Rabe Raphael - Folge 3
Der dunkle Schwarm
von Stefan Robijn
“Scheint, als gäbe es Arbeit
für uns”, sagte Berger nach einem kurzen Blick auf sein rot blinkendes Telefon.
Raphaels Krächzen klang nicht
begeistert.
“Hören wir uns erst mal an, ob
überhaupt etwas annehmbares dabei ist”, schlug Berger vor und spielte die erste
Nachricht ab.
Darin bat ihn eine Frau
dringend um Hilfe, da ihr Mann sich seit neuestem angeblich für einen Hund
hielt. Für einen Bernhardiner, wie sie ausdrücklich betonte. Berger schüttelte
den Kopf und hörte die zweite Nachricht ab.
Auch diesmal war wieder eine Frauenstimme zu hören, diese klang jedoch aufrichtig besorgt, beinahe verängstigt. “Mein Sohn wurde von einem Vogel angegriffen”, sagte sie. “Von einer Krähe, glaube ich. Können Sie bitte sofort kommen?”
Berger notierte sich die
Adresse und warf Raphael einen kurzen Blick zu. “Ein Krähenangriff… also dieser
Sache würde ich schon gern auf den Grund gehen, ich weiß nur nicht, ob es so
schlau wäre, wenn du mich begleitest.”
Raphael krächzte beleidigt und
drehte den Kopf zur Seite.
Berger seufzte. “Ach was
soll’s, dann komm halt mit…”
***
Nach reiflicher Überlegung
hatte Berger beschlossen, den Raben zunächst im Auto sitzen zu lassen. Dieser
quittierte die Entscheidung mit einem erstaunt klingenden Krächzen.
“Keine Sorge, mein Freund. Du
wirst ganz sicher noch gebraucht, hab ein wenig Geduld.”
Raphael blieb also auf seiner
Stangenvorrichtung hocken, Berger schloss den Wagen ab und lief dann auf das
Gartentor zu. Bereits auf dem Weg zur Haustür war eine laut schimpfende Frau
und Kindergeschrei zu hören. Beides verstummte, als Berger klingelte.
Die sichtlich gestresste Mutter
öffnete die Tür und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. Berger stellte
sich vor und kam dann sofort zur Sache, da er Raphael nicht länger als nötig
warten lassen wollte.
“Ihr Sohn wurde von einer Krähe
angegriffen?” fragte er.
Die Frau nickte und drehte sich
kurz zu dem etwa zehnjährigen Jungen um, der sich inzwischen mit einer
Steinschleuder bewaffnet hatte. Offenbar wollte er auf Krähenjagd gehen, was
seiner Mutter nicht gefiel.
“Wo genau ist das passiert?”,
wollte Berger wissen.
“In unserem Garten. Der Vogel
war auf einmal da und hat meinen Sohn angegriffen.”
Berger nickte. “Heißt das, er
hat ihn verletzt?”
Die Frau schüttelte den Kopf.
“Das nicht, er ist nur ein paar Mal im Sturzflug auf ihn zugeflogen. Mein Sohn
hat versucht, ihn zu verscheuchen, aber er kam immer wieder. Dann hat er nach
mir gerufen, und als ich raus kam, ist er plötzlich verschwunden.”
“Aber Sie haben den Vogel auch gesehen…”, vergewisserte Berger sich.
Die Frau nickte. “Natürlich,
sonst hätte ich Sie nicht angerufen. Es sah wirklich so aus, als hätte er sich
plötzlich einfach in Luft aufgelöst. Sie sind doch ein… Spezialist für solche
Sachen?”
Berger wiegte den Kopf. “Wenn
er sich tatsächlich in Luft auflösen kann, schon. Ist er denn danach noch
einmal aufgetaucht?”
Die Frau schüttelte den Kopf.
Berger bat sie, sich sofort zu melden, wenn die Krähe sich wieder zeigte, riet
ihr aber, mit ihrem Sohn einstweilen im Haus zu bleiben.
Dann lief er zum Wagen zurück und wollte gerade einsteigen, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine ältere Frau bemerkte, die mit ihrer Handtasche hektisch nach etwas schlug. Berger schaute nach oben und sah in etwa fünf Metern Höhe zwei Krähen, die in diesem Moment auf die alte Dame herabstürzten.
