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Samstag, 18. Juni 2022

Mythor - Eine Serie in der Krise

Mit Band 70 wurde der Verkaufspreis der Mythor-Hefte um 20 Deutsche Pfennig von 1,80 DM auf 2,00 DM erhöht.

Vergleicht man die damaligen Preise von Serien wie „JOHN SINCLAIR“ oder „PROFESSOR ZAMORRA“; die für 1,50 Deutsche Mark zu haben waren und deren Verkaufspreis einige Zeit später auf moderate 1,60 DM erhöht wurden, muss man schon sagen, dass der Verlag Pabel-Moewig kein ‚billiger‘ Verlag für Leser war.

Konkrete Anzeichen für die Leser, dass die Serie anscheinend nicht so gut lief, war ab Band 89 zu erkennen, als „MYTHOR“ auf eine 14tägliche Erscheinungsweise umgestellt wurde.

Ich zitiere hier einmal die Begründung für diese Umstellung aus Band 90:

„Liebe Fantasy-Freunde, zu unser aller Bedauern sah sich der Verlag aus Grün-den der Wirtschaftlichkeit genötigt, die MYTHOR-Serie ab Nr. 89 vorübergehend auf I4tägiiche Erscheinungsweise umzustellen.

Wie lange dieses ‚vorübergehend‘ dauert, wird nicht zuletzt auch von euch, den Lesern; abhängen - davon nämlich, in welchem Maße ihr uns weiterhin die Treue haltet und die Arbeit der Redaktion in Form von Leserbriefen, durch konstruktive Kritik, Verbesserungsvorschlägen und offener Meinungsäußerung unterstützt.

Wir jedenfalls wollen die zwangsweise Atempause dazu nützen, MYTHOR noch besser, spannender und inhaltsreicher zu gestalten.“

Das Wort VORÜBERGEHEND war damals im Text fettgedruckt, was man durchaus unterschiedlich deuten konnte. Doch bei dem VORÜBERGEHEND blieb es dann auch bis zur endgültigen Einstellung der Serie, weil die Verkaufszahlen nicht besser wurden, was durchaus seine Gründe hatte.

Schauen wir uns mal folgenden Satz aus der Begründung genauer an.

„Wie lange dieses ‚vorübergehend‘ dauert, wird nicht zuletzt auch von euch, den Lesern; abhängen - davon nämlich, in welchem Maße ihr uns weiterhin die Treue haltet und die Arbeit der Redaktion in Form von Leserbriefen, durch konstruktive Kritik, Verbesserungsvorschlägen und offener Meinungsäußerung unterstützt.“

Hier wird der schwarze Peter durchaus den Lesern der Serie zugeschoben, obwohl diesen überhaupt keine Schuld trifft. Zudem waren die Leser der Serie  mit Verbesserungsvorschlägen und Kritik immer gut dabei.

Zwar wurden diese Verbesserungsvorschläge oder die Kritik auf der LKS abgedruckt, doch irgendwelche Änderungen oder Übernahme dieser Verbesserungsvorschläge konnten im weiteren  Handlungsverlauf der Serie jedenfalls nicht festgestellt werden. So wirken die Worte aus der Begründung aus heutiger Sicht doch ziemlich hohl und nichtssagend.

Das zeigt mal wieder wie geduldig Papier ist. In Band 90 wird aufgerufen, dass die Leser mit konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschläge aufwarten sollen, doch werden diese in keiner Weise genutzt, um die Fantasy-Serie in irgendeiner Weise zu verbessern.

Zudem waren die Leser von „MYTHOR“ alles anders als dumm.  Die meisten von ihnen erkannten durchaus, dass die Serie in einer Krise steckte und dass dafür zum größten Teil auch die Handlung und die schwachen Romane der meistern Autoren der Serie verantwortlich waren.

So schreibt R. Feldmann aus Band Kreuznach (aus „Mythor # 99“)

„Die Serie scheint mir zur Zeit in einer Krise zu stecken, die wohl auch auf die Handlung zurückzuführen ist. Ich deute es einmal so, daß es finanzielle Gründe sind, die MYTHOR im Moment nur alle 14 Tage erscheinen lassen. Ihr solltet Euch gerade in dieser Situation über die Gestaltung der Serie Gedanken machen. Wie Du das bereits angedeutet hast, wollt Ihr das auch tun.

