe ich dabei noch zwischen phantastischen Geschichten und Krimis/Thrillern gependelt. Inzwischen scheinen die reellen Storys das Rennen gemacht zu haben und ich befasse mich hauptsächlich mit Mord und Totschlag.

Ingo Löchel: Nach Deinem Roman-Debüt „DER LETZTE SOMMER“ im Jahr 2005, folgten Deine Romane „SUPERIOR“ (2008), „DER FALL NEMESIS“, „SHERLOCK HOLMES TAUCHT AB“ (2012) und „DER FLUG DES ARCHIMEDES“ (2014). Danach schriebst Du zusammen mit Silke Porath den Kriminalroman „KLOSTERKELLER“. Kannst Du etwas zum Inhalt des Buches erzählen?

Sören Prescher: Im „Klosterkeller“ geht es um den etwas schusseligen, aber sehr pfiffigen Pater Pius, der mit Kollegen ein altes Bauwerk besichtigt und darin zufällig auf ein Skelett stöhnt. Da kann der neugierige Pater natürlich nicht anders, als Nachforschungen dazu anzustellen.

Vor allem nachdem es nach einem Mord aussieht und er obendrein noch die ermittelnde Kommissarin persönlich kennt. Also machen sich die beiden unabhängig voneinander auf die Suche nach dem Mörder und geraten in allerlei skurrile Situationen.

Ingo Löchel: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Krimi-Autorin Silke Porath?

Sören Prescher: Silke kenne ich seit einer Ewigkeit. Kennengelernt habe ich sie im Forum der 42erAutoren. Während einer unserer zahllosen Gespräche kamen wir auf den Punkt Zusammenarbeit zu sprechen.

Wir beide hatten Lust darauf und Silke zufälligerweise ein Krimi-Projekt am Start, für das sie einen Co-Autor suchte. Daraus entstand die Kurzgeschichtensammlung „Wer mordet schon zwischen Alb- und Donau?“. Diesem Band folgten später noch zwei weitere; einer über die Oberlausitz und einer über die „Mörderische Sächsische Schweiz“.

Ingo Löchel: Wie muss sich ein Laie eine solche Zusammenarbeit vorstellen? Habt ihr abwechselnd an dem Buch geschrieben? Oder wie seid ihr an das Buchprojekt herangegangen?

Sören Prescher: Zunächst erstellen wir gemeinsam ein Handlungskonzept, das dann den Verlagen vorgelegt wird. Wenn diese ihr grünes Licht geben, beginnt der Schreibprozess. Das ist ein bisschen wie Ping-Pong spielen. Einer von uns beiden fängt mit einer Geschichte an, schreibt ein gewisses Pensum an Seiten und schickt es dann an den anderen.

Der (oder die) liest sich das Ganze durch, ändert das ab, was er (oder sie) gerne abändern würde, und schreibt den Text weiter. So geht das immer wieder hin und her, bis der Roman fertig ist.

Ingo Löchel: Hast Du danach noch weitere Bücher zusammen mit Silke Porath geschrieben?

Sören Prescher: Ja, Silke und ich könnte man glatt als Serienmörder bezeichnen. Nach den drei Kurzkrimi-Sammlungen und dem „Klosterkeller“ haben wir eine neue Krimi-Reihe um den chaotischen Tatort-Fan Schrödinger und seinen faulen Boxer Horst gestartet, die gemeinsam verrückte Krimi-Ermittlungen anstellen. Der mittlerweile fünfte Band der Serie wird im Herbst im Weltbild Verlag erscheinen und voraussichtlich „Mord mit Ostseebrise“ heißen.

Ingo Löchel: Bleiben wir bei Schrödinger und Horst. 2018 wurde der erste Band „MORD MIT SEEBLICK“ im Weltbild Verlag veröffentlicht. Wie kamt Ihr auf die Idee zu diesem etwas ungewöhnlichen Ermittler-Duo?

Sören Prescher: Das hat sich einfach so beim Brainstormen ergeben. Wir haben an der Handlung für einen humorvollen Krimi auf einem Campingplatz getüftelt und überlegt, wer von den Urlaubern am besten für die Mordermittlungen geeignet sein könnte. Wir wollten einen gutmütigen Jedermann.