Berger rannte sofort los und hatte die Dame gerade erreicht, als die Krähen sich wieder in die Lüfte emporhoben. Als die Frau ihn sah, schrie sie um Hilfe. Berger deutete auf eine kleine Bushaltestelle in der Nähe. “Stellen Sie sich da drüben unter!” rief er. Dort stand bereits ein schmächtiger junger Mann, der interessiert zu ihm rüber schaute.
Die Frau rannte mit der
Handtasche über dem Kopf los. Die beiden Krähen folgten ihr nicht, sondern
zogen nun unmittelbar über Bergers Kopf ihre Kreise. Dieser breitete die Arme
aus.
“Na los doch, kommt her!”, rief er.
Als hätten die Krähen ihn
gehört, stießen sie auf ihn herab. Berger blieb ganz ruhig stehen und wartete,
aber kaum war der erste Vogel nah genug herangekommen, dass er ihn hätte packen
können, flog er auch schon im Senkrechtflug wieder empor. Der zweite tat es ihm
nach und Berger spürte nicht einmal einen Lufthauch.
“Ich kann euch zwar sehen, aber
ich bin mir nicht sicher, ob ihr wirklich echt seid”, sagte er. Und so als
hätten die Krähen auch das verstanden, verschwanden sie von einer Sekunde zur
anderen, wie ein Spuk am helllichten Tag.
***
Berger ließ den Wagen an und
fuhr zunächst die umliegenden Nebenstraßen ab, da er weitere Scheinangriffe der
offenbar immateriellen und somit nicht wirklich realen Krähen befürchtete.
Aber ob nun real oder nicht,
immerhin vermochten sie die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Und
tatsächlich musste Berger auch nicht lange warten, bis er den nächsten Vorfall
bemerkte.
“Sieh dir das an, Raphael”,
sagte er. “Es werden immer mehr. Diesmal sind es mindestens fünf.” Der Rabe
krächzte bestätigend.
Berger fuhr auf den Parkplatz
eines Supermarktes, wo die Krähen gerade auf ein paar Besucher herabstürzten,
die ihre vollen Einkaufswagen stehen ließen und Reißaus nahmen.
“Tut mir leid, alter Freund, aber das wird wieder ein Alleingang”, sagte er an den Raben gewandt, der sich beleidigt abwandte. “Ich möchte einfach nicht riskieren, dass dich irgendjemand mit einer dieser Scheinkrähen verwechselt”, erklärte er.
Dann sprang er aus dem Wagen
und lief los. Als er die Stelle erreicht hatte, an der die Krähen aktiv waren,
verschwanden diese plötzlich wieder, so als hätten sie nur auf seine Ankunft
gewartet, um ihn zu narren.
Als Berger sich fluchend
umschaute, sah er einen schmächtigen jungen Kerl, der sich ebenfalls vom Ort
des Geschehens entfernte, wobei er jedoch nicht so schnell rannte, wie die
anderen und sich auch nicht verwirrt oder verängstigt nach den vermeintlichen
Angreifern umschaute. Es war der selbe Kerl, den Berger schon an der
Bushaltestelle gesehen hatte. Das konnte kein Zufall sein.
Berger lief langsam und
unauffällig auf ihn zu und hatte ihn beinahe erreicht, als der Kerl sich zu ihm
umdrehte und ihn mit großen Augen anstarrte. Im nächsten Moment wirbelte er auf
dem Absatz herum und rannte wie der Teufel über den Parkplatz in Richtung
Hauptstraße davon.
Berger nahm die Verfolgung auf,
wobei er immer wieder den Markt -Besuchern und ihren Einkaufswagen ausweichen
musste, doch der Flüchtige nahm weniger Rücksicht, sprang gar über einen PKW
hinweg, und als sein Verfolger die Straße erreicht hatte, war er bereits im
Verkehrsgetümmel verschwunden. Fluchend kehrte Berger zum Wagen zurück. Raphael
würdigte ihn keines Blickes.
“Ich weiß, ich weiß, du hast ja
recht”, sagte er keuchend. “Diesmal hätte ich deine Hilfe wirklich gebrauchen
können.”