Was Ihr braucht, sind Spitzenromane, um den Karren wieder voranzuziehen. Ohne Zweifel ist Hugh Walker mit seinen wirklich gelungenen Nottr-Abenteuern ein guter Anfang. Daß auch dieser Autor in der Frühphase von MYTHOR einige schwache Romane vorlegte, sei ihm hiermit verziehen. Die Nottr-Romane sind Fantasy in fast klassischer Form, die wohltuend das seichte Geplätscher der übrigen Romane überragen.“

G. Hern aus Oberhausen (aus „Mythor # 99“) schreibt dazu:

„Was mir nur nicht ganz einleuchtet, ist die Tatsache, daß MYTHOR jetzt nur noch 14täglich erscheinen soll. Ihr habt zwar gesagt, das sei nur vorübergehend, aber ich traue dem Braten nicht. Es wäre schade, wenn der Grund nur darin bestände, die MYTHOR-Serie endlos hinauszuziehen. Es wäre zwar auch bedauerlich, wenn MYTHOR irgendwann auslauten würde, aber es wäre genausowenig richtig, MYTHOR endlos in die Länge zu ziehen, denn damit hätte MYTHOR für mich den Reiz verloren …“

Der Leser M. Hoffmann (aus „Mythor # 99“) aus Weil schreibt in seinem Leserbrief:

„Ich bin sehr betrübt darüber, daß MYTHOR jetzt nur noch 14täglich erscheint. Ich hoffe, daß es auch bei dem VORÜBERGEHEND bleibt! Doch nun möchte ich noch einiges zur Handlung sagen. Anfangs gefiel mir die Vanga-Handlung nicht sehr gut, doch als Yacub ins Spiel kam, da wollte mir die Handlung immer bes¬ser gefallen. Im Nassen Grab kam sie dann ins Schwimmen. Es kam mir vor, als wie wenn die Bände nur noch so verschleudert werden, bis dann Band 100 erscheint.

Am besten von den drei Handlungsebenen gefällt mir die um Nottr. Hugh Walker stellt glänzend die Sache mit den Wölfen dar (die Idee mit der Magie der Wölfe ist Spitze!!!). Jetzt hat Nottr ja irgendwas verpfändet, und die Caer kommen auch wieder vor. Die Sache mit dem Tor zur anderen Welt sollte unbedingt ausgebaut werden. Vielleicht, daß MYTHOR und Nottr diese Welt zusammen erforschen?“

Ja, Oannons Zeittempel oder ähnliche Zeittempel wären eine gute Idee gewesen, um spannende Abenteuer aus der Welt von Mythor zu bringen und die Leser wirklich zu fesseln. Hier wären zum Beispiel auch Vergangenheitsromane, wie die Abenteuer der Alptraumritter in der Welt der Tauren und Elven oder den Abenteuern ehemaligen Trägern der Waffen des Lichtboten etc., bestimmt ein guter Anfang und eine sinnvolle Maßnahme gewesen, um das Ruder noch einmal herumzureißen.  Leider wurde diese Chance nicht genutzt.

Bereits im Jubiläumsband 100, der nur unbedeutend mehr Seiten hatte, war ALLUMEDDON bereits  in aller Munde und so wurde die Serie mit leider viel zu schnellen Schritten dahingepeitscht, was den Aufruf bezüglich konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschläge von vorneherein ad absurdum führte.

Interessant ist, dass nach dem ‚Neustart‘ der Serie mit Band 140 gerade die Romane wegfielen, die den Mythor-Lesern besonders gut gefielen, nämlich die Abenteuer mit Nottr und seinen Kampfgefährten sowie mit den Alptraumrittern.

Hatte Hugh Walker keine Lust mehr oder stieg er aus der Serie aus, weil eben seine Nottr-Romane durch diesen radikalen ‚Neustart‘ fortan wegfielen?

Ganz gierig wurde der Pabel-Moewig Verlag schließlich ab Band 168, als der Preis des Heftes um sage und schreibe 25% erhöht wurde und die Leser fortan für jede neue Mythor-Ausgabe 2,50 DM bezahlen mussten.

Das diese Erhöhung nicht mehr mit steigenden Rohstoffpreisen zu begründen war, ist zu vermuten, dass der Verlag aufgrund sinkender Leserzahlen, dies mit der Erhöhung des Verkaufspreises kompensieren wollte. Das diese Erhöhung eine Milchmädchenrechnung wurde und vermutlich weitere Leser der Serie verprellte, ist durchaus zu verstehen.

Denn mit der Preiserhöhung wurden weder die Romane noch die Handlung der Serie besser. Ganz im Gegenteil, die Macher und Autoren von „MYTHOR“ verhedderten sich immer weiter in ihr zyklischen Scheuklappendenken, was letztendlich auch ein Grund für die Einstellung der Serie war.

 © by Ingo Löchel

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