Jemanden wie Schrödinger, der in einem Getränkemarkt arbeitet und ständig in die unmöglichsten Situationen gerät. Für so jemanden braucht es natürlich ein passendes Gegenstück. Daraus wurde der immerhungrige Boxerrüde Horst, der Fälle wie den auf dem Campingplatz meist früher durchschaut und sein Herrchen in die richtige Richtung zu lotsen versucht. Was gar nicht so einfach ist.

Ingo Löchel: Nach „MORD IM SEEBLICK“ folgten weitere Roman mit Schrödinger und Horst, bis 2021 mit „MORD MIT ALPENBLICK“ der vierte Fall erschienen ist. Worum geht es darin?

Sören Prescher: In diesem Band müssen Schrödinger, Horst und die Familie einen Zwangsurlaub im Allgäu einlegen, nachdem in ihrem Haus aufwendige Klempnerarbeiten erledigt werden müssen. Viel Erholung gibt es allerdings auch in den Alpen nicht. Der Besitzer des Bio-Bauernhofs, auf dem sie Urlaub machen, wird ermordet und Schrödinger möchte gemeinsam mit Horst herausfinden, wer den armen Mann auf dem Gewissen hat.

Ingo Löchel: All diese Romane hast Du zusammen mit Silke Porath geschrieben. Warum die erneute Zusammenarbeit mit der Autorin?

Sören Prescher: Ich mag die Arbeit mit Co-Autoren im Allgemeinen und mit Silke im Speziellen. Diese Teamarbeit ist ganz anders als das alleinige Schreiben. Und das nicht nur, weil man bloß 50 Prozent der Arbeit erledigen muss. Wenn ich an einem Solo-Roman arbeite, bin ich von Anfang bis Ende alleine dafür verantwortlich. Ich muss mir den Kopf zerbrechen, was die Leute sagen, warum sie von A nach B gehen und wie ich letztendlich alles auflöse.

Bei einer Team-Arbeit gibt es da immer noch eine zweite Person, die einen dabei unterstützt. Und die einen auf völlig neue Sichtweisen bringt. Schon sehr oft hat Silke unsere Geschichten während des Schreibens in völlig andere Richtungen gelenkt oder Aspekte einfließen lassen, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Von solchen Dingen können die Storys nur profitieren. Außerdem bleibt das Schreiben so interessant, abwechslungsreich und bereitet gleich noch mehr Spaß.

Ingo Löchel: 2019 erschien mit „AUF DEN HUND GEKOMMEN“ der erste Kriminalroman mit Mark und Felix im Edel Verlag. Worum geht es darin?

Sören Prescher: Bei dieser Krimi-Reihe ist der Name Programm. Hauptperson ist der recht bodenständige Kripo-Kommissar Mark Richter, der mit Dominik Waldmayer einen total chaotischen neuen Partner zugewiesen bekommt. Ihr erster gemeinsamer Fall führt sie zu einer Hochzeit, auf der ein Mord geschehen ist.

Einziger Augenzeuge ist ein Hund namens Felix, dem jemand als Partygag eine Kamera am Halsband befestigt hat. Als Mark denkt, es kann nicht noch kurioser werden, stellt er fest, dass kaum jemand gut auf die Tote zu sprechen war und sich sein Partner und er vor Verdächtigen mit Motiv kaum retten können.

Ingo Löchel: Was unterscheidet die Romane mit Schrödinger und Horst von den Krimi-Abenteuern mit Mark und Felix?

Sören Prescher: Schrödinger und Horst stehen für Chaos, Hobbyermittlungen und kein ausgelassenes Fettnäpfchen. Das ist eigentlich Spaß pur.

Bei Mark und Felix geht es … geordneter zu. Zumindest ein bisschen und soweit es mit einem Partner wie Dominik möglich ist. Immerhin sind Mark und Dominik ernsthafte Kripo-Beamte mit offiziellem Dienstauftrag. Was natürlich nicht heißt, dass immer alles streng nach Vorschrift läuft. Auch Dominik hat ein Händchen dafür, sich ständig in alle möglichen absurden Situationen zu bringen.

