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Dienstag, 8. Juli 2025

Der Schattenwürger

Gespenster-Krimi 176

Der Schattenwürger

von Mortimer Grave (Ullrich Wegerich)

Eigentlich sollte Sean Farquar an diesem Tag mit dem jungen Lehrer Rick Shaw mit dem Boot zu einer Angeltour hinausfahren.

Doch das scheint er irgendwie vergessen zu haben und hat stattdessen vorher sein Boot sogar gestrichen. Das Farquar zudem illegal den besten Whiskey in der Ortschaft Wicklow in Irland brennt, sollte ihm nun auch nicht mehr helfen.

Denn eine Art Schattenwesen war ihm vom Boot bis in seinen Schuppen gefolgt, das spürte er genau. 

Nur wirklich erkennen konnte er diese Kreatur nicht, die ihm dann im Schuppen mit übermächtiger Kraft langsam das Leben aus dem Körper würgte.

Doch damit fangen die Ungereimtheiten in Wicklow eigentlich erst an. Denn Rick Shaw fragt sich bald, wieso Farquar den Angelausflug vergessen hatte. Und warum war die Farbe auf seinem Boot noch frisch, wo der Todeszeitpunkt vom Arzt zu einem früheren Zeitpunkt festgestellt wurde, weshalb die Farbe bereits hätte völlig getrocknet sein müssen, als Shaw das Boot betrat.

Auch Inspektor Branagh und Sergeant Ferguson von der Polizei in Limerick kommen so manche Details irgendwie nicht glaubhaft vor. Und das man in Wicklow allgemein in der Bevölkerung von einem Fluch ausgeht, der einst von der jungen Morgan Murphy ausgesprochen wurde, macht den Mordfall auch nicht gerade einfacher.

Einfach ist indessen auch nicht die alte, im Rollstuhl sitzende Mrs. Lynch, die hier seit kurzem im Sanatorium lebt, wo auch Shaws Freundin Sheilah Joyce als Pflegerin arbeitet. Ihr Kollege Jack O'Donald ist sogar der festen Überzeugung, das diese gebrechlich wirkende Alte in Wahrheit eine bösartige und gemeine Hexe ist.

Damit liegt O'Donald sogar nicht einmal so verkehrt, was ihm als Erkenntnis allerdings auch nicht mehr von Nutzen sein wird, als er Mrs. Lynch an einem sonnigen Tag zwecks guter Luft mit dem Rollstuhl an die Steilküste fährt.

Denn Mrs. Lynch, die eigentlich nie in Wicklow gewesen sein und auch nie einen Sohn gehabt haben soll, hat wirklich einen Sohn und selbst ihr Name wie auch ihre Papiere scheinen nicht wirklich mit ihrer Person überein zu stimmen.

Nur ist ihr Sohn eigentlich längst als Mörder in England hingerichtet worden. Das aber auch Tote als mordende Schattenwesen weiter existieren können, bekommt nun auch O'Donald am eigenen Leib zu spüren, bevor er von dieser geisterhaften Kreatur die Klippen hinab in den Tod gestürzt wird.

Mrs. Lynch indessen setzt Sheilah immer mehr unter Druck und beginnt auch alle Beweismittel im Mordfall Farquar mit dunkler Magie so zu verdrehen, das Rick Shaw als einzig möglicher Täter für die Morde in Frage kommt.

Doch der kann fliehen. Und während Inspector Branagh mit Hilfe des Priesters Ambrose der schwarzmagischen alten Hexe auf die Schliche kommt, amüsiert dies Mrs. Lynch eher, die in Wahrheit die als verstorben geltende Morgan Murphy ist.

Denn niemand wüde einem Inspektor glauben, das die Morde auf das Konto einer Hexe in Gestalt einer gebrechlichen alten Frau gehen. Und so ganz fertig ist sie und ihr geisterhafte Sohn mit Sheilah und den Bewohnern von Wicklow ja auch noch nicht.

  • Erschienen am 05. Juli 2025
  • Ein Roman von Mortimer Grave (Ullrich Wegerich)
  • Grusel-Klassiker/Neuauflage
  • Erstveröffentlichung: Grusel-Schocker, Band 44 vom 15. August 2000
„Die Augen des Toten bewegten sich plötzlich. Sie schienen etwas zu suchen. Dann entdeckte er Rick. Ein boshaftes Grinsen trat auf das verzerrte, violette Gesicht. Farquar bewegte den Kopf, als renke er seinen Hals wieder ein. Dann richtete er sich halb vom Bett auf.“ (Gespenster-Krimi/Band 176, "Der Schattenwürger"/Seite 7)

Nun, wie mir als Information von einem aufmerksamen Leser mitgeteilt wurde, gibt es die Ortschaft Wicklow an der Ostküste von Irland, südlich von Dublin wirklich (irisch: Cill Mhantain).

Was schon mal für eine gute Recherche des Autors Ullrich Wegerich spricht, der eigentlich eher im Genre Western beheimatet ist und nur insgesamt fünf Gruselromane für die damalige Bastei Reihe „GRUSEL-SCHOCKER“ unter dem Pseudonym Mortimer Grave verfasste.

Mit „DER SCHATTENWÜRGER“ sind damit auch bereits vier der fünf Romane aus dem „GRUSEL-SCHOCKER“ als Grusel-Klassiker im „GESPENSTER-KRIMI“ neu aufgelegt worden.

Was das Cover des GK-Band 176 angeht, so kann man da jetzt absolut nicht meckern, während das miserable Cover des „GRUSEL-SCHOCKER“ Band 44 aus dem Jahr 2000 schon enorme Schmerzen an den Augen hervorrufen konnte.

Kommen wir aber jetzt zur Handlung. Das hinter den Morden und den ganzen Schlechtigkeiten samt einer mörderischen Schattenkreatur die im Rollstuhl sitzende alte Mrs. Lynch steckt, die nicht einmal wirklich Mrs. Lynch ist, bekommt man als Leser sogar recht früh vom Autor enthüllt.

Auch das sie hierbei eine wahre Hexe ist, die nichts außer ihrer Rache, aber auch den Fortbestand des Geistes ihres mörderischen Sohnes in dieser Welt im Sinn hat, bekommt man als Leser bald mit.

Dies allerdings schmälert die Spannung in diesem Roman absolut nicht. Zumal, wie soll die Polizei gegen eine schwarzmagische Hexe vorgehen, die man gesetzlich ohne wirkliche Beweise und Fakten nicht einmal belangen kann und deren freigiebigen Geständnisse man vor Gericht nur als Hirngespinste einer senilen alten Frau abtun würde.

Ein weiterer ganz großer Pluspunkt ist der Humor im Roman, der innerhalb der Handlung zur Auflockerung perfekt eingearbeitet wurde. Hier darf sich der Leser dann auch auf einige sehr witzige Dialoge zwischen Inspektor Branagh und Sergeant Ferguson freuen, ohne das diese eventuell drohen, in Albernheiten abzugleiten.

Der Roman „DER SCHATTENWÜRGER“ von Ullrich Wegerich liest sich daher in einem Rutsch äußerst spannend. Die Handlung wirkt zu keiner Zeit altbacken, was mittlerweile ja nicht unbedingt selten einige Romane der sogenannten Grusel-Klassiker in der GK-Reihe von sich behaupten können.

Viel eher wirkt der hier nun vorliegende Roman daher auf recht hohem Niveau sogar recht zeitlos, gruselig und spannend zugleich.

 © by Konrad Wolfram 

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