Gespenster-Krimi 176
Der Schattenwürger
von Mortimer Grave (Ullrich Wegerich)
Eigentlich sollte Sean Farquar an diesem Tag mit dem
jungen Lehrer Rick Shaw mit dem Boot zu einer Angeltour hinausfahren.
Doch das scheint er irgendwie vergessen zu haben und
hat stattdessen vorher sein Boot sogar gestrichen. Das Farquar zudem illegal den
besten Whiskey in der Ortschaft Wicklow in Irland brennt, sollte ihm nun auch
nicht mehr helfen.
Denn eine Art Schattenwesen war ihm vom Boot bis in seinen Schuppen gefolgt, das spürte er genau.
Nur wirklich erkennen konnte er
diese Kreatur nicht, die ihm dann im Schuppen mit übermächtiger Kraft langsam
das Leben aus dem Körper würgte.
Doch damit fangen die Ungereimtheiten in Wicklow
eigentlich erst an. Denn Rick Shaw fragt sich bald, wieso Farquar den
Angelausflug vergessen hatte. Und warum war die Farbe auf seinem Boot noch
frisch, wo der Todeszeitpunkt vom Arzt zu einem früheren Zeitpunkt festgestellt
wurde, weshalb die Farbe bereits hätte völlig getrocknet sein müssen, als Shaw
das Boot betrat.
Auch Inspektor Branagh und Sergeant Ferguson von der
Polizei in Limerick kommen so manche Details irgendwie nicht glaubhaft vor. Und
das man in Wicklow allgemein in der Bevölkerung von einem Fluch ausgeht, der
einst von der jungen Morgan Murphy ausgesprochen wurde, macht den Mordfall auch
nicht gerade einfacher.
Einfach ist indessen auch nicht die alte, im
Rollstuhl sitzende Mrs. Lynch, die hier seit kurzem im Sanatorium lebt, wo auch
Shaws Freundin Sheilah Joyce als Pflegerin arbeitet. Ihr Kollege Jack O'Donald
ist sogar der festen Überzeugung, das diese gebrechlich wirkende Alte in
Wahrheit eine bösartige und gemeine Hexe ist.
Damit liegt O'Donald sogar nicht einmal so verkehrt,
was ihm als Erkenntnis allerdings auch nicht mehr von Nutzen sein wird, als er
Mrs. Lynch an einem sonnigen Tag zwecks guter Luft mit dem Rollstuhl an die
Steilküste fährt.
Denn Mrs. Lynch, die eigentlich nie in Wicklow gewesen sein und auch nie einen Sohn gehabt haben soll, hat wirklich einen Sohn und selbst ihr Name wie auch ihre Papiere scheinen nicht wirklich mit ihrer Person überein zu stimmen.
Nur ist ihr Sohn eigentlich längst als Mörder in
England hingerichtet worden. Das aber auch Tote als mordende Schattenwesen
weiter existieren können, bekommt nun auch O'Donald am eigenen Leib zu spüren,
bevor er von dieser geisterhaften Kreatur die Klippen hinab in den Tod gestürzt
wird.
Mrs. Lynch indessen setzt Sheilah immer mehr unter
Druck und beginnt auch alle Beweismittel im Mordfall Farquar mit dunkler Magie
so zu verdrehen, das Rick Shaw als einzig möglicher Täter für die Morde in
Frage kommt.
Doch der kann fliehen. Und während Inspector Branagh
mit Hilfe des Priesters Ambrose der schwarzmagischen alten Hexe auf die
Schliche kommt, amüsiert dies Mrs. Lynch eher, die in Wahrheit die als
verstorben geltende Morgan Murphy ist.
Denn niemand wüde einem Inspektor glauben, das die
Morde auf das Konto einer Hexe in Gestalt einer gebrechlichen alten Frau gehen.
Und so ganz fertig ist sie und ihr geisterhafte Sohn mit Sheilah und den
Bewohnern von Wicklow ja auch noch nicht.
- Erschienen am 05. Juli 2025
- Ein Roman von Mortimer Grave (Ullrich Wegerich)
- Grusel-Klassiker/Neuauflage
-
Erstveröffentlichung: Grusel-Schocker, Band 44 vom 15.
August 2000
„Die Augen des Toten bewegten sich plötzlich. Sie schienen etwas zu suchen. Dann entdeckte er Rick. Ein boshaftes Grinsen trat auf das verzerrte, violette Gesicht. Farquar bewegte den Kopf, als renke er seinen Hals wieder ein. Dann richtete er sich halb vom Bett auf.“ (Gespenster-Krimi/Band 176, "Der Schattenwürger"/Seite 7)
Nun, wie mir als Information
von einem aufmerksamen Leser mitgeteilt wurde, gibt es die Ortschaft Wicklow an
der Ostküste von Irland, südlich von Dublin wirklich (irisch: Cill Mhantain).
Was schon mal für eine gute
Recherche des Autors Ullrich Wegerich spricht, der eigentlich eher im Genre
Western beheimatet ist und nur insgesamt fünf Gruselromane für die damalige
Bastei Reihe „GRUSEL-SCHOCKER“ unter dem Pseudonym Mortimer Grave verfasste.
Mit „DER SCHATTENWÜRGER“ sind
damit auch bereits vier der fünf Romane aus dem „GRUSEL-SCHOCKER“ als
Grusel-Klassiker im „GESPENSTER-KRIMI“ neu aufgelegt worden.
Was das Cover des GK-Band 176 angeht, so kann man da jetzt absolut nicht meckern, während das miserable Cover des „GRUSEL-SCHOCKER“ Band 44 aus dem Jahr 2000 schon enorme Schmerzen an den Augen hervorrufen konnte.
Kommen wir aber jetzt zur
Handlung. Das hinter den Morden und den ganzen Schlechtigkeiten samt einer
mörderischen Schattenkreatur die im Rollstuhl sitzende alte Mrs. Lynch steckt,
die nicht einmal wirklich Mrs. Lynch ist, bekommt man als Leser sogar recht
früh vom Autor enthüllt.
Auch das sie hierbei eine wahre
Hexe ist, die nichts außer ihrer Rache, aber auch den Fortbestand des Geistes
ihres mörderischen Sohnes in dieser Welt im Sinn hat, bekommt man als Leser bald
mit.
Dies allerdings schmälert die
Spannung in diesem Roman absolut nicht. Zumal, wie soll die Polizei gegen eine
schwarzmagische Hexe vorgehen, die man gesetzlich ohne wirkliche Beweise und
Fakten nicht einmal belangen kann und deren freigiebigen Geständnisse man vor
Gericht nur als Hirngespinste einer senilen alten Frau abtun würde.
Ein weiterer ganz großer
Pluspunkt ist der Humor im Roman, der innerhalb der Handlung zur Auflockerung
perfekt eingearbeitet wurde. Hier darf sich der Leser dann auch auf einige sehr
witzige Dialoge zwischen Inspektor Branagh und Sergeant Ferguson freuen, ohne
das diese eventuell drohen, in Albernheiten abzugleiten.
Der Roman „DER SCHATTENWÜRGER“
von Ullrich Wegerich liest sich daher in einem Rutsch äußerst spannend. Die Handlung
wirkt zu keiner Zeit altbacken, was mittlerweile ja nicht unbedingt selten
einige Romane der sogenannten Grusel-Klassiker in der GK-Reihe von sich
behaupten können.
Viel eher wirkt der hier nun
vorliegende Roman daher auf recht hohem Niveau sogar recht zeitlos, gruselig
und spannend zugleich.
© by Konrad Wolfram
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