Ingo Löchel: Im Juli 2022 ist mit „Mord im Hintergrund“ der sechste Roman mit Mark und Felix erschienen. Kannst Du uns etwas zum Inhalt des Kriminalromans verraten?

Sören Prescher: In ihrem sechsten Band bekommen es Mark, Felix und Dominik gleich mit zwei verzwickten Fällen zu tun: Zum einen eine Reihe rätselhafter Morde scheinbar ohne Motiv, zum anderen eine tückische Erpressung.

Für Letzteres sind sie eigentlich nicht zuständig, doch nachdem ein gewisser Geschäftsmann (den die Leser schon aus den vorherigen Bänden kennen) ihnen in der Vergangenheit geholfen hat, sind sie ihm einen Gefallen schuldig, und diesen fordert er jetzt ein. Es dauert nicht lange, bis sich hier ebenfalls die Ereignisse zuspitzen. Es ist der bislang umfangreichste und längste Roman der Reihe.

Ingo Löchel: Woher stammen die interessanten Ideen zu Deinen Büchern?

Sören Prescher: Meist sind es Kleinigkeiten, die mich zu etwas inspirieren. Eine achtlose Bemerkung in einer Unterhaltung, ein Treffen mit jemandem oder eine Szene, die ich irgendwo beobachtete. Plötzlich krallt sich mein Hirn da an einem solchen Aufhänger fest und fragt sich, was wäre, wenn sich dies und das so entwickeln würden.

Wie zum Beispiel, wie es wäre, wenn jemand einem Hund als Gag eine Kamera um den Hals hängen würde. Wenn dann zufälligerweise ein Mord geschieht, was wäre auf der Kamera drauf? Was könnten die Ermittler mit diesem Material anfangen? Und je länger ich dann über solche Dinge nachgrübele, desto tiefer tauche ich gedanklich bereits in den nächsten möglichen Geschichtenplot ein.

Ingo Löchel: Wie wichtig sind Recherchen für Deine Kriminalromane? 

Sören Prescher: Recherchen sind mir wichtig, insbesondere bei den Mark-und-Felix-Romanen, in denen es ja um echte Polizeiarbeit geht. Da genügt es einfach nicht, sich auf das Wissen aus Filmen und anderen Romanen zu verlassen.

Abhängig vom Thema muss man für Krimis und Thriller mal viel und mal wenige Nachforschungen anstellen. Meistens geht es um technische oder rechtliche Hintergründe, da hilft mir das Internet oftmals weiter. Besser ist es natürlich, jemanden zu kennen, der vom Fach ist. Da bin ich froh, dass ich den einen oder anderen Spezialisten in meinem Bekanntenkreis habe.

Wenn es um bestimmte Orte geht, ist es von Vorteil, schon einmal dort gewesen zu sein oder sich vor dem Schreiben der jeweiligen Kapitel dort noch einmal umzuschauen. Bei Krimis aus der Sicht eines Kommissars dürfte es außerdem sehr hilfreich sein, sich mit jemandem aus diesem Bereich zu unterhalten, um beispielsweise zu wissen, was genau der Erste Angriff ist oder wie die Generelle Funkzellenortung abläuft.

Ingo Löchel: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Deine Romane von anderen Werken des Krimi-Genres?

Sören Prescher: Das ist eine schwierige Frage, die die Leser vermutlich besser beantworten können. Ich glaube, in meinen Geschichten ist immer auch ein kleiner Nerd-Faktor mit enthalten. Das merkt man besonders in den Dialogen, die die Protagonisten führen. Da geht es meistens um Musik, Filme oder sonstige popkulturelle Bezüge. Ich liebe es, solche Dinge einzubauen.

Humor spielt bei meinen Romanen ebenfalls eine große Rolle. Wer etwas völlig Bierernstes sucht, wird mit meinen Geschichten wohl nicht zufrieden sein.

Ingo Löchel: Hast Du literarische Vorbilder, die Dich bei Deinen Romanen beeinflussen bzw. inspiriert haben?