Raphael krächzte zweimal und Berger gab ihm ein Stück Trockenobst während er überlegte, was er als nächstes tun sollte.
Da es offenbar einen
unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Scheinangriffen der vermeintlichen
Krähen und dem Auftauchen des jungen Mannes gab, glaubte er nicht, dass es so
schnell zu weiteren Vorfällen dieser Art kommen würde, da der Verursacher nun
wusste, dass jemand ihm auf die Schliche gekommen und auf den Fersen war.
Zumindest würde er vorläufig
niemanden mehr mit seinen kleinen magischen Tricks erschrecken, und genau das
schien es zu sein, was hier passierte. Jemand übte sich offenbar in der Kunst
des Illusionszaubers, was Berger irgendwie bekannt vorkam, ohne dass er hätte
sagen können, warum.
“Ich habe das Gefühl,
irgendetwas zu übersehen”, murmelte er. “Irgendetwas wichtiges.” Er ließ den
Wagen an und warf einen kurzen Blick auf den Supermarkt. Hatte er hier nicht
vor längerer Zeit mal eingekauft? Aber nicht für sich selbst, sondern für…
Berger trat auf die Bremse.
Hinter ihm hupte jemand, aber er hörte es nur wie aus weiter Ferne. “Aber
natürlich! Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?” Raphael antwortete mit
einem undeutbaren Krächzen.
“Diese Scheinangriffe
passierten alle in der unmittelbaren Nähe der Weinrebengasse. Fast so, als ob
irgendjemand uns ganz gezielt auf eine bestimmte Spur bringen will…” Raphael
krächzte bestätigend und Berger verließ den Parkplatz und fuhr los.
***
Schon von weitem sah er, dass
er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Über dem Haus seines alten Freundes
und Meisters Konstantin hing etwas, das wie eine riesige, wabernde, schwarze
Wolke aussah.
Berger hätte nicht aussteigen
müssen, um zu wissen, dass diese “Wolke” nichts anderes war, als ein
gigantischer Krähen-Schwarm, auch wenn allein die Vorstellung ebenso irreal
war, wie der Schwarm selbst. Zumindest ging Berger davon aus, dass er das war, was
ihn allerdings nicht weniger bedrohlich wirken ließ.
Diesmal verließ er nicht ohne
seinen gefiederten Partner den Wagen, ermahnte ihn aber, vorerst dicht bei ihm
zu bleiben.
“Was zum Teufel geht hier vor”,
fragte er sich, während er langsam durch das alten Gartentor in Richtung des
verwilderten Gartens lief.
Als er das letzte Mal im Innern
des heruntergekommenen Hauses gewesen war, hatte man den alten Herrn gerade
beerdigt, und Berger hatte den halb verhungerten Raphael und ein paar der noch brauchbaren
magischen Utensilien aus dem Haus geholt. Danach war er nur noch einmal mit
einem Makler hier gewesen, welcher offenbar noch keinen Erfolg mit dem Verkauf
des Hauses gehabt hatte.
Berger lief um das Gebäude
herum und blieb abrupt stehen, als er die drei Männer sah, die sich im Garten
versammelt hatten und von denen er zwei bereits aus der Ferne erkannte: Den
jungen Kerl, den er gerade erst verfolgt hatte und einen Mann, den er gut
kannte, obwohl er ihm nie persönlich begegnet war:
Zacharias, der frühere Helfer
seines Freundes Konstantin, den dieser schon vor Jahren zum Teufel gejagt
hatte, weil er sich zu sehr für die Künste der dunklen Magie interessierte. Raphael
schien ihn auch erkannt zu haben, denn er krächzte dreimal.
“Bleib ruhig, mein Freund,
sagte Berger leise. Er wollte sich hinter dem alten Geräteschuppen verstecken,
um die Gestalten aus sicherer Entfernung zu beobachten, aber man hatte ihn
bereits entdeckt.
Der schmächtige, junge Kerl,
der offenbar die vereinzelt erschienenen “Krähen” erschaffen hatte, deutete
aufgeregt in seine Richtung, und Zacharias, der die Arme zum verdunkelten
Himmel emporgehoben hatte, ließ diese sinken und erblickte ihn ebenfalls,
wirkte dabei aber deutlich gelassener.
