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Dienstag, 25. November 2025

Der Unhold von Rosethorne Hall

Gespenster-Krimi 186

Der Unhold von Rosethorne Hall

von Camilla Brandner

England 1920 bei den Hügeln von North Wessex Downs: William Bedford, den man verallgemeinert auch einfach Willie den Schnorrer nennt, ist eigentlich ein typischer Landstreicher der hier gerade in einen heftigen Regen gekommen ist.

Deshalb steht er nun vor der Frage, was er machen soll. Denn geht er weiter ins Dorf St. Ethelreds Green, würde er in dem Wetter bis auf die Knochen durchnässt werden. 

Oder geht er den wesentlich kürzeren Weg ins seit vielen Jahren leerstehende Herrenhaus Rosethorne Hall, wo man vielleicht noch einen gut gefüllten alten Weinkeller finden könnte?

Allerdings hatten andere Landstreicher, die durch diese Gegend kamen, ihn genau vor Rosethorne Hall gewarnt. Denn wer sich in der Nacht diesem verfluchten Haus genähert hatte, den hatte man meist am nächsten Tag als kalten Leichnam aufgefunden, an dessen toten Körper sich bereits Raben und Krähen gütlich getan hatten.

Die Hoffnung auf einen trocken Platz um zu übernachten und eventuell einigen vollen wie gut gereiften Weinflaschen ließen Willie aber schnell jegliche gut gemeinten Ratschläge in den Wind schlagen. Wäre da nicht plötzlich diese hässliche Katze mit rotem Fell gewesen, die ihn beobachtet. Und Willie mag keine Tiere.

Das dieses besondere Exemplar sich jedoch in eine gewaltige dreiköpfige mit schwarzen Schwingen bewehrte dämonische Schimäre verwandelt, dürfte ihn kurz vor seinem grausamen Tod wohl noch in beträchtliche Panik versetzt haben.

Als man später seine Leiche fand, setzte man Willies Überreste auf einem besonderen Friedhof der Namenlosen bei, dessen Erde nicht geweiht ist. Und genau dieser Umstand könnte einmal dafür sorgen, dass das Böse aus Rosethorne Hall bis ins Dorf St. Ethelsreds Green kommen könnte um eine tödliche Ernte einfahren zu können.

Hierzu hat der Anwohner Old Sam Horton jedoch bereits eine seltsame Vision über einen Diakon mit Namen Seth Jarvays, der nicht nur ein christliches Reliquie der heiligen Sankt Audrey wieder finden würde, sondern auch den Friedhof der Namenlosen endlich segnen würde.

Und ja, diesen Seth Jarvays gibt es wirklich und er arbeitet mit Dr. Albin Porteous im „Royal College of Arts and Science“ bereits wissenschaftlich hinsichtlich eines kleineren Marmorsarg der betreffenden Heiligen Sankt Audrey, dessen sonderbarer Inhalt wundersame Dinge tun können soll.

Aber genau diese Reliquie gilt seit den Wirren der blutigen Kämpfe zwischen den Protestanten und den Katholiken in England als verschwunden.

Doch dann bekommt Jarvays plötzlich in seinen Träumen seltsame Visionen über einen Teufelsjünger namens Father Malachi sowie von Lord Fairfax von Rosethorne Hall, aber auch einigen dämonischen Kreaturen, von denen er bereits in den alten Schriftstücken gelesen hatte.

Kann es ihm aber mit der Hilfe von Dr. Porteous in St. Ethelreds Green noch gelingen, den dunklen Totenacker zu segnen und das Böse damit zurück in die Hölle zu schicken, oder wird der Geist von Father Malachi mit dem Dämon vorher das unaussprechliche Grauen entfachen können?

  • Erstveröffentlichung: 22. November 2025
  • Autor: Camilla Brandner
  • Ein neuer Einzelroman

„Wenn ein Schwarm von Raben und Krähen krächzend aufflatterte und sich dann wieder senkte, dann bedeutete das ein Aas. Oder einen menschlichen Leichnam.“ (Gespenster-Krimi/Band 186, "Der Unhold von Rosethorne Hall"/Seite 5)

Zuerst sei hier gesagt, dass ich sowohl die Form als auch die Art, wie hier die Autorin Camilla Brandner schreibt, sehr zu schätzen weiß. Und auch in Sachen düsterem Aufbau und Spannung weiß sie zu Beginn, quasi im ersten Drittel, hier alles richtig zu machen.

Besonders das Auftauchen der hässlichen Katze, die sich in eine grausame, mordende Schimäre verwandelt, als hätte man hier eine dämonische Kreatur aus der Offenbarung der Bibel vor sich, konnte absolut die Spannung nach oben treiben.

Allerdings geht gefühlt eine Menge Zeit bei diversen Visionen und Träumen, aber auch den Recherchen seitens Seth Jarvays drauf, bevor es dann endlich wirklich in Richtung des Dorfes St. Ethelreds Green geht.

Und dann passiert leider folgendes, denn Seth Jarvays kam, sah und siegte ohne dass das Böse ihm wirklich größere Probleme bereitet hätte, außer in der Form, das es eher abseits in einem drohenden Unwetter am Rande agierte. Und auch der Geist der heiligen Sankt Audrey taucht hierbei auf und leitet Jarvays Handlungen in absolut sicheren Bahnen.

Dabei geht dann aber leider in Sachen Spannung eine Menge verloren, denn zumindest sollte der Anschein bis ins Finale hinein gewahrt bleiben, dass das Böse eine reale Gefahr darstellt.

Tut es aber nicht, denn die dämonische Schimäre agiert nicht mehr wirklich in der Handlung und auch Father Malachi, der sich als katholischer Priester ehemals dem absolut Bösen zugewandt hatte, bekommt man als Leser nur aus den historischen Schriften wirklich präsentiert.

Besonders im letzten Drittel hätte ich mir daher ein wenig mehr an gefährlichen Hindernissen und Attacken des Bösen erhofft, um die Spannung und die düstere Atmosphäre aufrecht zu erhalten.

Eine bildlich ausgesprochene "Rutschbahn ins Glück" für den vermeintlichen Helden bietet dagegen ehrlich gesagt nur noch wenig an Spannung und Atmosphäre, die ja vorher doch so gut aufgebaut wurde.

Indem man das Böse quasi also ab der Hälfte des Roman wie die zwei zynischen alten Männer am Rande der Muppet Show agieren lässt, hält man halt keine Spannung in einem Grusel- bzw. Horrorroman aufrecht.

Und genau daran muss die Autorin Camilla Brandner noch etwas feilen, dann wird so ein Roman auch ein absolut ansprechendes Gesamtwerk in Sachen Spannung und Gänsehaut.

 © by Konrad Wolfram

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