Sören Prescher: Autoren, die mich beeinflusst haben, gibt es zuhauf. Als Kind war ich begeistert von Mark Twains „Tom Sawyers Abenteuer“ und Sir Arthur Conan Doyles Sherlock-Holmes-Geschichten.

In meiner Jugend kamen die Werke von H.P. Lovecraft, Stephen King, F. Paul Wilson und Wolfgang Hohlbein dazu. Aber auch Greg Iles, Don Winslow, Andreas Eschbach und Michael Connelly haben sicherlich ihr Scherflein beigetragen. Wer und wie viel, lässt sich schwer beurteilen. Es gibt einfach zu viele Autorinnen und Autoren, deren Werk ich sehr beeindruckend finde.

Ingo Löchel: Stichwort „GESPENSTER KRIMI“. Am 19. November 2019 erschien Dein Horror-Roman „DAS BILD“ in der Heftromanreihe „GESPENSTER KRIMI“. Wie kam es dazu?

Sören Prescher: Die Redaktion vom Bastei Verlag fragte bei meiner Agentin an, ob nicht welche ihrer Autoren etwas für die Gespenster-Krimi-Reihe schreiben möchten oder bereits fertiges Material dafür hätten. Ich hatte etwas Passendes parat und nachdem es der Redaktion gefiel, stand der Veröffentlichung praktisch nichts mehr im Weg.

Ingo Löchel: Worum geht es in dem Horror-Roman?

Sören Prescher: Es geht um einen Schriftsteller von Gruselgeschichten, der Angst hat, nicht mehr zwischen Realität und Phantasie unterscheiden zu können. Ein Freund rät ihm zum Urlaub in einem einsamen Bergdorf in den bayrischen Alpen. Doch auch dort geht scheinbar nicht alles mit rechten Dingen zu …

Ingo Löchel: Hast Du danach noch weitere Romane für diese Heftromanreihe des Bastei Verlages geschrieben?

Sören Prescher: Nein, bislang ist es nur dieser eine.

Ingo Löchel: Werden in Zukunft noch weitere Horror-Romane von Dir erscheinen?

Sören Prescher: Aktuell sind keine neuen Phantastikveröffentlichungen geplant. Ausschließen möchte ich dennoch nichts. Ich habe da noch einige sehr interessante Plotideen in meiner Schublade …

Ingo Löchel: An welchen Buchprojekten arbeitest Du zurzeit?

Sören Prescher: An einem weiteren Fall mit Mark und Felix. Mit denen gibt es ständig etwas zu tun.

Ingo Löchel: Sören, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Sören Prescher: Immer wieder gerne, Ingo. Vielen Dank, dass ich mitmachen durfte.

 

Die Romane von Sören Prescher

Mark und Felix (Edel Elements Verlag)

  • 2019: Auf den Hund gekommen
  • 2019: Auf kurze Distanz
  • 2020: Auf Messers Schneide
  • 2021: Unter Verdacht
  • 2022: Der unglückliche Glückspilz
  • 2022: Mord im Hintergrund

Schrödinger und Boxer Horst (Mit Silke Porath) (Weltbild Verlag)

  • 2018: Mord mit Seeblick 
  • 2019: Mord mit Massage 
  • 2020: Mord mit Donauwellen
  • 2021: Mord mit Alpenblick
  • 2022: Mord mit Ostseebrise 

Einzelromane

  • 2005: Der letzte Sommer
  • 2008: Superior
  • 2010: Der Fall Nemesis
  • 2012: Sherlock Holmes taucht ab (Mit Tobias Bachmann)
  • 2014: Der Flug des Archimedes
  • 2014: Wer mordet schon zwischen Alb und Donau? (Mit Silke Porath)
  • 2015: Verhängnisvolle Freundschaft
  • 2015: Wer mordet schon in der Oberlausitz? (Mit Silke Porath)
  • 2016: Klosterkeller (Mit Silke Porath)
  • 2016: Raststopp
  • 2017: Mörderische Sächsische Schweiz (Mit Silke Porath)
  • 2017: Die Verschwörung der Schatten
  • 2018: Marty Beckett - Die Enthüllung
  • 2020: Momentaufnahme

Gespenster Krimi

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