Berger wollte umgehend den
Rückzug antreten, als zwei Dinge beinahe gleichzeitig geschahen: Zacharias
reckte das Haupt nach oben und rief irgendetwas, worauf sich ein Pulk von etwa
zwanzig Krähen aus dem Schwarm löste und in seine Richtung flog, während
Raphael ein Krächzen ausstieß und sich ebenfalls in die Lüfte erhob.
“Raphael, zu mir!” schrie
Berger, aber der Rabe ignorierte den Befehl und flog mitten in den Pulk hinein.
Zacharias rief wieder etwas, und der Pulk erhob sich mitsamt dem darin
befindlichen Raben in die Lüfte und steuerte langsam wieder auf den Schwarm zu.
“Raphael!”, brüllte Berger,
doch der Rabe reagierte nicht oder er konnte nicht reagieren, wenn er ihn
überhaupt noch hören konnte.
Fluchend und wutentbrannt lief
Berger auf die kleine Gruppe von Männern zu und blieb direkt vor Zacharias
stehen, der ihn scheinbar amüsiert angrinste. Der junge Mann und ein großer,
rothaariger Kerl mit einer Augenklappe (bei dem es sich um den Begleiter bei
Federers Entführung handeln musste) traten ein paar Schritte vor, aber
Zacharias bedeutete ihnen mit einer Handbewegung zurückzubleiben.
“Sieh an, wen wir hier haben”,
sagte er mit einer überraschend tiefen Stimme, die so gar nicht zu seiner
schmalen, fast zerbrechlich wirkenden Statur passen wollte. “Sie müssen
Frederic sein, richtig? Konstantin hat viel von Ihnen erzählt.”
Berger winkte ab. “Sparen Sie
sich das! Was haben Sie mit meinem Raben gemacht?”
Zacharias schüttelte tadelnd
den Kopf. “Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Ihr Rabe ist, Frederic.
Hat der alte Herr Ihnen das Tier vermacht? Oder haben Sie es sich nicht
vielmehr einfach angeeignet?”
Statt auf die Frage einzugehen
deutete Berger auf den Schwarm. “Was passiert hier gerade? Was bezwecken Sie
mit diesem Illusionszauber?”
Zacharias wies mit dem Kopf
nach oben. “Sie halten das für eine Illusion? Nun, das mag für Sie sogar
zutreffen, aber für Raphael ist der Schwarm höchst real, glauben Sie mir.”
Berger trat vor und packte den
Kerl am Kragen. “Holen Sie ihn da raus!”
Der Einäugige trat wieder vor,
aber Zacharias schüttelte nur den Kopf. Im nächsten Moment wurde Berger wie von
einem Katapult zurückgeschleudert und landete unsanft auf dem matschigen Boden.
Leicht benommen aber noch immer
stinkwütend rappelte er sich wieder auf. “Was haben Sie überhaupt mit ihm vor,
verdammt?” fragte er.
Zacharias grinste vergnügt und
deutete zum Schwarm hinauf.
“Raphael ist ein magisch
hochbegabtes Wesen, das wissen Sie vermutlich, oder? Aber er könnte noch viel
mehr sein, noch sehr viel mehr, wenn man sein Potential richtig zu nutzen
weiß.”
Berger schüttelte den Kopf.
“Sie wollen ihn für Ihre dunkle Magie missbrauchen. Das werde ich nicht
zulassen. Niemals!”
Zacharias lachte. “Wenn Sie
wirklich glauben, es wäre Ihr Rabe, sind Sie ebenso dumm wie naiv. Aber ich
sage Ihnen etwas. Wenn es Ihnen gelingt, ihn zurückzuholen, dann überlasse ich
Ihnen den Paraspürer. So hat der alte Mann ihn doch genannt, richtig? Auch er
hat sein wahres Potential nicht erkannt.”
“Raphael! Ortung!”, rief Berger
so laut er konnte, obwohl er wusste, dass der Versuch vergebens war und er sich
nur lächerlich machen würde. Und tatsächlich riss der junge, schmächtige Kerl
den Kopf zurück und schüttete sich vor Lachen aus.
