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Samstag, 27. März 2021

Horror-Rezension: Straße der Toten von Joe R. Lansdale

Reverend Jebidiah Mercer weiß die Bibel ebenso gut zu handhaben wie seine Revolver. Von seinem schlechten Gewissen verfolgt hetzt er durch den Wilden Westen und legt sich mit allem an, was sich ihm in den Weg stellt: indianischen Zombies, hungrigen Ghulen, Gespenstern, Werwölfen und anderen grässlichen Geschöpfen. Und doch ist er stets nur auf der Suche nach innerem Frieden ...

Der am 28. Oktober 1951 in Gladewater, Texas, geborene Schriftsteller JOE R. LANSDALE wurde mehrfach mit dem BRAM STOKER AWARD ausgezeichnet und schrieb eine Vielzahl von Kurzgeschichten und Romane aus dem Bereichen Thriller, Western, Horror und Science Fiction, wobei es Lansdale liebt, die Genres für seine Werke zu vermischen.

Mit "STRASSE DER TOTEN" präsentiert der Golkonda Verlag die fünf WEIRD WESTERN - Erzählungen Lonsdales mit seinem Protagonisten Reverend JEBIDIAH MERCER, der in seinen Abenteuern mit allerlei gefährlichen dämonischen Wesen zu tun bekommt, die ihm nach dem Leben trachten.

In "DEAD IN THE WEST" (Originaltitel: Dead in the West, 1984) verschlägt es Reverend Jebidiah Mercer, der gekonnt mit seinem Colt umzugehen versteht, und kein Kind von Traurigkeit ist, in das Westernstädtchen Mud Creek, wo die Bewohner vor kurzem ein indianisches Heilerpaar massakriert haben. Doch bevor der Mob den Medizinmann hängte, verfluchte dieser die Bewohner des Ortes und schloss einen Pakt mit einem Dämon.

Schon bald fordert der Fluch seine erste Opfer, die als Untote zurückkehren und danach ihre Mitmenschen jagen, um sie ebenfalls in Zombies zu verwandeln. Zusammen mit dem Jungen David sowie mit Doktor Peekner, dem Arzt des Ortes, und seiner Tochter Abby nimmt Mercer den Kampf gegen die Untoten und den Dämon auf, der in Gestalt des Medizinmannes grausame Rache übt.

In der Titelstory "DIE STRASSE DER TOTEN" (Originaltitel: Deadman's Road, 2007) begegnet Jebidiah Mercer einem Deputy, der den Verbrecher Bill in die nächste Stadt überführen soll. Der Reverend überreden lässt sich vom Deputy überreden, ihn  zu begleiten. Was Folgen hat. 

Denn entgegen der Ratschläge eines Einheimischen, nicht die Abkürzung zu nehmen, entscheidet sich der Deputy doch dafür, die Straße der Toten zu benutzen, wo Gimet sein Unwesen treiben soll.

Der wurde, nachdem er ein indianisches Mädchen vergewaltigt und getötet hattte, von deren Mutter verflucht und starb auf unnatürliche Weise. Während sich Mercer & Co. auf der Straße der Toten befinden, greift der untote Gimet die drei Männer an und schnappt sich Bill. Um den Untoten für immer zu vernichten, folgt Mercer dem Monster.

In "DAS GENTLEMAN'S HOTEL" (The Gentleman's Hotel, 2007) kommen die Werwolf-Fans auf ihre Kosten. Mercer verschlägt es in die Geisterstadt Falling Rock, wo er einer Prostituierte namens Mary das Leben retten kann, die unfreiwillig mit einer Kutsche dort angekommen ist und von einem Werwolf angegriffen wird. Glück im Unglück, dass ihr die umgestürzte Kutsche Schutz bietet und Mercer auftaucht.

Nachdem einige Bewohner des Kaffs mehrere alte Gräber aus der Zeit der Konquistadoren geöffnet haben, wurde sämtliche Bewohner von den dort verbuddelten Werwölfen getötet, die nun als Geister ihr Dasein fristen müssen. Um sie zu 'erlösen' müssen die sechs Werwölfe vernichtet werden. Und so nimmt der Reverend zusammen mit Mary den Kampf gegen die bösartigen Wesen auf.