Zacharias drehte sich zu ihm
um. “Schweig!” Er deutete nach oben. “Wenn du es schaffst, ihn dort
herunterzuholen, dann kannst du über ihn lachen. Aber wir wissen beide, dass du
noch lange nicht so weit bist.”
“Was zum Teufel haben Sie
überhaupt vor?”, fragte Berger. Er war sich nun sicher, dass er es hier mit
einer weiteren Prüfung zu tun hatte, nur dass dieser Kerl seine - im Gegensatz
zu Federer - offenbar bestanden hatte. “Wofür brauchen Sie Leute, die Magie
wirken können?”
Zacharias schüttelte bedauernd
den Kopf. “Bei allem Respekt mein lieber Frederic, ich fürchte, dass Sie das
nichts angeht. Davon abgesehen würden Sie es vermutlich nicht verstehen, wenn
ich es Ihnen erzähle.”
“Sie kennen mich nicht gut
genug, um das beurteilen zu können.”
Zacharias nickte. “Also gut,
ich mache Ihnen einen Vorschlag. Schließen Sie sich mir an, dann werde ich Sie
in meine Pläne einweihen.”
Berger lachte. “Vergessen Sie
es. Ich will nur meinen Raben zurück. Und ich will, dass Sie und Ihre Leute von
hier verschwinden. Das hier ist ein Ort des Friedens, Sie entweihen ihn mit
Ihrer dunklen Magie.”
“Ich fürchte, Sie sind nicht in
der Lage, Forderungen zu stellen, Frederic. Und was dieser Ort einmal war,
spielt für mich keine Rolle. Es gefällt mir hier. Vielleicht ziehe ich sogar in
das Haus ein. Es steht schon viel zu lange leer.”
Berger nickte. “Tun Sie das.
Jetzt ist ja niemand mehr da, der Sie mit Schimpf und Schande davonjagen kann.”
Damit hatte er Zacharias
getroffen. Sein sonst totenblasses Gesicht lief rot an. “Ich muss Sie jetzt
bitten, das Grundstück zu verlassen”, sagte er mühsam beherrscht. “Und zwar
sofort! Sonst sehe ich mich leider gezwungen…”
In diesem Moment stieß der
Einäugige ein überraschtes Grunzen aus und deutete aufgeregt zum Himmel. Alle
Anwesenden schauten hinauf und Berger glaubte, seinen Augen nicht trauen zu
können. Der Schwarm war auffallend kleiner geworden und schrumpfte zusehends
immer weiter.
Es sah beinahe so aus, wie eine
Regenwolke, die sich langsam auflöste. Zacharias fluchte laut, dann hob er die
Hände und murmelte etwas. Berger nutzte den Moment, in dem er abgelenkt war,
sprang auf ihn zu und verpasste ihm einen Schlag, der den schmächtigen Kerl zu
Boden schickte.
Sofort gingen die beiden anderen Männer auf
ihn los, aber noch bevor sie Berger erreicht hatten, schoss etwas wie ein
schwarzer Blitz auf den Einäugigen zu. Dieser hielt sich die Hände vor sein
verbliebenes Auge und ging heulend in Deckung.
“Raphael!” rief Berger. “Zu
mir!” Diesmal gehorchte der Rabe, und während Zacharias sich gerade wieder
aufrappelte, nutzte Berger die Gelegenheit, seiner Aufforderung nachzukommen.
“Raphael: Rückzug!” Der Rabe
flog voraus und Berger rannte ihm in Richtung Straße nach. Als er den Wagen
erreicht hatte, drehte er sich kurz um, aber niemand war ihnen gefolgt. Dann
warf er einen besorgten Blick gen Himmel, doch der riesige Schwarm war und
blieb verschwunden. “Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast, mein Freund,
aber das war gute Arbeit!”
Der Rabe krächzte nur einmal,
Berger startete den Wagen, fuhr los und wandte sich dann mit einem
erleichterten Grinsen an seinen gefiederten Partner. “Eins musst du mir aber
noch verraten. Dieser Kerl mit der Augenklappe… kann es sein, dass ihr euch
schon mal begegnet seid?”
Raphael ignorierte die Frage.
“Naja, keine Antwort ist auch ne Antwort”, sagte Berger.
Ende der dritten Folge
© by Stefan Robijn
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