In "DER SCHLEICHENDE HIMMEL" (Originaltitel: The Crawling Sky, 2010) verschlägt es den Reverend in das versiffte Kaff Wood Tick. Dort legt er sich mit dem dortigen Sheriff an, der einen Mann namens Norville in einen Käfig gesteckt hat, weil der Gesetzeshüter den Mann für verrückt hält. 

Norville erzählt Mercer, dass ein Monster seine Frau getötet hat. Der Reverend befreit den Mann und kämpft mit ihm zusammen gegen das Monster, das einst in einem Brunnen gefangen gehalten wurde, doch durch Norville und seine Frau, die im angrenzenden Haus wohnten, befreit wurde.

In "TIEF UNTER DER ERDE" (Originaltitel: The Dark Down There, 2010), der fünften und letzten Geschichte mit Jebidiah Mercer, bekommt es der Reverend mit einer Horde Kobolde zu tun, die in einem Bergwerk ihr Unwesen treiben. Unterstützung erhält er von der Pfundsfrau Flower, die ihm zudem das Leben rettet.

Wie die Leser aus dem Vorwort der Buchausgabe von "STRASSE DER TOTEN" erfährt, hat sich Joe R. Lansdale bei seinen JEBIDIAH MERCER -Erzählungen von B-Western wie "JESSE JAMES MEETS FRANKENSTEIN'S DAUGHTER" und "BILLY THE KID MEETS DRACULA" sowie von den "JONAH HEX"-Comics inspirieren lassen. 

In allen fünf Mercer-Geschichten kombiniert Lonsdale geschickt und gekonnt das Western-Genre mit dem des Horror-Genres, so dass sowohl Western- als auch Horror-Fans mit den Geschichten auf ihre Kosten kommen.

"DEAD IN THE WEST" bietet neben einen spannend aufgebauten Horrorgeschichte einen guten Einblick in die Vergangenheit und Psyche des Protagonisten Jebidiah Mercer, der sich gar nicht so verhält, wie man es von einem Reverend erwartet. Denn Mercedr säuft wie ein Loch, steht im Zwiespalt mit Gott und ist im Grunde nur ein Revolverheld, der im Namen Gottes versucht, das Böse auszumerzen.

Doch im Verlauf des Geschichte ändert sich der Reverend. Das hat zum einen mit David sowie Doktor Peekner und dessen Tochter Abby zu tun, die er in Mud Creek kennenlernt. Die Begegnung mit dem Jungen, den er in sein Herz schließt, sowie mit dem Arzt des Ortes und seiner Tochter, in der er sich verliebt (was auf Gegenseitigkeit beruht) sowie die Konfrontation mit dem Bösen in Gestalt des Dämons und seiner Untoten, ändern Mercers Leben für immer. Zwar nicht vollständig aber immerhin zum Guten.

Die Titelstory "DIE STRASSE DER TOTEN", die über zwanzig Jahre nach DEAD IN THE WEST erschien, ist eine abwechslungsreich gestaltete Geister- bzw. Monstergeschichte, die besonders durch ihre dichte und gruselige Atmosphäre punkten kann.

Die Werwolf-Geschichte "DAS GENTLEMAN'S HOTEL" bietet darüber hinaus eine abwechslungsreiche Handlung, in der die Werwölfe mal nicht durch Silber vernichtet werden können. Hinzu kommt eine interessante Szene im Saloon von Falling Rock, in der Mercer und Mary diversen Geistern begegnen, von denen nur der Geistercowboy Dol mit ihnen sprechen kann bzw. sie bemerkt, und sie vor diesen Werwölfen warnt.

Aber auch "DER SCHLEICHENDE HIMMEL" ist eine originelle Monstergeschichte, die schon durch die Anfangsszene im versifften Kaff Wood Tick das Interesse der Leser weckt und schließlich im Kampf gegen das Monster aus dem Brunnen ihren Höhepunkt erreicht.

Dagegen ist "TIEF UNTER DER ERDE" nicht unbedingt die beste Mercer-Geschichte von Lonsdale, weil sie aufgrund des Auftretens von Kobolden etwas 'unglaubwürdig' und 'übertrieben' wirkt. Dafür kann die Geschichte durch ihre Anfangsszene punkten, in der Mercer in einem versifften Saloon aufräumt und die Pfundsfrau Flower kennenlernt.

Straße der Toten
(Originaltitel: Deadman's Road)
von Joe R. Lansdale
Aus dem Amerikanischen von Robert Schekulin & Doreen Wornest
Golkonda Verlag

© by Ingo Löchel


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